G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

Читать онлайн.
Название G.F. Barner Staffel 2 – Western
Автор произведения G.F. Waco
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740912642



Скачать книгу

– Sie sind ein Lattimer«, sagte Claiborn mühsam und stemmte sich auf. Eine Kugel hatte seinen linken Arm durchschlagen. Es war jedoch nur eine Fleischwunde. »Bei Gott, Sie sind Josef Lattimer, oder irre ich mich?«

      »Der bin ich, Sir«, erwiderte der Chief-Scout. »Um Gottes willen, Finger weg!«

      Der jüngere Mann hockte neben dem Mädchen und wollte den Pfeil herausziehen.

      »Aber er muß heraus«, sagte er verstört, als Lattimer neben ihm zu Boden sprang. »Miß Claiborn hat Schmerzen und…«

      »Finger weg!« wiederholte Lattimer schroff. »Lassen Sie den Pfeil los, Mann! Sir…«

      Claiborn war schon da. Seine besorgten Blicke trafen das blasse Gesicht seiner Tochter.

      »Lattimer, um Himmels willen, das Ding muß doch heraus!« stieß Claiborn hervor. »Kind, nicht bewegen, bleib nur sitzen, bis ich mir das genau angesehen habe.«

      »Der Pfeil steckt wahrscheinlich zu tief, Sir«, sagte Joe Lattimer. »Man kann ihn nicht herausziehen.«

      »Nicht?« fragte Claiborn entsetzt. »Aber…«

      Joe zog sein Messer, hielt es Claiborn hin.

      »Schneiden Sie das Kleid vorsichtig entzwei, dann werden Sie es sehen, Sir! Die Spitze wird sich am Hüftknochen umgebogen haben, der Pfeil muß also herausgeschnitten werden.«

      »Geschnitten?« hauchte das Mädchen angstvoll. »Mr. Lattimer, Sie – Sie können das?«

      »Ich – ich kann es nicht«, stammelte Claiborn verstört. »Lattimer, um alles in der Welt, helfen Sie meiner Tochter! Der Indianer hätte sie vorhin beinahe getötet, wenn Sie nicht gekommen wären. Helfen Sie ihr noch einmal – bitte!«

      Der Chief-Scout überlegte einen Moment, dann beugte er sich herab, setzte die Klinge an den Stoff und trennte ihn auf Handlänge auf, dann schüttelte er den Kopf.

      »Was ist?« fragte Claiborn ungeduldig. »Lattimer, Sie könnten schneiden? Sagen Sie es.«

      »Bei einem Mann würde ich es wagen«, murmelte Joe. »Er könnte einen tiefen und langen Schnitt ertragen, aber es bliebe eine Narbe zurück, weil ich die Wunde ausbrennen müßte. Sir, Sie müssen Ihre Tochter nach Santa Rosa bringen.«

      »Um Gottes willen, doch nicht zu Doc Shapers, diesem ewig betrunkenen…«

      »Es ist die einzige Möglichkeit«, unterbrach Joe ernst. »Ich weiß, Shapers ist ein Trinker und hat keine Approbation mehr, aber er besitzt alles, um Ihrer Tochter zu helfen, er muß nur nüchtern sein.«

      »Das ist er seit Jahren nicht mehr«, entgegnete Claiborn. »Lattimer, können Sie nicht doch…«

      »Nein«, antwortete der Chief-Scout bestimmt. »Eine Blutvergiftung ist bei einer Pfeilwunde nie auszuschließen, Sir. Ihre Tochter muß nach Santa Rosa. Ich schneide den Pfeil ab. Das ist das einzige, was ich jetzt tun kann.«

      Harris war herangekommen, stieg ab und sah das blasse Mädchen, dessen madonnenhafte Schönheit einen tiefen Eindruck auf ihn machte, besorgt an. Er hatte den letzten Teil des Gesprächs mitbekommen.

      »Joe, niemand bringt Doc Shapers dazu, nüchtern zu werden«, sagte er leise. »Gibt es keine andere Möglichkeit?«

      »Keine«, erwiderte Lattimer kopfschüttelnd. »Die Männer müssen ausruhen, auch die Pferde brauchen eine Pause, und du mußt auf das Fußgängerkommando warten. Ich fahre mit nach Santa Rosa und werde den Doc ins Gebet nehmen.«

      »Nun gut«, stimmte Lieutenant Harris zu. »Wenn du nicht zu müde bist, komm noch heute zurück. – Mr. Claiborn, Ihr Fahrer ist tot. Finden Sie in Santa Rosa Ersatz?«

      »Der arme Alfonso«, murmelte Claiborn. »Ich brauche keinen Ersatz, Murphy wird den Wagen fahren. Außer einem Kratzer an der Stirn fehlt ihm nichts.«

      Luisa Claiborn schloß die Augen, als Lattimer den Pfeil anschnitt und dann abbrach. Er machte es so vorsichtig, daß sie kaum Schmerzen spürte. Die kamen erst, als sie sich erhob und in die Kutsche stieg.

      Joan Stork war mit ihrem Vetter aus dem Tor gekommen. Sie blickte Alan Murphy hilfesuchend an und sagte, immer noch blaß von dem gerade Erlebten:

      »Können wir nicht mit unserem Wagen hinterherfahren? Wenn noch mehr Apachen in der Gegend sind…«

      Lattimer drehte sich um. Auch auf ihn machte die rothaarige Frau in dem Reisekostüm denselben Eindruck, den sie auf alle Männer gemacht hatte.

      Sie ist ein Vulkan, dachte Joe Lattimer, feurig, wild und nicht ungefährlich. Diese Frau hat Feuer im Blut, sie hat Katzenaugen.

      Lattimer fühlte sich von ihr gleichsam angezogen und abgestoßen. Sie war genau der Typ Frau, an dem sich ein Mann alle Finger verbrennen konnte, und ihre Augen spiegelten nicht allein das Feuer ihres Blutes wider. Es war Lattimer einen Moment, als loderte auch die Wildheit und Unberechenbarkeit einer Raubkatze in ihnen.

      »Es sind keine Indianer mehr da«, sagte er, als Alan Murphy ihn fragend ansah. »Ich werde langsam fahren müssen. Sie können sich anschließen, Madam.«

      »Sie sind der Chief-Scout der Armee?« fragte die Frau. »Hören Sie, ist Ihnen jemals ein Mann namens James Polk begegnet, ein großer, breitschultriger und rothaariger Prospektor mit zwei Mauleseln?«

      »Nein«, antwortete Lattimer. Er sah ihr in die Augen, und sie schlug die Blicke nieder. Plötzlich hatte er das Gefühl, daß sie eine Lügnerin war, aber er konnte sich nicht erklären, warum ihm dieser Verdacht kam. »Suchen Sie ihn, Madam?«

      »Ja, er ist mein Bruder, und er muß durch diese Gegend gezogen sein, Mr. Lattimer.«

      »Nein, ich habe ihn nicht gesehen«, sagte der Chief-Scout achselzuckend. Er holte seine Pferde, stieg, nachdem er sie am Wagen festgemacht hatte, auf den Bock und bemerkte den Blick, den Alan Murphy der davonhastenden Frau nachwarf. Sie bat Wilkins um Ersatzpferde, hatte aber noch zwei am Wagen – Reitpferde, die nicht – wie die Gespanngäule – von den Apachen erschossen worden waren.

      »Ich fahre vorsichtig«, gab Lattimer zurück, als sich Claiborn unten aus dem Kasten meldete. »Keine Angst, Sir, wir sind in zwei Stunden in Santa Rosa.«

      »Und Sie glauben, Lattimer, Sie können Doc Shapers nüchtern machen?«

      »Ich hoffe, die Medizin für einen Gewohnheitstrinker zu kennen«, erwiderte Joe trocken. »Es geht los, Sir!«

      Dann fuhr er behutsam an.

      *

      Die fette Mexikanerin stieß ein Geheul aus, als hätte Lattimer s i e in den Trog geworfen. Claiborn nahm sogar seinen von Corporal Stan Liman verbundenen Arm abwehrend hoch, denn das Wasser spritzte nach allen Seiten. Um Alan Murphys schmalen Mund huschte ein Grinsen.

      »Doc« Lucius Shapers verschwand im Tränketrog, und strampelte, als drohte er zu ertrinken.

      »Madonna, Madonna, er bringt ihn um!« jammerte die fette Mexikanerin herzerweichend und rang die Hände. »Lattimer, er wird sterben!«

      »Spiel nicht verrückt, Maria!« fauchte der Chief-Scout. Er drückte Shapers in den Trog und wartete, bis der Säufer genug Wasser geschluckt hatte. Dann schüttelte er ihn kräftig durch und zog ihn auf den Beinen heraus. Shapers erbrach sich, fiel um und blieb zuckend liegen. Das sah aus, als würde er von epileptischen Krämpfen befallen, aber der Zustand hielt nur solange an, bis er auch den Rest des Fusels und des Frühstücks ausspie.

      Das Brechwurzelpulver tat seine Wirkung.

      Als Lattimer ihn aus dem Bett geholt hatte, war Shapers vollkommen betrunken gewesen. Gewehrt hatte er sich erst, nachdem er die lauwarme Brühe mit dem Brechwurzelpulver geschluckt hatte, aber es war nur eine kleine Menge in seinen Magen geraten. Darum hatte ihn Lattimer getaucht, und nun war Shapers Magen leer.

      Shapers war erst achtunddreißig und vier Jahre Arzt in Gila Bend gewesen, aber dort schon zumeist betrunken. Nachdem ihm der erste Patient unter