Название | GRIMWEAVE – Das Monster der grünen Hölle |
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Автор произведения | Tim Curran |
Жанр | Ужасы и Мистика |
Серия | |
Издательство | Ужасы и Мистика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958353848 |
Spiers starrte ebenfalls nach oben. »Was ist los, Gunny?«, flüsterte er.
Carmody schüttelte den Kopf. »Nichts als meine Fantasie.«
»Bist du sicher?«
»Lass uns gehen«, sagte er. »Unser Tag ist jetzt noch nicht rum.«
»Das dachte ich mir schon.«
Carmody glitt durch das Bambusgestrüpp und hatte ein wachsames Auge nach Schlangen auf den Dschungelboden. Die Vegetation war wie eine Mauer. Anhand der umgeknickten Zweige und verstreuten Blätter konnte er gut erkennen, wo der VC-Offizier sich seinen Weg durchgekämpft hatte. Noch besser, er konnte ihn durch den stechenden frischen Geruch von Pflanzensaft riechen. Carmody konnte es nicht erklären, doch ein beklemmendes Gefühl hatte sich seiner bemächtigt, welches er noch nie zuvor gehabt hatte. Es war, als ob sich der Dschungel zusammenziehen und gegen ihn wehren würde. Beides war verrückt. Dschungel war einfach nur Dschungel. Und doch konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass es nicht mehr so war wie vorher. Irgendetwas hatte sich verändert. Verschoben war das Wort, das ihm durch den Kopf schoss. Als ob er in eine andere Welt getreten wäre.
»Gunny«, sagte Spiers. »Schau.«
Hoch oben in den Bäumen war noch mehr von diesen Strängen, doch nicht nur Stränge, sondern richtige Netze, die aussahen wie Engelshaar, das sich in den grünen Blättern verfangen hatte. Die Netze sahen zerrissen und zerfleddert aus und schienen da oben zu schweben. Sie bewegten sich im Windhauch, als wären sie leichter als Luft.
»Seltsames Zeugs«, war alles, was Carmody dazu einfiel.
»Was zum Teufel kann das sein?«, fragte Spiers. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Es wirkte unnatürlich. Aber er war ja nicht hier, um die Natur zu studieren. Er hatte einen Job zu erledigen, musste sich hundertprozentig darauf konzentrieren und konnte sich nicht von irgendetwas ablenken lassen. Er verfolgte einen verwundeten, sterbenden Mann, und es gab kein gefährlicheres Tier auf der Welt. Spiers sah ein paar weitere Blutstropfen. Aufregung durchfuhr ihn. Er kam seinem Ziel immer näher.
»Ich krieg dich, Charlie Schlitzauge. Ich komme und hole dich, du verdammter Kindermörder. Da kannst du dich drauf verlassen.«
Sie kamen über eine mit Büschen bewachsene Böschung. Weiter unten, an einem steilen Hügel, wurde die Vegetation durch Schlingpflanzen und verworrener Ranken noch undurchdringlicher. Sie nahmen sich Zeit und platzierten ihre Springerstiefel vorsichtig auf dem Boden, hielten Ausschau nach Stolperdraht oder Sprengfallen. Sie fanden immer mehr Blut auf dem Boden des sanft auslaufenden Hügels, der in ein sumpfiges mit brauner Bracke gefülltes Loch mit lilafarbenen Farnen überging. Schwarze Fliegen stachen sie in den Hals und die Unterarme. Schlangen glitten durch den Schlamm davon und kleine, beinahe unsichtbare Tiere krabbelten durch das Schilfrohr. Große stahlblaue Schmetterlinge tanzten im Dunst. Der späte Nachmittag war schwül und erstickend. Er lag auf ihrer Haut wie ein Tuch aus öligen Händen, welche sich um ihre Kehlen schlossen und ihnen beißenden Schweiß in die Augen trieb.
»Da oben«, sagte Carmody bei einer kurzen Pause.
»Ein Dorf, glaub ich«, meinte Spiers, als er durch seinen Sucher schaute. Er konnte keine Lebenszeichen erkennen. Es sah völlig verlassen aus. Trotzdem sah er keinen Grund, unachtsam zu werden. Wenn der Offizier in der Lage war, mit VC- oder NVA-Truppen Kontakt aufzunehmen, dann würden sie geradewegs in eine Falle laufen.
»Ich sage, wir umgehen es.«
Carmody schüttelte den Kopf. »Negativ. Die Blutspur führt dorthin. Meine Vermutung ist, unser Charlie Schlitzauge versteckt sich dort irgendwo in einer der Hütten und verblutet. Ich fang ihn mir, pisse auf seine Leiche, beleidige seine Mutter, und wir beenden den Tag, Cherry.«
»Das gefällt mir nicht.«
»Je eher wir unseren Chuck hier eintüten, desto eher können wir zur Landezone zurück und rauchen ne Runde und du bist früher beim FSB und deiner kommunistischen Propaganda, deiner Hure und Hippie-Musik. Außerdem bekomme ich Hunger. Ich könnte einen Chop verdrücken.«
»Okay, dann lass uns gehen.«
»Es gefällt mir, wie du denkst, Junge.«
Kapitel 4
Sie kamen aus der Senke heraus und schlichen durch hüfthohes Elefantengras, bis sie eine Lichtung erreichten. Das kleine Dorf saß in einer Wolke aus flimmernder Hitze. Es war nur eine spärliche Ansammlung von strohgedeckten Bambushütten. Sie waren in einem erbärmlichen Zustand. Dächer waren eingestürzt und Wände umgekippt. Einige waren komplett umgefallen und alle waren sie verlassen. Verlassen schon vor langer Zeit.
Spiers meinte: »Wir sollten uns besser fern halten. Ich hab ein echt komisches Gefühl.«
Es war der perfekte Ort für Charlie, um einen Überfall aus Kugeln und Granaten zu planen. Vielleicht noch ein paar Minenfelder, um das Ganze zu verschärfen. Es war eine Sache, mit einer ganzen Kompanie dort reinzugehen, aber nur zu zweit? Selbstmord. Er konnte sich sehr gut ausmalen, wie Carmody bei einer ersten Attacke in die Luft geblasen und er gefangen genommen werden würde. Er glaubte nicht, dass ihm das Dschungelgefängnis gut bekommen würde. Hunger und Infektionen waren nicht so sein Ding. Carmody holte die Karte und den Kompass hervor und trug die Position des Dorfes für zukünftige Missionen ein. Schließlich steckte er beides wieder in die Tasche seiner reichlich abgenutzten Armeehose. Er stellte seinen Rucksack ins Gras und die Winchester daneben und entsicherte seine M-16.
»Ich geh jetzt da rein, Cherry, und schau mich um. Du wartest hier, bis ich rufe. Sollte der Bastard sich da drin verstecken, werde ich ihn kaltmachen und wir sind weg. Sollte ich nicht zurückkommen …«
»Schicke ich die Marines.«
Carmody lächelte dünn und trat aus der Deckung hervor. Er bewegte sich im Zickzack-Kurs durchs Gras bis zur ersten Hütte. Dort duckte er sich unter die Tür, kam wieder raus und nahm sich so Hütte für Hütte vor. Zuletzt verschwand er hinter einem langen, niedrigen Schuppen am äußersten Ende und Spiers wartete und wartete.
Verdammt, Carmody, dachte er, der Hurensohn hat schon dreißig Jahre Armee auf dem Buckel und geht auf die fünfzig zu. Wenn du ihn hier draußen siehst, könnte man meinen, er sei zwanzig. Ach was! Zur Hölle, er benimmt sich wie zwölf. Er ist wirklich gut. Es gibt keinen Besseren.
Ob er diese Dinge dachte, weil sie wahr waren, oder weil er sich selbst davon überzeugen musste, dass Carmody zu gut war, um von so einem Schlitzauge hochgenommen zu werden? Wahrscheinlich beides.
Carmody kam gemütlich schlendernd wieder zurück.
»Alles klar«, meinte er, schulterte seinen Rucksack und die Waffe und wischte sich den Schweiß aus den Augen. »Ich habe etwas Blut gefunden, also ist er hier vorbeigekommen. Ich habe aber noch etwas anderes gefunden.«
Carmody führte Spiers zur hintersten Hütte am äußersten Ende, direkt am Dschungelrand. Spiers sah eine Mauer aus Ranken und Schlingpflanzen, die von den Bäumen hingen. Carmody teilte den Vorhang und jetzt konnte Spiers erkennen, was er meinte. Aber was war das? Er war sich nicht sicher. Irgendein zusammengeschrumpftes graues Ding mit schuppiger Haut wie ein Baumstamm und einem Gesicht, das eher wie ein Totenkopf aussah als aus Fleisch und Blut. Wie schmutziges Pappmasche, das dünn über Knochen gezogen worden war. Die Hände der Mumie waren hinter dem Rücken zusammengebunden, der Körper zwischen den Beinen aufgepfählt. Die Leiche musste recht alt sein, denn die Haut war ganz ledrig. Er dachte, es wäre vielleicht irgendeine alte Frau, ein Bündel Knochen, wie ein altes Hexenweib in einem Märchen.
»Warum, in Gottes Namen, macht man so was mit einer alten Vietnamesin?«, fragte er und wischte eine Spinne von seinem Knie.
»Sieht aus, als hätten sie sie ausgegraben und auf den Pfahl gespießt. Verrückte Bastarde.« Carmody schüttelte den Kopf und starrte auf die Totenmaske mit den schwarzen Augenhöhlen und den gelb verfärbten Zähnen, die wie Zaunpfähle in schwarzer Erde aussahen.
»Das