Название | Emilia will Fotomodel werden |
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Автор произведения | Benny Bohlen |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748562467 |
„Ich kann mich an dir einfach nicht sattsehen. Du bist so wunderschön …“
Sie schmunzelte. „Ich habe nichts dagegen.“ Liebevoll strich sie ihm über das Haar.
„Hast du's gern, wenn dich ein Mann ansieht? Was empfindest du dabei?“
„Es ist ein angenehmes Gefühl, zu erkennen, dass man begehrt wird. Geht es dir nicht genauso? Was empfindest du, wenn du im Bad zum Schwimmbecken schlenderst und merkst, dass dir ein hübsches Mädchen bewundernd nachsieht?“
„Es schmeichelt mir“, antwortete Rafael.
„Das gleiche spielt sich in mir ab.“
„Scheint so, als wären Männlein und Weiblein gar nicht mal so verschieden.“
„Beides sind Menschen.“
Rafael grinste. „Was du nicht sagst.“
Er streichelte ihre formvollendete Brust und wurde ernst.
„Ist was?“, erkundigte sich Emilia.
Er zögerte. „Nun ja … ich weiß nicht, wie ich's sagen soll …“
„Einfach geradeheraus“, ermunterte ihn Emilia.
„Ich möchte nicht, dass du denkst, ich wäre irgendwie pervers, verstehst du?“
Sie setzte sich auf und verschränkte die Arme vor dem Busen.
„Jetzt hast du mich neugierig gemacht.“
„Ich liebe dich, und ich sehe dich so wahnsinnig gern nackt …“
„Ja? Und? Sprich weiter! Du brauchst dich nicht zu genieren. Außerdem haben wir vereinbart, dass es zwischen uns keine Geheimnisse geben darf. Wir haben einander geschworen, über alle Probleme offen zu reden.“
Er druckste trotzdem weiter herum: „Also … wie ich schon sagte, sehe ich dich irrsinnig gern nackt, aber leider habe ich nicht allzu oft dieses Vergnügen, denn wir haben beide keine eigene Wohnung, und Gelegenheiten wie diese sind für meinen Geschmack leider viel zu selten. Deshalb hätte ich eine große Bitte an dich.“
„Und die wäre?“, fragte Emilia neugierig.
„Wenn du nein sagst, bin ich dir nicht böse. Dann ist es eben nein, und wir vergessen die ganze Sache sofort, ja?“
„Ich kann mich dazu nicht äußern, solange ich nicht weiß, worum es geht.“
Emilia bewegte ihre Zehen, als wollte sie damit aufs Laken trommeln.
„Ich … äh, ich hätte gern ein paar Fotos von dir“, platzte Rafael heraus, „auf denen du so zu sehen bist, wie Gott dich schuf, damit ich dich immer, wenn mir danach ist, ansehen kann. Ich … äh, ich würde die Bilder selbstverständlich niemandem zeigen, sie wären nur für mich allein.“
„Du möchtest mich also nackt fotografieren?“, unterbrach ihn Emilia fragend, und zog die rechte Augenbraue empor.
Rafael nickte hastig. „Ja. Mit meinem Handy. Wir können Sie sofort ansehen, und du entscheidest, ob ich sie behalten darf, oder sofort wieder löschen soll. Für mich ist es eine harmlose Sache, aber ich weiß nicht, wie du darüber denkst. Wärst du bereit, hier ein bisschen hüllenlos zu posieren?“
„Warum nicht?“, erwiderte Emilia lächelnd.
Rafael glaubte, sich verhört zu haben. Er riss die Augen auf.
„Wirklich? Du … du hättest nichts dagegen, wenn ich dich …“
„Ich sehe keinen Grund, mich wegen meines Körpers zu schämen. Ich liebe dich, und habe nichts vor dir zu verbergen. Außerdem vertraue ich dir, dass du mit den Bildern keinen Unfug anstellst.“
„Ich freue mich riesig, dass du das auch so siehst. Ich hatte schon Angst, du würdest mir eine scheuern und wutentbrannt nach Hause fahren.“
Emilia schmunzelte. „Du scheinst mich noch immer nicht zu kennen.“
„Na ja, du warst zwar noch nie prüde, aber … es tut mir leid, dass ich dich falsch eingeschätzt habe.“
Rafael sprang aus dem Bett.
Emilia setzte sich auf. „Selbstverständlich mache ich von dir auch ein paar Aufnahmen.“
„Ehrlich?“
„Das war nur ein Scherz. Ich wollte sehen, wie du reagierst.“
„Was hast du erwartet? Dass ich vor Schreck in Ohnmacht falle?“
„Hol dein Handy!“
Er sprang aus dem Bett, holte sein i-Phone und öffnete die Kamera Funktion.
„Geht es schon los?“, erkundigte sich Emilia. „Sag mir, was ich tun soll.“
„Ach, mach einfach, was dir in den Sinn kommt. Versuch deine Reize dabei so gut wie möglich ins Spiel zu bringen. Zieh eine sexy Show ab.“
Emilia kicherte. „Darf's auch ein bisschen verrucht sein?“
„Mach, was dir Spaß macht. Ich kann ja alles wieder löschen.“
Emilia hatte so etwas noch nie gemacht. Sie setzte einfach auf ihre Natürlichkeit. Dass sie sehr fotogen war, wusste sie, und wenn sie sich ungehemmt vor dem Handy bewegte, konnten eigentlich nur gute Bilder entstehen.
Sie blickte mal kokett, mal naiv, zeigte nicht nur bloß, was sie hatte, sondern rückte ihre fraulichen Attribute ins beste Licht. Das Posieren machte ihr Spaß. Instinktiv schien sie zu wissen, worauf es ankam, als wäre sie das geborene Fotomodell.
Und Rafael machte mit schweißbedeckter Stirn seine Fotos, von denen keines misslungen war, wie sie später feststellten.
3
Das Bistro Inkognito in der Trifthofstraße war Rafaels und Emilias Stammlokal, nicht zuletzt deshalb, weil Lisa Rabenau, Emilias Freundin, dort neben ihrem Studium kellnerte. Das Lokal hatte eine angenehme Atmosphäre, und man begegnete fast immer einem bekannten Gesicht, mit dem man quatschen konnte.
Lisas gekrauster, rostroter Wuschelkopf stach ständig aus der Masse der Gäste hervor. Sie war bei den Gästen beliebt, konnte rotzfrech sein, aber auch sehr nett, wenn sie merkte, dass einer den Moralischen hatte und jemanden brauchte, der sich seinen Kummer anhörte.
Lisa selbst schien nie Kummer zu haben. Sie war immer heiter, immer lustig, immer aufgekratzt und für jeden Schabernack zu haben. Nur wer sie so gut kannte wie Emilia, wusste, dass auch Lisa kein Übermensch war und ihre Probleme hatte, die sie im Inkognito meisterhaft überspielte. Auch sie brauchte manchmal ein offenes Ohr, wo sie sich ausweinen konnte, und das fand sie stets bei Emilia.
Das Bistro war ziemlich voll, doch Lisa kam deswegen nicht ins Schleudern. Sie hatte die Ruhe weg, und wenn ihr ein Gast unfreundlich kam, zahlte sie es ihm mit gleicher Münze zurück. Als sie Emilia und Rafael sah, winkte sie ihnen zu und gab ihnen einen Tipp, wo gleich ein Tisch frei werden würde.
Zwei Minuten später stand sie vor Emilia und ihrem Freund. Sie warf Rafael einen schuldbewussten Blick zu.
„Hoffentlich gehst du mir nicht an die Kehle.“
Er sah sie verwundert an. „Was für einen Grund hätte ich dazu?“
Seine Drei-Tage-Bart-Züge hellten sich zu einem Von-Ohr-zu-Ohr-Grinsen auf: „Hey, du bist mir doch nicht etwa untreu geworden? Das könnte ich dir nur sehr schwer verzeihen.“
Lisa ging auf den Scherz ein. „Ich liebe dich noch immer heiß und innig, aber gerade deshalb ist es umso unverzeihlicher, dass ich vergessen habe, mit Julian zu reden.“
Julian Degenhoff konnte alles