Und es gibt doch einen Weihnachtsmann. Jan Paul

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Название Und es gibt doch einen Weihnachtsmann
Автор произведения Jan Paul
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742717252



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an der Tür gelauscht?“, fragte ihre Mutter. „Natürlich, nicht“, sagte Sabine. „Nö, haben wir nicht“, schüttelte Peter unschuldig den Kopf. „Und habt ihr was gehört?“ „Kein Wort“, sagte Peter, „ihr wart viel zu…“. „Blödmann“, zischte Sabine dazwischen, „wie kann man sich nur so reinlegen lassen“. „Kein Problem“, sagte ihre Mutter, „ich habe euch ja nicht verboten zu lauschen“. Doch Sabine wandte sich wütend um und rannte die Treppe hinauf. „Mädchen“, sagte Peter und verdrehte die Augen. „Na ja“, sagte seine Mutter, „dazu sage ich jetzt lieber nichts“. „Was meinst du Mama?“ „Nichts“, wiederholte sie, „lass uns lieber nachschauen ob hier unten alle Fenster zu sind“. „Null Problemo“, sagte Peter und hüpfte über den Flur geradewegs in die Küche. „Das Fenster ist zu und gesichert“, sagte er prüfend. „Ay – Ay“, sagte seine Mutter und tat so als würde sie es notieren. Dann schlich Peter weiter zum Badezimmer. „Wir müssen aufpassen“, flüsterte er und legte seinen Zeigefinger an den Mund. „Warum denn?“, flüsterte seine Mutter. „Vielleicht ist das Fenster noch offen und ein Indianer ist eingestiegen?“ Frau Meyer musste leise kichern als sie das hörte. „Leise Mama, sonst hört er uns“. „Aber was will denn ein Indianer in unserem Badezimmer?“, fragte sie leise. „Vielleicht muss er mal oder will einfach nur ein Bad nehmen“. Peter bückte sich und sah durchs Schlüsselloch. „Und, was siehst Du?“, wollte seine Mutter wissen. „Die gute oder die schlechte Nachricht zuerst?“, sagte er wieder im normalen Tonfall. Frau Meyer hob die Augenbrauen. „Die gute“, sagte sie. „Wir haben glück, es ist kein Indianer in unserem Badezimmer“. „Und die schlechte?“ „Das Fenster ist noch offen“. Herr Meyer, hatte in zwischen noch mal die Geschenke der Kinder aus seinem Koffer genommen. Seine Frau hatte natürlich wieder mal recht gehabt, die Geschenke würden nur kaputtgehen, wenn sie so in den Koffer gequetscht würden. Dann nahm er seinen Koffer und den seiner Frau, den er gerade soeben heben konnte und brachte sie zum Auto. „Frauen murmelte er, „warum müssen ihre Koffer immer so schwer sein.“ Draußen hatte es leicht zu schneien begonnen und Herr Meyer musste aufpassen das er nicht ausrutschte. Sein Wagen, hatte er schon vor dem Frühstück aus der Garage in die Einfahrt gefahren. Es war ein VW Combi und vollautomatisch. Herr Meyer drückte auf seinen Autoschlüssel und der Kofferraum ging wie von Geisterhand auf. Er liebte es, wenn es funktionierte, denn leider war es nicht immer so gewesen, doch daran wollte er nie wieder erinnert werden. „Hallo Papa!“, rief ihn seine Tochter von oben aus dem Fenster zu, „unsere Koffer sind noch hier!“ „Ja, ich weiß, ich hol sie gleich!“ „Ist doch super Papa, dass der Kofferraum wieder aufgeht oder!“, rief sie hinunter und schloss das Fenster. Das Gesicht ihres Vaters verfinsterte sich als er zu ihr hinaufsah. Doch seine Tochter war schon längst wieder verschwunden. „Ich will nie wieder etwas davon hören“, murmelte er und wandte sich seinem Koffer zu. Er war mittelschwer und Herr Meyer hatte kein Problem ihn ins Auto zu heben. Anders sah es bei dem Koffer seiner lieben Frau aus. Er packte ihn mit beiden Händen und hob ihn an. Fast hatte er es geschafft, als er ihn auch schon wieder absetzen musste. „Was ist denn nur los mit mir.“ Herr Meyer schüttelte den Kopf, „ich habe ihn doch eben noch bis zum Auto getragen.“ Mit starrem Blick sah er auf den Koffer hinab und schüttelte den Kopf. „Frauen“, murmelte er wieder, „beim nächsten Mal wird sie es mal schön selbst versuchen“. Doch Herr Meyer war bis jetzt noch nie dazu gekommen es ihr zusagen. „Hallo Herr Nachbar!“, rief ihn plötzlich jemand zu. Herr Meyer erkannte die Stimme sofort und verzog sein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Es war der Bodybilder der schräg gegenüber wohnte und ständig Beweisen musste wie stark er war. Sein Name war Arnold Schlüter und er wollte jedem Helfen, der nicht so stark war wie er. Nur wusste es hinter her die ganze Nachbarschaft, weil er damit herumprahlte und angab. „Wollen Sie und ihre Familie etwa vereisen?“ Herr Meyer wusste, wie seine Frau über den Muskelprotz dachte, deshalb drehte er sich mit einem übertriebenen Lächeln zu ihm um. „Hallo Herr Schlüter, wie geht´s?“ Er hob die Hand zum Gruß. „Ja wir wollen dieses Jahr Weihnachten in den Bergen verbringen, haben Sie etwa was dagegen?“ „Aber doch nicht in Österreich oder?“ „Ja irgendwo da in der Nähe, wieso!“, rief Herr Meyer über die Straße. „Na so ein Zufall, wir auch!“ „Wunderbar!“, gab Herr Meyer fröhlich zurück, während seine Hand sich ganz fest um den Griff des Koffers seiner Frau presste. Jetzt verschwinde schon endlich, dachte Herr Meyer und grinste weiter zu ihm hinüber. „Und kommen Sie klar?“, fragte Herr Schlüter. „Aber sicher, warum fragen Sie!“ „Weil ich gesehen habe, dass Sie den Koffer nicht hochbekommen, ist wohl der ihrer Frau!“ Herr Schlüter musste lachen. Herr Meyer hasste es, wenn er Recht hatte. „Sehr freundlich von Ihnen, aber ich schaff das schon. Wir Männer sind doch stark und bis jetzt habe ich ihn immer noch hochbekommen. „Wirklich?“ Herr Meyer wusste ganz genau, was er damit meinte. „Das wäre das erste Mal!“, rief Herr Meyer, „dass ich den Koffer meiner Frau nicht hochbekommen würde!“ Sollte er doch da stehen bleiben, er würde es dem Angeber schon zeigen. Langsam spannte er seine Muskeln an, bückte sich zu dem Koffer, packte ihn mit beiden Händen, atmete tief ein und hob ihn an. Es kostete ihm all seine Kraft, doch er schaffte es und wuchtete ihn ins Auto. „Na was sagen Sie nun!“ Herr Meyer drehte sich um, aber sein Nachbar war schon wieder verschwunden. Sabine hatte alle Zimmer oben gecheckt und kam fröhlich die Treppe heruntergesprungen, als ihr Vater ins Haus kam. „Was soll denn der Lärm?“, sagte er missgelaunt und ging an ihr vorbei um die anderen Koffer von oben zu holen. „Papa, ist alles in Ordnung?“, fragte sie überrascht, denn selten hatte er etwas dagegen, wenn sie oder ihr Bruder durch das Haus sprangen. „Alles bestens!“ Herr Meyer wollte sich zusammenreißen und seine schlechte Laune nicht an ihr auslassen. Sabine sah ihn kurz nach und sprang dann weiter die Treppe herunter, wo sie auch schon auf ihre Mutter und ihren Bruder traf. „Ach übrigens“, sah sie ihn an, „Dein Fenster war noch offen“. „Beweis das“, sagte Peter, mit kämpferischer Miene. „Denn Du weißt ja, ohne Beweis rede kein Scheiß“. „Halt, was soll das?“, sagte seine Mutter und sah ihn enttäuscht an. „Aber Mama, sie kann doch nicht einfach was behaupten, was sie nicht beweisen kann“, verteidigte er sich. „Soll das etwa heißen, ich lüge?“ Sabine baute sich vor ihm auf. „Darauf antworte ich nicht“, sagte Peter. „Weil ich recht habe“. Sabine sah zu ihm hinunter. „Und außerdem haben Lügen kurze Beine“. „Ich wachse noch und dann spuck ich Dir auf den Kopf“. „Jetzt ist aber Schluss!“, sagte ihre Mutter und zog die Streithähne auseinander. „Und jetzt zieht euch eure Stiefel an wir wollen gleich los“. „Ja Mama“, sagten beide und wandten sich mit wütenden Blicken ab. „Also dann, wir können jetzt los!“, rief Herr Meyer von oben und kam langsam mit den Koffern der Kinder die Treppe hinunter. Frau Meyer ging ihm entgegen und blieb unten an der Treppe stehen. „Kann ich Dir helfen Schatz?“ „Heute kann mir keiner mehr helfen“, erwiderte er und ließ sich nicht anmerken wie schwer die Koffer waren. Doch Frau Meyer kannte ihre Kinder und wusste, wie voll sie vermutlich ihre Koffer gestopft hatten. Leider waren sie noch ohne Rollen und so musste Herr Meyer sie bis zum Auto schleppen. „Warte Schatz, ich mach Dir die Haustür auf“. „Sag mal Schatz“, ächzte er, „was haben die Kinder da ein gepackt?“ Doch seine Frau tat so als habe sie ihn nicht verstanden und öffnete die Haustür. „Was hast Du eben gesagt Schatz?“ „Schon gut, vergiss es“. Er versuchte sich ein Lächeln abzuringen was ihm aber nur halb gelang. Es waren nur noch 15 Meter bis zum Auto aber sie würden ihm alles abverlangen. „Mach die Tür nur zu“, sagte er mit einem breiten Grinsen als er aus der Tür heraustrat. Er hörte die Tür hinter sich ins Schloss fallen und setzte die Koffer, mit einem tiefen Seufzer, vor der Tür ab. „Also gut“, brummte er, „15 Meter, das schaffst Du.“ Er ging wie ein Gewichtheber in die Knie, griff die Koffer und hob sie an. Genau in diesem Moment trat wieder der Bodybilder aus dem Haus, verschränkte die Arme und sah zu ihm herüber. „Jetzt heißt es marschier oder stirb“, zischte Herr Meyer und marschierte die Treppe hinunter. Verbissen starrte er auf sein Auto und konzentrierte sich eisern auf sein Ziel. Die Hälfte hatte er geschafft, als ihm die Kraft verließ. Doch aufgeben war nicht drin, denn er wollte seinem Nachbarn nicht zeigen wie schwach er war. „Sie sind ja schon wieder am Schleppen Herr Meyer!“, rief ihm Herr Schlüter zu. „Haben Sie nichts Besseres zu tun, als andere beim Koffer schleppen zu zusehen!“, rief ihm Herr Meyer zu und quälte sich weiter zum Auto. „Nein, im Moment nicht!“, rief Herr Schlüter zurück. „Kotzbrocken“, murmelte Herr Meyer und musste nun, wenn