Название | GRIMWEAVE – Das Monster der grünen Hölle |
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Автор произведения | Tim Curran |
Жанр | Ужасы и Мистика |
Серия | |
Издательство | Ужасы и Мистика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958353848 |
»Hundemarken.«
Angeekelt nahm Spiers sie ab, eine schwarze Schicht war darauf. Er kratzte mit dem Daumennagel über die erhabenen Buchstaben und Nummern.
»John … John Cohen. US Army … oh, verdammte Scheiße, Gunny. Das soll wohl ein Witz sein … das ist ein amerikanischer Soldat.«
Carmody zuckte nur mit den Schultern. »War er mal.«
Spiers stand einfach da und die heiße Luft umhüllte ihn wie Elektroplasma. Schweißperlen liefen an seinem Gesicht herunter und tropften von seinem Kinn. Er öffnete den Mund, um zu protestieren … und schloss ihn dann wieder. Okay, okay, wenn der Typ ein Soldat gewesen war, was zum Teufel ist hier mit ihm passiert? Er sah aus wie etwas, das aus einem Spinnennetz gefallen war. Spiers gefiel das gar nicht. Er hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt, das stetig größer geworden war und ihm nun wie Blei im Magen lag. Er schaute sich das verlassene Dorf an und fragte sich, warum es verlassen wurde oder vielleicht auch von wem? Die mumifizierte Leiche war wie eine Vogelscheuche zurückgelassen worden, wie zur Warnung. Er seufzte und wusste nicht, was er davon halten sollte. Er steckte die Hundemarken in seine Hemdtasche. Der Stützpunkt würde sie haben wollen. Ein weiterer MIA erfasst, John Cohen. Er fragte sich, wie Cohens Leben vor dem Krieg gewesen sein mochte. Wer oder was war er gewesen? Was waren seine Zukunftspläne und was hatte er so weit draußen verdammt noch mal zu suchen? Er stellte ihn sich als blonden zehnjährigen, sommersprossigen, Baseball spielenden Jungen vor. Der hätte sich bestimmt nicht träumen lassen, sein Leben in zehn oder fünfzehn Jahren als eine extrem hässliche Vogelscheuche mit einem Pfahl durch den Arsch in irgendeinem fremden Dorf in Südostasien zu beenden.
»Da stimmt was nicht«, sagte Spiers.
»Nichts an diesem Krieg stimmt, Junge.«
Doch Carmody verstand ihn nicht wirklich. Es war etwas, das Flügel hatte und direkt über seinen Kopf hinwegflog, jedenfalls hatte er diesen Eindruck. Spiers war in vielen Punkten äußerst beunruhigt wegen der Mumie. War Cohen schon tot gewesen, als er von den Viets gepfählt worden war? Oder KIA und irgendwer hatte sich einen schlechten Scherz erlaubt und ihn aufgespießt? Oder hatte er noch gelebt und um sein Leben geschrien? Und was war der Grund? Eine Warnung? Ein Schlag ins Gesicht? Oder etwas viel Schlimmeres, das über seinen Verstand ging?
»Er ist schon ziemlich lange tot, Junge. Hier gibt es nichts, was du für ihn tun könntest«, sagte Carmody.
Spiers nickte und wendete sich von der Mumie ab. »Lass uns von hier verschwinden, Gunny.«
Kapitel 5
Zurück in die schwüle Hölle des Dschungels. Es war eine Hölle aus schrillem Rauschen – kreischende Affen, gellende Vögel, quakende Frösche, singende Insekten und tausende anderer geschäftiger, lebendiger Geräusche. Es war die Musik des Regenwaldes. Ein brodelnder, vielfarbiger, überfüllter Zoo aus Lebensformen, die täglich um ihr Überleben kämpften. Die Monsunzeit war gerade zu Ende gegangen und der Boden war eine Ansammlung aus Pfützen, Bächen und wadentiefem Schlamm. Jedes Mal, wenn Spiers einen Schritt tat, flog eine Wolke kleiner Mücken auf. Dies hier war nichts Besseres als ein Misthaufen. Es war nass und schwammig und voller Blutegel. Er wusste aus Erfahrung, wenn er zu lange im Schlamm verweilte, hatten die Socken und Schuhe die Tendenz sich vollzusaugen und auseinanderzufallen. In Phu Loc waren sie Tag für Tag durch so eine Scheiße gelaufen auf der Suche nach einem NVA-Kamp. Alles, was die Strapazen ihnen eingebracht hatten, waren Männer mit Schlangenbissen, entzündeten Füßen und völliger Erschöpfung. Die Sanis mussten die Schuhe aufschneiden und die Füße waren weiß, schrumpelig und schmerzten unerträglich. Aber das war eben »Nam«, wie er es kannte. Auf der einen Seite die VC und NVA, auf der anderen die Elemente. Die Gluthitze der trockenen Savanne und der saugende Matsch des Monsuns. Alle stehenden Gewässer boten einen perfekten Nährboden für die riesigen Schwärme aus Mücken und Insekten, die einen in der Nacht wie eine summende Wolke überfielen und sich am Blut schadlos hielten. Man musste durch die Zähne Luftholen, um sie nicht einzuatmen, und trotzdem krochen sie einem in Augen, Ohren und Mund und man musste sie ausspucken. Ein Kundschafter hatte ihm mal erzählt, dass es in einsamen Regionen der Highlands so dichte Mückenschwärme gäbe, dass diese den Himmel schwärzten. Wenn das passierte, würden die Dörfler sich verkriechen. Er erzählte, er hätte am nächsten Tag die Überreste einer reglos daliegenden blutleeren Ziege gefunden, welche an einem Baum festgebunden gewesen war.
Wahr oder nicht wahr, konnte er nicht beurteilen, aber er hatte schon dutzende Männer an Malaria sterben sehen. Es war eine grausame Krankheit mit Fieber, Kälteschauern, Übelkeit und Erbrechen, und sie konnte tödlich enden, wenn sie nicht behandelt wurde. Diese hatte in Indochina schon seuchenartige Ausmaße angenommen und tausende starben jedes Jahr daran.
Carmody machte auf einem Bergrücken in einem Dickicht aus herabhängenden Zweigen windgeschützter Bäume halt. Während er ständig seinen Kompass überprüfte, machte er sich Notizen auf der Karte. Das bewies Spiers, dass sie mitten in Kambodscha waren – er schrieb regelmäßig etwas auf. Spiers hatte es schon die ganze Zeit vermutet, aber es gab keinen richtigen Anhaltspunkt dafür. Die Grenze zwischen Vietnam und Kambodscha war eher vage. Sie wechselte je nach Jahreszeit. Grenzen waren eher was für westliche Geografen, besonders wenn man über Hügel und Dschungelsenken wie diese sprach. Was machte es schon für einen Unterschied?
Spiers kniete sich neben Carmody. »Also, wie lange sind wir schon in Kambodscha, Gunny?«
»Eine knappe Stunde«, erwiderte er und starrte in den Wald. »Mehr oder weniger.«
Eigentlich war es illegal, aber es war ja nicht so, dass es nicht schon öfter passiert wäre bei kleinen Spähtrupps und LRRP-Teams. Jeder wusste das, genauso wie sie wussten, dass die Nordvietnamesen Kambodscha als Ausgangspunkt nutzten. Sie hatten viele große Militärcamps mit Mannschaften und Vorräten und Munition, um von dort aus Grenzüberfälle nach Vietnam durchzuführen. Trafen sie dabei auf amerikanische Einheiten, zogen sie sich wieder dorthin zurück, um ihre Wunden zu lecken. Der USA war es nicht gestattet, den Krieg in Richtung Kambodscha auszuweiten. Die kambodschanische Regierung berief sich auf ihren Status als unabhängiger Staat und ihrer Neutralität zwischen Hanoi und Washington. In Wahrheit aber schauten sie nur weg, um keinen Ärger zu bekommen. Die Nordvietnamesen versicherten immer wieder, dass sie keine Basislager in Kambodscha unterhielten, doch das war eine freche Lüge. Früher oder später würde Washington die Freigabe erteilen und die NVA-Stützpunkte würden gesprengt werden. Aber bis dahin war es alles nur verlogene Politik. Das war das ganze Problem mit dem verdammten Krieg. Zu viele Regeln für die USA und keine für die Nordviets.
»Weißt du was?«, meinte Carmody in einer Pause. »Ich fange an zu glauben, für einen sterbenden Mann hat dieses Schlitzauge eine verdammt höllische Flucht hingelegt.«
»Vielleicht stirbt er gar nicht.«
»Sollte er aber. Er hat zu viel Blut verloren.«
Carmody schüttelte den Kopf. »Das ist ein verdammt zäher Hurensohn.«
»Dieser zähe Hurensohn könnte uns einen verpissten Nahkampf mit einer NVA-Einheit einbringen.«
»Möglich.«
»Dann sollten wir besser abhauen, bevor die Situation zu heiß wird.«
»Sie ist schon heiß. Deswegen müssen wir diesen Victor Charlie fangen. Wenn er so eine Flucht hinlegt, habe ich das untrügliche Gefühl, dass er etwas bei sich hat, das nicht in unsere Hände fallen soll.«
Doch das könnte auch eine Falle sein. In neun von zehn Fällen hatten VC und NVA ihren Offizieren irgendeine Scheiße von Dokumenten mitgegeben, nur um amerikanische Zeit zu verschwenden. Sie waren in jedem Fall sehr einfallsreich. Das war das Einzige, was sie gegenüber der modernen Technologie und der am besten ausgebildeten Armee der westlichen Welt einsetzen konnten. Sollte Carmody den Typ wirklich weiterverfolgen wollen, weil er vielleicht etwas bei sich trug, dann war das eine verdammte Zeitverschwendung.
»Ich gebe ihm noch eine Meile, mehr aber auch nicht.«
Spiers