Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Название Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman
Автор произведения Friederike von Buchner
Жанр Языкознание
Серия Toni der Hüttenwirt Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740939748



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irgendwo an einem schönen Platz sitzt, an einem Bach, auf einer Lichtung im Wald, vielleicht auch irgendwo beim See. Er hält den Hasen in den Armen und gibt ihm all die Liebe, die er sonst niemandem geben konnte. Er füttert den Hasen. Dieser hoppelt ihm nach, wo immer er hingeht und schenkt ihm seine Zuneigung, weil er ihn aus dem engen Käfig befreit hat. Dennis fühlt sich glücklich. Glaube mir, Toni! Ich fühle es.«

      Anna hauchte Toni einen Kuß auf die Wange.

      »So und jetzt gehen wir beide ein Stück. Laß uns zum ›Erkerchen‹ laufen und die Aussicht genießen, Toni!«

      »Wie du willst! I bin mir zwar etwas unsicher, aber magst recht haben. I bin als Bub auch oft ein paar Tage mit Freunden unterwegs gewesen. Da haben wir Wilderer gespielt. Schön is des gewesen. Der Leonhard und der Martin und i haben des oft gemacht. Wir waren vielleicht eine Bande! Beim ersten Mal hat uns der Förster gefunden. Der Vater hat mir den Hosenboden stramm gezogen, aber nur beim ersten Mal. Später dann hat sich Mutter eingeschaltet. Sie meinte, daß das sein müßte, das gehöre dazu, zum groß werden. I mußte ihr nur versprechen, daß i net auf gefährliche Felsen rumklettern tu.«

      »Na siehst du, Toni! Komm, laß uns jetzt gehen.«

      Sie verabschiedeten sich von Renate und machten sich auf den Weg. Renate sah ihnen wehmütig nach, wie sie Hand in Hand davongingen. Sie erinnerte sich an die abendlichen und nächtlichen Spaziergänge mit Karsten im Park, als sie frisch verliebt waren. Renate seufzte. Sie ging in die Berghütte, in die Kammer und legte sich auf das Bett. Sie war müde und erschöpft, gleichzeitig aber erfüllt von einer tiefen inneren Ruhe. Sie schloß die Augen und schlief gleich ein.

      Als sie Stunden später aufwachte, war es draußen dunkel. In ihrer Kammer brannte Licht. Karsten saß auf einem Stuhl.

      »Hast du ihn gefunden?« Mit einem Ruck saß Renate auf der Bettkante.

      Karsten setzte sich neben sie. Er saß so dicht neben ihr, daß sie sich berührten.

      »Wir waren in der Hütte. Herr Irminger hat mich hingeführt. Unterwegs sind uns ein paar Buben begegnet. Die rannten davon, als sie uns sahen. Irminger kennt sie und will bei ihnen vorbeigehen. Er vermutet, daß sie etwas wissen. Dann waren wir in der alten Holzfällerhütte. Da war in letzter Zeit jemand dort. Es gab Abfall. Es lag Schokoladenpapier herum und eine leere Verpackung von Keksen, auch leere Flaschen und Dosen. Sie waren nicht staubig. Deshalb vermutet Irminger, daß sie noch nicht lange da sein konnten. In den Flaschen und Dosen waren noch Reste von Flüssigkeiten, die heraustropften.«

      »Meinst du, daß es Dennis war?«

      »Das kann ich nicht sagen, Renate.« Er rieb sich die Stirn. »Der Polizist hat mich gefragt, ob mein Sohn solche Kekse gern essen würde und so weiter. Renate, da wurde mir bewußt, wie wenig ich von Dennis weiß. Weißt du, was er gerne nascht?«

      »Früher als er noch nicht im Internat war, da naschte er am liebsten die Eier mit dem Spielzeug drin.«

      »Ja, solches Einwickelpapier lag auch herum. Und welche Kekse?«

      »Diese runden Kekse mit Schokoladenfüllung. Dann mochte er Schokolade mit Erdbeergeschmack.«

      Karsten packte Renate an den Schultern.

      »Ja! Ja! Da lag die Verpackung einer Schokolade mit Erdbeerfüllung. Das muß unser Dennis gewesen sein.« Karsten Niederhauser sprang auf. »Ich werde Herrn Irminger gleich anrufen.«

      Er griff nach seinem Handy und telefonierte. Aufrecht stand er in der Kammer und lauschte, was ihm der Polizist berichtete. Renate trat zu ihm. Er griff nach ihrer Hand, als suchte er einen Halt. Dann war das Gespräch zu Ende.

      »Was ist, Karsten?«

      »Bei den Baumbergers wurde heute nacht ein Hase gestohlen und der Garten geplündert. Das schaut ganz nach Dennis aus. Dann hat Herr Irminger die Buben befragt, die uns unterwegs begegnet sind. Er war bei vier Familien. Die Jungs haben alle ganz rote Köpfe bekommen, aber sie wissen angeblich von nichts. Der Polizist ist sicher, daß sie alle gelogen haben. Aber er kann es ja schlecht aus ihnen rausprügeln. Morgen will er weitermachen. Er ist davon überzeugt, daß Dennis Freunde im Dorf gefunden hat. Er ist sich sicher, daß er ein Dach für die Nacht hat und es ihm gut geht. Wir sollen uns beruhigen. Er meint, er findet ihn. Er hat auch eindringlich mit den Eltern der Jungen geredet. Vielleicht bekommt der Pfarrer etwas aus den Buben raus. Herr Irminger will noch heute mit Pfarrer Zandler sprechen. Er ruft morgen gleich an, wenn er etwas Neues weiß.«

      Karsten hielt Renate das Handy hin.

      »Der Akku ist leer. Hier auf der Hütte kann ich ihn nicht aufladen. Hat dein Handy noch Strom?«

      »Ich habe kein Handy dabei. Das habe ich im Auto liegen lassen.«

      »Daran hättest du wirklich denken können, Renate!« schimpfte Karsten.

      »Sei still! Wenn du dich besser um Dennis und mich gekümmert hättest, dann wären wir nicht in dieser Situation. Aber dir war die Familie ja egal. Dir ging es immer nur um Erfolg, um die Karriere!«

      Wütend rannte Karsten aus dem Zimmer. Renate folgte ihm.

      »Ich muß noch mal runter ins Dorf.«

      »Karsten, es ist dunkel draußen! Warum? Hat man etwas von Dennis gehört?« fragte Toni.

      Karsten Niederhäuser berichtete.

      »Dann mache ich den Generator paar Stunden an. Dann kannst dein Handy aufladen. In Renates Kammer ist eine Steckdose.«

      Toni ging hinaus. Bald drang das Motorengeräusch des Generators durch die Wände der Berghütte. Gegen Mitternacht war Karstens Handy aufgeladen. Zufrieden steckte er es in die Hosentasche.

      »So, jetzt fühle ich mich nicht mehr so von der Welt abgeschnitten.«

      Alois saß beim Kamin und lächelte. Karsten bemerkte, wie lächerlich er sich mit dieser gedankenlosen Bemerkung gemacht hatte. Es war ihm sehr peinlich.

      *

      Gewolf Irminger, der Polizist, hatte Pfarrer Zandler aufgesucht. Dieser rief die Eltern der vier Buben an und bat sie, ihre Kinder sofort zu ihm in die Kirche zu schicken. Wenn der Pfarrer rief, dann hatte man zu gehen.

      Es verging keine halbe Stunde, dann standen die vier Buben im Gotteshaus von Waldkogel. Pfarrer Zandler bemühte sich, streng auszusehen, aber eigentlich hatte er Mitleid mit den kleinen Sündern. Die Hände in den Hosentaschen, die Köpfe gesenkt, mit hochroten Ohren standen sie vor dem Geistlichen. Pfarrer Zandler schloß die Kirchentür ab.

      »Also meine Buben! Ich habe jetzt ein paar Fragen an euch. Ihr könnt schweigen, dann bleibt ihr die ganze Nacht da. Oder ihr redet, dann lasse ich euch gleich wieder heim. Es liegt ganz bei euch!«

      Er schaute sie an. Sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.

      Der Kleinste brummelte dann:

      »Dann müssen wir bleiben, Herr Pfarrer! Wir haben einen Eid geschworen, daß wir nix sagen, nix verraten!«

      »So, so!«

      »Ja, Herr Pfarrer! Sie haben uns doch im Katechismusunterricht gesagt, daß man einen heiligen Eid net brechen darf. Es is doch so oder?«

      Die vier gingen zu einer Kirchenbank und setzten sich hin. Der Pfarrer betrachtete sie.

      »Ihr gebt da ein schönes Bild ab, als die vier kleinen Märtyrer von Waldkogel. Doch ich muß euch sagen, daß ihr da einem Irrtum unterliegen tut. Der Herrgott im Himmel weiß alles. I bin nun mal zuständig für seine Firma in Waldkogel. Ihr könnt mir des ruhig sagen. Da brecht ihr den Eid net. I darf des, was ihr mir sagen tut, auch net weitersagen. Das wißt ihr doch?«

      Eifriges Kopfnicken. Die Buben steckten wieder die Köpfe zusammen und flüsterten.

      »Also gut, Herr Pfarrer!« murmelte einer von ihnen. »Was wollen Sie wissen?«

      »Des wißt ihr genau! Kennt ihr den Dennis Niederhauser?«

      Sie nickten und schauten unter sich.