Polly!. Stephen Goldin

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Название Polly!
Автор произведения Stephen Goldin
Жанр Юмор: прочее
Серия
Издательство Юмор: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788873042501



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drehte sich wieder zu ihm um. „Du siehst aus, als könntest du was zu trinken gebrauchen.“

      â€žIch bin nicht wirklich ein großer Trinker –“

      â€žNur ein Gläschen Wein. Oh, Fifi“, rief sie.

      Eine schöne, kecke, junge Blondine in einer schwarz-weißen Hausmädchen-Uniform kam zu ihnen herüber, in der Hand ein Tablett mit einigen gefüllten Weingläsern. Ihr Kostüm war sehr kurz und ließ wenig der Vorstellung über, besonders den ausgestellten Beweis ihres Säugetier-Stammbaums. „Oui, Mademoiselle?“, fragte sie.

      Polly nahm mit einem geübten Handgriff zwei Gläser von dem Tablett und gab eines Herodotus während sie das andere für sich selbst behielt. „Fifi, ich möchte, dass du dich darum kümmerst, dass Heros alles bekommt, was er wünscht.“

      Das Hausmädchen sah zu Herodotus' Gesicht hoch und lächelte. „Ich werde mich bemühen“, versprach sie, mit plötzlich heiserer Stimme. Ihre Schultern und Hüften waren komplett gegeneinander verdreht, als würden sie zu unterschiedlichen Trägern gehören.

      Polly hob ihr Glas in Herodotus' Richtung. „Auf neue Freundschaften“, sagte sie und sie stießen an.

      Herodotus sah die goldene Flüssigkeit in dem Glas an und kostete sie vorsichtig. Es war köstlich – süß aber nicht zu sehr, glatt auf der Zunge, kühlend in der Kehle und im Abgang knackig und fruchtig. Er nahm noch einen zweiten, größeren Schluck.

      Sie sah ihm mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu. „Schmeckt's?“, fragte sie.

      â€žEr ist sehr gut, ja.“

      â€žEr ist von meinem eigenen Weingut“, prahlte sie. „Er heißt Zufriedenheit, der Wein von zufriedenen Trauben. Sie wachsen gleich neben einem anderen meiner Weingärten, wo die Trauben der Wut aufbewahrt werden. Den behalte ich für spezielle Ereignisse auf.“

      â€žSieh her, Polly, ich –“

      â€žEs tut mir leid, dass ich dich vorübergehend alleinlassen muss, aber ich muss mich unter die Gäste mischen. Gastgeberinnenpflichten und so. Rede mit den Leuten, mach es dir gemütlich. Wenn du etwas brauchst, werden Fifi oder James dir gerne helfen.“

      â€žWer ist James?“

      â€žMein Diener. Ich komme sofort zurück und dann können wir uns unterhalten.“ Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas und stürzte sich in das Getümmel. Sie wurde von allen angelächelt, bis sie in der Menge verschwand.

      Herodotus fühlte sich sehr alleine und unwohl. Die Menschen sahen alle freundlich aus, aber er war nicht gerade in der Stimmung für Gesellschaft – nicht heute. Er bahnte sich den Weg zum Sofa und setzte sich vorsichtig auf ein Ende davon, ehrfürchtig vor dem offensichtlichen Alter des Möbelstücks, und versuchte, sich selbst so unauffällig wie möglich zu machen.

      Ein paar Minuten später kam ein Mann und setzte sich neben ihn. Er sah aus, als wäre er in seinen späten Sechzigern, mit einem verwitterten, ledrigen Gesicht und einem weit zurück gehenden Ansatz reinweißen Haares. Er hatte einen dünnen Körper mit einem wachsenden Bierbauch und sein Gesicht war runzelig, aber auf eine nette Art. Es gab dort viele Lachfalten.

      â€žWie lange kennen Sie sie schon?“, fragte der Mann um eine Unterhaltung zu beginnen.

      â€žSie? Sie meinen Polly?“

      â€žNennt sie sich heutzutage so? Ja, Polly.“

      â€žIch habe sie erst vor ein paar Minuten kennen gelernt.“

      Der alte Mann nickte. „Bei mir sind es jetzt fünf Jahre. Meine Frau und ich waren dreiundvierzig Jahre lang verheiratet, und sie war in ihrem ganzen Leben nie krank gewesen, abgesehen von einem Husten oder zwei. Dann kam Alice ins Krankenhaus und drei Wochen später starb sie an Krebs. Meine ganze Welt brach zusammen. Ich dachte, ich könnte genauso gut sterben und zu ihr gehen. Dann kam diese Krankenschwester zu mir ins Besucherzimmer und hielt meine Hand. Ich bin nicht jemand, der öffentlich seine Gefühle zeigt, aber ich heulte wie ein Baby an ihrer Schulter, ich machte ihren Kittel ganz nass. Es schien sie nicht zu stören. Ich erzählte ihr alles über Alice. Mensch, wir mussten wohl Stunden da gesessen und uns unterhalten haben. Wissen Sie, ich hatte einige Freunde, die versuchten, mich aufzumuntern, indem sie sagten, dass Alice an einen schöneren Ort ging. Polly erzählte mir keinen solchen Unsinn. Sie war einfach nur da, und das war genug, und bald war auch der Rest der Welt da – ein wenig leerer ohne Alice, aber bei weitem nicht so trostlos wie ich gedacht hatte.“

      Er hielt inne. „Was ist Ihre Geschichte?“, fragte er.

      Herodotus errötete. Nach der Geschichte des alten Mannes, was konnte er da schon sagen? „Mein Auto steht vor der Tür und startet nicht mehr“, sagte er fast entschuldigend.

      Der alte Mann sah ihn eine Weile lang an, die leiseste Andeutung eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Schließlich stand er auf. „Klar“, sagte er, streckte die Hand aus, und klopfte Herodotus auf die Schulter. „Vergessen Sie nicht, wie Polly sagt: die Dinge sind nie hoffnungslos, außer man verliert alle Hoffnung.“ Und er ging weg.

      Herodotus trank noch einen Schluck Wein und beobachtete die anderen Partygäste. Nach noch ein paar Minuten kam ein kleiner Mann mit einem Gesicht, das an eine Maus erinnerte, in grauem Anzug und gestärktem weißen Hemd und roter Krawatte herüber zur Couch. Anstatt sich hinzusetzen, ging er herum, bis er hinter Herodotus stand, beugte sich hinunter und flüsterte in dessen Ohr: „Verschwinden Sie hier, solange sie noch können“, sagte er Unheil verkündend.

      â€žWas?“

      â€žSie haben mich verstanden. Verschwinden Sie, bevor es zu spät ist.“ Dann ging er ohne weitere Erklärung weg.

      Herodotus fragte sich, in welcher Art Bärenhöhle er da gelandet war, als er den Mann weggehen sah. Aber er hatte keine andere Wahl als zu bleiben, es sei denn, er wollte achtzig oder noch mehr Kilometer durch die sommerliche Wüstenhitze wandern.

      Sich leichtfüßig einen Weg durch die Menschenmenge bahnend, kam eine langhaarige schwarze Katze mit goldenen Augen auf ihn zu. Sie steuerte direkt auf das Sofa zu, sah Herodotus forschend an und sprang dann auf seinen Schoß. Vorsichtig streichelte Herodotus ihr Fell. Die Katze ließ es sich gefallen und begann zu schnurren, während sie seine Oberschenkel mit ihren Samtpfoten massierte.

      Und dann war Polly wieder zurück, sie trug nun einen schmucken Gymnastikanzug – vertikal rot-weiß gestreift, mit blauen Rändern mit weißen Sternen oben und unten. Ihre Schultern, Arme und Beine waren bloß und ihre Füße steckten in Ballerinas.

      â€žAh, du hast Midnight gefunden“, sagte Polly lächelnd.

      â€žEigentlich hat eher er mich gefunden“, entgegnete Herodotus.

      â€žIch sehe, du bist daran gewöhnt, Dinge aus der Katzenperspektive zu sehen.“

      â€žIch habe mit einigen zusammen gelebt“, gab er zu.

      â€žDas freut mich zu hören. Katzen sind der lebende Beweis dafür, dass Gott nur einen Spaß machte, als er sagte, wir sollten vor ihm keine anderen Götter haben.“ Sie bückte sich um die Katze auch zu streicheln. Diese schnurrte noch lauter.

      Polly ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen und ließ sich ein paar Mal mit all dem Anstand einer ungestümen Zehnjährigen zurückfedern und endete schließlich seitlich sitzend im Schneidersitz, ihm zugewandt. Die Katze zuckte nicht einmal. „Nun, worüber sollen wir reden?“, fragte sie.

      Herodotus schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht wirklich in der