Mord(s)-Geschichten zwischen Nord- und Ostsee. Rainer Ballnus

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Название Mord(s)-Geschichten zwischen Nord- und Ostsee
Автор произведения Rainer Ballnus
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738095777



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dann war mir alles klar.“

      „Und dann hast du...“

      „Ich konnte dich doch nicht allein lassen, und du hast ja gesehen, wie nötig es war. Du hättest doch beinahe aufgegeben.“

      Elfriede konnte es immer noch nicht fassen. Karl ergriff ihren Arm.

      „Komm steh’ auf, ich bin neugierig, wie viel Beute wir gemacht haben.“

      Zwei Männer warteten im dunklen Hausflur. Plötzlich sahen sie die Lichter zweier Fahrräder.

      „Sie kommen“, meinte der eine.

      Die Haustür wurde aufgeschlossen und eine Hand tastete nach dem Lichtschalter.

      „Frau Klawuttke, Elfriede Klawuttke?“

      „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“

      „Fellensiek mein Name und das ist Kollege Sauer. Wir sind von der Kripo und...“

      „Aber...aber...wie sind Sie...ich meine...“

      „Sie haben Ihre Visitenkarte in der Bank zurückgelassen.“

      „Visitenkarte, ich versteh’ nicht.“

      „Na ja, Frau Klawuttke, aus Ihrer Manteltasche, da ist ein...“

      „Halt, Sie brauchen gar nicht weiterzureden. Der Kontoauszug. Es muss der Kontoauszug meiner Bank gewesen sein. Mensch Karl, alles umsonst!“

      Der Kommissar nickte und meinte trocken:

      „Womit der Spruch - Alter schützt vor Torheit nicht - volle Gültigkeit hat.“

      Das Ritual

      Wolfgang Berner witterte ein gutes Geschäft. Der Kunde, ein schwerreicher Industrieller, suchte ein Versöhnungsgeschenk für seine Frau, wie er sich ausdrückte. Berner musste innerlich grinsen. Wahrscheinlich hatte sie ihn mal wieder mit seiner Sekretärin erwischt, und er hatte einiges gutzumachen.

      „Wenn Sie hier bitte schauen wollen.“

      Der Juwelier präsentierte professionell auf der Samtunterlage ein paar hochwertige Perlenketten. Der Firmenboss nickte beifällig und ließ die Perlen prüfend durch seine Finger gleiten.

      „Wirklich, ausgezeichnet. Ich glaube...“

      Er hielt inne, denn in diesem Augenblick riss ein Unbekannter die schwere Eichentür zum Geschäft auf und erst dann zog er mit der Linken seine Strumpfmaske vollständig über den Kopf. In der anderen Hand hielt er einen Revolver und bedrohte den Juwelier mit seinem Kunden sowie die Angestellte, die damit beschäftigt war, eine Vitrine neu zu gestalten.

      „Hände hoch! Alles hier in die Ecke! Rasch! Rasch!“

      Der Kunde und die Verkäuferin reagierten sofort, doch der Juwelier machte einen Schritt nach vorn und es sah so aus, als wollte er nach der Waffe greifen.

      „Mensch, machen Sie keinen Blödsinn. Sie kommen hier sowieso nicht heraus. Ich...aaaah!“

      Der Räuber hatte blitzschnell reagiert und mit dem Revolverknauf zugeschlagen. Berner sackte in sich zusammen.

      „Sie da“, und der Ganove deutete mit dem Lauf auf die Verkäuferin, „hier haben Sie den Beutel. Öffnen

      Sie den Tresor und packen Sie alles Bargeld hinein und dann hier aus dieser Vitrine den Schmuck, aber dalli, dalli, sonst knallt’s!“

      Alle Achtung, der Bursche hat Sachverstand, dachte Karin Berger und nickte stumm. Sie musterte den Ganoven unauffällig und ging nach hinten. Der Räuber stellte sich so hin, dass er beide im Auge hatte. Der Juwelier stöhnte leise, rührte sich aber nicht.

      Irgendwo in der Ferne ertönte ein Martinshorn.

      „Schneller! Schneller!“ schrie der Räuber und schoss einmal in den Spiegelschrank. Die Scheiben klirrten ohrenbetäubend, und der Industrielle zuckte zusammen. In diesem Augenblick betrat ein Kunde das Geschäft.

      Kommissar Blauert schaute die Angestellte fest an.

      „Ich fasse noch mal kurz zusammen. Es war Ihnen also noch möglich, einen Alarmknopf neben dem Tresor zu drücken. Sie haben nur einen verschwindend kleinen Geldbetrag ausgehändigt, aber aus der Vitrine, da hat er sich die besten Stücke selbst ausgesucht. Ist das so richtig?“

      Die immer noch eingeschüchterte Verkäuferin nickte.

      „Der hatte einen Blick dafür, das können Sie mir glauben.“

      „Und wie war das mit dem hereinkommenden Kunden?“

      „Der sah den maskierten Räuber und wollte sofort türmen, doch der Gangster schoss nochmals in die Decke, und der Mann musste sich auf den Fußboden legen, genau da, wo mein Chef auch lag.“

      Blauert drehte sich um. Der Juwelier lag auf einer Trage und wurde immer noch vom Notarzt behandelt. Es hatte ihn bös erwischt.

      „Na, wie sieht’s aus Doktor? Ist es schlimm?“

      „Ziemlich schlimm. Ich denke, eine Schädelfraktur. Er muss schleunigst in die Klinik.“

      „Kann ich ihn noch was fragen?“

      „Ja, aber nur ganz kurz“, nickte der Mediziner.

      Der Ermittler trat dichter an den Inhaber heran.

      „Herr Berner, ich will Sie nicht lange quälen. Nur eine Frage: Ist Ihnen irgendetwas Besonderes aufgefallen?“

      Gespannt schaute er den Geschäftsmann an, doch der Zusammengeschlagene schüttelte nur kaum merklich den Kopf.

      Blauert drückte seine Hand und drehte sich um. In einer Ecke saßen die beiden Kunden in den bequemen Sesseln und machten nicht den fröhlichsten Eindruck. Der Schreck saß ihnen offenbar immer noch in den Gliedern. In diesem Augenblick tippte ihm von hinten sein Kollege auf die Schulter.

      „Du Jürgen, wir sind hier mit der Spurensuche soweit fertig. Absolut nichts. Muss’n Profi gewesen sein.“

      „Mhm und die beiden da?“ Blauert deutete auf die Kunden.

      „Mensch, die haben doch jetzt noch Sch...“

      „Junge, ich will wissen, ob die was gesagt haben, oder ob wir sie entlassen können?“

      „Okay. Okay, Jürgen, ist ja schon gut. Von mir aus können sie gehen, ich hab’ sie ausgequetscht, aber wie gesagt, es war nichts dabei, was uns weiterbringt.“

      Blauert nickte kurz.

      „Dann verabschiede die Herren jetzt.“

      Er selbst drehte sich um und suchte mit seinem Blick die Verkäuferin. Sie kam gerade aus der kleinen Werkstatt. Blauert ging ihr entgegen.

      „Wir gehen jetzt. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, Sie kennen ja meine Nummer.“

      Er war unzufrieden, nicht, weil er im Augenblick offenbar auf der Verliererseite stand, das war er in seinem Job gewohnt. Ihn ärgerte immer wieder die Gleichgültigkeit der Menschen. Er verlangte ja von niemandem, dass er sich jedem Gangster in die Quere stellte, aber ein bisschen mehr Umsicht hätte er sich schon gewünscht. Und dieser Laden hier in der Holstenstraße im Zentrum von Kiel war nicht das erste Mal überfallen worden.

      Zwei Tage später saß Blauert in seinem Büro und kaute immer noch an dem Fall. Das Telefon klingelte.

      „Blauert. Mhm, ob ich was? Nein, noch nichts Gravierendes. Aber Sie...waaas??“

      Er kam aus seinem Stuhl hoch.

      Der Hehler Klaus Stöber hielt die letzte Kette prüfend gegen das Licht.

      „Gratuliere, alter Junge, da hast du wieder einmal den richtigen Riecher gehabt.“

      „Was heißt Riecher, ich bin halt ein Profi, das solltest du doch wissen. Was schätzt du, ich meine so ungefähr?“

      Toni