Название | OUTBREAK - Hinter den Linien |
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Автор произведения | Luke Duffy |
Жанр | Языкознание |
Серия | Outbreak |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958352094 |
»Sieh zu, dass du das ins Reine bringst, Gerry, und zwar flott«, knurrte er.
»Hey, Bobby, rate mal, wie ich diesen Monat heiße«, frotzelte Marty.
Bobby antwortete nicht, sondern war weiterhin eingeschnappt.
»Steve Rockwell«, verkündete Marty stolz. »Oh, was werde ich Spaß mit diesem Namen haben; ich könnte Pornostar werden.«
Innerhalb einer Stunde zerstreuten sich die Männer. Sie flogen aus, um sich die Zeit so zu vertreiben, wie sie es in Leerlaufphasen am liebsten taten.
Danny, Nick, Marty und Brian verschlug es wie gewöhnlich in die Stadt, um sich dort zu betrinken und es hoch hergehen zu lassen.
Stan und Taff, die Älteren und Reiferen der Gruppe, einigten sich darauf, Bars und Klubs sausen zu lassen und stattdessen lieber etwas Anständiges zu essen und sich ein paar Drinks in einem der Pubs in der Gegend zu genehmigen, bevor sie den Abend in der Hotelbar ausklingen ließen.
»Also gut dann«, hob Bobby an, nachdem er seine Gewitterstimmung endlich wieder überwunden hatte. »Ich gehe dann wohl mal nach oben und besuche Roland; bei ihm ist schließlich immer irgendwas los.«
»Gut, tu das ruhig«, entgegnete Stan mit strenger Miene. »Lass aber die Finger von dem weißen Zeug, das er sich ständig durch den Rüssel zieht.«
»Ja, Dad«, schoss Bobby zurück und winkte geringschätzig, während er zur Tür ging. »Du kennst mich doch, ich steh nicht auf den Dreck. Da ist mir Klebstoffschnüffeln auf jeden Fall noch lieber.«
Bull erging sich wie immer in Ausflüchten und wartete, bis er das Gefühl hatte, niemand beachte ihn mehr, um dann unauffällig zu verschwinden. In puncto Raffinesse war er ungefähr so subtil wie eine Blaskapelle. Sein Geheimnis war nicht einmal annähernd eines, jedenfalls nicht für den Rest der Truppe. Sie alle wussten, wohin er nach seinen Missionen ging und was er dort tat.
Jeder von ihnen war sorgfältig ausgesucht worden, auch aufgrund seiner Ungebundenheit. Keiner hatte eine Frau, Kinder oder Geschwister. Ihre Eltern lebten entweder nicht mehr oder waren unbekannt, und alle Teammitglieder galten offiziell als tot, gelistet entweder als in Ausübung ihrer Pflicht gestorben, bei Unfällen oder durch eine Krankheit.
Laut Datenbank war Nick Roberts dem AIDS-Virus zum Opfer gefallen, womit ihn seine Kameraden nach wie vor aufzogen.
Bull jedoch hatte drei Jahre zuvor irgendwie seine Mutter ausfindig gemacht.
Er war als Säugling in einer Tragetasche vor dem Postamt seines Geburtsortes ausgesetzt worden, versehen mit der Nachricht irgendjemand möge sich bitte seiner annehmen und dann war er in Pflegefamilien sowie Erziehungsanstalten aufgewachsen, von einer Stadt in die nächste gesprungen und ständig in Streitigkeiten oder Ärger mit der Polizei geraten, ohne sich je an einem Ort heimisch zu fühlen, bis er sich schließlich der Armee verschrieben hatte.
Als Bull immer häufiger mehrere Tage lang untertauchte und dann ohne irgendwelche Blessuren oder Geschichten von wilden Partys und Orgien wieder aufgetaucht war, hatten Stan und Marty langsam Verdacht geschöpft.
Die Wahrheit zu enthüllen hatte nicht lange gedauert.
Der hedonistische Kerl, dem normalerweise nichts lieber war, als die Stadt auf den Kopf zu stellen, Chaos zu verursachen und wie ein Rockstar zu leben, hatte sich auf Spaziergänge in der Pampa und Picknicks mit seiner »netten Frau Mama« eingelassen.
Stan und Marty sahen allerdings davon ab, ihn diesbezüglich zur Rede zu stellen, und erlaubten ihrem Freund stattdessen, das Gefühl zu genießen, endlich eine Mutter zu haben.
Allerdings konnten sie es sich nicht verkneifen, zu kichern, wenn sie dreihundert Meter weit entfernt an ihren Feldstechern klebten, ein Bier in der Hand und die Augen auf Bull gerichtet, der mit seiner alternden Mutter Biskuittörtchen verputzte und Wildblumen pflückte.
Der Morgen brach an – mit vielen Kopfschmerzen und verschwommenen Erinnerungen.
Stan, der nach einem Anruf von Gerry schon früh auf den Beinen war, ging eilig zwischen den Appartements hin und her, um die Männer aus ihren Betten zu werfen, wobei er sie im Versuch, ihnen dabei zu helfen, sich zusammenzureißen, anschrie wie bockige Kinder.
Nick und Brian war das Glück anscheinend hold gewesen, weshalb sie sich nicht wieder in ihre Wohnungen begeben hatten, und Stans anhaltendes Bestreben, sie ans Handy zu bekommen, erwies sich als absolut zweckloses Unterfangen.
Bobby, dessen Schädel so brummte, als ob darin ununterbrochen Hämmer niedergingen, zwang sich zum Aufstehen, als er hörte, wie die Tür zu seinem Appartement unter Stans unaufhörlichem Klopfen erzitterte.
»Ist ja schon gut«, rief er in Richtung Eingang. Der Klang seiner eigenen Stimme dröhnte ihm allerdings so sehr im Kopf, dass er zusammenzuckte. »Ich hab dich gehört; gib mir nur fünf gottverdammte Minuten, ja?«
Das Klopfen hörte tatsächlich auf. Stan machte offensichtlich an der nächsten Tür weiter.
Bobby ließ sich mühsam auf der Bettkante nieder. Seine Haare waren zerzaust, und seine blutroten Augen wollten sich einfach nicht scharf stellen. Er verzog das Gesicht wegen des Geschmacks in seinem knochentrockenen Mund und schaute sich im Raum um, weil er seine Kleider suchte. Aber er konnte sie weder entdecken noch wusste er, wo er sie abgelegt hatte.
Genau genommen war ihm vom Vorabend überhaupt nichts mehr in Erinnerung geblieben.
Hinter ihm wurde plötzlich ein tiefes knarrendes Stöhnen laut.
Erschrocken fuhr er herum. Sein benebeltes Sehvermögen brauchte eine Sekunde länger, um auf die rapiden Bewegungen seines Kopfs anzuspringen, weshalb er fast ohnmächtig wurde, denn es kam ihm vor, als würden seine Augen in ihren Höhlen hin und her rutschen.
Als er nach der Herkunft des Geräuschs suchte, fiel ihm plötzlich ein beachtlicher Wulst mitten auf der Matratze auf, der mit seinem dicken weißen Federbett zugedeckt war. Er zwinkerte mühsam und drückte dann seine Nasenwurzel mit zwei Fingern zusammen, um das Ganze zu fokussieren.
»Tut mir leid, Süße«, flüsterte er, »aber ich will ehrlich mit dir sein. Ich kann mich nicht mehr an deinen Namen erinnern und glaube auch nicht, dass du ihn mir nennen musst, weil ich in fünf Minuten bestimmt wieder danach fragen werde.«
Die Decke bewegte sich, woraufhin ein wirrer Blondschopf zum Vorschein kam. Ein hübsches Gesicht, mit verschmiertem Lippenstift und Mascara, wandte sich ihm zu. Die Dame hatte nur ein Auge geöffnet und tat sich offenbar genauso schwer damit wie er, etwas zu erkennen.
»Nicht tragisch, ich habe deinen auch vergessen und weiß gar nichts mehr von dem, was passiert ist. Dürfte also nicht allzu toll gewesen sein, aber du kannst es ja wiedergutmachen, falls du das wirklich willst, indem du mir einen Kaffee kochst.«
Bobby nickte und lächelte. »Der Punkt geht an dich …«
Stan und Taff brauchten fast zwei Stunden, um alle Teammitglieder aufzuspüren und zusammenzutreiben. Alle waren ein bisschen lädiert, nur Bull nicht.
Dieser trat nüchtern wie ein neugeborenes Kalb an und maulte herum, dass er zum Hauptquartier bestellt worden sei, ohne zuvor die Chance erhalten zu haben, etwas Geld auszugeben und auf den Putz zu hauen.
Sie trotteten und wankten nun alle durch die schwach ausgeleuchteten Korridore des Bunkers, bogen mehrmals ab und durchquerten verschiedene Räume. Die angetrunkenen Angehörigen der Mannschaft taten sich schwer mit der Orientierung, und einigen wurde langsam schwindlig.
»Was steht denn an, Stan?«, fragte Brian, während er den Rest Kaffee aus seiner Thermoskanne hinunterkippte.
Ihrem Einsatzleiter ging es allmählich auf die Nerven, fortwährend die gleiche Frage gestellt zu bekommen. »Ich habe keine Ahnung«, antwortete er deshalb unwirsch. »Wir sollen weswegen auch immer sofort hier antanzen, mehr weiß ich auch nicht.«
Er wandte sich Brian