Название | Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel 1 |
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Автор произведения | Bettina von Weerth |
Жанр | Языкознание |
Серия | Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740940898 |
Florian schloss sie aus.
Seine Eltern ebenfalls.
Wer blieb denn dann noch?
Für das Personal würde Leonie die Hand ins Feuer legen, die arbeiteten selbst streckenweise in der zweiten, dritten Generation auf dem Schloss, waren den Ahndorfs sehr verbunden.
Außerdem …, um so ein Ding durchzuziehen, brauchte man Kontakte zu Fälschern und außerdem welche zu Hehlern oder sonstigen Abnehmern.
Nein.
Da kam niemand infrage.
Wer aber dann?
Leonie verspürte eine innere Aufgeregtheit.
Sie musste es herausfinden!
Die erste Bombe würde sie vor versammelter Mannschaft am Abend platzen lassen und dabei alle ganz genau beobachten …
Florian.
Graf Anton.
Gräfin Regina.
Tante Klara schied aus.
Und Melanie?
Die hielt sie eigentlich für zu dumm, einen solchen Coup durchzuziehen.
Außerdem träumte die doch noch immer davon, Gräfin Ahndorf zu werden. Da musste ihr doch daran gelegen sein, die Schätze zu behalten, sie zu vermehren, denn wenn Graf Anton abdankte, Florian an die Reihe kam, natürlich mit ihr an der Seite, dann gehörte eh alles ihr.
Leonie beruhigte sich allmählich wieder.
Sie trat nochmals an das Bild heran. Ihr Blick glitt hinunter zur Signatur – van Veere.
Und genau daneben fehlte der Beweis für das Original, nur eine Kleinigkeit, die Leonie ganz besonders fasziniert hatte.
Warum war ihr das nicht sofort aufgefallen?
Dieses klitzekleine Etwas war eine winzige Sumpfdotterblume, nur für den genauen Betrachter sofort erkennbar. Aber erkennbar!
Weswegen hatte der Künstler sie da hingemalt? War es ein Symbol für etwas? War es Koketterie gewesen? Einfach nur eine Laune?
Die Belohnung …, eine Blume für den Künstler für ein gelungenes Werk?
Leonie hatte sich schon früher viele Gedanken darum gemacht und ihre Fantasie auf Reisen geschickt.
Sie hatte keine Antwort gefunden.
Aber dem guten van Veere sei Dank!
Gäbe es dieses Mini-Blümchen nicht auf dem Original, wäre niemand darauf gekommen, dass in Schloss Ahndorf eine Fälschung hing.
Sie wandte sich ab, Florian lief ihr über den Weg, wollte sie in ein Gespräch verwickeln. Dazu war sie jetzt nicht in der Lage.
Leonie entschuldigte sich mit Kopfschmerzen, unbedingt an die frische Luft zu müssen, dann rannte sie davon.
Ein wenig verdutzt sah Florian ihr nach.
Was war denn mit Leonie los?
Die war ja vollkommen aus der Spur.
Verfolgten sie die Geister, die sie da gerade zu Papier brachte, oder aber …
Nein!
Auch wenn er sie gerade noch davor gesehen hatte, das Gemälde konnte nicht für ihren desolaten Zustand verantwortlich sein.
Das hing wie es hing. Und es würde dort auch noch sein, wenn niemand mehr über seine Eltern und ihn redete.
Es tat ihm so unendlich leid, dass er bei diesem Besuch seiner alten Freundin so schlecht drauf war. Er spürte, wie die Mauer, die zwischen ihnen entstand, immer höher wurde.
Er wusste ebenso, dass das einzig und allein seine Schuld war.
Leonie verhielt sich wie immer. Sie hatte ihm mehr als nur einmal ihre Hilfe angeboten. Und wie gern würde er die annehmen.
Aber es ging nicht.
Er konnte sie nicht mit seinen Problemen belasten, Problemen, für die es keine Lösung gab.
Er war ein Ahndorf und musste den ihm vorgeschriebenen Weg gehen. Manchmal kam er sich vor wie in diesem sprichwörtlichen goldenen Käfig, einen Käfig, um den ihn so mancher beneidete. Die Leute hatten ja überhaupt keine Ahnung!
Sie wussten nichts von der Selbstverleugnung, Selbstaufgabe, die krank machte.
Er war noch so jung, und dennoch fühlte er sich manchmal so unendlich müde …
Oder sollte er doch mit Leonie reden?
Schon wollte er ihr nachlaufen. Dann besann er sich, ließ es bleiben, und noch während er mit hängenden Schultern wie verloren mitten in der riesigen Halle stand, kam Melanie auf ihn zugelaufen oder sollte man sagen …, zugehüpft?
Die hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt!
Sie warf sich ihm förmlich in die Arme.
»Flori, mein Herz, gehst du mit mir zu der süßen kleinen Stute? Ich würde sie am liebsten mit in mein Bett nehmen, wenn es ginge«, sie machte eine kurze, bedeutsame Pause, ehe sie in verführerisch klingendem Ton fortfuhr: »dich aber auch …, dich sogar noch lieber.«
Er machte sich aus ihrer Umklammerung frei.
»Melanie lass das. Ich hasse es, Flori genannt zu werden, und eines werden wir ganz gewiss nicht, das kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen … Wir werden ganz gewiss niemals gemeinsam in einem Bett landen. Höre endlich auf, mich anzumachen. Es ist mir peinlich. Und wenn du in die Stallungen gehst, dann musst du es allein tun. Ich habe noch zu arbeiten, und jetzt entschuldige mich bitte.«
Er ließ sie einfach stehen.
Welch ein Glück, dass er den hasserfüllten Blick nicht sah, den sie ihm nachschickte.
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.
»Du wirst dich noch wundern«, zischte sie leise, »sehr sogar. Ich werde schneller die Frau an deiner Seite sein, als du es erahnst.«
Graf Anton und Gräfin Regina liefen in Richtung Bibliothek, denen rannte sie hinterher.
Das waren die Verbündeten, die sie brauchte, und sie wusste, dass sie bei den Beiden recht gute Karten hatte, ihr Ziel zu erreichen.
Das Grafenpaar war standesbewusst und würde niemals einer Heirat ihres Sohnes mit einer Bürgerlichen zustimmen.
Und Florian war der gut erzogene Sohn, der wusste, was er seinen Eltern und seinem Namen schuldig war.
Und sie wusste, was sie wollte!
Florian!
Nun, wenn sie ganz ehrlich war, ihn nicht unbedingt, weil sie ihn ein wenig langweilig fand.
Also gut, sie wollte seinen Namen und – nicht zu vergessen – das viele Geld, das Schloss, die Ländereien, die Wälder, die anderen Besitztümer, die Beteiligungen … Sie wollte alles, was mit diesem Namen verbunden war …, und sie würde es bekommen.
Sie setzte ein liebreizendes Lächeln auf, gab ihrer Stimme einen zuckersüßen Klang, als sie energisch die Türklinke herunterdrückte, in die Bibliothek eintrat und sagte: »Oh, welch schöne Überraschung, euch hier zu sehen! Ich wollte mir eigentlich nur ein Buch holen. Doch das kann warten. Darf ich euch ein wenig Gesellschaft leisten? Ich unterhalte mich so gern mit euch.«
Mehr Honig ging nicht.
Prompt fuhren die Beiden darauf ab.
»Wir uns mit dir auch, liebe Melanie«, antwortete Graf Anton. »Es schmeichelt uns, dass du mit uns zusammen sein willst, wo du doch die Gesellschaft von Florian und Leonie genießen kannst.«
Sie setzte sie graziös in einen der cognacfarbenen Ledersessel, strahlte die Beiden an, als hätten sie ihr soeben den ersten Preis verliehen.
»Ach,