Название | ...und wir sind doch unsterblich |
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Автор произведения | Ralf Dahmen |
Жанр | Зарубежная психология |
Серия | |
Издательство | Зарубежная психология |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783844220162 |
Nebenbei bemerkt: in den folgenden Jahren in die ich selbst viele Menschen zurückführte besuchte mich auch ein Klient, der ebenfalls von einer Verfolgung und dem gleichen Zeitabschnitt sprach, in dem ich meine Rückführung erlebte. Er berichtete von Menschen die Dörfer zerstörten und andere wegen ihrem Glauben verfolgten. Nicht nur, dass dieser Klient in der Lage war die Jahreszahl zu nennen. Als ich ihn während der Rückführung fragte welcher Name ganz spontan in ihm aufsteigen würde, wenn es darum ginge zu sagen, wer für all diese Taten verantwortlich sei, nannte er den Namen Karl. In meinen zahlreichen Rückführungen habe ich immer wieder Menschen getroffen, die zur gleichen Zeit lebten, in der ich auch meine eigenen Leben hatte. Bewiesen ist damit nichts, auch deshalb nicht, weil ich während den Rückführungen niemals aus persönlicher Neugierde ins Detail gehe. Und dennoch liegt die Vermutung nahe, dass wir am Ende auf die eine oder andere Art alle miteinander verbunden sind und uns somit in den jeweiligen Leben immer wieder treffen. Auf diese Möglichkeit werde ich noch etwas genauer eingehen, möchte jetzt aber erst die Beschreibung meiner eigenen, ersten Rückführung zum Abschluss bringen.
Das schönste Ereignis nahm ich am Ende wahr. Schon während der Rückführung fiel mir auf, dass mein Herz immer dann besonders an zu pochen fing, kurz bevor ich ein neues Bild wahrnehmen konnte. Das war eine sehr seltsame Erfahrung, denn normalerweise sollte man annehmen in einem absolut entspannten Zustand zu sein. Andererseits traten immer wieder Unregelmäßigkeiten mit dem Herz auf, was mich aber nicht weiter beunruhigte (bei anderen Menschen manifestieren sich diese Dinge zum Beispiel auch durch Wärme). Nur ganz am Ende der Sitzung nahm ich eine gewisse Unruhe wahr, als ich unverhofft und ohne jegliche vor Ankündigung plötzlich ein immer stärker werdendes Licht wahrnahm. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich: okay, das war es jetzt mit deinem Leben. Dein Herz schlägt wie verrückt, du nimmst dieses Licht wahr, obwohl du den Schal um die Augen gebunden hast. Wenn Menschen sterben sagen sie immer, dass sie das Licht wahrnehmen also schlussfolgerte ich trotz meiner Trance in der ich mich befand: dann wirst du jetzt sterben. Das mag sich jetzt nach einem sehr ausführlichen Moment anhören, das war es aber nicht. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde.
Heute würde ich sagen, ich wurde sprichwörtlich auf eine gewisse Art und Weise „erleuchtet“. Es wäre vielleicht gleichzusetzen mit dem, was einst die Jünger Jesus sagten: „... ein Licht, das so hell auf uns herab schien, dass wir besinnungslos waren, vor Verwunderung ...“, beschrieb einst Petrus das Ereignis.
Im gleichen Moment verspürte ich eine absolute Leichtigkeit, wohlwollende Wärme und das einzigartige Gefühl einer ganz starken Verbundenheit mit einer Quelle, die ich nicht in einer Person, eines Objektes oder auch nur annähernd auf emotionaler Ebene erklären könnte. Ich bin der Überzeugung, ich könnte es am besten so beschreiben: ich war zuhause. Ein unbeschreibliches Gefühl der Verbundenheit überkam mich. Und obwohl es so einzigartig schön war erschrak ich für einen Moment und sagte ganz spontan: „ich will hier weg.“ Ja, ausgerechnet ich, der jahrelang auf der Suche war und jetzt endlich am Ziel angelangt, mir wurde gezeigt, dass ich wesentlich mehr bin, als ich mir auch nur im Ansatz vorstellen könnte. Ich wurde überrumpelt, mit der Wahrheit auf eine Art-und Weise konfrontiert, die ich mir in meinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Und ausgerechnet ich, der so sehr danach suchte bekam in diesem Moment für den Bruchteil einer Sekunde Angst. Angst mit dem Schönsten, Besten und Höchstem konfrontiert zu sein, wonach die Menschheit seit Jahrtausenden sucht. Das, was ich in meinem Nahtoderlebnis nicht wahrnahm durfte ich nunmehr ganz bewusst erleben, ohne später auch nur im Ansatz eine Chance zu haben, es hinterfragen zu können. Da gab es kein Rechts oder Links mehr.
Die Rückführerin fragte mich: "von wo möchtest du weg, was kannst du wahrnehmen?“ Ich beschrieb ihr was ich wahrnahm, wie es sich an fühlte und sie sagte zu mir: "dann bist du jetzt in der spirituellen Welt. Manchmal können wir Fragen stellen, auch Fragen die das heutige Sein betreffen, und manchmal bekommen wir Antworten."
Was sich danach erlebte war eines meiner schönsten Erlebnisse in meinem Leben. Meine erste Frage richtete sich natürlich an die vielen Seelen der Menschen denen ich dort nicht helfen konnte. Diese vielen, die dort die Brücke herunterfielen. Anstatt Traurigkeit oder Bestrafungsgedanken, wurde mir nur klargemacht, dass alles gut sei so wie es ist und so wie es war. Zugegeben, damals fehlte mir ein wenig das Gesamtverständnis. Ich haderte mit mir selbst, denn schließlich hätte ich ja vielleicht verhindern können, dass diese Menschen dort von der einstürzenden Brücke fielen.
Schlussendlich hat mir dieses Erlebnis aber auch klargemacht warum ich heute so bin wie ich bin. Und dennoch habe ich mir oft die Frage gestellt, was wäre gewesen, wenn ich meiner eigentlichen Aufgabe und Pflicht nachgekommen wäre? Da war dieser Reiter auf der anderen Seite der Brücke, Ich selbst befand mich auf der Ursprungsseite - also die Seite von der aus die Menschen über die Brücke gehen sollten. Ich wusste auch, dass der Reiter auf der anderen Seite und ich eigentlich die Vorhut waren. Deshalb stellte ich mir abschließend immer wieder die Frage, was wäre gewesen, wenn dieser Reiter und ich gemeinsam mit unseren Pferden auf der Brücke gewesen wären? Vom Gesamtgewicht her betrachtet würde es wahrscheinlich dem Gewicht von etwa zehn Personen entsprechen. Also so viele, die die Brücke heruntergestürzt sind.
Vielleicht wären diese noch am Leben und nur der damaliger Kamerad und ich wären ihn in den Abgrund gestürzt. Zugegeben, es ist müßig darüber nachzudenken, weil wir die absolute Wahrheit und Antwort nicht finden werden. Trotzdem hat mir dieses Ereignis gezeigt, wie wichtig es ist, die Frage der Verantwortung für unser jeweiliges Handeln zu übernehmen.
Als ich am Ende der Rückführung die Augen wieder geöffnet hatte, war mein erster und spontane Gedanke: "Das müssten alle Menschen erleben können, dann würde sich in der Welt vielleicht etwas ändern!" Wenn ich die Reaktionen der Menschen vergleiche, die heute zu einer Rückführung zu mir kommen, dann frage ich mich heute noch manchmal, warum mir ausgerechnet diese Gedanken in den Kopf kam, denn die meisten Menschen sind von dem erlebten mehr beeindruckt als es aus der Perspektive für andere zu sehen. Damit möchte ich jetzt nicht zum Ausdruck bringen, deshalb ein ganz besonderer Mensch zu sein, aber ungewöhnlich ist es auf eine Art schon. Trotzdem, blieb es zunächst bei dem spontanen Gedanken: "wenn das alle anderen Menschen erleben könnten, dann würde sich in der Welt vielleicht etwas ändern!"
Ich verbrachte viele Stunden damit, immer wieder zu hinterfragen, ob es wohl der richtige Entschluss sei, mich zum Rückführungsbegleiter ausbilden zu lassen, um anderen Menschen das zu vermitteln, was ich während meinen Rückführungen erlebt hatte.
Schlussendlich ließ ich mich bei einer staatlich anerkannten Diplom Psychologin und Psychotherapeutin zum Rückführungstherapeuten ausbilden. Sie selbst verfügte bereits über praktische Erfahrung sowohl auf dem Gebiet der Rückführungen als auch über Therapieerfahrung mit Menschen, die beispielsweise unter Depressionen, Ängsten oder psychosomatischen Erkrankungen litten. Auch hatte sie während Ihrer langjährigen Berufserfahrung viele kranke Menschen auf ihrem Leidensweg des Sterbens begleitet. Obwohl diese Themen oberflächlich betrachtet nicht viel mit Rückführungen gemeinsam haben, blieben sie in der Ausbildung - jedenfalls ansatzweise - nicht unberücksichtigt. Heute muss ich sagen, dass mich während meiner Arbeit als Rückführungsbegleiter viele kranke Menschen aufgesucht haben. Manche von Ihnen hatten nur noch einige Monate oder Wochen zu leben, andern haben ihnen nahestehende Menschen verloren. Soweit ich das im nach hinein aus meiner Sicht und den Gesprächen entnehmen konnte, ist keiner von ihnen jemals mit einem unguten Gefühl aus meiner Praxis gegangen. Die Erkenntnis, dass ihre eigentliche, seelische Existenz mit dem körperlichen absterben nicht zu Ende sein wird, hat ausnahmslos allen Menschen eine Brücke zum nahenden Tod gebaut.
Nach meiner erfolgreichen Ausbildung hinterfragte ich auch, wie werde ich wohl am Ende mit alle dem umgehen können. Was ist, wenn Seelen zu mir kommen, die eine schwierige, traumatische Vergangenheit hinter sich haben, Opferleben in denen sie traumatisiert wurden. Wie soll ich die