Strandgut. Claus Beese

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Название Strandgut
Автор произведения Claus Beese
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738003093



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holte vor Empörung tief Luft, was jedoch in keiner Weise dazu beitrug, dass sich seine aufgeregte, rote Gesichtsfarbe zum Gesünderen hin veränderte.

      »Dann brauche ich sie wohl auch nicht zu fragen, ob sie etwas über verschwundene Lebensmittel wissen, was?«

      »Wie? Verschwundene Lebensmittel?«

      »Dem Smutje sind ein riesiges Steak und eine Lammkeule abhanden gekommen. Wissen sie was darüber?«

      »Nööö, nich direkt«, murmelte Hein und Bodo winkte auch ab.

      »Is uns nix in der Form begegnet, Käpten!«

      »Sagen sie mal, warum wackelt die Trosse eigentlich so?«

      Der ‚Alte‘ hatte jetzt doch bemerkt, dass da was nicht in Ordnung war. Er beugte sich über die Reling und sah unten im Wasser den Hai, der jetzt nur noch träge mit den Flossen wedelte und nur ab und zu noch einen müden Fluchtversuch unternahm.

      »Gnutzmann!«, brüllte der Kapitän vor Begeisterung und schlug Bodo auf die Schulter, dass der in die Knie ging. »Sie sind ein Genie! Woher wussten sie, dass ich so gerne Haisteak und Haifischflossensuppe esse?«

      »Och, das hat Hein mir erzählt, und da haben wir gedacht, wir machen ihnen eine kleine Freude«, murmelte der Schlacks bescheiden.

      »Los, los, meine Herren. Der Fisch ist müde. Holen sie ihn an Bord, aber vorsichtig, damit er nicht doch noch entwischt. Ich hole nen Fotoapparat. Und den Koch! Der kann ihn schlachten und zerlegen. Oooh, Haifischflossen-Suppe! Herrlich!«

      Noch nie hatte jemand den Kapitän so eilig gesehen. Wie ein Wiesel rannte der ‚Alte‘ davon, und seine beiden Matrosen zeigten sich beeindruckt.

      »Na, denn wolln wir mal«, grinste Hein und klemmte sich hinter die Winsch. »Hast ja gehört, nä? Befehl is Befehl! Also, hoch mit ihm!«

      Jaulend lief die Winde an und wickelte die Stahltrosse auf die Trommel. Im Nu schwebte der große Fisch an der Bordwand empor bis über die Reling. Hein drehte den leichten Kran über Deck und ließ den Hai auf die Lukendeckel sinken.

      »Wo isser? Wo isser?«, brüllte der Smutje und kam keuchend angelaufen. In der einen Hand schwenkte er einen Baseballschläger, in der anderen das größte Fleischermesser, das seine Küche zu bieten hatte. Angesichts der Größe des Raubfisches erschienen ihm diese Mordwerkzeuge gerade ausreichend. Tatsache war, der Hai hatte ihnen nichts mehr entgegenzusetzen, und nach einer fachgerechten Betäubung mit dem Holzknüppel war sein Schicksal besiegelt. Ein schneller Stich mit der scharfen Klinge machte seinem Räuberdasein ein Ende.

      »Moment! Noch nich zerschnippeln«, stoppte Hein den Smutje, der, nachdem er den Fisch mit einem Stich ins Herz getötet hatte, nun daran gehen wollte, ihn zu zerlegen. »Erst Fotos machen!«

      Hein zog das Stahlseil wieder straff, bis der Fisch in seiner ganzen Pracht von über drei Metern am Ladebaum hing. Die beiden Petrijünger nahmen in Siegerpose Aufstellung und der Bootsmann musste fotografieren. Er verknipste einen ganzen Film, um sicherzustellen, dass wenigstens ein Foto dem ‚Alten‘ gefallen würde.

      »Passen sie ja auf, dass sie alles drauf kriegen!«, forderte der Kapitän und schüttelte zum wiederholten Mal die Hände der beiden Matrosen. »Und dann will ich eine gerahmte Vergrößerung in die Messe haben, als Erinnerung an die beiden Jungs, die mir eine so große Freude bereitet haben.«

      »Aye, aye, Sir!«

      In diesem Augenblick rutschte die Hammelkeule aus dem weit geöffneten Rachen des Hais und polterte auf das Deck. Für einen Moment herrschte überraschtes Schweigen unter allen Anwesenden.

      »Ach nee!«, grinste der Schiffskoch die beiden wackeren Angler an und tätschelte liebevoll seinen Baseballschläger, mit dem er zuvor den Hai ins Reich der Träume geschickt hatte. »Ich glaube, nun, wo sich der halbe Hammel wieder angefunden hat, brauch ich das Steak wohl auch nicht mehr länger zu suchen, oder was meint ihr?«

      So würde ich es machen

      Es wächst in mir, es zieht mich und zerrt,

      was ist das nur, das den Wunsch in mir nährt

      alles stehen und liegen zu lassen

      um nach einem anderen Leben zu fassen?

      Längst ist alles nur noch Qual,

      was früher einmal meine Wahl.

      Was nützt der Beruf, der mich ernährt,

      wenn man ihn nicht als Berufung erfährt?

      Auch drückt mich so sehr des Alltags Last,

      habe ich die Zeit für den Absprung verpasst?

      Hier habe ich mein Leben, Familie und Brot,

      was hätte ich dort? Hunger und Not?

      Haus und Hof als Last zu sehen,

      weil sie in der falschen Gegend stehen.

      Nein, nicht hier will ich mehr leben

      möcht meine Seele doch nach anderem streben.

      Eine Kate gemütlich und klein

       könnte es genauso gut sein.

       das würde mich nicht wirklich stören,

      würd sie nur in eine andere Gegend gehören.

      Am Strand ein kleiner Nachen,

       ja, so könnt’ ich es machen,

       Mit Reusen und Netz die Fische jagen

       anstatt jeden Tag über den Stress zu klagen.

      Es dürft’ auch ein Boot sein mit Motor und Segel,

       ist man erst hier, gilt nur die Regel:

       Ob auf der Schlei oder dem Meer -

      jage stets dem Fisch hinterher.

      Auch würde ich gerne folgen dem Wind,

       denn als des Meeres wahres Kind

       könnte man mir nie vorgaukeln,

       es gäb Schöneres, als auf den Wogen zu schaukeln.

       Wenn Meer und Himmel eines sind

       und man nicht weiß, wo eins beginnt,

       und wo wohl das andere endet

       ist man von so viel Schönheit geblendet.

      Gott schuf die Zeit, der Mensch die Uhr,

       doch auf dem Wasser und in der Natur

       gilt weder Minute noch Stunde noch Tag,

       für den, der mit den Elementen zu leben vermag.

      Und trüge mein Schiff einen Drachenkopf,

       so würde ich bedauern den armen Tropf,

       der, anstatt mit mir an Bord zu sitzen,

       muss Tag für Tag am Schreibtisch schwitzen.

      Ich würd als Händler reisen über das Meer,

       holt mit meinem Knorren eine Ware her,

       würde etwas anderes woanders hinbringen,

       und stimmte nicht der Preis, meine Streitaxt schwingen.

      Statt am Kragen den Schlips ständig gerade zu rücken

       würde ich mich mit Thors Hammer schmücken.

       Und mit dem Steuerruder fest in der Hand

       Eriks Kurs folgen ins Wikingerland.

      Noch ist es ein Traum, der die Seele erquickt.

       Soll niemand sagen, ich wäre verrückt.

      Denn dann, wenn ich keine Träume mehr hätte

      könnt’ man mich legen in meine Grabstätte.

      Und