Adda Fried. Angelika Nickel

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Название Adda Fried
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847662853



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Pommes genau, dabei schnüffelte sie an dem Rot. Nickte. »Wie ich’s mir gedacht habe. Blut!«

      Im gleichen Moment schrie die Gruppe auf.

      Adda drehte sich um, sah den Arm, der aus einem Berg geschälter Pommes herausragte.

      Adda klopfte Elfriede auf den Rücken. »Na, wer hat jetzt Recht gehabt? Dort liegt die Leiche, an die du nicht geglaubt hast.«

      »Bis jetzt ist es nur ein Arm.« Elfriede starrte entgeistert auf den Pommesberg.

      Der Alarm ging los. Laut, heulend. Markdurchdringend!

      Eine unbekannte Stimme rief ihnen aus Lautsprechern zu: »Bitte verlassen Sie das Gebäude. An der Kasse bekommen Sie Ihren Eintritt zurückerstattet. Aus betriebstechnischen Gründen muss die Führung heute leider entfallen.«

      Erneut durchdrang der schrille Alarm die Hallen der Fabrik.

      Während alle Teilnehmer nach draußen eilten, manche von ihnen hysterisch schreiend, zog Adda Elfriede zur Seite. »Wir bleiben hier!«

      »Bist du verrückt geworden! Wir können doch nicht hier bleiben.«

      »Oh doch, und ob wird das können! Wäre ja blöd, wenn ich mir den Fall durch die Lappen gehen ließe!« Die alte Dame war sich sicher: Jetzt hatte sie ihren Mordfall. Und ihre Tochter Elfriede hatte ihr sogar noch dazu verholfen! Wie gut, dass sie die Pommesfabrik aufgesucht hatten!

      5 - Der fragende Blick des Kommissars

      Edgar Braun, diensthabender Kommissar, hatte zusehends schlechte Laune. Ausgerechnet an seinem freien Samstag musste es eine Leiche in einem Pommesberg geben. Als wenn das nicht auch noch Zeit bis zum Montag gehabt hätte. Immerhin, verwest wäre sie, zwischen all den Kartoffeldingern, sicherlich nicht.

      Adda hatte sich, zusammen mit Elfriede, hinter einem Wagen mit Kartoffelschalen versteckt.

      »Wir müssen hier raus. Was meinst du, was los ist, wenn man uns hier entdeckt.« Elfriede zog ihre Mutter am Arm.

      »Wenn du nicht sofort aufhörst, mich am Arm zu ziehen, dann kannst du gleich dort oben, neben dem Arm Platz nehmen!« Adda Fried war sauer. Noch weiter so, und der Kommissar würde auf sie aufmerksam werden.

      »Was redest du denn für ’n Zeug? Das hört sich ja beinahe an, als würdest du mir drohen«, echauffierte Elfriede sich.

      »Seit wann bist du denn so empfindlich?« Addas Augen blitzten hinter den Brillengläsern. »Und jetzt sei endlich still, ich versteh sonst kein Wort!«

      »Verstehen? Was willst du denn verstehen? Reicht’s dir nicht, dass zwischen den Pommes ein Arm liegt!«

      »‘ne Leiche, Elfriede, eine Leiche.«

      »Das ist doch noch gar nicht erwiesen.«

      Kommissar Braun lauschte. »Ruhig!« Sein Blick schweifte umher. »Da ist irgendwer. Ich hör‘s genau.«

      »Bestimmt der Mörder, Herr Kommissar«, flüsterte Polizist Egon Degen.

      Edgar Braun kratzte sich am Kinn, während er sich nachdenklich auf die Unterlippe biss. »Glauben Sie das tatsächlich, Degen, dass wir den Mörder schon haben?« Dann wäre der Samstag ja doch noch gerettet!

      »Nu‘, haben tun wir ihn noch nich‘, nicht wahr. Erst müssen wir ihn ja mal suchen gehen. Aber«, er lauschte, »wenn‘se mich fragen, dann muss der irgendwo dort drüben sein.«

      »Na, auf was warten Sie dann noch? Los, hin und festnehmen!«

      »Ich?« Egon Degen hatte mit seinen fünfundzwanzig Jahren bisher noch niemanden festnehmen müssen.

      »Ja wer denn sonst? Ich vielleicht? Nee, mein Lieber, das ist Ihre Sache. Ich bin später dafür da, der Presse Rede und Antwort zu stehen.« Er sah jetzt schon die Schlagzeilen, in welchen er, auf Grund einer schnellen Verhaftung, lobend erwähnt wurde. Brauns Laune besserte sich bei dieser Vorstellung schlagartig.

      »Raus da, aber ’n bisschen plötzlich!«, hörte er Degen rufen. Als er sich umdrehte, sah er, wie der junge Polizist seine Dienstwaffe auf zwei Frauen zuhielt.

      »In was hast du uns da nur reingeritten?« Elfriede hob zitternd die Hände übern Kopf, genauso wie sie’s aus den Krimis kannte, und stolperte aus ihrem Versteck.

      »Ich, uns in was reingeritten? Wer wollte denn heute unbedingt die Pommesfabrik aufsuchen!«

      »Jetzt mach aber mal ‘nen Punkt!« Elfriede ließ die Hände sinken.

      »Hände hoch!«, schrie Degen, dem die beiden Frauen nicht geheuer waren. Irgendwo mussten die doch die Tatwaffe haben. Was, wenn er gleich eine übergebraten bekäme? Immerhin, die waren zu zweit und er alleine, gegen den Rest der Welt. Zumindest kam er sich zu Letzterem so vor.

      Elfriedes Hände schnellten nach oben. »Ja, klar. Sicher doch«, stammelte sie.

      Adda schüttelte entrüstet den Kopf. »Und du willst die Tochter von der Mannheimer Miss Marple sein. Schäm dich, Elfriede. Du tust ja geradeso, als hätten wir die Leiche ermordet.«

      »Chef, Kommissar Braun, ich hab ein Geständnis. Die Ältere von den beiden hat gestanden«, rief Degen in Brauns Richtung.

      »Geständnisse kommen immer gut. Wirkt sich strafmildernd aus.« Kommissar Braun war sichtlich zufrieden. So schnell hatte er schon lange keinen Mordfall mehr aufgeklärt. Wen interessierte es dabei, dass Degen es war, der die Täter gestellt hatte. Das war immerhin seine Pflicht, dafür wurde er bezahlt.

      Edgar Braun ging auf die Frauen zu. Besah sie skeptisch von oben bis unten. »Wie Mörderinnen, seht ihr ja nicht gerade aus. Aber die unschuldig Wirkenden, die haben’s oft faustdick hinter den Ohren. Kennt man, is’ ja nichts Neues.« Er ging um Adda herum. Vor Elfriede blieb er stehen. »Neues Parfüm?«

      Elfriede nickte.

      »Name!«

      »Elfriede Wild.«

      »Nich’ von dir, Mädchen, vom Parfüm. Meine Frau hat bald Geburtstag. Dann hätte ich wenigstens ein Geschenk für sie. Bräuchte ich mir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen.« Er wusste, dieser Duft, er entsprach genau der Nase seiner Frau. »Oder ich schenk ’s ihr einfach so.«

      »Lucky Old Lady«, antwortete Elfriede eingeschüchtert.

      »Was geht das dich an!« Braun glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Seit wann erdreistete sich eine Tatverdächtige, seine Frau als Lucky Old Lady zu bezeichnen. Das war unerhört. Einfach unmöglich war das! »Ob meine Frau glücklich ist, das geht dich gar nichts an. Und ‘ne Old Lady, das ist sie schon mal gar nicht!«

      »Wie bitte?«, stammelte Elfriede. Als sie begriff, sagte sie rasch: »Lucky Old Lady ist der Name meines Parfüms. Den wollten Sie doch wissen.«

      »Ach so. Klar. Habe auch nichts anderes verstanden. Degen, dass Sie aber auch immer falsch kombinieren«, fuhr er den Polizisten an.

      »Ich, Chef, aber was habe ich denn …?«

      »Still jetzt. Kein Ton mehr!« Braun wandte sich Adda zu. »Ihr Name?«

      »Ich hab kein Parfüm an mir.« Adda schnupperte an sich. Mit viel Wohlwollen konnte man eventuell noch leichten Frittengeruch wahrnehmen, aber das war’s auch schon.

      »Habe ich etwa nach Parfüm gefragt? Ich will wissen, wie Sie heißen, und warum Sie das Opfer getötet haben!«

      Adda hob die Hand. »Jetzt hören Sie mir einmal gut zu, junger Mann …«

      »Edgar Braun. Kommissar Edgar Braun. Und ich ermittle hier, nicht Sie. Folglich, wenn hier jemand zuzuhören hat, dann sind Sie das, und nicht ich!«

      »Das ist mir ganz egal. Sie übersehen wohl ganz, wen Sie hier vor sich haben!«

      Braun lachte. »Zwei ältere Mädchen.«

      »Nix