Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

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Название Die Geisterbande Dekalogie
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750213913



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die Freiheit wünschen und dich unterstützen, wo wir können.“

      „Kannst du mich befreien?“ fragte ich und wollte seine Aussage testen.

      „Und dann?“ stellte er als Gegenfrage, „was willst du dann machen? Du kommst hier aus dem Komplex nicht heraus.“

      „Und wie willst du oder ihr mir helfen?“ interessierte es mich.

      „Ich allein kann gar nichts ausrichten, außer dass es dir in der Gefangenschaft gut ergehen kann“, antwortete er, „aber wir alle können einiges tun, nur trauen sich die meisten nicht.“

      „Na toll“, stellte ich fest, „eigentlich kann mir keiner helfen.“

      „Bist du denn ein Lacin?“ fragte Hans auf einmal.

      „Ich denke schon“, antwortete ich, „aber ich weiß meine Kräfte noch nicht zu nutzen. Manchmal sind sie sehr stark und ein anderes Mal bin ich sehr schwach. Ich verstehe es noch nicht.“

      In Hans Augen bildete sich eine Träne, die die Wange hinunterkullerte.

      „Du weinst ja“, sagte ich und es überraschte mich, „ihr könnt weinen?“

      „Klar können wir das“, entgegnete er.

      „Und warum weinst du?“ wollte ich wissen.

      „Weil die alte Minna uns sagte, dass ein Lacin kommen wird, um uns zu befreien“, verriet Hans.

      „Wer ist die alte Minna?“ fragte ich.

      „Sie war mal eine von uns, ehe Malit sie hingerichtet hat. Er konnte sie nicht gebrauchen, da sie sehr alt war“, antwortete der Geisterjunge, „zu ihren Lebzeiten war sie eine Wahrsagerin.“

      Es zeigte die Verzweiflung der Geister, die von Malit gefangen gehalten wurden. Sie glaubten einer alten Dame schon und sahen es als eine Art Prophezeiung. Dabei hatte ich das Gefühl, dass sie es ihnen gar nicht mehr gelingen konnte. Ich, der Lacin, der Retter, war doch am Ende! Wie sollte da eine Befreiung möglich sein?

      Gar nicht!

      „Ich muss weiter, sonst merkt einer was“, sagte Hans dann und zog wieder ab.

      Ich war wieder allein. Es brachte mich zum Nachdenken. Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben und hätte mal auf meinen Geisterfreund gehört! Aber nun war es zu spät. Plötzlich konnte ich Geräusche wahrnehmen und instinktiv legte ich mich erneut hin, da es zumindest augenscheinlich so aussah als sei ich weiterhin geschwächt. Die Augenlider ließ ich leicht geöffnet, um zu erfahren, wer da kam.

      Es war Hanna, zusammen mit zwei Geistern. Sie machten die Zelle auf, stießen sie hinein und schlossen die Tür wieder. Ich wollte mich aufraffen, aber ich sah keine Möglichkeit, so schnell bei ihnen zu sein und wusste nicht einzuschätzen, ob Hanna eine Gefahr darstellte, obwohl sie uns verraten hatte.

      „Lasst mich raus!“ brüllte sie und fing an zu weinen.

      „Das können wir nicht machen“, widersprachen die beiden Geister, „und gerade nicht bei dir, wo du uns alle hier in die Hölle geholt hast.“

      „Aber ich wollte doch nur…“, versuchte sie zu erklären, aber sie ließen sie gar nicht ausreden.

      „Schweig!“ rief der eine, „und sei froh, dass wir dich nicht töten!“

      Hanna sackte zusammen. Die beiden zogen ab und wir waren allein. War das eine erneute Falle, um mich auf die Probe zu stellen? Oder war Hanna tatsächlich all die Jahre so blind, ihre Eltern zu sehen, sodass sie alles für das Scheusal getan hatte?

      Hanna weinte immer noch. Sie hatte mich nicht einmal angeschaut. Ich öffnete meine Augen ganz und sah ein kleines, verbittertes und hilfloses Mädchen. Auch ich wäre jetzt gerne bei meinen Eltern. Ich würde auch alles tun, um sie zurück zu bekommen. In diesem Moment hatte ich Mitleid. Andererseits wollte ich Peter retten, denn er konnte auch nichts für die Situation. Vielleicht könnte ich Hanna dafür noch gebrauchen.

      „Hanna?“ fragte ich mit leiser Stimme.

      Hanna hielt sich verdeckt, sodass man ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie hörte zwar kurz auf zu weinen, aber nach einigen Sekunden machte sie weiter.

      „Hanna, nun komm‘“, forderte ich sie auf, „wir müssen reden, ansonsten kann ich dir nicht helfen.“

      In diesem Augenblick endete das Geheule abrupt. Sie zeigte ihr Gesicht und ich konnte ein riesiges Fragezeichen wahrnehmen, welches über ihren Kopf schwebte. Sie verstand diese Situation einfach nicht und dann hatte ich sie da, wo ich sie haben wollte.

      „Du fragst dich, warum ich noch mit dir rede?“ fragte ich, ohne auf ihre Antwort zu warten, da ich wusste, dass es genau ihre Frage war, „um ehrlich zu sein, kann ich dich verstehen.“

      „Du…verstehst mich?“ fragte sie zögerlich, „nach allem, was ich dir angetan habe?“

      „Ich finde es nicht gut, das kannst du mir glauben“, antwortete ich, „aber nachdem mir zugetragen wurde, dass du es für deine Eltern tust, kann ich es nachvollziehen.“

      „Ich will nur, dass wir wieder zusammen sind“, verriet Hanna, „Malit nimmt sie seit Jahrhunderten als Geißeln, damit ich alles für ihn erledige.“

      „Und warum fällst du immer wieder darauf rein?“ wollte ich wissen.

      „Weil er es immer wieder schafft, mich zu überzeugen“, antwortete sie, „und am Ende glaube ich ihm, da die Hoffnung zuletzt stirbt.“

      „Ist das jetzt auch so?“ fragte ich.

      „Nein“, antwortete Hanna so schnell, sodass ich den Eindruck hatte, es könnte stimmen., „um nun ehrlich mit dir zu sein, kann ich verstehen, wenn du mir nicht mehr trauen kannst, aber ich wollte die anderen wirklich retten, inklusive meiner Eltern.“

      „Dann war dein Plan nicht gerade gut“, äußerte ich.

      „Das weiß ich nun“, sagte sie, „aber das kann ich nicht mehr ändern.“

      „Wir können immer noch alles hinkriegen“, versuchte ich sie, aber auch mich zu motivieren, „aber erst, wenn wir einen Deal abschließen.“

      „Einen…was?“ fragte sie nach.

      „Einen Deal… einen Vertrag“, antwortete ich.

      „Wie soll der aussehen?“ wollte sie von mir wissen.

      „Du holst mich aus der Zelle raus und wir befreien Peter“, verriet ich, „und dann retten wir alle anderen, wenn das wirklich dein Plan war.“

      „Gut, ich schlage ein“, sprach sie.

      „Weißt du denn, wo mein Freund sich befindet?“ fragte ich dann.

      „Ja, das weiß ich“, verriet sie, „in den Schächten.“

      „In welchen Schächten?“ bohrte ich weiter.

      „Sie graben nach einem Tor“, antwortete Hanna, „dem Tor zur Geisterwelt.“

      Ich zuckte kurz zusammen. Malit ließ nach einem Tor zur Geisterwelt graben? Gab es also noch weitere Zugänge dorthin? Was ist, wenn es ein offenes Tor war und keines wie mit dem Spiegel, was prinzipiell verschlossen war? Es durfte nicht dazu kommen, dass er es öffnen würde, denn sonst würde das Chaos ausbrechen. Ich musste Malit aufhalten!

      „Das müssen wir verhindern“, sagte ich entschlossen, „und halte deinen Part ein und sorge dafür, dass ich hier rauskomme.“

      „In Ordnung“, bestätigte sie, „ich werde dich nicht enttäuschen, nicht nochmal.“

      Sie stellte sich an das Gitter und rief laut: „Heinrich!“

      Es geschah nichts.

      „Was soll das?“ wollte ich erfahren, bevor wir irgendeinen Plan verfolgten, von dem ich nichts wusste.

      „Heinrich holt uns hier raus“, erklärte