Date to go - (K)ein Mann zum mitnehmen. Mira Schwarz

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Название Date to go - (K)ein Mann zum mitnehmen
Автор произведения Mira Schwarz
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783745072051



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Freundinnen in die Oper gingen. Ich bezweifelte, dass irgendjemand von diesem traurigen Quartett wirklich Lust hatte, sich Puccini anzuhören. Aber es gehörte nun mal zu ihrem Elite-Gehabe dazu. Und der Chef war immer schwer beeindruckt, wenn sie davon in der nächsten Woche erzählten.

      Seufzend legte ich meinen Stift zur Seite und öffnete meinen Mail-Account. Ich zuckte zusammen, als ich den Betreff las. „Mögliche Buchung Begleitung“ stand dort. Ich klickte die Nachricht an.

       Liebe,

       Isabel Bergmann, vielen Dank für Ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit mir. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich am nächsten Montag nicht zur Verfügung stehe. Vielleicht könnten wir unser Kennenlernen auf Dienstag verschieben? Der nächste Freitag ist terminlich kein Problem.

       Ich freue mich auf Ihre Antwort.

       Mit freundlichen Grüßen,

       Daniel

      Gott, war das förmlich! Sicher, ich hatte einen seriösen Kontakt gewollt. Aber so? Wir waren doch keine sechzig, da konnte man sich doch auch duzen. Trotzdem kam ich nicht eine Sekunde auf die Idee, seinen Vorschlag abzulehnen. Ohne lange Nachzudenken schrieb ich zurück.

       Lieber Daniel,

       danke für die Nachricht.

       Klar, Dienstag geht es auch. Wir könnten uns um acht im Tavelli am Gänsemarkt treffen.

       Kennen Sie das?

       Mit freundlichen Grüßen,

       Isabelle Bergmann

      Mit freundlichen Grüßen? Was war denn los mit mir? Ich bezahle den Typen, da könnte ich ruhig etwas salopper sein.

      Ich sah mir die Zeilen einen Moment an, dann straffte ich die Schultern. Ich war hier die Auftraggeberin, also konnte ich auch den Ton vorgeben. Ich löschte den letzten Satz. Stattdessen tippte ich:

       Kennst du das?

      Und dann schrieb ich weiter.

       Ehrlich gesagt habe ich so etwas noch nie gemacht und mir kommt das Ganze ziemlich schräg vor. Aber wenn ich ohne Begleitung zu diesem Essen gehe, habe ich das Gefühl, meine Karriere zu gefährden.

       Kannst du das verstehen? Oder hört sich das so an, als hätte ich die Kontrolle über mein Leben verloren? Ich arbeite übrigens als Architektin in einer ziemlich renommierten Firma. Ich habe während meines Studiums gedacht, es wäre mein absoluter Traum in einem so wichtigen Büro zu arbeiten.

       Aber ich schweife ab, Entschuldigung.

       Also, wenn Du einverstanden bist, sehen wir uns am Dienstagabend um Acht.

       Viele Grüße und einen schönen Freitagabend,

       Isabel

      Ich sendete die Nachricht und begann leise summend, meine Sachen zusammenzuräumen. Vielleicht würde ja doch noch alles gut ausgehen. Ich rechnete nicht damit, dass dieser Daniel die Nachricht heute noch beantworten würde.

      Es war Freitagabend – da hatte ein Mann wie er sicher Besseres zu tun, als zu Hause an seinem PC zu sitzen. Ich hatte gerade meine Tasche gepackt und wollte den Computer herunterfahren, als das vertraute Geräusch die nächste Nachricht anzeigte.

      Von ihm.

       Hallo Isabel,

       ich weiß, wie es ist, wenn das Leben ganz anders ist, als man es sich vorgestellt hat.

       Ich hoffe, ich kann dir helfen, das Geschäftsessen gut über die Bühne zu bringen.

       Wir sehen uns dann am Dienstagabend um acht im Restaurant.

       Ich wünsche dir ein schönes Wochenende,

       Daniel

      Ich las die Nachricht drei Mal. Mein Magen flatterte merkwürdig. Es waren doch ganz normale Worte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, diese Mail würde irgendetwas in meinem Inneren zum Klingen bringen. Plötzlich war ich richtig aufgeregt, als hätte ich am Dienstag ein richtiges Date. Was würde da wohl auf mich zukommen?

      Ich musste mich beruhigen. Vielleicht war dieser Daniel vollkommen durchgeknallt. Welcher normale, erwachsene Mann arbeitete im Escort-Bereich? Aber ich konnte es auf einmal nicht mehr abwarten, diesen Fremden kennenzulernen.

      ***

      Dann kam der Dienstag aber doch viel zu schnell.

      Als ich am späten Nachmittag vor meinem Kleiderschrank stand, hatte ich es plötzlich überhaupt nicht mehr eilig, zu diesem merkwürdigen Date zu kommen. Ich war fahrig und nervös und hätte das Ganze am liebsten abgesagt.

      Wir hatten keine weiteren Nachrichten mehr ausgetauscht und ich konnte einfach nicht das Gefühl von Peinlichkeit abschütteln, dass dieser ganzen Situation anhaftete. Dass Daniel mir so sympathisch war, machte die Lage fast noch schwieriger. Was würde er bloß von mir denken? Dass ich nicht fähig war, einen Mann zu finden, der mit mir ausging? Wenn ja, hatte er den Nagel leider auf den Kopf getroffen.

      Siedend heiß fiel mir ein, dass ich zwar ein Foto von ihm, er aber noch keines von mir gesehen hatte. Vielleicht dachte er, ich wäre fünfzig Jahre alt. Plötzlich war es mir unglaublich wichtig, jung und hip auszusehen. Daniel sollte auf den ersten Blick erkennen, dass ich eine Frau war, die nur mit dem Finger schnippen musste, um einen Mann für sich zu gewinnen.

      Selbst, wenn es nicht ganz so war.

      Ich zerrte ein kurzes Minikleid hervor, dass ich seit dem letzten Sommer nicht mehr angezogen hatte und suchte nach einer heilen Strumpfhose. Im Büro trug ich immer Anzughosen und Blusen, deshalb dauerte es eine Weile, bis ich in der Schublade eine passende fand. Dann wühlte ich in dem großen Flurschrank nach den hohen Wildlederstiefeln. Ich hatte sie nur einmal getragen, weil die Absätze eindeutig zu hoch für mich waren. Ich suchte noch eine enge Lederjacke heraus und betrachtete mich im Spiegel.

      Ja, so konnte das gehen.

      Nach einem hektischen Blick auf die Uhr beeilte ich mich, ins Badezimmer zu kommen, um mich zu schminken. Ich umrandete meine Augen mit Eyeliner, suchte einen dramatischen, roten Lippenstift heraus und machte mir mit dem Lockenstab ein paar Wellen in meine schulterlangen Haare. Oh je, es war schon halb acht. Es wurde höchste Zeit, mich endlich ins Auto zu setzen.

      Ich ging zu dem großen Wandspiegel im Flur und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. Scheiße, ich sah aus wie eine aufgetakelte Nachtclubtänzerin. Ich rannte zurück in mein Schlafzimmer und riss mir die Klamotten vom Leib. Die Stiefel flogen in hohem Bogen in die Zimmerecke. Ich griff schnell eine Jeans aus dem Schrank und zog wieder die bunte Viskose-Bluse an, die ich vorhin erst ausgezogen und auf das Bett geworfen hatte. Dann schnappte ich mir meinen Mantel, schlüpfte in die Sneaker vor der Wohnungstür. Im Vorbeigehen griff ich noch nach einem Taschentuch, um mir den Lippenstift wieder abzuwischen. Die Haare band ich mir im Treppenhaus mit einem Zopfgummi zusammen.

      Im Laufschritt erreichte ich die Nebenstraße, in der ich mein Auto geparkt hatte. Es stand nicht mehr da. Verdammt. Das konnte doch nicht sein. Hatte jetzt jemand zu allem Überfluss mein Auto geklaut? Ich hatte es mir erst vor kurzem gekauft und es waren noch einige Raten offen. Dann fiel mir ein, dass ich es vorgestern ganz woanders abgestellt hatte. Zur Arbeit nahm ich in der Regel die U-Bahn.

      Ich rannte wieder los. Langsam hatte ich Seitenstechen. Es war mittlerweile fast viertel vor acht. An der Ecke sah ich, dass gerade ein Linienbus einbog. Ich sprintete zur Haltestelle und sprang im letzten Moment hinein. Dann würde ich halt später mit dem Taxi nach Hause fahren müssen. Das war ohnehin besser. Ich hatte das Gefühl, dass ich den Abend nicht ohne Alkohol überstehen würde.