Vor dem Imperium. Martin Cordemann

Читать онлайн.
Название Vor dem Imperium
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738049732



Скачать книгу

id="ub7af596c-688b-513a-8fe6-8c68b79ef8c6">

      Der Gott des Handels

      Während die Diplomaten und Politiker damit begannen, Verträge auszuarbeiten, die ein friedliches Zusammenleben sichern sollten, überlegte der Captain, wie sie mit einem bestimmten Problem umgehen sollten.

      „Was wollen wir mit den Teilen der Bombe machen?“ fragte er sich leise vor sich hin.

      „Kann man damit denn noch irgendwas anfangen?“ wollte Clausen wissen.

      „Da bin ich nicht so sicher. Aber es sind die Schlüsselelemente. Wenn sie der richtige Wissenschaftler in die Hände bekommt, kann er daraus vielleicht Rückschlüsse auf die ganze Bombe ziehen und sie rekonstruieren.“

      „Das wäre nicht gut“, stimmte DuValle zu. „Reicht es denn nicht, wenn wir die Teile auch noch demontieren?“

      „Ich bin mir nicht sicher, ob das ausreicht. Nur für den Fall, dass man doch plötzlich auf die Idee kommt, uns zu entern, um die Komponenten in die Hand zu bekommen.“

      „Ahhh“, Clausen lehnte sich in ihrem Sessel zurück und deutete auf den Bildschirm. „Sonnenaufgang.“

      Langsam kletterte die Sonne über den unteren Rand des Bildschirms. Es war nicht ganz der Sonnenaufgang, den man von der Erde gewohnt war, aber es war dennoch ein wunderbarer Anblick.

      MacAllister kratzte sich am Kinn. Dann fing er plötzlich an zu strahlen. „Clausen, das ist es! Wir werden…“

      „Captain“, unterbrach Harris, „Funkspruch von der Hawking. Es ist Dr. Wilbeck.“

      „Stellen Sie durch.“

      Die Sonne verschwand und wurde von Dr. Wilbecks Gesicht auf dem Bildschirm ersetzt.

      „Captain MacAllister“, sagte der Wissenschaftler, „herzliche Glückwünsche. Ich hatte bisher keine Gelegenheit, mich bei Ihnen zu bedanken.“

      „Keine Ursache. Wie entwickeln sich die Dinge?“

      „Die Bürokratie läuft auf Hochtouren. Sowohl der Status der Marsstadt als auch unserer werden dabei eingehend diskutiert. Und…“ Wilbeck blinzelte, „Ihrer kam auch zur Sprache.“

      „Aha.“

      „Es ist traurig, denn obwohl das ganze Sonnensystem inzwischen weiß, dass alle Anschuldigungen gegen Sie nur ein Vorwand waren, weigert man sich dennoch, Ihre Ächtung und alle Befehle gegen Sie zurück zu nehmen. Den Kommandanten aller Stationen der Raumflotte ist es weiterhin untersagt, Sie andocken zu lassen.“

      „Und Bricket ist es wahrscheinlich weiterhin gestattet, uns nach Belieben zu jagen.“

      „Es sieht ganz danach aus. Laut unseren Sensoren wird er in ein paar Tagen zum Mars zurückkehren. Wo er dann hinfliegen wird, kann ich Ihnen nicht sagen. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Obwohl ich eine Idee habe, wo er hinfliegen könnte.“

      MacAllister hob eine Braue.

      „Ach ja?“

      „Ja.“ Wilbeck nickte. „Deswegen melde ich mich bei Ihnen. Wir… haben eine Bitte an Sie.“

      „Wir?“

      „Nun, die Corporation, die diese Station und die auch die Petronia gebaut hat. Ihre Auftraggeber gewissermaßen.“

      „Was für eine Bitte?“

      „Die Corporation hat eine Station auf dem Merkur.“

      „Was für eine Station?“

      Wilbeck hob die Schultern.

      „Da hat man sich ein bisschen in Schweigen gehüllt.“

      „Also etwas geheimes.“

      „Das auf jeden Fall.“

      „Etwas Militärisches.“

      „Das nicht unbedingt. Aber die Corporation war noch nie ein großer Freund davon, jeden in ihre Arbeit einzuweihen. Deshalb hat sie sich wohl auch einen eher unwirtlichen Ort für ihre Forschungs- und Entwicklungsstation ausgesucht.“

      „Forschung und Entwicklung?“

      „Das ist das, was man mir gesagt hat. Und das, was in den Akten steht.“

      MacAllister musste lächeln.

      „Bei solchen Stationen ist es immer spannender, was man Ihnen nicht gesagt hat.“

      „Ganz Ihrer Meinung“, stimmte Wilbeck zu. „Aber ich wage zu bezweifeln, dass wir hier mit einem zweiten Planetenzerstörer rechnen müssen. Auch wenn die Corporation gerne den Mantel des Schweigens über ihrer Projekte hüllt, hat sie doch selten ihre Finger in der Produktion von Waffen und Bomben gehabt.“

      Sonst wäre ich auch nie Captain in ihren Diensten geworden, dachte MacAllister. Tatsächlich war die Corporation auch nie in Waffenhandel verstrickt gewesen, auch wenn es Zeiten gegeben hatten, in denen das das lukrativste Geschäft von allen gewesen war. Und doch waren die Ziele der Gesellschaft immer im Dunkeln geblieben. Sie hatte sich der Forschung und Entwicklung für den Weltraum gewidmet und durch die Nutzung ihrer Patente durch die Raumflotte ihre Projekte finanziert.

      „Was möchte die Corporation von uns?“ wollte der Captain wissen

      „Für den Merkur war ein Meteoritenschauer erwartet worden. Das Personal der Station wurde evakuiert, aus Sicherheitsgründen. Dann begann die Petronia-Krise und das Schiff mit dem Personal wurde zur Erde zurück gerufen. Die Corporation würde gerne wissen, ob es sich lohnt, das Schiff zur Station zurück zu schicken.“

      MacAllister nickte.

      „Wir schauen es uns an.“

      „Danke. Ich schicke Ihnen alle Unterlagen, die ich habe.“

      „Sehr gut.“

      „Und gute Reise.“

      „Clausen, Sie kennen unser Ziel.“

      „Bin schon dabei, den Kurs zu berechnen.“

      „DuValle, was wissen wir über den Merkur?“

      Der Wissenschaftler trat neben den Captain.

      „Er ist der nächste Planet zur Sonne. Und der kleinste.“

      „War das nicht Pluto?“

      „Pluto ist kein…“

      „War nur Spaß. Und für mich wird Pluto immer ein Planet sein. Gut, machen Sie weiter.“

      „Der Merkur ist kleiner als die Monde Ganymed und Titan. Seine Umlaufbahn ist sehr exzentrisch, an der weitesten Stelle ist er 70 Millionen km von der Sonne entfernt, an der nähsten nur 46 Millionen. Er dreht sich nur dreimal in zwei Jahren um sich selbst, die Temperaturen reichen von -180 bis +430 Grad Celsius.“

      „Warum sucht sich jemand so einen Ort für eine Basis aus?“

      „Vielleicht, weil er nicht zu abgelegen und trotzdem nicht zu beliebt ist?“

      „Warum dann nicht die Venus?“

      „Die ist noch unwirtlicher als der Merkur. Vielleicht liegt es aber auch an der Oberfläche. Die ist in ihrer Zusammensetzung der der Erde nicht unähnlich. Das Magnetfeld beträgt aber nur 1% der Stärke auf der Erde. Und es gibt eine dünne Atmosphäre.“

      „Tja, das erklärt es noch immer nicht ganz. Forschung und Entwicklung.“ MacAllister trommelte auf der Armlehne seines Sessels herum. „Was haben die da geforscht… was haben die da entwickelt?“

      „Der Bericht über die Station ist jetzt da“, berichtete Harris.

      „Auf den Schirm“, murmelte der Captain.

      Es kam nicht viel. Eine Liste des Personals, eine Liste der Vorräte. Keine schematische Darstellung der Station, kein Grundriss, keine Blaupausen. Nur ein Bild, das während