Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма

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Название Der Page des Herzogs von Savoyen
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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geblieben, da man aber die materiellen Interessen der Poesie nicht aufopfern soll,« fuhr Fracasso schwermüthig fort, »so trete ich der Meinung Pille-Trousse’s und Lactantius bei.«

      »Und ich will mich schlagen!« schrie Malemort.

      »Verbinde dann deinen Arm, und laß uns in Ruhe,« sagte Pille-Trousse.

      »Wir sind Drei gegen Dich, und Procop, der’s versteht, wird Dir sagen, daß Drei gegen Einen immer Recht haben.«

      Malemort seufzte laut bedauernd, daß ihm eine so schöne Gelegenheit entging eine neue Wunde zu erhalten, aber er gab nach.

      Unterdeß hatten Lactantius auf der einen und Maldent auf der andern Seite Feuer angeschlagen und da beide sich Parteien sich für den Fall, daß sie Licht brauchen würden, in Voraus mit Kienfackeln versehen hatten, so leuchteten bald zwei derselben und ließen ihr grelles Licht auf die Personen in der Höhle fallen.

      Wir kennen bereits die Höhle und die Personen, die darin waren; nur die gegenseitige Stellung der Letzteren haben wir zu beschreiben.

      Am Ende der Höhle befanden sich Pille-Trousse, Malemort, Lactantius und Fracasso, mehr nach dem Eingange zu die beiden Scharfenstein, Maldent und Procop.

      Pille-Trousse stand von der hintern Gruppe am weitesten vor; hinter ihm kaute Malemort vor Wuth an den Nägeln, neben ihm stand Lactantius mit der Fackel und suchte seine kampflustigen Cameraden zu beruhigen; Fracasso kniete und befestigte etwas an seiner Fußbekleidung.

      Auf der entgegengesetzten Seite bildeten, wie erwähnt, die beiden Scharfenstein die Avantgarde, einen Schritt hinter ihnen stand Maldent und hinter diesem Procop.

      Die beiden Fackeln beleuchteten die ganze runde Höhle, nur eine Vertiefung in der Nähe des Einganges, in welchem ein Haufen dürren Farnkrautes lag, blieb im Halbschatten.

      Das Ganze sah wild und schauerlich genug aus.

      Die Abenteurer kannten einander bereits meist und hatten sich gegenseitig auf dem Schlachtfelde thätig gegen den gemeinschaftlichen Feind gesehen.

      Procop trat setzt einen Schritt vor, aber nicht über die beiden Scharfenstein hinaus.

      »Meine Herren,« sagte er, »wir hatten gegenseitig den Wunsch einander zu sehen und nun sehen wir einander, das ist schon etwas. Wir sind Vier gegen Vier, wir auf unserer Seite haben aber die Beiden da (und er zeigte auf die Scharfenstein), was mich fast berechtiget zu sagen, wir sind Acht gegen Vier.

      Auf diese unkluge Prahlerei flogen nicht blos trotzige Worte über die Lippen Pille-Trousse’s, Malemort’s, Lactantius und Fracasso’s, sondern auch deren Schwerter aus den Scheiden.

      Procop bemerkte, daß er gegen seine gewöhnliche Klugheit gesündigt hatte und sich auf falschem Wege befinde. Er versuchte also umzukehren.

      »Meine Herren,« sagte er, »ich behaupte damit nicht, daß uns der Sieg nun auch gewiß wäre, da die vier Gegner Pille-Trousse, Malemort, Lactantius und Fracasso heißen.«

      Dieser Nachsatz schien die Gemüther wieder etwas zu beruhigen, nur Malemort brummte noch.

      »Zur Sache!« rief Pille-Trousse.

      »Ja,« antwortete Procop, »ad eventum festina. Ich sagte also, daß wir den innern zufälligen und ungewissen Eingang eines Kampfes bei Seite lassen und uns zu verständigen suchen müßten. Es schwebt gewissermaßen ein Prozeß zwischen uns, jacens sub judice lis est; wie werden wir den Prozeß beendigen? Zuerst durch eine klare und einfache Auseinandersetzung der Lage, aus welcher unser Recht hervorgehen wird. Wer hat gestern den Gedanken gehabt, in nächster Nacht das Gütchen oder Schlößchen Parcq zu überfallen? Ich und die Herren da. Wer ist heute Früh von Doulens fortgegangen, um den Plan auszuführen? Ich und die Herren da. Wer hat sich in diese Höhle begeben, um da Position für die Nacht zu nehmen? Wiederum ich und die Herren da. Wer hat endlich den Plan zur Reife gebracht, vor Euch entwickelt und so den Wunsch in Euch erregt, Euch an der Sache zu betheiligen? Immer ich und die Herren da. Antworte darauf, Pille-Trousse, und sage selbst, ob nicht die Leitung eines Unternehmens ungehindert denen gehört, welche zuerst den Gedanken dazu gehabt und den Plan entworfen haben. Dixi

      Pille-Trousse lachte; Fracasso zuckte die Achseln; Lactantius schüttelte die Fackel und Malemort brummte von »Dreinschlagen!«

      »Worüber lachst Du, Pille-Trousse?« fragte Procop ernsthaft und würdevoll.

      »Ich lache, lieber Procop,« antwortete der Abenteurer, an den die Frage gerichtet worden war, »über das gewaltige Vertrauen, mit dem Du dein Recht und deine Ansprüche auseinandergesetzt hast und darüber, daß Du gleich geschlagen bist, wenn wir gelten lassen, was Du sagst. Ja, die Leitung eines Unternehmens gehört denen, welche zuerst den Gedanken daran gehabt und den Plan entworfen haben.«

      »Also!« fiel Procop triumphirend ein.

      »Ja, aber ich fahre nun fort,« sagte Pille-Trousse; »gestern seyd Ihr aus den Gedanken gekommen, das Gütchen oder Schlößchen Parcq zu überfallen? Wir haben den Gedanken schon vorgestern gehabt. Ihr seyd heute Früh von Doulens aufgebrochen, um den Plan auszuführen? Wir sind in derselben Absicht schon gestern Abend von Montreuil hergekommen. Ihr seyd seit einer Stunde in der Höhle? Wir waren schon da, als Ihr kamt. Ihr habt den Plan vor uns entwickelt? Wir hatten ihn schon vorher zur Reife gebracht und entwickelt. Ihr gedachtet das Schlößchen in der Nacht anzugreifen? Wir wollten es gegen Abend thun. Wir haben also den Gedanken und den Plan vor Euch gehabt und so kommt uns die Leitung des Unternehmens zu. Dixi!« setzte er in der Art Procops hinzu.

      »Aber,« fragte Procop, den diese Beweisführung einigermaßen in Verlegenheit brachte, »wer bürgt mir dafür, daß Du die Wahrheit sagst?«

      »Mein Wort, mein Ehrenwort!« sagte Pille-Trousse.

      »Eine andere Bürgschaft wäre mir lieber.«

      »Hm!« machte Procop unvorsichtig.

      Die Gemüther waren gereizt, der Zweifel an Pille-Trousse’s Wort erbitterte, und Fracasso und Lactantius riefen gleichzeitig :

      »Kampf!«

      »Ja dreinschlagen, dreinschlagen!«

      »Kampf denn, wenn Ihr nicht anders wollt,« sagte Procop.

      »Kampf, da es kein anderes Mittel zur Verständigung gibt.«

      »Kommt nur heran!« riefen die Scharfenstein, die schon hauen wollten.

      Jeder zog Schwert oder Dolch, suchte sich einen Gegner und schickte sich an auf denselben sich zu stürzen.

      Mit einem Male bewegte es sich aus dem Farnkrauthaufen in der Vertiefung der Höhle; ein zierlich gekleideter junger Mann erhob sich, trat aus dem Dunkel heraus und in das Licht, breitete die Arme aus und rief :

      »Die Waffen nieder, Cameraden! Ich übernehme es, die Sache auszugleichen.«

      Aller Augen wendeten sich aus den, welcher so unerwartet erschien und Alle riefen:

      »Yvonnet!«

      »Wo, zum Teufel! kommst Du her?« fragte Pille-Trousse und Procop.

      »Das sollt Ihr hören,« antwortete Yvonnet, »zuerst die Degen und Dolche eingesteckt! Der Anblick solcher bloßer Dinger greift meine Nerven an.«

      Alle gehorchten bis aus Malemort.

      »Nun, Camerad,« sagte Yvonnet zu ihm, »was soll’s?«

      »Ach!« jammerte Malemort mit tiefem Seufzer, »soll man denn niemals in Ruhe einen Stich geben oder nehmen können?«

      Er stieß mit höchst ärgerlicher und verdrießlicher Geberde den Degen in die Scheide.

       IV.

      Der Gesellschaftsvertrag

      Yvonnet sah sich um und da er erkannte, daß wenigstens die Schwerter in die Scheide zurückgekehrt wären, wenn auch der Zorn noch nicht ganz aus den Herzen geschwunden, so wendete er sich bald an Pille-Trousse, bald an Procop, welche bekanntlich beide die Frage an ihn gerichtet hatten.

      »Woher ich komme?« wiederholte er. »Wahrhaftig eine schöne