Название | Der tote Hund in der Dachrinne |
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Автор произведения | Axel Birkmann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847607939 |
»Darf ich Ihnen auch eine Tasse einschenken?«, fragte die Herrin des Hauses und hielt dabei eine silberne Thermoskanne in der Hand.
»Ja bitte, sehr gern.«
Der heiße Kaffee beruhigte ihn. Melanie lächelte ihn liebevoll an. Wenn er doch einmal bei ihr durchblicken würde, nur ein einziges Mal.
»Wir sind noch einmal alles der Reihe nach durchgegangen. Frau Löbinger wird uns heute Nachmittag besuchen, zusammen mit ihren Kindern, einmal, um ihre Aussage zu unterschreiben und, damit wir ihren Kindern noch ein paar Fragen stellen können, wenn noch etwas unklar ist. Einverstanden?«
»Sicher, bis dahin wissen wir auch mehr. Die beiden Herren von der Spurensicherung beginnen jetzt mit ihrer Arbeit. Bis dahin werden sie fertig sein. Sie werden sich auch hier im Hause umsehen. Nach Fingerabdrücken und ähnlichem suchen. Da bräuchten Sie dann Ihre Unterstützung. Wir müssen von Ihnen Fingerabdrücke nehmen und sie mit unbekannten vergleichen. Wann kommt Ihr Mann zurück?«
Frau Löbinger starrte ihn verstört an. Es war fast so, als habe sie für kurze Zeit ihren Mann vergessen: »Mein Mann, richtig, ich wollte ihn noch anrufen. Er wird noch in Salzburg sein, dann fährt er weiter nach Wien und kommt morgen Abend mit der Austrian Airlines zurück nach München.«
»Mit dem Flieger?«, fragte Melanie.
»Ja! Er hat sich einen Mietwagen für die Reise nach Wien genommen. Zurück kommt er mit dem Flugzeug.«
»Aha!«
»Kann ich noch etwas tun für Sie?«
»Auch wenn Sie es für unmöglich halten, bitte ich Sie, noch einmal nach oben zu gehen, und zu schauen, ob nicht doch etwas fehlt: Schmuck, Bargeld, Wertgegenstände. Na, Sie wissen schon. Und noch eine Frage, haben Sie einen Tresor im Haus?«
»Ja, im Keller. Den hat mein Mann dort einbauen lassen, vor knapp einem Jahr.«
»Was bewahrt er darin auf?«
»Das müssen Sie ihn bitte selbst fragen, ich haben keinen Schlüssel dafür. Es werden Geschäftspapiere sein. Ich habe meine Wertsachen im Schlafzimmer ganz offen. Aber so weit ich sehen konnte, ist alles noch da.«
»Zeigen Sie uns bitte den Tresor«, forderte Alois die Dame des Hauses auf.
»Dann folgen Sie mir bitte in den Keller.«
Eine breite Treppe führte ins Kellergeschoss. Neben einem Wellnessbereich mit Sauna und Dampfbad, beherbergte der Keller ein Schwimmbad, mehrere Abstellräume, einen Haushaltsraum und einen Raum, der einem Arbeitszimmer ähnelte: ein Schreibtisch, mehrere Aktenschränke und Bücherregale und ein in die Wand eingebauter Tresor.
Obwohl es hier nicht aufgeräumt war, behauptete die Hausfrau, dass es immer so aussieht, die angeborene Unordnung ihres Mannes sei daran schuld. Es sei nichts durchsucht worden, es sei alles auf seinem Platz und auch der Tresor war verschlossen, keine Kratzspuren an der Tür oder an den Scharnieren. Melanie sog das Bild vor sich ein und speicherte es in ihrem Gehirn. Alois langweilte der Anblick. Super sauberes Wohnzimmer und Küche und dann diese Rumpelkammer. Hier kann doch kein Mensch arbeiten. Er blätterte beiläufig durch einen Akt auf dem Tisch.
»Was macht Ihr Mann eigentlich so beruflich?«, fragte er Frau Löbinger.
»Mein Mann ist Bauunternehmer. Sie kennen sicher seine Firma. Die Löbinger Bau. Wir haben sogar am neuen Flughafen mitgebaut.«
»Wo ist denn der Firmensitz?«
»In Schwaig, direkt am Flughafen.«
»Und was macht Ihr Mann in Österreich?«
»Geschäfte. Nichts als Geschäfte. Was weiß ich?«
Die Kollegin
Gizmo freute sich, als sein Herrchen endlich wieder bei ihm war. Er bellte, wedelte mit dem Schwanz und drehte sich auf der Rückbank im Wagen von Alois Kreithmeier immer wieder um die eigene Achse.
»Können Sie mich mitnehmen?«
Kreithmeier drehte sich um und blickte in die blauen Augen von Melanie Schütz, die plötzlich hinter ihm stand und ihn anlächelte.
»Sind Sie denn nicht....«
»Nein, bin ich nicht. Ich bin mit einem Taxi hierher gekommen«, unterbrach sie ihn, »mein Auto steht noch vor dem Polizeirevier, ich hatte ihn gestern Abend dort stehen lassen.«
»Warum denn das?«
»Fragen Sie lieber nicht. Nehmen Sie mich mit?«
»Natürlich! Steigen Sie ein!«
Alois Kreithmeier öffnete die Beifahrertür. Gizmo sprang sofort nach vorne auf den Beifahrersitz und wollte sich lauthals bellend hinaus drängen. Doch Melanie blickte ihn streng an und sagte ein paar Worte zu ihm, die Alois nicht hören konnte. Sofort beruhigte sich der Hund, kletterte wieder zurück auf die Hinterbank und legte sich ohne zu kläffen auf seine Decke.
Es war jenseits aller Vorstellungskraft von Kreithmeier, wie Melanie Schütz es immer wieder schaffte, Gizmo ruhig zu stellen. Bereits wenige Tage nach ihrem ersten Zusammentreffen hatte Gizmo recht schnell gelernt, wer von ihnen beiden das Sagen hatte. Melanie zeigte keinerlei Angst vor dem stämmigen Vierbeiner. Gizmo akzeptierte ihre natürliche Dominanz. Alois hätte gerne etwas davon abbekommen, denn Gizmo hörte nicht immer auf ihn, schon gar nicht, wenn es ums Bellen oder andere anzuknurren ging.
Gizmo hatte bisher noch niemanden gebissen. Gott sei Dank. Aber er produzierte sich jedes Mal vor Fremden oder ihm nicht bekannten Personen, bellte sie an, fletschte die Zähne und knurrte giftig. Es reichte auf jeden Fall aus, dass die vermeintliche Person Angst vor dem Hund bekam und ihm Respekt zollte. Und das war auch Gizmos Absicht, Macht über andere zu haben. Irgendwo musste in dem Mischling ein Wach- oder Kampfhund, oder Teile der DNA eines Wolfes stecken. Erst nach einiger Zeit gab er Ruhe oder wurde durch ein Leckerli bestochen.
Melanie Schütz stieg ein und setzte sich neben Kreithmeier. Gizmo wedelte mit dem Schwanz und himmelte sie an. »Männer!«, dachte Alois, »Männer! Sogar männliche Hunde verfielen dem Charme oder der Führungsmentalität dieser Blondine.«
Er dachte an den Feuerwehrmann, den sie vor der Villa kurz zusammengefaltet hatte und der ohne zu Murren ihrem Befehl gefolgt war. Ob sie eine Bereicherung für seine Dienststelle war oder nicht, diese Entscheidung hatte er bislang noch nicht getroffen. Auf jeden Fall hatte sie in Freising etwas frischen Wind in das barocke Dienstgebäude in der Haydstrasse gebracht. Wenn er selbst etwas von den Kollegen wollte, musste er immer alles deutlich erklären, warum, weshalb und wieso. Sie bekam immer alles mit einem Aufschlag ihrer blauen Augen. Das Leben war einfach ungerecht.
»Was hältst du von der ganzen Geschichte?«, fragte sie ihn. Schon wieder duzte sie ihn. Sie war mittlerweile mit der gesamten Polizeiinspektion per Du. Er wollte den offiziellen Anstand wahren und siezte alle.
»Warum fragen Sie?«
»Weil man dich doch zuerst an den Tatort gerufen hat. Du bist doch die Leiter hochgeklettert und hast alles von oben gesehen. Du sahst süß aus mit deinem Feuerwehrhelm. Hat dir irgendwie gepasst. Und niemand hat gemerkt, dass du Angst vor der Höhe hast. Mein Held!«
»Jo mei!«
»Und?«
»Ich weiß nicht, ich finde das alles lächerlich und übertrieben. Und ich glaube der Frau Löbinger kein Wort.«
»Wieso denn das?«
»Weil sie nach dem angeblichen Einbruch und dem Tod ihres geliebten Haustieres nicht ihren Mann angerufen hat. Das gibt es doch nicht.«
»Wir wissen ja nicht, was die für ein Verhältnis miteinander haben. Ein tolles Haus, gut erzogene Kinder,