Sündige Herrschaft. Andreas Nass

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Название Sündige Herrschaft
Автор произведения Andreas Nass
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738039443



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angenehm«, neigte Asanael kurz angebunden den Kopf.

      »Gebietet es nicht die Etikette«, erinnerte ihn Yana förmlich, »sich mit seiner Schule vorzustellen?«

      Betroffen räusperte sich der alte Mann.

      »Nun, ich bin vom Orden der Weisen Männer zu Uben Aluk.«

      Genau in diesem Moment erschien Shirkan um die Gasthausecke. Auf seinem Stock gestützt flanierte er auf uns zu.

      »Na, wen man nicht so alles trifft«, schwatzte der Rakshasa, »auf einem Spaziergang durch die Stadt. Was habe ich da gehört? Uben Aluk? Wo liegt denn dieser Ort?«

      »Ich glaube nicht, dass Ihr die Gegend kennt«, versuchte der angesprochene Magier der Frage auszuweichen.

      »Unüberhörbar ein Gebiet, dass ich bisher gemieden habe«, maunzte Shirkan herablassend, »wenn dort kein Benehmen in die Worte gelegt wird.«

      »Ich sage meine Meinung lediglich ehrlich heraus.«

      »Von Ehrlichkeit habe ich bislang wenig gehört, aber sagt, kennt man in Eurem Land keine guten Schneider? Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich Euch mit einem Landstreicher verwechselt.«

      Ich amüsierte mich köstlich über die Sticheleien, worin der herausgeputzte Shirkan wahrlich ein Meister war. Als die Wogen immer höher schlugen, erhob ich meine Stimme.

      »Meine Herren, wir sollten einen angenehmeren Ort für unsere Konversation aufsuchen, als die Straße. Shirkan, Ihr kennt doch sicherlich eine passende Lokalität.«

      »Nja«, schnurrte der Kater, »für so edle Gäste ist der Grüne Wyrm hervorragend geeignet.«

      Auf dem Weg zum Lokal herrschte eine angespannte Ruhe, die erst von den bereits in der Taverne befindlichen Gästen unterbrochen wurde. Sofort eilte der etwas rundliche Wirt auf uns zu. Seine Kleidung war ordentlich und vom guten Stoff, was für die bessere Stellung der Schenke sprach.

      »Ehrenwerte Gäste, nehmt doch hier Platz, das ist der beste Tisch in meinem bescheidenen Haus.« Schnell wischte der Wirt mit einem Tusch über das dunkle Holz. »Mein Name ist Justus Grunewald, ich bin der Wirt vom Grünen Wyrm.«

      Soweit ich die Getränke der anderen Gäste überblicken konnte, gab es primär Bier zu trinken.

      »Wir möchten Bier in großen Humpen«, orderte ich. »Und natürlich Eure bekannten Waldfrüchte probieren.«

      »Sehr wohl, Markgräfin«, grinsend betrachtete er mich und meine Begleiterin.

      »Der Rakshasa zahlt für sich selbst!«, grölte Wogar und lachte. »Orkscherz!« Der Halbork hatte seinen Spaß und Shirkan bedachte ihn mit einem eindeutig abwertenden Blick.

      Wir verteilten uns um den Tisch, Yanas Beine baumelten über den meinen und ich hielt ihre Taille mit der linken Hand fest, um eine Hand für den Krug frei zu haben, der eifrig auf den Tisch gestellt wurde. Eine kleine Schale mit erlesenen Waldfrüchten gesellte sich dazu. Das Bier war würzig und rann wohlschmeckend über meine Zunge.

      »Shirkan«, sprach ich den Magier an, »wie ich bei meinem ersten Gang durch die Stadt erfahren habe, lassen die Besuche von Abenteurern zu wünschen übrig. Ihr seid doch an den Verkäufen in den Läden für Abenteurerausstattung beteiligt. Es liegt also in unserem gemeinsamen Interesse, für mehr Abenteurer in der Stadt zu sorgen.«

      »Ich fürchte, der Krieg im Westen wird so schnell keine neuen Abenteurer in die Stadt bringen, Markgräfin. Aber vereinzelt finden sich ja Unwissende.« Bei seinen Worten sah er Asanael hämisch an.

      Als sich der weise Mann nur nachdenklich über den langen Bart fuhr, setzte der Rakshasa in seiner gepflegten Pracht seine Sticheleien fort.

      »Fand sich keine Schere, um dieses grässlich wuchernde Haar im Gesicht zu stutzen?« Stolz zwirbelten zwei Klauen die eigenen Schnurrbarthaare.

      Ein Wortgefecht zwischen den beiden entbrannte, dem ich nicht weiter meine Aufmerksamkeit schenkte. Als beide wieder zur Ruhe kamen, versuchte ich, dem Stadtmagier weitere Informationen zu entlocken.

      »Was gibt es denn in Eurem Turm alles zu sehen?«

      »Ich gewähre niemanden Zutritt zu meinem Turm«, winkte Shirkan ab, »auch nicht der Markgräfin. Aber wenn Ihr mir sagt, wonach Ihr sucht, bin ich gerne bereit, Eure Wünsche zu erfüllen.«

      »Was hat es mit der Zwergenbinge auf sich?«, sprach Wogar den Rakshasa an. »Sie ist verschlossen, so wurde uns berichtet, und lässt sich durch nichts öffnen.«

      »Das ist nicht ganz korrekt. Ein starker Zauber bewahrt die Tore vor jedwedem Schaden, denn es handelt sich dabei um ein ›Ding-Tor‹. Nur ein speziell dafür angefertigter Gegenstand, ein Ding, kann das Tor öffnen und erlaubt seinem Träger, die Zwergenbinge zu betreten.«

      Überheblich wischte er eine Kralle an seinem Rock sauber, betrachtete das Ergebnis und sah dann wieder zu uns.

      »Ich kenne den vermutlichen Ort des Dings«, säuselte er süffisant.

      »Nennt Euren Preis!«, knurrte ich.

      »Fünfzehntausend Goldmünzen«, schnurrte der Rakshasa blasiert, »und ich werde Euch zur Zwinge begleiten, wenn der Gegenstand in Eurem Besitz ist.«

      »Huh«, machte Wogar, »ein ganz schönes Sümmchen, nur für eine Information.«

      »Der Preis ist nicht verhandelbar«, die rechte Tatze unterstrich seine Forderung.

      »Wir werden uns das Angebot überlegen«, gab ich dem Rakshasa zu verstehen.

      »Ruft nach mir, wann immer es Euch genehm ist«, verneigte sich unser selbstgefälliger Gast und zog sich höflich zurück.

      »Und wie sieht es mit Euch aus, Asanael?«, erkundigte ich mich bei unserem zweiten Gast.

      »Diese Binge scheint ausgesprochen interessante Geheimnisse zu verbergen. Einer näheren Untersuchung wäre ich nicht abgeneigt. Im Gegensatz zu Shirkan bin ich jedoch nicht an Bezahlung oder Schätze interessiert. Das Wissen interessiert mich.«

      »Das höre ich gerne, aber wir sollten nicht sofort aufbrechen. Dennoch bin ich bereit, das Wagnis einzugehen und die Information zu kaufen, was immer sich auch dort verbirgt.«

      »Genau«, gähnte Wogar, »doch heute ist es schon spät. Lasst uns schlafen gehen.« Etwas neidisch sah er Yana an, deren Hand sanft entlang meiner Taille streichelte.

      Gemeinsam gingen wir ein Stück durch die Straßen, dann wandte sich Asanael seinem Gasthaus zu. Die Burg war bald darauf erreicht und ich fiel mit Yana in einen sanften Schlaf.

      Zunächst verlief die Nacht ruhig, dann hörte ich einen grellen Schmerzensschrei durch den Ort hallen und schreckte auf. Ich sah hinaus und hatte einen guten Überblick auf die Stadt. Fackeln eilten durch die dunklen Gassen. Yana schlief, während ihr Kater mich mit seinen reflektierenden Augen beobachtete. Leise ging ich auf den Flur und traf dort auf Moi’ra und Wogar. Auch sie hatten den Schrei gehört. Wir gingen hinaus. Das Tor war geschlossen, während Lanzenträger auf der Brüstung Wache hielten.

      »Was ist geschehen? Macht Meldung!«, verlangte ich herrisch von dem nächstbesten Wachmann.

      »Herrin, wir hörten einen Schrei aus der Stadt. Hauptmann Umbold befahl uns, die Tore zu schließen und ist selbst in die Stadt hinaus.«

      »Gut. Lasst unsere Reittiere satteln, wir werden uns selbst ein Bild von der Situation machen!«

      »Sofort, Herrin.« Der Mann bemühte sich, seinem Befehl nachzukommen.

      Kurz darauf befanden wir uns auf den Rücken unserer Reittiere und stoben hinab in den Ort. Noch auf dem Weg stärkte ich mich für eine mögliche Auseinandersetzung durch die Kräfte des Abgrundes. Das spürbare Pochen in den Muskeln gab mir für kurze Zeit nicht nur körperliche Kraft. Ich fühlte mich auch überlegen.

      Mehrere Gardisten bewegten sich in kleinen Gruppen mit Fackeln durch die Gassen. Ich hielt neben drei Männern