Die Holländerin. Александр Дюма

Читать онлайн.
Название Die Holländerin
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
isbn



Скачать книгу

die Handlung betrieben?

      – Nie.

      – Ah, Sie fürchten wohl, sich die Hände an den Stoffen und Registern zu beschmutzen? Sie wollen lieber ein unverstandener Künstler sein, als ein positiver Kaufmann! Glauben Sie mir, junger Mann, es geht nichts über den Handel. Millionen in Bewegung setzen, Schiffe beladen, und gegen Elemente und Zufall spielen, hat einen besonderen Reiz, eine besondere Poesie.

      – Sie haben recht.

      – Das will ich meinen!

      – Und Sie glauben, mein Herr, daß ich Ihnen in etwas nützlich sein könnte?

      – Ich glaube es. Mir fehlen Ihre Kenntnisse, und Ihnen fehlt mein Geld. Verschmelzen wir uns, wir werden eine profitable Masse bilden. Tristan rückte Herrn Van-Dick näher.

      – Ach, mein Herr, sprach er, Sie verbinden mich unendlich!

      Sie nehmen mir einen Platz, sprach lächelnd der Holländer. Tristan zog sich zurück.

      – Reden Sie nicht von Verbindlichkeit, wir machen ein Geschäft, und nichts anderes. Ich ärgere mich nicht, Ihnen einen Dienst zu leisten, aber ich freue mich, meinen Vortheil dabei zu finden. Also Sie sprechen Englisch?

      – Vollkommen.

      – Und Deutsch?

      – Ebenso.

      – Und Italienisch.

      – Wie Manzoni.

      – Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?

      – Es ist glücklicherweise noch Zeit.

      – Wie viel wollen Sie für das alles haben?

      – Was Sie mir geben.

      – Wissen Sie, wozu ich Sie anwenden werde?

      – Nein.

      – Ich habe Ihnen gesagt, daß ich einen Sohn habe.

      – Nun?

      – Dieses Kind wird von seiner Mutter angebetet, sie will sich nicht von ihm trennen. Darum bleibt es zu Hause und Sie leiten seine Erziehung Verstanden?

      – Vollkommen.

      – Dafür biete ich Ihnen tausend Thaler.

      – Das ist ein Vermögen.

      – Sie leben in meinem Hause, wie ich selbst.

      – Sie überschütten mich.

      – Kommen Sie von Mailand?

      – Ja.

      – Sind Sie lange dort gewesen?

      – Nein; doch warum fragen Sie mich danach?

      – Weil ich bei meiner Durchreise in Mailand einen meiner guten Freunde antraf, einen Arzt, der sich erst kürzlich verheirathet hat. Diesen fragte ich, ob er nicht einen jungen Mann wüßte, der zwei oder drei Sprachen verstände, und da Sie mir sagen, daß Sie Medicin studirt haben, wundere ich mich, daß er Sie nicht kennt, denn er hält sich schon einige Zeit in Mailand auf

      – Wie nennt er sich?

      – Herr Mametin.

      – Der Mann ist mir unbekannt.

      – Thut auch nichts zur Sache, da ich Sie kenne. Die Sache ist also abgemacht?

      – Ich glaube es wohl.

      – Sie wissen nun, wohin Sie gehen.

      – Ach, mein Herr, Sie retten mir das Leben!

      – Wie kann man in Ihrem Alter verzweifeln wollen! Sie werden Ihre Arbeit haben, das Kind ist verzogen.

      – Um so besser!

      – A propos!

      – Reden Sie.

      – Sie gefallen mir außerordentlich, und ich bin erfreut, Ihnen einen Dienst zu leisten, aber —

      – Aber?

      – Ich bin nicht allein in meinem Hause.

      – Haben Sie einen Associé?

      – Nein, aber ich habe eine Frau.

      – Ich werde alles aufbieten, um Madame Van-Dick zu gefallen.

      – Vor allen Dingen richten Sie sich so ein, daß die Ruhe nicht gestört wird.

      – Soll geschehen.

      – Und wenn meine Frau Sie nicht liebt, so müßten wir uns doch trennen, obgleich es mir viel Vergnügen macht, Sie zu sehen.

      – Ich werde alles thun, was sie will.

      – Dies ist das Mittel, sich bei ihr beliebt zu machen.

      – Halt! dachte Tristan, ich merke, daß Madame Van-Dick für ihren Gatten thut, was dieser für die Umstände: sie unterwirft sich ihm, um ihn zu beherrschen.

      Nach dieser kurzen Betrachtung reichte er Herrn Van-Dick beide Hände, welche dieser herzlich drückte.

      3

      Man denke sich die Freude unseres Freundes! Der Glückswechsel trat nach einem jeden Unglücke mit einer solchen Pünktlichkeit ein, daß er keinen Grund hatte, sich der Verzweiflung preiszugeben, ohne eine Gotteslästerung zu begehen. Die wenigen Worte des Holländers, durch welche seine Lage geändert worden, hatten auch die Natur vor seinen Augen verändert. Tristan fand die Bäume schöner und den Tag strahlender, der Gesang der Vögel, die in dem klaren Aether schwebten, schien ihm melodischer und die Thautropfen, die auf den Grashalmen und Gesträuchen am Wege blitzten, däuchten ihm Diamanten des reinsten Wassers zu sein.

      – Ah, Lea, dachte er, Sie glauben, daß ich zu Ihnen zurückkehre! Und Du, meine liebe Frau, Du verheirathest Dich wieder und glaubst vielleicht, ich sterbe vor Gram, wenn ich Deine neue Verbindung erfahre! – O durchaus nicht, es giebt außer Euch noch andere Frauen auf der Erde. Es lebe Gott und die Menschen! Die Welt ist doch schön!

      Unser Held empfand eine Freude, sonder Gleichen. Nach einem so abenteuerlichen und bewegten Leben, als er in jüngster Zeit verbracht, mußte ihm die Ruhe, welche ihm in Aussicht stand, wohl enthusiasmieren. Wenn er bedachte, daß er ohne Sorgen, ohne Furcht und ohne Bedauern selbst (denn über seine Frau glaubte er sich getröstet, die seiner Meinung nach des Grämens nicht werth sei, obgleich ihm der Gedanke an die stets das Herz durchschnitt) einem glücklichen Leben entgegenging, daß er künftig in einem bequemen Zimmer, von großen Registern umgeben, ruhig wohnen könne und einer Familie angehöre, welche unter dem Scepter eines ihrer Glieder stets einig sein mußte, so fiel ihm auch nicht im Entferntesten ein, daß das Schicksal die Verwirklichung dieses schönen Traumes hintertreiben könne. Tristan machte schon seine Pläne für die Zukunft: Holland, das er bis zu diesem Augenblicke stets verachtet hatte, schien ihm nun ein reizendes Land zu sein. Alles, was man zum Nachtheile desselben geschrieben und gesprochen, hielt er in diesem Augenblicke für Verläumdung.

      Der Holländer, als ob er die einfachste Sache von der Welt abgemacht hätte, stopfte sich ruhig seine Pfeife und zündete sie an, um gänzlich den Schlaf zu vertreiben, der ihm die Augenlider noch schwer machte. Der junge Mann war dergestalt von Neigung und Dankbarkeit zu dem Leinwandhändler durchdrungen, daß er wünschte, es möge irgend Jemand den Herrn Van-Dick in seinem Tabaksvergnügen stören, um ihm bei dieser Gelegenheit seine Dankbarkeit an den Tag legen und diesen Jemand morden zu können.

      – Mein bester Herr Van-Dick, sprach er, erlauben Sie mir, daß ich Sie so nennen darf, denn ich fühle mich so zu Ihnen hingezogen, als ob ich Sie schon seit zehn Jahren kenne, seien Sie meines Eifers und meiner vollen Dankbarkeit gewiß.

      – Ich glaube Ihnen, mein bester Herr.

      – Sehen Sie, ich bin nicht, wie andere Männer; ich schließe selten Freundschaftsbündnisse, aber wenn ich sie schließe, sind sie aufrichtig und fest.

      – Um so besser, junger Mann, um so besser! antwortete Herr Van-Dick und blies eine dicke Rauchwolke in die Luft.

      – Mit welcher Lust will ich mich der Erziehung Ihres Sohnes