Slayer - Warrior Lover 13. Inka Loreen Minden

Читать онлайн.
Название Slayer - Warrior Lover 13
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Серия Warrior Lover
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783963700545



Скачать книгу

das Publikum einen unglaublichen Lärm veranstaltete, vernahm Slayer dank seiner übermenschlichen Sinne Marys Herzschläge. Sie verlangsamten sich bereits, sie drohte zu ersticken, weil sie nicht mehr richtig einatmen konnte.

      »Ein letzter Kuss für die Bestie!«, brüllte er mit einer Stimme, die selbst in seinen Ohren schaurig klang, und presste die Lippen auf Marys leicht geöffneten Mund. Doch anstatt sie zu küssen, blies er ihr seinen Atem in die Lunge, damit sie nicht nach Luft schnappte, sobald die Starre nachließ. Dann murmelte er an ihren Lippen: »Stell dich tot. Ich hole uns hier raus.«

      Er nahm die Kralle aus ihrem Nacken, löste den Druck auf den Nerv. Nun würde es nicht mehr lange dauern und ihre Lähmung verschwinden. Das Publikum und vor allem der König durften nicht bemerken, dass sie lebte!

      Slayer wusste selbst nicht, warum er sich diesem Risiko aussetzte und Mary keinen gnädigen Tod gewährte. Normalerweise brach er diesen armen Seelen den Nacken oder schlitzte ihnen die Halsschlagader auf, um ihnen ein schnelles Ende zu bescheren. Doch er schaffte es nicht, Mary umzubringen. Wahrscheinlich, weil er schon zu viele unschuldige Leben auf dem Gewissen hatte. Diese tapfere, hübsche Frau hatte aber auch etwas in ihm berührt, als sie vor ihm auf die Knie gesunken war und mit ihm gesprochen hatte. Sie hatte gefragt, ob noch ein Mensch in ihm steckte, hatte gehofft und gebangt, dass dem so war. Doch er hatte sie enttäuschen müssen, weil er seine Flucht plante.

      Jetzt wollte er ihr nur noch beweisen, dass er einer von den Guten war und sie keine Angst vor ihm zu haben brauchte – auch wenn eine Bestie in ihm wütete und mit seinem letzten Rest Menschlichkeit einen Kampf führte. Nicht mehr lange, und das Monster in ihm würde gewinnen. Es flüsterte ihm ohnehin ständig zu: Sie ist mein. Mary gehört mir!

      Slayer wollte sie nach draußen bringen, sie an einem sicheren Ort absetzen und dann untertauchen, irgendwo weit entfernt von anderen Menschen leben, damit er nie wieder jemandem schaden konnte und … damit Mary sicher vor seinem Biest war. Es wollte sie markieren, die Fänge in ihren Nacken schlagen und von ihrem Blut kosten.

      Es riecht wie süßer Wein, flüsterte ihm sein Biest zu.

      Vehement drängte Slayer es zurück.

      Während das Volk applaudierte, rief der König zu ihm herunter: »Das nächste Mal möchte ich mehr zu sehen bekommen!« Dann fuhr er in seiner gläsernen Sänfte zu Xadist und Death, um sich deren Opfer genau zu betrachten. Die Kameras folgten ihm.

      »Nicht bewegen«, knurrte er Mary leise zu, weil er bemerkte, wie ihre Augen zuckten. Dann stand er schnell auf und stellte sich vor sie, wobei er sich die Hose zuknöpfte.

      Er hörte, wie sie nach Luft schnappte – und Slayer hielt den Atem an. Wenn jemand bemerkte, dass sie noch lebte, war er verloren. Zum Glück ertönte wenige Sekunden später die Schlussmelodie der Show und der künstliche Nebel stieg leise zischend aus den Schlitzen am Boden.

      Slayer blieb einfach stehen und wartete. Er durfte auf keinen Fall zu früh handeln, nicht, solange man ihn und Mary noch erkennen konnte. Viel zu langsam füllten sich die Gänge mit dem dichten, künstlichen Nebel, und Slayer bohrte sich vor Nervosität die Krallen in die Handflächen.

      Bald … bald …

      Als der Nebel das letzte Mal die Gänge verhüllt hatte, waren ihm wenige Minuten geblieben, um seine Umgebung zu erforschen. Er war auf eine Luke genau in der Mitte des Labyrinths gestoßen, wo alle drei Wege zusammenliefen. Bloß hatte es so weit noch nie ein Gefangener geschafft. Durch diese Klappe wurden – seiner feinen Nase nach zu urteilen – die Leichen beseitigt. Sie war groß genug, damit er hindurchpasste. Über die Gänge, die unter der Arena lagen, wollte er entkommen. Er wusste, dass er nur einen Versuch besaß, von hier zu fliehen, und heute musste dieser Tag sein – oder es wäre sein letzter auf Erden.

      Als ihn der dichte Nebel schließlich komplett verbarg, ging er in die Hocke, um Mary auf die Arme zu heben. Sie schien kaum mehr als eine Feder zu wiegen.

      »Nein«, flüsterte sie panisch und versuchte, sich zu wehren, doch sie war zu schwach, hatte noch nicht ihre volle Mobilität zurückerhalten.

      »Scht, halte still, ich werde dir nichts tun.« Behutsam drückte er sie an seine nackte Brust, froh, dass sie ihn wegen des Nebels kaum erkennen konnte, und rannte dann auf die Mitte des Labyrinths zu. Obwohl er nichts sah, stieß er kein einziges Mal gegen eine Mauer. Er hätte auch mit geschlossenen Augen laufen können. Seine Sinne warnten ihn, wenn er einer Glaswand zu nahe kam, fast wie bei einer Fledermaus.

      Noch wenige Schritte, dann erreichte er die Luke …

      Dumpf drangen die Geräusche des Publikums an seine Ohren, Stimmengewirr, Schritte. Die Leute verließen die Halle. Außerdem dröhnte immer noch Musik aus den Lautsprechern, und seine Brüder waren beschäftigt. Er hörte ihr Schmatzen. Gut! Als Slayer die Metallluke unter seinen nackten Füßen spürte, ging er in die Hocke, setzte Mary auf seinen Knien ab und krallte die Finger unter den Rand der Tür. Mit einem kräftigen Ruck brach er das Schloss auf und konnte die Luke öffnen.

      Unter ihm befand sich eine kahle Betontreppe, die in einen der zahlreichen Gänge mündete, die sich unter der Arena verteilten. Slayer zögerte keine Sekunde, drückte Mary wieder an sich und stieg die Stufen hinunter. Ein langer, grell beleuchteter Flur lag vor ihm, von dem diverse Türen abzweigten. Hinter einigen vernahm er Stimmen, während er daran vorbeilief. Das Aufräumkommando und die Putzkolonne warteten auf ihren Einsatz! Es gab auch ein Krematorium, das gerade eingeheizt wurde. Slayer roch Gas und hörte das leise Züngeln der Flammen. Mit dem alten König war er einmal hier unten gewesen, doch er wusste nicht mehr, warum.

      Sein Magen verkrampfte sich. Hier hätten sie auch Mary verbrannt.

      Slayer starrte sie an, ohne seine Geschwindigkeit zu reduzieren. Sie schaute mit großen Augen zu ihm auf, und er schaffte es nicht, den Blick von ihr zu nehmen. Die Farbe ihrer Iris war so grün wie der Dschungel, in dem er einst trainiert hatte, und ihre vollen Lippen glänzten rosig. Um ihre süße kleine Nase verteilten sich vereinzelt Sommersprossen auf ihrer hellen Haut, und die rotesten Haare, die er je gesehen hatte, umrahmten ihr herzförmiges Gesicht. Slayer hatte nie eine schönere Frau erblickt.

      Er, hingegen, war ein Monster, zudem ungepflegt und mit Narben übersät. Sein Anblick musste sie zu Tode erschrecken.

      »Scht, ich bringe dich hier raus«, sagte er leise, froh, dass seine Stimme nicht mehr ganz so dunkel klang.

      Obwohl er gerade unter Stress stand und Adrenalin durch seinen Körper peitschte, versuchte er, sich zu beruhigen. Er musste seine Verwandlung rückgängig machen, was ihm jedoch nur gelang, wenn er völlig entspannt war.

      »Deine Pupillen«, wisperte sie und legte eine Hand an seine Wange, wobei ihre Augen groß wurden. »Sie sehen normal aus.«

      Immerhin etwas, dachte er. Denn seine Fänge und Krallen waren immer noch ausgefahren. Sein Biest wollte nicht verschwinden. Es wollte Mary von hier fortbringen, damit es sich in Ruhe um sie kümmern konnte.

      Nein, du bekommst sie nicht!, rief er seinem Untier in Gedanken zu. Du wirst dich nie wieder erheben und jemandem schaden.

      Slayer hatte erst befürchtet, Mary würde nicht in das Labyrinth laufen. Dann hätte er auf die nächste Gelegenheit zur Flucht warten müssen und dann wäre es vielleicht zu spät für ihn gewesen. Falls es das nicht schon war. Wenige Meter vor ihm versperrte ein Wärter den Gang und richtete mit zitternder Hand eine Pistole auf ihn. Es war einer der Männer, die ihn sonst immer betäubten und in sein Verlies zurückzerrten.

      »Ich habe ein flüchtiges Biest in Ebene fünf!«, rief er aufgeregt in sein Funkgerät. »Es ist Slayer, und er hat die Gefangene dabei!«

      Instinktiv drehte Slayer ihm den Rücken zu, kurz bevor der Kerl abdrückte. Zum Glück war der Mann zu nervös oder ein schlechter Schütze, denn die Kugel schlug in sein Schulterblatt.

      Slayer brüllte vor Wut und Schmerz auf, wirbelte herum und fegte den Wachmann mit einer kraftvollen Handbewegung gegen die Wand, sodass dieser benommen zu Boden sackte. Eine Sirene ertönte und rotes Licht blitzte in den Gängen auf – die anderen waren gewarnt.

      Mary