Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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kam mit Sattel, Zaumzeug, Büchse, Pistole, Messer und Satteltasche wieder heraus und schritt vor mir her in die westlichen Täler hinab.

      Er war wortkarger denn je.

      Die wenigen Sätze, die wir wechselten, bezogen sich auf den unbekannten Schützen, der es auf mich abgesehen gehabt hatte und den wir nicht gefunden hatten. Gupa meinte, der Fürst Zubanoff käme hier nicht in Frage, — ich gab ihm recht.

      Unter uns tauchten die Klosterbauten auf, die uralte Kapelle, die neuere Kirche, die gekalkten Vorratshäuser, das Grün des großen Gartens, die Felder, die Palmen … Jenseits des Tales verschwommen Hügel und Berge in violetter Verwaschenheit.

      Außerhalb der hohen Ringmauer weideten drei magere Dromedare. Gupa hatte sie erst vorgestern von einem Araber des Wadi Warag gegen Goldkörner eingehandelt, die er im Lederbeutel bei sich trug: Erinnerungen an die Goldfelder des Amur, um die so heißer Streit entbrannt gewesen, — gewesen. Auch das gehörte der Vergangenheit an.

      So jämmerlich die Dromedare auch aussahen, ihr Trab war flott und weit ausgreifend, und Wrangel mußte galoppieren, um gleichen Schritt mit uns zu halten.

      Wir bogen nach rechts ab. Etwas wie ein Weg, gekennzeichnet durch dürren Tierdünger von Eseln, Maultieren, Kamelen und Schafen sowie durch einen kaum sichtbaren blanken Strich mit zermahlenem Gestein, lief aufwärts in die grelle, helle Felswildnis. Kein Baum, kein Strauch, kein Lebewesen, tödliches Schweigen, — das ist für den Neuling der niederdrückende erste Eindruck dieses Wadi Arabah.

      Die Hitze nahm zu. Ich holte mir Wrangel in den Sattel, denn von dem langhaarigen, dickpelzigen Tiere, das aus dem unwirtlichen Sachalin stammte, war es nicht zu verlangen, hier stundenlang über kahles Gestein zu laufen.

      »Gupa …?!«

      Er schaute auf.

      »Was hast du heute? Du bist so still.«

      Er kniff die Mongolenaugen noch kleiner.

      »Was soll werden, Olaf?!«

      »Du meinst, wenn Wera da ist?«

      »Was sonst …?!«

      Ich war um eine Antwort verlegen.

      Aber ich spürte: Gupa, der Treue, war eifersüchtig

      »Ich …weiß es selbst nicht …«

      Er lachte. Sein Lachen …

      »Nun also!! — Ich kenne dich, Olaf … Es ist der heiße Wind der Leidenschaft. Die Nacht wird kommen und mit ihr der kühle Tau. Dann wirst du einsehen, daß die Frau dir nur eine Last ist.«

      Ich wagte nicht zu widersprechen. Gupas wilde Vergangenheit umfaßt dunkelste Berufe. Gupa ist Menschenkenner geworden.

      Wir ritten in eine Schlucht hinab, wieder einen Paß empor, und vor uns lag wie eine trügerische Fata Morgana eines jener kleinen fruchtbaren Täler, die in diese Einöde Bilder freudigster Ueppigkeit hineinzaubern— Sie sind selten, aber sie sind da … Man könnte sie Oasen nennen, wenn sie nicht so winzig wären und wenn hier flache oder wellige Wüste sich dehnte.

      Wir rasteten hier.

      Gupa sattelte die Dromedare ab, legte ihnen die Fußriemen um, — wir beide und der Hund lagerten im Schatten und waren im Paradiese.

      Was sollte werden?! — Der Gedanke verließ mich nicht. Scheu musterte ich Gupas harte Züge. Er hatte den Kopf nach Westen gewandt und schien zu lauschen. Ich wünschte, ich hätte sein feines Gehör. »Schüsse,« sagte er leise …

      Da war es auch mir, als ob ich einen ganz fernen Knall vernähme.

      Der Hund, die Ohren hoch gestellt, knurrte.

      »Aufbruch!« Ich lief zu den Tieren, eine dunkle Vorahnung sagte mir, daß Wera sich in Gefahr befände.

      Auch Kamerad Gupa beeilte sich. Die Dromedare, empört über die zu kurze Rast, keilten aus. Kostbare Minuten vergingen. Das Lasttier war am störrischsten. Gupa hieb ihm die Faust zwischen die Ohren, und es knickte vorn ein.

      Wir trabten weiter, Wrangel war besessen von Eifer, ich mußte ihn immer wieder zurückrufen.

      Einen Berg hinan, — am tiefen Abgrund entlang, — wieder ein Tal …

      Auf diesen hellen Felsen, deren Farbe nur selten in düsteres Grau oder Braun übergeht, erkennt man fremde Gegenstände auf weite Entfernung. Die Luft ist klar und dünn, — die Luft flimmert, aber es war ein totes Kamel, das da auf der Talsohle zwischen Geröll neben einem lang hingestreckten Manne in Beduinentracht lag.

      Der Mann lebte noch. Das Reittier war tot.

      Ich kniete neben dem Araber, sein Gesicht war grau und eingefallen, die Lippen farblos, die Augen geschlossen. Die Whiskyflasche gab ihm letzte Kraft trotz der beiden Kugeln quer durch die Brust. Er konnte wenige Worte flüstern, er war von Wera als Führer angeworben worden, — hier an dieser Stelle hatten plötzlich aus den Steinblöcken Schüsse geknallt … Mehr wußte er nicht. Er starb, und wir begruben ihn in einer Felsspalte.

      Gupa sagte nur: »Ich wußte, daß Aehnliches geschehen würde … Die Mörder werden sterben« — Viel Worte machte er nie.

      Wir hatten den Hund. Ohne ihn wäre es zwecklos gewesen, nach Fährten zu suchen. Zwischen den Felsblöcken fand ich vier Patronenhülsen von Winchesterbüchsen, dazu drei Zigarettenstummel und Pfeifentabakreste.

      Im Spurendeuten war ich Gupa doch über. Ich erkannte, daß hier drei Leute versteckt gewesen, — ich erkannte weiter, daß ein vierter in einer nahen Schlucht vier Dromedare bewacht hatte. Dann fehlte jegliche Fährte. Die Mörder waren mit Tieren, denen die Hufe umwickelt gewesen, hierher gekommen und genau so entflohen — zu fünfen mit Wera. Aber wir hatten den Hund, und Wrangels Nase ist vorzüglich.

      Während ich die Fährten studierte, hatte Gupa die Umgebung scharf überwacht. Wir mußten immerhin damit rechnen, daß es sich bei diesen Entführern Weras um dieselben Personen handelte, zumindest um denselben heimtückischen Schützen, der mich gestern zweimal bedacht hatte — ein Sauschütze freilich, denn seine Schüsse waren nur Pulververschwendnug gewesen.

      Gupas Zuruf lockte mich aus der Schlucht wieder in das Tal. von Westen her kam ein Mann auf einem Maultier dahergetrabt, und ich lernte so eine der sonderbarsten Gestalten kennen, die mir je über den Weg gelaufen sind.

      »Rechnungsrat a. D. Tübbicke, Berlin,« stellte er sich vor.

      2. Kapitel

       Die Bischarin

       Inhaltsverzeichnis

      Tübbicke war hager, bartlos und glich bei seinem gebräunten Gesicht mit den scharfen Zügen weit mehr einem wohlhabenden, forschen Landwirt. Unter dem Rande des Tropenhelms schimmerten vergnügte, lebhafte braune Augen, um den energischen Mund hatte er stets den Anflug eines gütigen, humorvollen Lächelns.

      Dieses Lächeln schwand, als er das erschossene Dromedar erblickte.

      »Was ist hier geschehen?« fragte er in holprigem Schulenglisch, da ich aus Vorsicht mich als »Lensen, Ingenieur, aus London« vorgestellt hatte.

      Er musterte mich und Gupa sehr durchdringend, seine Hand glitt unmerklich unter die aufgeknöpfte Sportjacke.

      »Lassen Sie Ihre Pistole nur stecken, Mr. Tübbicke,« beruhigte ich ihn. »Wir haben hier einen Toten und das gleichfalls erschossene Dromedar soeben erst gefunden …«

      »Kann jeder sagen — entschuldigen Sie … Man hat mich in Kairo gewarnt. Diese Berge sollen zuweilen von Räuberbanden heimgesucht werden, die aus Abessynien über die Grenze vordringen. Sein Ton kurz und scharf. An den Rechnungsrat glaubte ich immer weniger.

      »Dann hat man in Kairo arg übertrieben … Mein Kamerad Gupa und ich kommen soeben vom Koptenkloster St. Antonius und …«

      »Woher