Название | Liebe auf den zweiten Blick - Insulaner küssen anders |
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Автор произведения | Mira Schwarz |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745014891 |
»Donnerwetter, das muss ja brennen bei dir. Komm einfach vorbei. Ist besser, da können wir es uns gemütlich machen.«
Tine nannte Luisa ihre Adresse und diese nahm sich ein Taxi, da sie nicht genau wusste, wo die angegebene Adresse zu finden war.
Der Taxifahrer fluchte, als sie einstieg und die Adresse ihrer Freundin nannte. »Mädchen, das ist hier fast um die Ecke. Da verdiene ich nichts dran, du hast doch noch junge Beine!«
»Ja, aber immer noch null Ahnung, wo ich hin muss«, konterte Luisa und schaute den Taxifahrer aus großen Augen an. Der Dackelblick zog also immer noch. Dabei hatte sie schon fast überlegt, ob sie diesen verlernt hatte.
»Na dann wollen wir mal eine Ausnahme machen«, meinte der Fahrer. Der Atem ging schon schwer, er hatte wohl schon eine Doppelschicht hinter sich – außerdem roch es in seinem Mercedes penetrant nach abgestandenem Zigarettenrauch, sodass Luisa ein leichter Ekel überkam. »Du darfst jetzt nicht wählerisch sein«, sagte sie zu sich selbst, »mach nicht jetzt schon schlapp – das ist das wahre Leben, und das hast du genauso gewollt.«
Nun war Luisa die Situation doch recht unangenehm. denn der Taxifahrer drehte in der Tat nur drei, vier Runden und hielt dann vor einem sehr gepflegten Altbau, welcher offenbar schöne Wohnungen beinhaltete. Alles sah sehr sauber und gepflegt aus, nicht zu vergleichen mit ihrer Behausung!
»So junge Dame, da wären wir schon.« Der Taxifahrer schaute sie grinsend an.
»O mein Gott, das ist mir jetzt aber doch peinlich.«
Luisa seufzte, zahlte die acht Euro fünfzig und stieg aus dem Taxi.
Ein gellender Schrei ließ den Taxifahrer zusammenzucken.
»Was ist passiert?«
»Scheiße!«, fluchte Luisa.
Der Taxifahrer lachte laut auf.
»Im wahrsten Sinne des Wortes«, meinte dieser, als er sah, was passiert war. Aber es soll ja Glück bringen … na dann, noch einen schönen Tag … trotz des Missgeschicks.«
Luisa versuchte das Unheil von ihren Schuhen zu bekommen, schimpfte über die Hundehalter im Allgemeinen und über die Ignoranz der Leute im Besonderen.
Egal! Krone richten und weiter geht's, Luisa.
Einen Teil der Hinterlassenschaften hatte Luisa von ihren Boots abkratzen können, doch es roch noch immer recht streng – sie würde die Schuhe nachher bei Tine sowieso vor der Tür ausziehen.
Luisa klingelte.
Natürlich – Dachgeschoss – wieder mal kein Fahrstuhl, war ja klar!
Sie machte sich auf den Weg in den fünften Stock, ab dem dritten Stock kroch sie mehr, als sie die Treppen erklomm.
»Luisa, lass das bitte nicht zur Gewohnheit werden. Du stinkst nach Hundekacke, zieh mal deine Schuhe aus!« Tine stand lachend auf der obersten Treppenstufe während Luisa schnaufend oben ankam.
»Na, das Training war wohl nicht so toll in den letzten Jahren – schon aus der Puste, meine Süße. Grüß dich Luisa, ich freue mich wirklich dich wiederzusehen.« Sie nahm ihre Schulfreundin in den Arm und zog Luisa an sich.
Luisa erwiderte, noch völlig außer Atem: »Nein, war mehr auf Golfplätzen und Empfängen zu finden. Beides hatte den Vorteil, dass alles ebenerdig war. »Schön dich wiederzusehen, lass dich anschauen. Du siehst aus wie ausgespuckt, Luisa, weißt du das?« Sie lachte hell auf. Ihre direkte Art hatte Luisa vermisst. »Da müssen wir schnellstens etwas dagegen unternehmen.« Tine schüttelte den Kopf.
Die beiden Freundinnen erzählten und erzählten, bis sich bereits der Abend näherte. Tine hatte eine Kerze entzündet und zwei Gläser Wein auf den Tisch gestellt.
»Na ja, das war natürlich alles nicht so einfach für dich. Da hast du dir aber auch ein Exemplar ausgesucht … bei aller Gnade, meine Liebe! Hast du nicht mal im Netz recherchiert … ich meine, macht doch heute jeder. Wozu gibt's denn Facebook, Twitter und Co. Mensch, Luisa, du bist doch nicht von gestern, du bist so … wie soll ich sagen, ohne dich zu verletzen.«
»Sag es nur«, meinte Luisa, »eigentlich bin ich total phlegmatisch und gehe seit längerem den bequemsten Weg. Muss wohl daran liegen, dass ich fünf Jahre den goldenen Löffel gekostet habe. Ich brauchte nicht zu arbeiten, nicht zu denken, der Preis dafür war totale Abhängigkeit, gepaart mit Stagnation, blöden Sprüchen und durchgeknallten Nächten.«
»War eigentlich ein Superdeal! Nur mir hat es eben nicht gelangt. Kannst du das verstehen, Tine? Vielleicht hast du recht, und ich bin das bescheuertes Huhn auf dem Planeten Erde oder irgendwie falsch gepolt.«
»Nein bist du nicht, Luisa!« Tine schüttelte den Kopf.
»Ich hätte mir unser Wiedersehen irgendwie anders, schöner vorgestellt, nicht so emotionsgeladen und voll gepackt mit Problembewältigung. Luisa, du hast echt was an der Backe, das kann ich dir sagen!«
»Weiß ich selbst«, meinte Luisa pragmatisch.
»Luisa, denk einfach nicht mehr dran, okay? Los, komm, lass uns erst mal ordentlich unser Wiedersehen feiern«, meinte Tine und prostete Luisa zu.
»Ist zwar nicht die ganz große Sause, schließlich haben wir bald Monatsmitte. Du wirst sehr schnell lernen, was das bedeutet, Süße. Trotzdem, ich freue mich riesig, dich wiederzusehen.« Freudestrahlend nahm sie Luisa in den Arm.
Oh, ich weiß jetzt schon, was das Wort bedeutet. Derzeitig schwebe ich noch ein wenig in einer anderen Dimension, der Urknall kommt erst noch.
Laut sagte Luisa: »Ja, noch so was, woran ich mich wieder gewöhnen muss – meine Kohle allein zu verdienen. Von nichts, wird nichts kommen.«
»Na, wenigstens die Grundeinstellung stimmt schon mal. Zum Wohl Luisa, auf unser Wiedersehen, und auf dein neues Leben!«
»Zum Wohl, Tine!«
***
Die beiden Frauen verbrachten den restlichen Abend damit, Pläne zu schmieden. Sie surften im Internet, schauten sich alle möglichen Seiten an, doch Tine war derzeitig viel mehr an dem ehemaligen Glamourleben Luisas interessiert. Als Luisa davon zu erzählen begann, saugte Tine alles in sich auf und war ziemlich beeindruckt. Luisa erzählte auch von ihrer Schwester Katharina die für die erste Riege der Modeschöpfer auf den Laufstegen der Welt lief, und Tine schluckte schwer.
»Also irgendwas muss ich falsch gemacht haben. Bin ich irgendwo mal links abgebogen, wo ich rechts hätte abbiegen müssen?«, fragte sie Luisa nach dem dritten Glas Wein.
»Nein, Tine, du hast schon alles richtig gemacht. Ich kann mir nichts anderes für dich vorstellen, als deine Liebe zum Buch. Der Job ist schon okay für dich. Du bist Buchhändlerin mit Leib und Seele. Das passt schon!« Tine nickte eifrig.
»Hast ja recht, Luisa. Nicht nur, dass ich eine Leseratte durch und durch bin, ich verkaufe dir auch noch den letzten Schinken aus den 60er-Jahren der ganz hinten im Regal sein Dasein fristet, das kann ich wenigstens. Bücher sind mein Leben. Allein der Geruch …, aber ich schweife ab.« Sie holte noch eine Flasche Wein und etwas zu Knabbern. »Luisa, wenn wir hier vorankommen wollen, brauchen wir einen Masterplan und zwar ziemlich ratzfatz. Du wirst diese Glitzerwelt verlassen müssen, dein goldener Käfig existiert nicht mehr. Der Vogel ist flügge geworden – weißt du?«
»Ja, so bringt man es wohl am besten auf den Punkt.«
Tine hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
Wie immer.
Bye-bye Gucci-Täschchen, bye-bye Armani-Anzug, bye-bye kostbare Parfümflakons und Edelboutiquen in Pöseldorf.
»Du schläfst heute Nacht erst mal bei mir«, darüber diskutierte Tine gar nicht weiter. Und Luisa hatte wahrlich nicht die Absicht Protest einzulegen. Im Gegenteil, sie war froh endlich einmal in einem halbwegs vernünftigen und vor allem trockenen Bett zu schlafen. Diese Wohnung war behaglich eingerichtet, die beiden Freundinnen