Top Angebot - Schnell zugreifen. Marlin Schenk

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Название Top Angebot - Schnell zugreifen
Автор произведения Marlin Schenk
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738009705



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am anderen Ende der Leitung. „Boltersdorf.

       „Backen Sie morgen Brötchen?“ fragte Eberhard.

       Rainer war zu verschlafen, um geeignet reagieren zu können, sodass ihm nur ein laues ‘selbstverständlich’ über die Lippen kam.

       „Dann backen Sie mir bitte eins mit, ja?“

       Ein Rascheln vermittelte Eberhard, dass Rainer aus den Federn hochfuhr. „Eberhard, du miese asiatische Buckelwutz“, dröhnte es blechern. „Das ist nun schon das dritte Mal in diesem Monat, dass du mich mit so einem Scheiß nachts aus dem Bett klingelst. Letzten Freitag wolltest du dir eine Mistgabel leihen, davor hast du gefragt, ob ich meine Schlaftabletten genommen hätte. Gehen dir nicht bald die Ideen aus? Noch ein Anruf, und wir sind geschiedene Leute. Merk dir das.“

       Der Hörer krachte auf die Gabel.

       Eberhard schwitzte vor Lachen. „Ganz schön sauer, mein Bruder“, keuchte er.

       „Ist ja wohl kein Wunder“, sagte Helga grinsend, auch wenn sie es zu verbergen versuchte. „Stell dir vor, das würde jemand mit dir machen.“ „Geht nicht“, sagte Eberhard schniefend. „Wir haben ja kein Telefon im Schlafzimmer.“ „Bis du ihn wieder einmal brauchst, nicht wahr? Würde mich nicht wundern, wenn er dann ‘nein’ sagen sollte.“ „Ist ja gut“, sagte Eberhard. „Bist du fertig? Dann lass uns gehen.“ „Oh ja, ich bin fertig, Herr Boltersdorf. Hättest mir ruhig ein wenig helfen können. Dass mir von der Arbeit das Kreuz und die Füße wehtun, juckt dich überhaupt nicht.“ „Komm, Liebes.“ Eberhard legte seinen Arm um Helgas Schulter. „Morgen sieht alles wieder ganz anders aus. Dann schlafen wir schön lange, holen uns bei Rainer frische Brötchen, frühstücken gut und machen dann einen Bummel durch die Altstadt, ja?“ Helga nickte, und dann verließen sie müde die Gaststube.

      2. Kapitel

      Wie wohl man sich doch fühlt, wenn man gut geschlafen hat und der junge Tag ein sonniger ist. „Ha, ist das herrlich heute!“ Eberhard war allerbester Laune, als er sich am nächsten Morgen wie versprochen mit Helga durch die Menschenmengen in der Altstadt grub.

       Auch Rainer hatte es mollig warm. Nicht irgendwo im Freien, wo ihm die Altweibersonne seine vollen, dunkelblonden Haare aufheizte, sondern in der Backstube, wo er gähnte und den Unmut auf seinen Bruder konzentrierte, ‘diesen verdammten Mistkerl’, der ihn nachts wachrasselte.

       Rainer hatte gerade einen Korb mit frischen Brötchen und Weißbroten bestückt. Nun, da er ihn aufnehmen wollte, bückte er sich, krallte seine Fäuste um die Griffe, dass die Knöchel weiß hervortraten und gähnte erneut, dass man mit einer Luftflinte auf sein Gaumensegel hätte ballern können. Nach Eberhards nächtlicher Erkundigung hatte Rainer nicht mehr einschlafen können, weil er wieder einmal darüber nachdenken musste, wie er es diesem ‘miesen Specht’ heimzahlen könnte. Erst Minuten, bevor der Wecker rasselte - so schien es ihm zumindest - war er noch einmal weggetreten. Das Erwachen danach hatte sich als entsprechend grausig erwiesen, weshalb er nun müde und auf breiigen Beinen mit dem Korb zu seinem Kombi im Hof schlurfte, ihn in den Kofferraum stellte und wieder zurück schlich. „Um ein Uhr nachts weckt mich dieser Lump“, brummelte er. „Mein Herr Bruder kann morgens bis zehn Uhr in der Kiste liegen, während ich in der Backstube schwitze. Und dann hat er auch noch die Unverfrorenheit, bei mir seine Brötchen zum Frühstück einzukaufen. Aber das zahle ich dir heim, Eberhard. Glaub ja nicht, dass du dir diesen Spaß noch öfter erlauben kannst.“

       Auch Lotte hatte das Telefon gehört, war aber danach gleich wieder eingeschlafen. Dennoch litt sie an diesem Morgen unter stresslichen Hormonschüben, verursacht durch einige Kunden und deren Wünsche. Die Ausschüttungen ließen sie nun vom Laden in die Backstube stürzen, die eigenen Beine als Stolperknüppel in der Quere. „Haben wir noch Weißbrote?“ fragte sie, als sie in die Mehlküche gefallen kam.

       Rainer gähnte wieder und schüttelte sich, dass die Backen wackelten. „Nein.“

       Lotte hob hilflos die Hände. „Die Leute kaufen heute wie verrückt Weißbrot. Können wir noch welches backen?“

       Rainer drückte sich hoch und stemmte eine Hand ins Kreuz, wobei er schmerzhaft das Gesicht verzog. Er blies hörbar aus. „Nutzt wohl jeder noch mal das warme Wetter für eine letzte Grillparty“, stöhnte er. „Aber wie soll ich denn jetzt noch einmal Weißbrot backen? Dann werde ich ja mit den Auslieferungen nicht fertig.“ Er ging vorsichtig in die Knie, hob den Korb und zeigte ihn Lotte.

       „Da sind ja noch Weißbrote“, rief sie.

       „Alles vorbestellt.“ Rainer drehte sich um, ging nach draußen und ließ Lotte mit ihrem Problem allein.

       „Aber es fehlen mindestens zwanzig Brote“, rief Lotte ihm nach.

       „Warum bestellen diese Menschen dann das Brot nicht vor?“ brüllte er vom Hof aus und hoffte, dass alle im Laden es hören würden. „Wir haben schon seit Tagen schönes Wetter.“ Er schob den Korb in den Kombi und ging wieder zurück in die Backstube. „Ich kann doch nicht ahnen, dass heute jeder ein Weißbrot will“, sagte er, nun ein wenig leiser. „Wir hatten heute die gleiche Menge wie letzten Samstag. Da waren neun Brote übriggeblieben. Daraus haben wir Paniermehl gemacht.“

       „Herrje!“ Lotte knallte die Tür zu und ging wieder in den Laden, wo sie die Kundschaft schonend darauf vorbereitete, dass es heute keine Französischen Weißbrote mehr geben würde.

       Rainer hob gelassen die Schultern. Dann nahm er den letzten Korb und trug ihn zum Wagen. Er startete seine Samstagstour, um Menschen, die etwas außerhalb der Stadt wohnten, mit Brot und Kuchen fürs Wochenende zu beliefern.

       Als er von der Auslieferungsfahrt zurückkam, saßen bereits alle am Mittagstisch und warteten auf ihn. Rainer setzte sich hinzu. „Eins, zwei, drei, vier Teller“, zählte er. „Isst Jockel heute nicht mit uns?“

       Annette reagierte nicht.

       Lotte warf ihm einen bösen Blick zu und begann, die Speisen auf die Teller zu verteilen.

       Annette bekam einen Klumpen Kartoffelkuchen mit Speck hingeflatscht. Bei der zweiten Schippe hielt sie die Hände drüber. „Mir nicht so viel.“

       Karsten freute sich über das wohlgemeinte Stichwort, das der Vater ihm bezüglich Jockel gegeben hatte. Mit einem hinweisenden Blick auf Annettes Teller meinte er: „Dabei könnten wir ihn locker durchfüttern.“

       „Ach ja?“ sagte Rainer.

       Karsten nickte heftig. „Ja. Annette isst ja nicht mehr so viel, weil sie sonst zu fett wird.“

       Annette fixierte Karsten, der ihr gegenübersaß, mit verfinstertem Blick. „Halts Maul, du frecher Zwerg.“

       „Wenn ich ein Zwerg bin, dann bist du...“

       „Sag’s nicht, Brüderchen, sonst lernst du meine Handschrift kennen.“

       „Wollt ihr euch wohl vertragen?“ schob Lotte dazwischen.

       Sie gehorchten und Annette widmete sich wieder ihrem spartanisch gefüllten Teller.

       Karsten schob eine Ladung ein, kaute, bückte sich dann und schaute unter dem Tisch hindurch auf seine Schwester, die ihm genau gegenüber saß.

       „Was treibst du denn da unten?“ fragte Rainer.

       Karsten kam wieder hoch. „Von da unten kann man es genau erkennen.“

       „Was denn?“ fragte Rainer.

       „Annettes Wampe. Wenn sie sitzt, drückt sich die Schwarte über den Gürtel.“

       Annette warf die Gabel hin. „Das muss ich mir nicht gefallen lassen“, schrie sie.

       „Nun lass sie doch auch in Ruhe“, wetterte Lotte.

       „Ich bin ja sowieso gleich fertig“, sagte Karsten. „Dann gehe ich wieder zu Walter. Darf ich?“

       Lotte nickte. „Von mir aus. Und du, Annette?“

       „Ich gehe mit Jockel zur Probe. Die machen echt