Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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jetzt sagen, daß ich an krankhaftem Ehrgefühl leide, daß die Meinen mir bitter unrecht getan haben. Nein, Olaf, sagen Sie das nicht. Der fortgesetzte Sinnenrausch in den Armen einer Frau, die ich vergötterte, die mich vergötterte, hatte mein Hirn stumpf gemacht. Ich hätte merken müssen, daß sie mich einkerkerte, daß mir etwas Großes, Welterschütterndes verschwiegen werden sollte. Ich war ein entnervter Schwächling geworden – und deshalb Lump, – daran ist nichts zu ändern. Bitte – widersprechen Sie nicht. Und wenn Sie mich hier mit noch so tönenden Worten verteidigen wollten: ich bleibe das, was ich vor mir selbst bin! – Sollte ich sterben, bevor ich Allan der Mutter habe wieder übergeben können, falls … diese Frau noch lebt …« – er kämpfte sichtlich mit tiefer Rührung –, »so werden Sie, Olaf, tun, worum ich Sie bitte. Allan soll die Wahrheit erfahren, Allan soll den Namen tragen, der ihm gebührt, er soll nicht …«

      Schwieg …

      Seine Blicke ruhten draußen auf den Klippenmauern, den Riffen, der jetzt schwachen Brandung. Unversehends war das Dämmern des neuen Tages über das Meer geglitten. Und im geheimnisvollen düsteren Zwielicht der frühen Stunde sahen wir beide auf dem Riffviereck drüben eine einsame Gestalt stehen – einen Mann mit weiß verbundener Stirn …

      Achim riß das Fernrohr an die Augen.

      »Leon – – entflohen …!!«

      Wie ein Blitz war er dann in der Grotte verschwunden …

      Kehrte zurück.

      »Entflohen, Abelsen …! Entflohen! Die Höhle muß noch einen Ausgang haben. Die Fesseln hat er zerrieben … Die Freunde schlafen …«

      »Ins Boot …!«

      Und der Motor knallte, knatterte …

      Wie die Toren benahmen wir uns damals. Leon Turido, der da, – Bildsäule – mit verschränkten Armen auf dem Riff stand, das die Wogen nun wieder freigegeben hatten, raubte uns die ruhige Überlegung.

      Er schaute uns entgegen … Ohne Lächeln. Sein fahles Gesicht leuchtete durch den Morgen …

      Wir wie Besessene getrieben von dem einen Wunsche, ihn wieder zu fangen …

      Duckten uns wohl hinter die noch vorhandene Panzerung …

      Besessene, Narren …

      Näher rauschte das Boot …

      Näher …

      Turido blieb … Sein Totenkopf war der Magnet …

      Achim nahm den Karabiner. Ich stoppte den Motor, griff zum Bootshaken.

      »Wenn Sie zu fliehen suchen,« brüllte Achim, »gibt’s eine Kugel …«

      Er schaute uns nur starr an.

      Das Boot schrammte gegen das Riff …

      Ich warf die Kette über den Fels in das Wasser des steinumgrenzten Vierecks, hatte mich erhoben …

      Sah …

      Und meine Augen kamen nicht los von dem, was ich sah … Aus dem kleinen Wasserbecken ragte ein rundes breites Rohr hervor, oben mit zwei aufgeklappten Halbdeckeln aus dickem Eisen, mit Gummipolstern an den Rändern. Die Kette des Bootes war in dieses Rohr geglitten – in das Loch im Ozean …

      »Es ist alles aus, meine Herren,« sagte Turido dumpf. Fürchten Sie nichts. Ich bin allein übrig geblieben …«

      »Die Rohrstücke!« rief Achim …

      »Ja – die Rohrstücke haben wir zusammengesetzt, Näsler, haben hier ein Loch im Ozean geschaffen, ein unterirdisches Haus, eine Goldmine unter Wasser … – Fürchten Sie nichts! Ich bin ohne Waffen … Vater, Mutter, Schwestern, Gefährten – alles dahin … Ertrunken … Das Meer hat sich gerächt. Das Meer ließ es sich nicht gefallen, daß wir ihm diesen runden Schacht in den nassen Leib trieben, ihn leer pumpten und mit allen modernen technischen Hilfsmitteln die Goldader Kapitän Jörnsens ausbeuteten. Außerdem, meine Herren, – ich fühle es, daß es mit mir zu Ende geht. Mein Herz war nie in Ordnung, und der starke Blutverlust jetzt … Da, fühlen Sie meinen Puls, Näsler … Es ist aus mit mir.«

      Achim und ich waren neben ihn auf den nassen Steinkranz getreten. –

      Das Loch im Ozean …! – Deshalb schrieb ich als einleitende Sätze von Jules Verne, dem Veralteten.

      14. Kapitel

       Tatjana schwimmt neben uns

       Inhaltsverzeichnis

      Wie muß dieser vollendete Komödiant damals heimlich triumphiert haben, als wir beide, die wir uns Männer mit der Reife eines welterfahrenen Verstandes dünkten, hinter ihm drein die steilen Eisenleitern in den runden Schacht hinabkletterten, von Leiter zu Leiter, von Absatz zu Absatz, wohl zwanzig Meter. Gewiß, wir hatten die Pistolen entsichert zwischen den Zähnen, – so töricht waren wir doch nicht! Wir hatten das Boot oben festgekettet, wir glaubten uns den Rücken gedeckt zu haben.

      Vollendeter Komödiant – nur deshalb!

      So gelangten wir schließlich in eine Art Grotte, die mit Schiffsmöbeln wohnlich ausgestattet war. Hier an der einen Seite allerhand blanke Apparate, Kurbeln, Hebel, Schaltbretter. Elektrische Birnen erhellten den Raum. Der Boden war sauber mit Schiffsplanken gedeckt.

      Leon erklärte mit demselben müden, dumpfen Ton: »Hier haben wir das Rohr mit Beton in die Decke dieser Höhle eingebettet, ganz wasserdicht. Und dort die dicke große Glasscheibe im Eisenrahmen: der Zugang zu den anderen Grotten und zu der Goldader …«

      Er deutete auf die gut zwanzig Zentimeter starken Scheiben, hinter denen grüne Dunkelheit lagerte: Wasser!

      Leon fuhr fort: »Die Beleuchtung der Nebengrotten, des ersoffenen Goldbergwerks, funktioniert noch. Sie haben ja gute Nerven, meine Herren.«

      Er drehte an einem Hebel, und hinter der Glastür glühten verschwommene helle Flecke auf.

      Achim und ich prallten zurück. Wir sahen hier dasselbe, was Taucher so und so oft geschildert haben, die in die Kajüte eines jäh versunkenen Schiffes hinabgestiegen waren.

      Leichen schwammen im grünlichen Wasser in allen Stellungen, gedunsene Totengesichter grinsten aus glasigen Augen durch die durchsichtige Scheidewand. Eine Frau war darunter mit langen aufgelösten aschblonden Haaren, die wie ein Schleier um ihr Antlitz wogten.

      »Tatjana!« schrie Achim.

      »Ja, Tatjana, die arme kleine Tatjana, – Ihre Freundin, Näsler.«

      Er schaltete das Licht wieder aus, und der Chor der Toten wurde uns entzogen.

      »Setzen wir uns, meine Herren …«

      Leon wies auf die Korbstühle.

      »So … – vielleicht ist Ihnen mit einer Zigarette gedient. Der Anblick ist nicht schön dort drüben …«

      »Danke,« sagte Achim hart. »Beichten Sie nun, Turido. Jetzt werden Sie ja kaum mehr lügen wollen …«

      »Nein. Es hätte keinen Zweck mehr, Näsler. Wirklich keinen Zweck. Es ist ja alles aus. Wir hätten ungezählte Millionen erringen können, wir und unsere Leute. Das Meer wollte es anders … – Aber – alles der Reihe nach … Wer wir sind, wie wir in Wahrheit heißen, das wird niemand je erfahren. Russen, gewiß. Man merkte es wohl unserer Sprache an. Aber – was besagt Russen?! Rußland ist unendlich groß. Ob Bolschewisten, ob Emigranten, ob Zarenanhänger, – wen geht’s was an! Für die Geschehnisse hier ist’s so unwichtig. Jedenfalls hatte einer von uns vor Jahren den Kapitän Jörnsen hier nach Santa Ines als Matrose begleitet, war ihm nachts nachgeschlichen, beobachtete ihn, wie er mit der Wünschelrute hier an den Gestaden der Bucht nach Metallagern suchte. Jörnsen fand Gold, fand eine Ader, die an der äußersten Spitze des südlichen Vorgebirges unter Geröll zutage trat und sich dann unter Wasser weiterzog. Jörnsen sprengte nur ein paar Klumpen