Spurlos in Sallyview. Patricia Causey

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Название Spurlos in Sallyview
Автор произведения Patricia Causey
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742733597



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weit sicher auf ein Vordach fallen würden. Für die weiteren vier Stockwerke nach unten nahmen wir dann die Feuertreppe.

      Ich schaute noch rechtzeitig hoch, um die vor Wut schäumenden Wachleute zu sehen, wie sie verdattert zu uns hinuntersahen, bevor sie dann schließlich aus dem Sichtfeld des Fensters verschwanden.

      „Sie sind noch nicht mit uns fertig“, stellte ich wissend gegenüber Jamal fest, ohne einen Zweifel zu hegen, dass sie uns nun jagen würden.

      Brenda erschien nun mit einem irritierten Gesichtsausdruck am Fenster.

      „Kommt nie wieder hier vorbei, ihr Betrüger!“, schrie sie mit einer schrillen Stimme. „Ihr seid beide keine echten Detektive!“

      Die arme Brenda war so gütig und hatte uns beiden Studierenden ihr Büro vermietet. Die Bedingung dafür war lediglich gewesen, dass sie als Rezeptionistin bleiben durfte. Jamal und ich vermuteten, weil sie eine Witwe war und eine Beschäftigung brauchte. Ein weiterer Grund für ihre Anwesenheit konnte jedoch auch sein, dass sie ihr Eigentum bewachen und beschützen wollte. Unser leidenschaftliches Hobby als Detektive wurde hauptsächlich durch meinen Vater finanziert, der ebenfalls im Bereich Strafrecht tätig war. Sein Traum war es, dass unser Traum sich erfüllen würde. Nun, vielmehr der Traum seines eigenen Sohnes als das meines farbigen Freundes Jamal, der in seinen Augen nichts als ein Herumtreiber war. Vermutlich war mein Vater einfach nur froh darüber, dass wir einer Beschäftigung nachgingen und dass ich einen treuen Freund wie Jamal hatte.

      „Das sagt ja genau die Richtige!“, schrie Jamal mit einem großen spöttischen Lächeln auf seinem Gesicht die fünf Stockwerke zu Brenda hinauf.

      Eine Katze kreischte laut im Hintergrund und unterbrach die schreiende Konversation mit Brenda. Der Klang von sich bewegendem Geröll war nun aus einer Ecke der Gasse zu hören. Meine Augen weiteten sich, als sich uns die beiden Wachmänner mit triumphierenden Blicken in ihren breiten Gesichtern näherten.

      „Stopp, ihr Dreckskerle!“, riefen sie wie ein einziges Wesen.

      „Warum, weil ich schwarz bin?“, erkundigte sich Jamal mit einem lauten spöttischen Lachen, bevor er davonrannte. Ich folgte ihm blitzschnell und überlegte, ob die Wachmänner einst Linebacker im Football-Team der Highschool waren, was aufgrund ihrer extremen Geschwindigkeit trotz der riesigen Körpergröße beinahe zu vermuten war.

      Die Gasse war gepflastert mit Gegenständen und Geröll, welches wir unseren Verfolgern zum Stolpern vor die Füße geworfen hatten, doch nachdem sie sich leichtfüßig um einen Karton manövriert hatten, bemerkten wir, dass wir im Begriff waren, solange laufen zu müssen, bis dass die beiden endlich erschöpft und müde wurden. Zunächst mussten wir uns trennen, um beim Abhängen unserer Verfolger erfolgreich zu sein.

      „Ich sehe dich später, Kumpel“, verabschiedete ich mich von Jamal, bevor ich einen seitlichen Sprung an die Graffitiwand neben mir machte. Meine Füße landeten an der Wand, woraufhin ich mich dann von dieser abstieß und mein Körper sich dann wie eine Schraube in der Luft drehte, damit ich die Leiter der Feuertreppe hinter mir ergreifen konnte. Die Leiter rutschte nach unten, als meine Hände auf ihr landeten, und obwohl ich jetzt in der Lage dazu war, die Treppe hinaufzulaufen, war es dennoch niedrig genug, sodass einer der Männer zu mir hinaufklettern konnte, um meine Verfolgung aufzunehmen.

      Hektisch rannte ich die Treppenstufen einzeln hinauf, als ich mit Verblüffung sah, wie mein Verfolger sportlich die Stufen mit vier Schritten auf einmal bewältigte. Wir befanden uns nun auf dem Dach und rannten an Obdachlosen und ihren Rückständen vorbei. Der Wachmann vom Sicherheitsdienst, welcher mich verfolgt hatte, bekam endlich große Schweißflecken auf seinem Shirt. Er kämpfte darum, sich an mich zu heften, und keuchte laut genug, sodass ich es hören konnte, dass er allmählich außer Atem kam. Ich tanzte innerlich einen kleinen Siegestanz, wohl wissend, dass ich ihn bald abgehängt haben würde.

      Ein großer Auslass eines Klimaanlagenaggregates blockierte meinen Fluchtweg, dennoch wollte ich nicht um diesen herumgehen, um diesem Kerl keine Chance zu geben, mich letztendlich doch noch einzuholen. Daher sprang ich stattdessen so hoch, wie ich nur konnte, und glitt über die stählerne Außenseite hinweg. Mein Verfolger, der außer Puste war, ging stattdessen um das Hindernis herum, genau so, wie ich es von ihm erwartet hatte. Daher wurde der Abstand zwischen uns größer. Ich blickte beim Laufen zurück, um ihn erspähen zu können, und hatte mich noch rechtzeitig vor dem umgedreht, was sich nun plötzlich vor mir befand. Es zwang mich dazu, auf meinen erreichten Vorsprung zu meinem Verfolger zu verzichten. Meine Füße standen regungslos an der Dachkante des Gebäudes, während sich in den Straßen unter mir ein großes Verkehrsaufkommen darbot.

      „Hab ich dich endlich“, sagte der Wachdienst mit einem Ton der Vollendung.

      „Davon träumen Sie nachts, nicht wahr?“, erwiderte ich ihm kess.

      „Mach jetzt keine Dummheiten“, erklärte er und zog einen Taser aus seiner Tasche hervor. „Brenda hatte uns mitgeteilt, dass wir diesen Apparat nutzen könnten, wenn die Dinge aus dem Ruder laufen.“

      „Nun, das ändert die Dinge erheblich“, entgegnete ich und war über das Verhalten von Brenda enttäuscht. Vermutlich hatte sie versucht, uns aus ihrem Büro zu entfernen, weil sie bereits zuvor geahnt hatte, dass wir in Wirklichkeit keine echten Detektive waren. Dennoch versuchte ich, mutig zu wirken, als ich auf die Straße hinabblickte. Meine Augen erspähten eine weitere Gelegenheit zur Flucht, und mein Verhalten wechselte daraufhin in ein übermütiges Vertrauen.

      „Wissen Sie was?“, fragte ich, während ich meine Hände in die Luft nahm. „Sie haben gewonnen.“

      „Du wirst nun ganz ruhig hierherkommen?“, erkundigte er sich mit einem Hauch von Zweifel in der Stimme.

      „Ich bin doch auf dem direkten Weg zu Ihnen, nicht wahr?“, erklärte ich ihm, als ich mit vorsichtigen Schritten seiner sperrigen Silhouette näher kam.

      „Versuche keine Dummheiten …“, hatte er kaum den Satz beendet, als ich mich von ihm wegdrehte und mit einem Hechtsprung vom Dachrand gestürzt hatte. Ich flog durch die Luft mit einer Brise um mein verschwitztes Gesicht. Der Wind blies mir um die Ohren, kurz bevor meine Füße die Dachpappe zum Vordach eines niedrigeren Gebäudes berührten. Diese Stadt war in der Tat gepflastert von aneinander stehenden Hochhausgebäuden. Danach klammerte ich mich mit meinen Beinen an einer Straßenlaterne fest und ließ ich mich eine weitere Etage hinabsinken, um danach wie durch Glück und wie extra dafür bestellt auf der Rückseite eines Tiefladers einzuschwenken. Selbstverständlich gab es staunende Passanten und welche, die schimpften, dennoch war diese Stadt voll mit Verrückten. Zudem kam ich mir beinahe vor wie Spiderman, der sich mühelos zwischen die hohen Gebäude einer Großstadt hechten konnte.

      Oben auf dem Dach bildeten die Finger des Wachmannes eine unfreundliche Geste, die mich derart zum Lachen brachte, dass mein Bauch wehtat.

      Kapitel 2

      Die Polizeistation, in der Jamal und ich uns regelmäßig auf der Suche nach Spuren aufgehalten hatten, war nicht mehr weit entfernt. Ich sprang von der Rückseite des Tiefladers, als dieser an einer roten Ampel stehenblieb, und sah in die Menge der bewegenden Passanten hinein, nur für den Fall, dass ich mehr Verfolger hatte. Dies war für Jamal und mich langsam zu einer alltäglichen Routine geworden. Das einzige Problem bestand nun darin, dass es schien, als ob überall aus irgendeinem Grund verschärft Sicherheitsbeamte eingesetzt wurden. Selbst bei der Polizei. Daher mussten wir diesem Umstand genau auf den Grund gehen, denn hinter einem erhöhten Sicherheitsaufkommen steckte meist eine triftige Ursache. Nun einfach in die Station hineinzumarschieren, würde durch das ausgedehnte Sicherheitsaufkommen ein Problem darstellen. Jedermann könnte sich mittlerweile gefragt haben, warum Jamal und ich, zwei Möchtegerndetektive, uns ständig in die Polizeistation schlichen, um uns wie die echten Profis an den Tisch eines der größten Detektive im Bezirk zu setzen.

      Die Erklärung war einfach, denn dieser bekannte und geachtete Detektiv war ein guter Freund meines Vaters. Sie kannten sich bereits aus den Jura-Studienzeiten, und nun dessen Sohn Derek an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, um sich die Heldengeschichten von