Das magische Armband. Janine Zachariae

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Название Das magische Armband
Автор произведения Janine Zachariae
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748565260



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Eingangstür, was mir ein sicheres Gefühl vermittelte. Als ich wieder im Zimmer war, nahm ich das Buch und las weiter. Mal abgesehen vom Pferderennen, war es ziemlich gut.

      Zehn vor fünf klingelte mein Wecker und ich war irgendwie aufgeregt. Ich ging ins Badezimmer, um mir den Schlaf wegzuwischen, Zähne zu putzen, und war fertig angezogen, als Jacob mit Molly an die Wohnungstür kam.

      »Guten Morgen, Maja!«

      »Guten Morgen, Jacob.« Er registrierte, dass ich ihn beim Vornamen ansprach, sagte aber nichts dazu und schloss die Tür auf. Wir liefen durch den Park, an einem See entlang und wieder zurück. Molly genoss es. Da sie frei umher laufen durfte. Ich jagte sie oder sie mich. Ich konnte relativ gut mit Jacob Schritt halten. Wir hörten beide über unseren MP3 Player Musik und hin und wieder bot er mir etwas zu trinken an, was ich auch gerne annahm. Es war warm und das um diese Uhrzeit. Wir liefen eine Stunde und das tat ausgesprochen gut. Anschließend musste ich allerdings duschen und ich denke Herr Traum auch. Als ich mit allem fertig war, begann ich das Frühstück vorzubereiten. Es gab Vollkorntoast, Kaffee und Obst. Den Aufstrich fand ich auch und gerade, als Jacob in die Küche kam, war alles aufgetischt.

      »Das wäre aber nicht nötig gewesen. Sieht aber gut aus.« Er setzte sich mir gegenüber. Er fragte nicht, sondern trank seinen Kaffee, als wüsste er, dass ich ihn mit Milch und Zucker machte.

      »Schmeckt wirklich gut« , murmelte er anerkennend.

      »Meine Oma hat mir den Trick für den perfekten Morgenkaffee verraten«, sagte ich und zwinkerte dabei. Er lächelte und nahm einen weiteren Schluck.

      »Und du hast dir gemerkt, wie ich ihn am liebsten trinke.«

      »War ja nicht schwer«, gab ich zu. Es fiel mir leicht, mir Sachen zu merken. Ich biss von meinem Toast.

      »Wieso hast du dich eigentlich dazu entschlossen, mich doch beim Vornamen anzusprechen?«

      »Wir wohnen ja nun mal zusammen. So oder so, es ist seltsam. Aber es macht die Sache leichter, wenn ich Sie nicht ständig ›Herr Traum‹ nenne.«

      »Seltsam?«, hakte er nach.

      »Ja, nun, ja«, stammelte ich und wusste, ich würde neuerlich erröteten.

      »Ist das jetzt was Gutes?«

      »Eigenartigerweise, ja.«

      »Mmh. Okay. Kommst du damit zurecht?«

      »Natürlich. Ich habe schon jetzt mehr mit Ihnen gesprochen, als während der gesamten Ferien.«

      »Wie war das für dich, alleine zu sein?«, erkundigte er sich ein weiteres Mal.

      »Unter anderen Umständen wäre es toll gewesen.

      Die meisten Jugendlichen würden sich sturmfrei wünschen. Und das für so Lange. Aber meine Umstände waren nun mal nicht Normal und daher war es doof. Es wäre schön gewesen, mal mit jemanden zu reden.« Erneut trafen sich unsere Blicke. »Ach«, begann ich, »ich hab Sie übrigens drei Mal richtig lange und ein paar Mal flüchtig gesehen, bevor die Schule anfing. Wussten Sie das?« Er schüttelte den Kopf, doch runzelte er trotzdem mit der Stirn, als würde er sich vage daran erinnern. »Einmal beim Bäcker, da bin ich gerade hier angekommen und dann in der Stadt, als ich ein bisschen was gekauft hatte und im Park.«

      »Was du dir alles merken kannst«, murmelte er in seine Kaffeetasse. Er wusste es, da war ich mir sicher. Ich spürte, wie sich meine Wangen verfärbten - eigentlich sah ich die ganze Zeit über wie eine Tomate aus - und schaute ihn verlegen an. Er lächelte und aß weiter. »Du hast gestern noch etwas geräumt, oder?«

      »War ich zu laut?«

      »Nein, ich hab nach Molly geschaut und bemerkte Licht.«

      »Ich hab die Taschen ausgepackt.«

      »Schön.«

      »Ähm«, ich sah ihn verlegen an.

      »Ja?«

      »Ich hätte etwas Wäsche zu waschen.«

      »Du kannst sie Maren hinlegen, sie wäschst sie.«

      »Wäre das nicht unverschämt?«

      »Warum? Du lebst jetzt auch - erst mal - hier. Ich hab es ihr auch schon erklärt.«

      »Alles klar. Aber ich würde auch gerne irgendwas Nützliches machen.«

      »Machst du doch«, sagte Jacob ernst.

      Erneut trafen sich unsere Blicke. Ich wusste, ich hatte mich verliebt. Wenn ich es sagen würde, wäre alles vorbei und ich müsste mir erneut eine neue Bleibe suchen.

      Mein Handy klingelte, gerade als wir auf dem Weg zur Schule waren.

      »Hallo, Vater«, begrüßte ich ihn. Dann berichtete er mir von dem Zustand seiner Frau und gab mir die Schuld daran. »Weil ihr zu eurer Tochter musstet?« Ironischerweise haben sie ihre Wandertour vorverlegen müssen, weil ich sie brauchte. Dann fragte er mich, ob ich im Haus noch etwas gefunden hätte. »Du meinst, dass von Oma? Von der Frau, die dich groß zog und die du aufgabst? Alles, was ich fand und was ich für wichtig hielt, habe ich in Kartons gepackt und in den Keller gestellt, indem der Perverse hauste.« Er redete und redete. »Dann kauf es doch zurück, meine Güte. Ich wette, du kannst vor Gericht oder so, klagen und angeben, ich sei durchgeknallt und du kannst das dämliche Haus zurückholen und es teuer verkaufen. Aber vergiss nicht: Oma gab mir die Vollmacht dafür und ich hab das einzig Richtige gemacht.« Mein Kopf hämmerte, doch dann ließ er die Bombe platzen und ich hätte beinahe mein Mobiltelefon verloren. »Was ist mit mir?« Meine Atmung stockte und mir wurde schwindlig. »Okay, hör auf. Mach, was du willst. I don’t care! Gib Mutti einen Kuss von mir. Sie fehlt mir.« Damit legte er auf.

      »Maja?«, fragte Jacob vorsichtig und leise nach, als ich einfach nur im Auto saß und mein Handy an die Brust hielt. Mein Herz raste und ich fühlte, wie der Boden unter mir immer weiter auf ging. Als schien plötzlich alles auf einmal auf mir ein zu prallen, ohne, dass ich etwas daran ändern könnte.

      »Mein Vater will dortbleiben, er hat eine neue Arbeit angenommen.«

      »Ich verstehe nicht.«

      »Es sieht so aus, als würde Mutti noch lange im Koma sein.« Wenn ich nur genau wüsste, warum das so war und wieso sie überhaupt in diesem Zustand verweilte. Die Kopfverletzung musste schlimmer sein, als ich ahnte.

      »Ich verstehe immer noch nicht«, meinte er und schaute mich weiterhin an. Er drückte sanft meinen Arm, damit ich wieder ruhiger werde.

      »Er hat sich eine Wohnung genommen und wird vor Ort arbeiten. Er ist der Meinung, ich würde nur Pech bringen und ich solle hier, bei Ihnen, bleiben.« Verzweifelt sah ich ihn an. Welcher Vater tat so etwas nur seiner Tochter an?

      »Für wie lange?«

      »Bis ich mit der Schule fertig bin, bzw. ich mir eine Wohnung leisten kann oder Sie mich rausschmeißen«, erklärte ich.

      »Na ja, abgesehen davon, dass ich die Einstellung deines Vaters nicht gut finde, würde ich dich nicht rausschmeißen.«

      »Mmh, dass sagen Sie jetzt. Warten Sie ab. Irgendwann werde ich Sie nerven.«

      »Wie kommst du darauf?«

      »Wenn mein Vater sich schon von mir abwendet, ...« Er wollte etwas sagen, aber ich ließ ihn nicht. »Ist schon okay. An solchen Tagen vermisse ich nur meine Oma. Es ist ja nicht das erste Mal, nur sonst war ich eben nicht alleine.« Ich blickte auf die Uhr und wir stiegen aus. »Wir sehen uns später!«, sagte ich und setzte mich auf eine Bank. Als ich so dasaß, holte ich das Bild von diesem Jack raus. Sein Anblick wirkte so vertraut. Aber das Foto war alt und nicht mehr in einem guten Zustand. Der Blick. Er war unglaublich und es wirkte fast so, als hätte er sich verändert. Dieses positive Gefühl umgab mich wieder. Er war ein guter Mann und ich wusste, dass er nie jemanden etwas Böses getan hat.

      Als die anderen Schüler sich der Schule näherten und mich bemerkten, sagten sie wieder irgendwas dummes. Doch dann kam Marie und setzte sich zu mir.