Genesis IV. Alfred Broi

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Название Genesis IV
Автор произведения Alfred Broi
Жанр Языкознание
Серия Genesis
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750219854



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Bestie, die mit dem Rücken zu ihm stand, war so sehr mit Fressen beschäftigt, dass sie ihn gar nicht registrierte. Dafür aber konnte Dek jetzt umso deutlicher hören, wie erregt sie war und wie genussvoll sie ihr Opfer verschlang. Eine riesige Blutlache hatte sich über den felsigen Boden ausgebreitet, Floraks ausgeweideter Körper glänzte förmlich in der Sonne.

      Ein tiefer Schmerz erfasste Dek, denn Florak war nicht nur ein Mitstreiter gewesen, sondern auch ein Freund, von denen er so viele schon verloren hatte. Er konnte sich erster Tränen nicht erwehren.

      Plötzlich reckte das Monster seinen Oberkörper in die Höhe, denn es hatte sein Schluchzen gehört. Mit einem irritierten Krächzen drehte es seinen mächtigen Schädel zu ihm herum, doch als es ihn sah, schien es ein neues Opfer zu wittern und brüllte erfreut auf.

      Dek, der bisher nicht reagiert hatte, spürte unbändige Wut in sich aufkommen, die sich augenblicklich im Betätigen der Auslöser für alle drei Kanonen entlud und von einem verzweifelten Brüllen des Sergeanten begleitet wurde. Innerhalb eines Wimpernschlages zuckte das Monstrum unter den mehrfachen Einschlägen wild hin und her, bevor es in einer gewaltigen Explosion verging.

      Doch Dek jagte auch weiterhin Projektile in seine Richtung und entfachte ein wahres Inferno vor ihm, bevor dann die Magazine vollständig geleert waren und so verstummten. Nur noch sein schmerzvolles Brüllen war zu hören, das schließlich in einem Tränenschauer mündete.

      Durch den Kampflärm angezogen, erschienen Mavis, Vilo, Tibak und Buras neben ihm. Mittlerweile hatten sie die letzten Bestien am anderen Ende des Geröllfeldes erledigt. Als sie den aufgebrochenen Boritas und Deks Tränen sahen, wussten sie sofort, was geschehen sein musste.

      Doch niemand sagte etwas, in ihren Gesichtern aber war ebenfalls Trauer zu erkennen.

      „Commander?“ Das war Cosco.

      „Ja?“ Mavis Stimme klang krächzend.

      „Sie müssen da weg!“

      „Was? Warum?“

      „Der Feind ist im Anmarsch!“ Er schaute auf seinen Radarschirm. „Drei Staffeln. Mindestens zwölf Maschinen!“ Deutlich konnte er die feindlichen Signale erkennen, die sich schnell aus Südwesten näherten.

      „Okay! Kabus soll auftauchen und uns wiederaufnehmen!“

      Keine zwei Minuten später erschien die Manitura über ihnen und setzte zur Landung an. Während die beiden anderen Flugboote über ihnen kreisten, öffnete sich die hintere Ladeluke und die Boritas konnten, einer nach dem anderen, hineinfahren, wo sie sofort wieder an die Haken genommen wurden, die sie über die Gleitschienen unter der Decke ins Innere zogen.

      Kaum war der letzte Boritas verstaut, wurde die Ladeluke wieder geschlossen und die Manitura hob ab.

      Im Inneren wurden die Kugeln mit großen, teils beeindruckten, teils entsetzten Augen der Techniker und des Wartungspersonals angestarrt. Von den einst glänzenden und intakten Maschinen, die sie vor weniger als zwei Stunden entladen hatten, war fast nichts mehr übriggeblieben. Deks Boritas war derart beschädigt und verbogen, dass man wohl von einem Totalschaden sprechen musste. Tibaks Kugel würde nur mit sehr viel Aufwand wieder repariert werden können. Die Anderen waren wohl noch intakt, doch würde man sie komplett durchchecken müssen.

      Die Stimmung unter den Piloten war gedrückt, was angesichts der Tatsache, dass ein Boritas fehlte, wohl mehr als verständlich war.

      Mavis ließ sich geduldig abschnallen. Dann ging er mit steifen Beinen aus der Kugel in den Laderaum.

      Dort konnte er Vilo und Tibak sehen, die im vorderen Bereich zusammenstanden. Während er auf sie zuging, gesellten sich auch Buras und Dek zu ihnen. Der hünenhafte Soldat hatte dabei dem Anderen einen Arm umgelegt, um ihn zu stützen. Deks Tränen waren zwar getrocknet, doch stand ihm der Schock noch deutlich ins Gesicht geschrieben.

      Buras nickte ihnen zu und schob Dek weiter in die Krankenstation. Tibak folgte ihnen.

      Jetzt waren Mavis und Vilo allein. Sie drehten sich herum und schauten aus einem Seitenfenster auf das unter ihnen liegende Geröllfeld, dass Kabus offensichtlich nochmals in einer großen Schleife umflogen hatte.

      „Das war große Scheiße, was?“ meinte Vilo mit geschaffter Miene.

      Mavis nickte, ohne ihn anzusehen. „Aber es war dennoch die richtige Entscheidung!“

      „Stimmt! Einen besseren Test hätte es nicht geben können!“

      „Einer von uns hat ihn aber mit dem Leben bezahlt!“ gab Mavis traurig zu bedenken.

      „Ich weiß!“ Vilo drehte zu sich seinem Freund. „Aber das waren mindestens einhundert von diesen Viechern. Gegen Sechs von uns. Das macht am Ende ein Verhältnis von mehr als fünfzehn zu eins. Ich kann mich nicht entsinnen, wann das jemals auch nur annähernd der Fall gewesen wäre! Wir müssen das gleich nach unserer Rückkehr dem Rat vorbringen!“

      „Was meinst du?“ Mavis schaute ihn direkt an.

      „Bei all dem Schmerz über einen sicherlich traurigen Verlust dürfen wir nicht verkennen, was er uns gebracht hat! Niemals zuvor hat irgendjemand diesen Monstern so viel Paroli bieten können. Ihr habt...ganz sicher...fantastische Arbeit bei der Konstruktion der Boritas geleistet. Zum ersten Mal, seid dieser verdammte Krieg begonnen hat, haben wir eine echte Chance diesen Bestien auf Augenhöhe entgegenzutreten. Ihr habt hier nicht nur eine brillante Waffe gebaut, Mavis. Mehr noch...!“ Er wartete, bis sein Freund ihn wieder direkt ansah. „...wir können den Menschen damit wieder Hoffnung auf das Überleben geben!“

      Kendig hatte sich ein wenig von den anderen abgesondert und war auf eine Art Galerie gegangen, die den Raum auf einer der Längsseiten überspannte. Von hier aus hatte er einen wesentlich besseren Überblick über das, was unter ihm vorging und kam sich gleichzeitig nicht mehr so nutzlos vor, wie noch zuvor. Denn Tatsache war, dass er im Moment hier nichts tun konnte, außer, die Gruppe im Auge zu behalten.

      Shamos und Pater Matu standen im hinteren Bereich vor ein paar großen Regalen, in denen sich hauptsächlich dicke, vergilbte Wälzer befanden, von denen sie einige herausgenommen und auf den Tischen dort verteilt hatten. Seit geraumer Zeit lasen sie dann entweder angestrengt darin oder sie diskutierten im Flüsterton, aber sichtlich hektisch und teils kontrovers.

      Esha und Malawi hielten sich mehr im mittleren Bereich des Raumes ziemlich genau unter ihm. Die beiden Frauen saßen voreinander und unterhielten sich leise und angeregt, wobei Kendig immer mal wieder verstohlene Blicke der beiden zu Shamos oder zu ihm erkennen konnte. Meist folgte ihnen ein verschmitztes Grinsen oder gar ein kurzes Kichern.

      Da es ansonsten ziemlich still um ihn herum war, konnte er ein wenig entspannen und seine Gedanken ordnen.

      Dabei fragte er sich zum wiederholten Male, ob sie hier wohl das Richtige taten. Immerhin hatten sie sich die Amarula einfach mal eben so ausgeborgt, ohne die Erlaubnis dazu zu haben. Als ihre Abwesenheit in Kimuri bemerkt worden war, verlangte man von ihnen eine Erklärung. Kendig und Rimbo führten daraufhin aus, dass sie Shamos auf einer wichtigen Mission nach Ajuminaja begleiteten. Dabei wollten sie sogar den wahren Grund nennen, doch Shamos und Matu überzeugten sie in einer kurzen, kontroversen Diskussion davon, dass dies wenig förderlich wäre, da niemand Shamos Vorhaben auf die Schnelle begreifen würde. Also gab Kendig das Mikrofon an den Wissenschaftler weiter, der daraufhin - gewürzt mit einigen unverständlichen, aber hochwissenschaftlich klingenden Begriffen - erklärte, er müsse neuen Erkenntnissen über die Veränderungen der Atmosphäre nachgehen.

      Da niemand Shamos Wort anzweifelte, gab man sich mit diesen Ausführungen zufrieden.

      Ein bitterer Nachgeschmack blieb für Kendig aber dennoch zurück. Die Amarula war ein wichtiger Bestandteil ihrer Rettungsmissionen von Kimuri aus, der jetzt fehlte. Obwohl er Shamos Erklärungen, die er ihnen kurz vor ihrer Abreise, speziell aber während ihres Fluges gegeben hatte, durchaus Glauben schenkte, befürchtete er, dass ihre Bemühungen