Название | Die zweifelhafte Miss DeLancey |
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Автор произведения | Carolyn Miller |
Жанр | Языкознание |
Серия | Regency-Romantik |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783775174862 |
»Ausgezeichnet!« Matilda erhob sich. Sie streckte die Hand aus. »Vielen Dank für alles. Und Sie wissen hoffentlich, dass ich keinem Menschen gegenüber auch nur ein Wort über Ihren Kummer verlauten lasse.«
»Das weiß ich«, sagte sie, überrascht über diese Zusicherung. Sie hatte gewusst, dass sie ihrer neuen Freundin vertrauen konnte, doch heute hatte ihre Freundschaft an Tiefe gewonnen. »Danke, dass Sie mich nicht verurteilen.«
»Ach, wissen Sie, wir alle haben Dinge, für die wir uns schämen. Und falls es Ihnen hilft, ich bin Mr McPherson erst begegnet, als die Leute bereits sicher waren, dass ich mein Leben als alte Jungfer beschließen würde. Das zeigt nur, dass gute Dinge es wert sind, auf sie zu warten.«
Claras Lächeln fiel ein wenig ironisch aus. Anscheinend wartete sie auf jemand ganz Besonderen.
Chatham Hall, Kent
»Aber George, verstehst du denn nicht? Das geht nicht! Wenn Tessa Braithwaite heiratet, ist sie für immer eine Gefangene seines Weltschmerzes.«
Sein Bruder betrachtete sich im Spiegel und zupfte an seiner soeben erst zurechtgezogenen Jacke. »Wie kann der Mann sich selbst die Schuld geben, wenn du es offensichtlich nicht tust? Das ist mir völlig unverständlich.«
Ben verbiss sich die Antwort, die er ihm im ersten Moment beinahe gegeben hätte. Und er verbiss sich auch die zweite Antwort. Es gab vieles, was seinem stutzerhaften Bruder unverständlich war, insbesondere alles, was mit Selbstaufopferung zu tun hatte. Er trat an das Fenster, das auf den Garten hinausging, der so grün war wie die Bäume Ceylons in seiner Erinnerung. Was den Schiffbruch, an dem er sich die Schuld gab, betraf, so war er damit bereits vor Monaten ins Reine gekommen. Der Schiffbruch der Ansdruther war eine unvorhersehbare Tragödie gewesen, die zwar möglicherweise durch den Einsatz von Braithwaites kostbarem Chronometer hätte vermieden werden können, aber der Wind und die Wellen waren so stark gewesen, dass sie höchstwahrscheinlich auch dann den Verlust von Menschenleben zu beklagen gehabt hätten, wenn sie nicht gegen das Riff getrieben wären.
»Verzeihung, Sir?«
Bei der Frage des Dieners und Georges gemurmelter Antwort verschwand der beruhigende Anblick ordentlicher Baum- und Gebüschreihen vor seinen Augen. An seine Stelle traten die Erinnerungen an jene schicksalhafte Fahrt. Er hatte Soldaten und ihre Angehörigen zurück nach England bringen sollen und war an der Südspitze Afrikas von einem plötzlichen Wetterumschwung überrascht worden. Völlig unvermittelt hatte sich der Himmel mit dichten, düsteren Wolken überzogen. Der Wind schwoll zum Sturm an, so gewaltig, dass kräftige Männer von den Füßen geweht wurden. Ein Mast brach mit einem entsetzlichen Krachen. Dann das grauenhafte Geräusch, das kein Seemann je hören wollte, als das Schiff an dem Riff entlangschrammte. An jenem Tag war seine Karriere, seine ganze Welt mit einem ohrenbetäubenden Getöse eingestürzt.
Am Himmel erschienen silberne Streifen, die ihre Finger nach ihm auszustrecken schienen. Um ihn herum erklangen die Schreie der Menschen, nur um sogleich vom gefräßigen Sturm verschlungen zu werden. Das Meer – so lange sein Freund – war zum tödlichen Feind geworden.
Die Tochter des Admirals, Miss Marianne York, kam an Deck; ihre gewöhnliche eigensinnige Unbekümmertheit verstummte angesichts der Sorge, die hier oben herrschte.
»Miss York, ich muss Sie leider bitten, wieder nach unten zu gehen.«
»Ich habe schon viele Stürme erlebt, Kapitän Kemsley. Mein Vater …«
»Nicht auf meinem Schiff.« Leichtsinniges, dummes Ding. »Bitte gehen Sie unter Deck.«
»Aber …«
»Runter! Sofort!«
Sie zog einen Flunsch, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand, sodass er sich wieder auf die stürmische See konzentrieren konnte.
Gott, hilf uns! Die Angst zerrte an ihm. Er stemmte sich gegen den Wind, versuchte mit aller Kraft, das Steuer zu bewegen. Wenn er es nur eine Winzigkeit drehen konnte, hatten sie eine Chance, eine kleine Chance, aber immerhin eine Chance. Doch die Wellen trieben sie ans Ufer.
»Kapitän!«
Ben strengte sich an, die Worte seines Leutnants zu verstehen, die vom Sturm verschluckt wurden. »Was?«
»Der Laderaum!«, brüllte Burford. »Er läuft voll! Wir müssen von Bord!«
Gott, was soll ich nur tun?
Er blickte sich auf Deck um. Seine Männer arbeiteten fieberhaft, doch in ihren starren Gesichtern war bereits die schreckliche Wahrheit zu lesen. Er hätte sein letztes Geld darauf verwettet, dass keiner von ihnen – er eingeschlossen – je eine so furchtbare Nacht erlebt hatte. Lancaster mochte noch so viel von schwersten Stürmen in der Karibik erzählt haben: Auch in seinem Gesicht stand nur noch die nackte Angst.
Ben presste die Lippen zusammen, kämpfte gegen seine eigene Todesangst, um die Stimme dessen zu hören, der ihn schon so oft gerettet hatte. Und ihre Antwort kam und mit ihr ein Stück Frieden. »Gehen Sie.«
Burford nickte, dann ging er, um die Männer zu warnen. Die fieberhafte Aktivität an Deck nahm ein neues Tempo an, als die Soldaten heraufkamen und seinen Männern halfen. Ben verzog das Gesicht. Zu viele von ihnen wirkten untergewichtig, ausgezehrt von einer fremden Sonne, von fremden Krankheiten. Als Nächste kamen die Frauen und Kinder. Beinahe hätte er aufgestöhnt, doch er richtete sich hoch auf und straffte die Schultern. Sprach zu den angstvollen Menschen, die sich um ihn geschart hatten: »Wir müssen an Land, aber ein Riff droht unser Schiff auseinanderbrechen zu lassen. Wer von Ihnen kann schwimmen?«
Ein halbes Dutzend Soldaten hob die Hände. Seine Männer konnten alle schwimmen, das wusste er.
»Sie werden schwimmen müssen. Die Frauen und Kinder müssen ins Rettungsboot«, Gott sei Dank passten sie alle in eines, »und die Übrigen müssen sich greifen, was immer sie zu fassen bekommen, und versuchen, irgendwie ans Ufer zu gelangen. Es gibt hier messerscharfe Korallen, aber Sie müssen da durch. Lassen Sie sich von nichts aufhalten.«
Denn die Korallen waren nicht die Einzigen, denen nach einem menschlichen Körper gelüstete, vor dieser südlichen Küste schwammen tödliche Raubtiere im Wasser.
Das Rettungsboot war gerade zu Wasser gelassen worden, als der Mast mit einem letzten, nervenzerfetzenden Krachen herunterkam und alle, die noch an Deck waren, mit sich ins Meer riss.
Er erinnerte sich an den Schock, als er auf das Wasser aufprallte. Ein Fass traf ihn am Kopf. Er konnte kaum noch etwas sehen. Er kämpfte in heller Panik darum, inmitten haushoher Wellen über Wasser zu bleiben und nicht ein weiteres Mal von herumfliegenden Wrackteilen getroffen zu werden. Todesangst packte ihn, als sein Fuß sich in einem Seil verfing und sein Knie sich verdrehte, bis es nutzlos war.
Um sich herum hörte er die panischen Schreie und darüber das Platschen der Ruder. Bis eine riesige Welle ihn nach unten zog. Als er, fast erstickt, wieder nach oben kam, würgte und spuckte er und blickte um sich. Der Sturm war in einen steten Regen übergegangen, wie es an diesem Küstenstreifen Afrikas so oft geschah. So schnell ein Sturm aufkam, so schnell legte er sich auch wieder. Er schwamm los. Um ihn herum klammerten Menschen sich an Wrackteile, die wie Korken auf dem mitternächtlich dunklen Meer schwammen.
Ein furchterregendes Ächzen und Knarren ließ ihn zurückblicken. Das Wrack der Ansdruther legte sich auf die Seite. Die Kanonen unter Deck mussten ins Rutschen gekommen sein. »Achtung!«
Sein Schrei alarmierte Burford, der die Männer neben sich warnte. Sie schwammen wie die Verrückten; dann stürzte der gigantische Mast ins Meer, nur Zentimeter von der Stelle entfernt, an der sie sich soeben noch befunden hatten.
Als der Mast aufs Wasser traf, entstand