Ist der Ruf erst ruiniert.... Ruth Broucq

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Название Ist der Ruf erst ruiniert...
Автор произведения Ruth Broucq
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742739025



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hüpfte ich vom Bett nachdem ich ihm ein Papiertuch gereicht hatte und sagte: „Du kannst ins Bad gehen. Ich wasch mir die Hände nebenan.“

      Die Zimmertür ließ ich offen stehen und ging schnell in die Gästetoilette.

      Lange blieb ich dem Bizarr-Zimmer fern, setzte in der Küche Kaffeewasser auf, zog mir Jeans und Pulli über, und trödelte so lange herum, bis ich glaubte, dass er fertig angezogen sei.

      „Wo warst du denn so lange? Kaffee trinken?“ fragte Peter irritiert, als ich endlich den Raum betrat.

      Schlagfertig antwortete ich: „Ja, genau. Anziehen kannst du dich ja alleine, oder? Und Zuschauer brauchst du sicher auch nicht. Also was soll ich hier? Da kann ich mir lieber einen Kaffee machen. Oder hast du was dagegen?“

      Er brummelte sich was in den Bart, was ich nicht verstand und zog seinen Mantel an.

      „Ich bekomme noch das Geld, lieber Peter.“ Sagte ich während ich den Ausgang blockierte. „Und sei bitte so freundlich und mach das demnächst vorher. Ich mag nicht danach fragen müssen.“ Tadelte ich ihn ruhig aber ernst.

      Peter nestelte drei zwanziger aus der Innentasche und verlangte: „Ich kriege aber noch zehn zurück. Keine Sorge, ich zahle schon.“

      „Sicher.“ Erwiderte ich Kopfschüttelnd und holte das Rückgeld.

      Als er weg war schimpfte ich vor mich hin: so ein alter Geizkragen! Aber diesmal hab ich ihm den Weg gezeigt. Der hat mich nur einmal überrumpelt. Jetzt weiß er, für fünfzig gibt es nur ne Massage und sonst nix. Pfui bah, alter geiler Fummler.

      Um mich ein wenig abzulenken ging ich in die nahegelegene City und kaufte mir neue Unterwäsche und Kuchen.

      Mit Kaffee und einem großen Stück Torte setzte ich mich an meinen Laptop und öffnete mein neues Profil bei vögeln.de.

      Sofort stach mir eine Mitteilung des Providers ins Auge: Profile mit finanziellen Interessen sind kostenpflichtig. Bitte lesen Sie unsere Bedingungen.

      Aha! Also las ich dass ich für sechs Monate 100 Euro bezahlen musste, oder der Hinweis dass ich ein Taschengeld für meine Dienste verlangte würde nicht in meinem Profil ausgewiesen.

      „Tja, das sind 16 Euro im Monat. Dagegen kannst du aber nichts haben.“ Meinte Esther, als ich sie anrief.

      „Na ja, das ist nicht viel, das stimmt. Aber wenn das so schlecht läuft wie miete-mich, dann lohnt sich das nicht.“ Murrte ich.

      Esther gab zu bedenken: „Das weißt du ja nicht. Das Mädel hat dir doch erzählt, sie hätte durch vögeln. de so gut verdient. Das Risiko musst du eingehen oder nicht. Aber was willst du machen? So geht es doch auch nicht.“

      „Ja, du hast recht. Mach ich auch. Versuch macht klug. Zeitungswerbung ist viel teurer. Kann ich ja notfalls immer noch machen. Ja- sag nix- ich weiß, ist zu riskant. Also zahl ich das gleich mal ein und dann fahr ich zur Bea. Hi hi, ich hab mir geile Unterwäsche gekauft, ich muss bessere Fotos machen. 2 Garnituren, weiße fast durchsichtige, und grüne mit Spitzenhöschen. Also, bis morgen, meine Süße.“ Freute ich mich schon auf die Abwechslung.

      Sex-Netz

      Das Wochenende verbrachte ich bei Rabea und Rubina. Wie so oft passte ich auf die Kleine auf weil mal wieder eine Ü30 Party in der nahegelegenen Disco angesagt war, zu der meine Tochter mit Freunden ging. Das kam so 2-mal im Monat vor und ich fühlte mich dabei sehr wohl an dem Aufwachsen der süßen Kleinen teilhaben zu können.

      Den langweiligen Sonntagnachmittag konnten wir wegen der Kälte nicht mit meiner Lieblings-Sonntags-Beschäftigung, die Trödelmärkte der Umgebung zu durchstöbern ausfüllen, aber dafür mit den Aufnahmen in meiner neuen Unterwäsche. Damit hatten wir ausreichend zu tun.

      Zum Schluss schickten wir noch einige der Fotos ins Netz, so dass ich mein Profil zusätzlich um ein paar neue Bilder erweitert hatte. In schwarzen halterlosen Strümpfen, Pumps und den Spitzendessous, mal liegend, sitzend oder stehend, jedoch immer ohne Kopf, fand ich das Ganze sexy und ansprechend. Nun musste doch jede Menge Kundschaft kommen.

      Aber der Wochenanfang war eine Enttäuschung. Den Montagvormittag hatte ich wieder mit Behördenbesuchen und Wohnungsbesichtigungen ausgefüllt und den restlichen Tag schlug ich mit Hausarbeiten die Langeweile tot.

      Abends jedoch bekam ich die ersten Emails auf meine Anzeige bei vögeln.de.

      Ich amüsierte mich über die Nicknamen oder Fotos und wunderte mich teilweise darüber was Männer so alles wünschten, möglichst umsonst. Langsam machte ich mich mit der Handhabung dieses Forums vertraut, fand heraus, dass die Sache nicht uninteressant aufgebaut war. So konnte man in den Profilen das Alter- Sternzeichen- Familienstand, Körpergröße und Gewicht, die Haarfarbe und -länge, ja sogar die Penislänge und den Durchmesser, die sexuellen Vorlieben und Wünsche der Männer lesen. Auch der Wohnort war angegeben, und eine Beschreibung der eigenen Person, sowie was der jenige suchte. Mann oder Frau, Homos- Heteros- Paare oder Transsexuelle, sogar gleich mehrere Wünsche waren möglich. Selbst welche Art Kontakt man bevorzugte- ein One Night Stand, Affäre, Seitensprung, Partnertausch oder Beziehung, oder gar nur eine Begleitung in ein Pornokino oder Swingerclub? Nichts war unmöglich bekannt zu geben.

      Man konnte genau sehen wann wer Interesse gezeigt und das Profil besucht hatte, denn sogar die letzten 150 Profilbesucher waren gespeichert um die Kontaktaufnahme noch zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen. Die Chatpartner konnte man sich aussuchen und wenn man keine Lust hatte eine Mail zu beantworten konnte man einen „Nein danke“ Button anklicken und die freundliche Erklärung dass man nicht interessiert war kam automatisch vom Provider. Praktisch.

      Ich war fasziniert von der Vielseitigkeit dieses Werbe-Forums und beantwortete die ersten Anfragen, die sich den telefonischen Fragen auf die Zeitungsinserate ähnelten. Nach dem Preis, dem Leistungsangebot und zu welchen Zeiten man empfangsbereit war.

      Es war witzig von einem „Ladyficker“ oder „Kuschelhase“ oder „Immernurgeiler“ angeschrieben zu werden, die unmöglichsten Namen gab es, was mich köstlich amüsierte. Allerdings war es gewöhnungsbedürftig wie direkt sich manche Männer ausdrückten. „Fickst du nur mit Gummi? Kann ich dir in den Mund spritzen und schluckst du auch? Ich liebe Analverkehr, du auch?“ waren nur einige der Anfragen, die ich nicht so prickelnd fand.

      Freundlich lieb und nett schrieb ich den Interessenten zurück. Zwischendurch feilte ich noch ein wenig an meinem Profiltext und fand dass mir meine selbstgebastelte Werbung recht gut gelungen war. Zwar hätte ich gerne schon ein paar Termine vereinbart, aber trotzt der Interessenten ging ich, ohne ein Ergebnis zu erzielen spät nachts ins Bett. Die Zeit war verflogen.

      Ein Norbert rief mich recht früh an und vereinbarte einen Termin für 14 Uhr. Erst nachdem ich ihm schon die Adresse genannt hatte fragte ich nach seiner Herkunft und erfuhr erschrocken dass er ein paar Straßen weiter wohnte.

      Zu spät etwas zu ändern, war ich ärgerlich über meine eigene Oberflächlichkeit, denn aus meiner Heimatstadt wollte ich eigentlich keinen Kunden haben.

      „Ach Quatsch!“ sagte Esther, als ich ihr telefonisch meine Bedenken erzählte. „Was soll das? Erst jammerst du, dass du nicht klar kommst und jetzt willst du nen Hunderter sausen lassen weil der in der Nähe wohnt? Blödsinn, warum? Meinst du der geht damit hausieren, dass er fürs Poppen bezahlt. Das kann der sich sicher nicht erlauben. Vermutlich hat er Familie oder vielleicht muss er auch aus beruflichen Gründen schweigen. Egal- da passiert nix. Du musst alles mitnehmen was kommt. Sei nicht dumm. Wer weiß wie viel oder wenig da kommt und auch wie lange es geht. Nimm jeden Euro den du kriegen kannst und bunkere dein Geld für schlechtere Zeiten.“ Mahnte meine Freundin eindringlich.

      Einsichtig war ich zwar nicht, aber rückgängig konnte ich den Termin nun so wie so nicht mehr machen, deshalb gab ich ihr recht und wechselte das Thema. „Stell dir vor, ich war gestern wieder bei dem Amt, weil die immer noch nicht meinen Antrag bearbeitet haben. Ständig wollen die noch mehr Unterlagen haben. Jetzt den Rückkaufswert meiner Lebensversicherung,