Killerwitwen. Charlie Meyer

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Название Killerwitwen
Автор произведения Charlie Meyer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847684800



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      Charlie Meyer

      Killerwitwen

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1.

       2.

       3.

       4.

       5.

       6.

       7.

       8.

       9.

       10.

       11.

       12.

       13.

       14.

       15.

       16.

       17.

       18.

       19.

       20.

       21.

       22.

       23.

       24.

       25.

       26.

       27.

       28.

       29.

       Ein Jahr später

       Impressum neobooks

      1.

      Wenn er nur nicht so ein Suffkopp gewesen wäre, mein Hermann, dachte Emmi Nichterlein in verdrießlicher Erinnerung, aber eigentlich ganz ohne Anlass, und betrachtete misstrauisch die Zahnpasta auf ihrer Bürste. Seit wann war da ein roter Streifen in der Mitte des Stranges?

      Und dann, während das Radio im Esszimmer nebenan fröhlich verkündete, Tief Violetta schwenke endlich und im Sturmschritt nach Osten ab, aber Wilhelmine rücke bereits mit zornigem Gegrummel vom Atlantik her nach, grinsten sie aus dem Badezimmerspiegel ihre falschen Zähne an und sie stockte, die Zahnbürste schon drohend erhoben. Was für ein Dämlack, dieser Doktor Mirkowitz. Mit Sicherheit trug kein anderer Koppstedter in seinem Mund Zähne spazieren, die es an Scheußlichkeit mit denen ihres neuen Oberkiefergebisses aufnehmen konnten. Nicht, dass sie gelblich oder bräunlich schimmerten oder sogar schlierig aussahen, o nein, an der Farbe lag es nicht. Sie leuchteten reinweiß im Sinne des Wortes, und zwar vom hintersten strahlenden Backenzahn bis zu den vorderen blitzenden Schneidezähnen.

      Und einzeln betrachtet ließ sich an den Zähnen ebenfalls nicht mäkeln. Einer wie der andere ein beeindruckendes Beispiel zahnärztlicher Klonkunst. Auf Mirkowitz‘ Visitenkarte stand bescheiden Atelier für angewandte Zahnkunst und nicht Zahnarztpraxis, und er betonte gern und häufig, dass er jedes Gebiss, vom Abdruck bis zur fertigen Kreation selbst modellierte. Seit dem Tag, an dem Emmi auf der dringlichen Suche nach der Praxistoilette eine Tür aufgerissen und hinter der Tür ein verhärmtes Männchen mit kunststoffverschmierten Händen aufgeschreckt hatte, das von halb fertigen Gebissen umgeben war, wusste sie, dass er log.

      Es war die Symbiose, diese Aneinanderreihung völlig identischer Klone, die dem Gebiss seine Lächerlichkeit verlieh. Dies und die kleine Neigung der Zähne vom Kiefer weg Richtung Oberlippe zu streben. Sobald sie lächelte, zeichnete sich selbst in verdrießlichen Gesichtern eine leise Heiterkeit ab, und hinter ihrem Rücken tuschelte es von Überbiss und entzückend. Am meisten machte ihr jedoch ihre Zunge zu schaffen, die sich beim Sprechen nur schwer an die auseinanderstrebenden Zähne gewöhnen konnte, und sich vor allem in den ersten Wochen immer wieder arg lispelnd in den Lücken verhedderte.

      Niedlich, sagten die Kinder und grinsten sich eins.

      Emmi schüttelte missmutig den Kopf.

      Am Wochenende ist zwischen heftigen Regenfällen und kurzen Gewittern etwas Sonne in Aussicht, aber es bleibt weiterhin für die Jahreszeit zu nass, und der wettermedizinische Dienst von Guten Morgen Koppstedt empfiehlt allen Kreislaufpatienten, auf Grund der anhaltenden Schwüle, zu Hause zu bleiben. Die Zeit – es ist acht Uhr und fünf Minuten. Die nächsten Nachrichten hören Sie ...

      Mirkowitz selbst lehnte jede Verantwortung für diese Fehlkreation ab. Nicht, dass er nun doch gestanden hätte, einen Helfershelfer im Hinterzimmer mit den Gebissen zu beauftragen. Er griff seinerseits an, und beschuldigte ihre eigenen, noch im Unterkiefer verwurzelten Zähne das Gesamtensemble zu stören. Grau verfärbt, fauchte er, abgenutzt, verplombt, Giraffenhälse und insgesamt einfach scheußlich. Monstrositäten! Überdies fällt Ihnen die Hälfte davon ohnehin binnen eines Jahres aus. Erwägen Sie eine Extraktion, und ich kreiere Ihnen persönlich ein Gebiss, das zu den oberen Zähnen passt. Erwägen Sie wohlwollend! So weit Doktor Mirkowitz.

      Emmi hatte erwogen, zwar nicht eben wohlwollend, aber mittels eines langen Blickes in den Spiegel und eines noch längeren auf die Zahnarztrechnung, und noch in derselben Stunde einen verbissenen Kampf für die Erhaltung ihrer Monstrositäten gestartet. Immerhin biss man sich seit Jahrzehnten in traulicher Gemeinsamkeit durch die Widrigkeiten des Lebens. Sie kaufte eine Munddusche, massierte das Zahnfleisch, schluckte Vitamin C gegen Parodontose und Kalzium zur Härtung des Schmelzes, und mühte sich nachts mit offenem Mund zu schlafen, aus Furcht vor zähneknirschenden Träumen. Morgens überprüfte sie mit Daumen und Zeigefinger den