Der Tote von Trévarez. Jean-Pierre Kermanchec

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Название Der Tote von Trévarez
Автор произведения Jean-Pierre Kermanchec
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738056501



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trat an Ewens Schreibtisch.

      „Haben Sie etwas gefunden?“, fragte Ewen und nahm den Bericht entgegen.

      „Nein, Monsieur le Commissaire, der Zaun um das gesamte Anwesen ist in einem ausgezeichneten Zustand gewesen. An den weiter abseits gelegenen Stellen ist der Zaun sogar noch höher gewesen. Es hat keinerlei Spuren gegeben, die auf ein gewaltsames Eindringen hindeuten können. Meine Kollegen und ich haben gut achtgegeben und auf niedergedrücktes Gras oder frisch abgebrochene Äste geachtet. Aber wir haben wirklich nichts gefunden.“

      „Vielen Dank Kollege“, sagte Ewen und legte den Bericht auf den Schreibtisch.

      Wenig später betrat Paul das Büro und hielt ein Blatt Papier in der Hand.

      Ich habe hier die Liste der als vermisst gemeldeten Personen der letzten Tage. Darunter sind zwei Männer und eine Frau. Der eine Mann ist von seiner Frau als vermisst gemeldet worden, der andere Mann von seinem Freund.

      „Dann sollten wir die beiden sofort aufsuchen. Vielleicht ist ja einer der beiden Vermissten unser Toter.“

      „Dann lass uns sogleich hinfahren. Die Adressen der Personen die die Anzeigen aufgegeben haben habe ich vorliegen.“

      Ewen und Paul machten sich auf den Weg zu ihrem Dienstwagen.

      „Wohin fahren wir zuerst?“, fragte Ewen Paul und startete den Motor.

      „Nach Pluguffan sollten wir zuerst fahren. Die zweite Anzeige kommt aus Douarnenez.“

      „O.k. Wo genau in Pluguffan?“

      „Wir müssen in die Rue du Lavoir. Die dürfte ziemlich nahe am Flughafen liegen.“

      Ewen gab die Adresse in sein Navi ein und fuhr los. Über die Voie Express waren sie rasch in Pluguffan.

      Das weiße Haus hatte leuchtend blaue Fensterläden. Die Tür und die Fenster waren mit Granitsteinen umrahmt, es machte einen typisch bretonischen Eindruck. Die beiden Kommissare durchschritten den gepflegten kleinen Vorgarten und klingelten an der Haustür. Ewen vernahm, wie eine Person eilig zur Tür gelaufen kam. Die Haustür wurde regelrecht aufgerissen und Ewen und Paul sahen in das enttäuschte Gesicht einer Frau, die jetzt vor ihnen stand. Sie hatte bestimmt gehofft, dass ihr Mann vor der Tür stand.

      „Bonjour, Madame Bihan, mein Name ist Ewen Kerber. Das ist mein Kollege, Paul Chevrier. Wir sind von der police judiciaire aus Quimper.“

      Ewen zeigte seinen Ausweis.

      „Madame, dürfen wir eintreten?“

      Die Frau blieb stumm und trat zur Seite, um den Kommissaren den Zugang zu ermöglichen. Sie schloss die Haustüre hinter sich und zeigte auf eine offen stehende Tür.

      „Bitte treten Sie ein“, sagte sie mit zittriger Stimme.

      „Madame Bihan, bitte erschrecken Sie jetzt nicht Wir müssen Ihnen ein Foto zeigen und Sie bitten, uns zu sagen, ob es sich um Ihren Mann handelt.“

      Madame Bihan wurde jetzt noch bleicher, wenn das überhaupt noch möglich war. Die Stimme schien es ihr auch wieder verschlagen zu haben. Sie nickte, als Ewen das Bild aus seiner Jackettasche herausholte und es ihr zeigte.

      „Das ist nicht mein Mann!“

      Erleichterung machte sich in ihrem Gesicht breit und ihre Sprache kam zurück.

      „Den Mann habe ich noch nie gesehen.“ Sie blickte Ewen und Paul an.

      „Dann bedanken wir uns bei Ihnen, Madame Bihan, und verzeihen Sie die Unannehmlichkeit, die wir Ihnen eventuell bereitet haben.“

      „Wissen Sie noch nichts von meinem Mann, Guy?“

      „Madame Bihan, wir sind nicht vor der Vermisstenstelle. Ich denke, dass die Sie umgehend informieren wird, wenn sich etwas Neues ergibt.“

      Ewen und Paul verließen das Haus und gingen zu ihrem Wagen.

      „Der Frau haben wir einen gehörigen Schrecken eingejagt.“ Paul sah seinen Kollegen Ewen an.

      „Sie hat sicher ihren Mann vor der Tür erwartet. Als wir ihr dann noch gesagt haben, dass wir ihr ein Bild zeigen müssen, da hat sie wohl befürchtet, dass ihr Mann tot ist. Nun ja, manchmal müssen wir Menschen verunsichern. Wohin geht es jetzt?“

      „Nach Douarnenez, in die Rue du Pont.“

      „Dann los, hoffen wir, dass wir nicht umsonst dorthin fahren.“

      Die Strecke von Pluguffan nach Douarnenez führte über die D 765. Für die knapp 18 Kilometer brauchten sie nur eine gute viertel Stunde.

      Die westlich von Quimper gelegene Kleinstadt, mit ihren 15.000 Einwohnern und dem Fischereihafen, ist in der gesamten Cornouaille, wie die Bretonen den südlichen Teil des Finistères nennen, durch seine Sardinenfischerei bekannt.

      Ein guter Freund von Ewen lebt als Fischer in dem Ort. Er ist mit seiner Frau Carla schon des Öfteren bei Claude Cornic und seiner Frau Michelle zum Essen eingeladen gewesen. Claude kocht leidenschaftlich gerne und zudem sehr gut. Seine Spezialität ist die Lotte mit seiner sauce à l‘amoriquaine. Eine Soße, in die er eine ganze Flasche guten Weißwein gibt. Ewen liebt die Lotte à la façon Claude.

      Heute würde er nicht bei Claude vorbeifahren können. Abgesehen davon, dass sein Freund bestimmt noch auf dem Meer weilte.

      Claude fuhr im Sommer gewöhnlich gegen 22 Uhr mit seinen Kollegen raus aufs Meer. Wenn der Fang gut war, und sie ihre sieben Tonnen Sardinen gefangen hatten, dann kamen sie manchmal schon nach sechs oder acht Stunden wieder zurück. Das war jedoch nur an wenigen Tagen der Fall. Meistens blieben sie für zwei bis drei Tage auf dem Meer.

      Die Rue du Pont war erreicht und Ewen konnte vor dem Haus parken. An der Gartenmauer war ein kleines Messingschild angebracht, auf dem der Name Thierry Guillem, Architekt stand. Neben dem Briefkasten waren die Klingel und eine Sprechanlage.

      Paul klingelte und sie warteten, dass sich Monsieur Guillem meldete.

      „Sie wünschen?“

      Eine kräftige Männerstimme tönte aus der Sprechanlage.

      „Monsieur Guillem? Paul Chevrier und Ewen Kerber von der police judiciaire in Quimper, wir hätten Sie gerne gesprochen.“

      „Kommen Sie herein.“

      Die Kommissare vernahmen jetzt einen Summton und sie konnten das Tor öffnen und durch den Vorgarten zum Haus gehen.

      Monsieur Guillem war bereits an der Tür, als Ewen und Paul das Haus erreicht hatten.

      „Was kann ich für Sie tun?“

      Herr Guillem sah die beiden Kommissare erwartungsvoll an. Ewen ergriff das Wort.

      „Monsieur Guillem, dürfen wir eintreten? Es geht um ihre Vermisstenanzeige.

      „Haben Sie meinen Freund gefunden? Verzeihen Sie, bitte treten Sie doch ein.“

      Monsieur Guillem führte Ewen und Paul in seine kleine Bibliothek, die gleichzeitig auch als Büro diente.

      „Bitte meine Herren, nehmen Sie doch Platz.“

      Er zeigte auf zwei Stühle vor seinem eleganten Palisanderholzschreibtisch.

      „Ewen und Paul setzten sich. Monsieur Guillem trat hinter seinen Schreibtisch und setzte sich auf einen schönen Ledersessel.

      Ewen holte das Bild aus dem Jackett und wandte sich an den Architekten.

      „Monsieur Guillem, ist das Ihr Freund, den Sie gestern als vermisst gemeldet haben?“

      Monsieur Guillem nahm das Foto in die Hand und sah es an. Ewen bemerkte, wie der Mann blasser wurde.

      „Ja, meine Herren, das ist mein Freund, das ist Robert. Das ist ja entsetzlich. Was ist passiert?“

      Ewen nahm das Bild, das Monsieur Guillem ihm wieder zurückreichte.

      „Monsieur Guillem, wir