Terapolis. Tom Dekker

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Название Terapolis
Автор произведения Tom Dekker
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748514022



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warf Nici fröhlich ein, die endlich bei den beiden Jungen angelangt war. „Und wir werden riesige Luftschiffe befehligen und Wettfahrten veranstalten und die Kolonie von oben sehen, und viele andere Dörfer und Cities und sogar die Terapolis werden wir besuchen.“ Vor Aufregung klatschte sie in die Hände.

      „Die Terapolis?“, fragte Greg mit einem Lächeln auf den Lippen. „Da muss ich auch hin. Aber ich kann leider nicht warten, bis du mich hinbringen kannst.“

      Nici stemmte die Hände in die Hüften und verzog die Lippen zu einem Schmollmund. „Du sollst dich nicht über mich lustig machen!“

      Greg hob abwehrend die Hände. „Das war nicht meine Absicht. Du wirst bestimmt eine tolle Fliegerin. Aber ich muss schon bald in die Terapolis.“

      Nici nahm seine Entschuldigung mit einem huldvollen Lächeln entgegen. Einen Augenblick lang unterzog sie ihn einer kritischen Musterung. „Gut siehst du aus, Theodor.“ Kichernd hielt sie sich die Hand vor den Mund. Greg brauchte einen Moment, bevor er begriff, dass sie seinen falschen Namen benutzte und diesen komisch fand. Er lächelte gequält, so als wäre es für ihn normal, dass sich Leute über seinen Namen amüsierten. „Richtig verwegen. Mit deiner Augenklappe kannst du einem wirklich Angst einjagen.“ Dann drehte sie sich zu Mav. „Ich denke, er kann bei uns mitmachen. Was meinst du?“

      „Auf jeden Fall!“ Mavs Augen leuchteten.

      „Bei was mitmachen?“, fragte Greg vorsichtig.

      „Na, wir sind doch eine Bande.“, rief Nici und geriet ins Schwärmen. „Mara, Stan, Mav und ich. Und jetzt du.“ Bei den letzten Worten tippte sie Greg mit dem Zeigefinger auf die Brust. „Wir entdecken immer wieder neue Dinge, erleben Abenteuer und vor allem – wir helfen einander, egal, was passiert.“

      „Das klingt wie eine richtige Gemeinschaft.“, meinte Greg verträumt.

      „Genau.“, bestätigte Nici. „Und einen wie dich können wir gut gebrauchen.“ Dann drehte sie sich zu Mav und raunte ihm so laut, dass Greg sie unschwer verstehen konnte, ins Ohr: „Er hält uns die alten Schachteln vom Hals. Die fürchten sich bestimmt vor seinem kriminellen Äußeren.“ Sie begann zu kichern und Greg konnte Mav ansehen, wie er sich bemühte, seine Mundwinkel nicht zu sehr nach oben zu biegen.

      Mav schlug Greg derb auf die Schulter. „Komm, wir gehen zu den anderen!“ Er blickte kurz zum Himmel. „Heute ist ein guter Tag für ein Abenteuer.“, rief er fröhlich.

      „Oh ja, ich liebe Abenteuer.“, stieß Nici begeistert hervor.

      Gregs Hunger nach Abenteuern war fürs Erste gestillt, zumal ihm klar war, dass er immer noch mitten im größten Abenteuer seines Lebens steckte. Wie sehr sehnte er sich nach dem vorhersehbaren und manchmal auch recht langweiligen Leben in der City zurück. Doch er wollte den beiden den Spaß nicht verderben und so setzte er ein frohgemutes Lächeln auf und eilte ihnen durch eine der nach Norden führenden Straßen nach.

      Greg erkannte schnell, dass die Kolonie sehr einfach, aber geordnet angelegt war. Wie er bereits bei seiner Ankunft gesehen hatte, gingen alle Straßen von dem zentralen Platz, an dem auch das Haus mit dem großen Turm, in dem Pater Elia wohnte, und das Gemeindehaus lagen, ab. Rechts und links schmiegten sich die farbigen Häuschen an die Straßen. Geschäfte und Bars suchte Greg dagegen vergeblich. Nach einigen hundert Schritten hatten sie die letzten Wohnhäuser bereits hinter sich gelassen. Die gepflasterte Straße führte noch einige Meter einen kleinen Hügel hinauf und hörte abrupt auf, so dass sie plötzlich mitten in der Heide standen. In östlicher Richtung konnte Greg die zwei großen Schornsteine sehen, die über die Dächer der Häuser hinausragten. „Sind das eure Fabriken?“, fragte er und deutete in die Richtung.

      Mav folgte seinem Blick und nickte. „Ja, das sind die Spinnerei“, dabei zeigte er auf den kleineren Schornstein weiter im Norden, „und unser Stahlwerk.“

      „Dort arbeiten die meisten Leute hier. Wir verkaufen nämlich nicht nur Erz, sondern richtigen Stahl.“, ergänzte Nici stolz.

      „Und nicht nur das.“, mischte sich eine Jungenstimme hinter ihrem Rücken in das Gespräch ein. Erschrocken drehte Greg sich um, doch es war nur Stan, der von ihnen unbemerkt herangekommen war. Offenbar war das hier der Treffpunkt der vier Freunde, denn auf der Straße kam auch Mara mit ruhigen Schritten und dem immerwährenden betrübten Gesichtsausdruck herangeschlendert. „Wir bauen auch Zahnräder, Werkzeug und echte Gewehre. Es gibt keine besseren.“, ergänzte Stan mit stolzgeschwellter Brust. „Wenn ich anfange zu arbeiten, dann will ich auch in die Waffenmanufaktur.“, erklärte er mit einem Leuchten in den Augen. „Die Stahlgießerei ist dagegen doch nur ein langweiliger alter Kasten, wo man sich den Buckel krummschuften muss.“, bemerkte er abfällig.

      „Ich dachte, du wirst ein erfolgreicher Händler und ziehst eines Tages in die Terapolis?“, fragte Mara, die endlich herangekommen war, mit vor Sarkasmus triefender Stimme.

      Stan machte nur eine wegwerfende Handbewegung.

      Um den vorhersehbaren Streit der beiden im Keim zu ersticken, ergriff Mav wieder das Wort und deutete auf einen Turm, der auf einer kleinen Anhöhe im Nordwesten errichtet worden war. „Dort wohnen und arbeiten Grub und Trisha. Aber das weißt du ja schon.“ Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn und grinste schelmisch. „Und dort drüben liegen unsere Farmen.“ Mav deutete auf mehrere einzeln stehende Stallgebäude westlich der Kolonie, die von weiten Getreidefeldern und Weiden umgeben waren.

      „Baut ihr alles, was ihr braucht, selbst an?“, fragte Greg begeistert. So viel Getreide musste eine Menge Menschen ernähren können. Jetzt konnte er sich erklären, warum es in der Kolonie immer frisches Brot zu geben schien und nicht nur den eintönigen Dosenfraß, den sie in der City bekamen.

      Stan lachte laut auf. „Ja, klar. Was dachtest du denn? Und einen Großteil der Ernte verkaufen wir an die Terapolis oder Cities wie deine. Außerdem bauen wir noch Obst und Gemüse an. Kannst du aber gerade nicht sehen, die Felder liegen dort drüben.“ Er deutete mit dem Zeigefinger nach Süden. Es musste also noch weitere Farmen am anderen Ende der Stadt geben.

      „Ja, und Schuhmacher, Tischler, Schneider und Spitzenklöppler haben wir auch noch.“, ergänzte Mara und verdrehte dabei die Augen. „Sollen wir uns jedes Haus auch noch genau von innen anschauen, oder können wir dann los?“, fragte sie sichtlich genervt in die Runde.

      Nici ließ sich von der Bemerkung ihrer Zwillingsschwester nicht aus der Ruhe bringen. „Au ja, lasst uns losgehen!“ Sie klatschte begeistert in die Hände. „Wo wollen wir hin?“

      „Die Eisenbahnhöhle.“, sagte Stan entschieden. „Wir sind dort noch nicht fertig geworden, weil wir ja Greg entdeckt hatten. Es gibt noch einiges einzurichten.“

      „Vielleicht treffen wir ja auch noch auf den Geist eines verschütteten Bergarbeiters.“, hauchte Mara und ein seltsamer Glanz trat in ihre Augen.

      „Och. Bei dem schönen Wetter eine Höhle einrichten?“, fragte Nici mit enttäuschter Miene. „Das kann ich auch zu Hause machen. Ich will lieber ein Abenteuer erleben.“

      „Dann lasst uns doch den Steinbruch hinter Grubs Turm erkunden. Da waren wir schon eine Ewigkeit nicht mehr.“, schlug Mav vor.

      „Damit wir uns alle den Hals brechen?“, warf Mara düster ein.

      „So ein Quatsch!“, stellte Nici klar. „Ich kann prima klettern. Und im Steinbruch gibt es auch einen kleinen See. Dort können wir Steine hüpfen lassen. Was würdest du gern machen, Greg?“

      Greg nahm sich Zeit. Er kannte den Steinbruch nicht, hatte aber wenig Lust, sich bei einem Geröllabrutsch Blessuren zu holen. Auf der anderen Seite schien ihm die Nähe der Schienen keine gute Idee zu sein. Wenn man nach der Flucht aus der City nach ihm suchen würde, wären die Eisenbahnlinien vermutlich die ersten Orte, an denen Schergen der Polizei auftauchen würden. Je weiter er davon entfernt war, umso sicherer konnte er sich fühlen. Außerdem meinte Nici, der Steinbruch wäre gar nicht so gefährlich und wenn sie dort zurechtkam, sollte es für ihn erst recht kein Problem sein. „Den Steinbruch finde ich wirklich interessant.“,