BÖSE im Bett. Andrea Lieder-Hein

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Название BÖSE im Bett
Автор произведения Andrea Lieder-Hein
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847642756



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Andere Gruppen können es sich auf dem Sockel bequem machen. Ihr habt doch alle an eure Kissen gedacht?

       Klaro. Geile Kiste, inner Leichenhalle Geburtstag feiern, mit Séance und so.

       OK. Dann wichtig: Rechts von mir, da ist der Raum, wo die Leichen aufgehübscht werden, dieser Waschraum. Dort könnt ihr auch Hände waschen. Dann ist da noch das Klo. Kotzen verboten, Alk und rauchen ist hier nicht. Wisst ihr ja. Sonst krieg ich Ärger.

       Links von mir, wo das andere Sechseck endet, könnten die Tische auch stehen, wenn euch das lieber ist.

       Ihr habt euch zu Hause was überlegt? Wer macht was? Und mit wem?

       Gesa?

       Wir spielen Tarock, wahrsagen. Karten haben wir dabei. Kissen auch. Unsere Gruppe besteht aus sieben Leuten.

       OK. Gesa, Auf dem Sockel?

       Geht klar. Auf dem Sockel.

       Wer wollte mit mir eine Séance? Jenseitserfahrung? Josi? Wegen Whopper?

       Ja, mit mir und dir sind wir acht. Ich bin so aufgeregt, mit Whopper sprechen zu können. Und wie es ihm geht. Und wie traurig ich bin, weil er tot ist.

       OK, wir sind dann acht und gehen mit den zwei Tischen und den Stühlen ins Sechseck oder gegenüber dem Sockel. Schaun wir mal.

       Wer macht die Kristallkugel? Du, Peer?

       Kristallkugel, Hellsehen und Hypnose machen wir vier. Am liebsten auf dem Sockel. Ist doch noch Platz?

       Klar, da passen fünf Särge drauf. Timm, was machst du?

       Ich tröste Emma. Ihre Lateinarbeit war sechs, und Frau Vogelfang hat heute Emmas Mutter angerufen. Emma könnte sitzen bleiben, und dann muss sie abgehen, sagt ihre Mutter. Emma geht es echt schlecht.

       OK, du und Emma, ihr seid ungestört zwischen dem Sockel hier rechts von mir und der Waschkammer. Habt ihr was zu schnasseln?

       Ja, wir haben jeder 2 Liter Cola und jede Menge Chips.

       OK, und ihr vier? Monja?

       Wir chillen, nur so mit nix.

       OK. Wir feiern jetzt voll kultmäßig etwas verspätet aus meinem Geburtstag heraus. Bei Vollmond, wie es sich gehört. Keiner hat vorgeglüht, hoffe ich? Nein? OK. Dann geht’s los. Drei Kerzen, zwei für den Sockel, eine für den Tisch. Auf dem Klo könnt ihr Licht machen, das sieht vom Pfarrhaus niemand. Sonst nur Kerzen. Noch Fragen?

      Niemand hatte mehr Fragen, alle wollten loslegen. Inzwischen war es kurz nach halb eins. Mia und ihre sieben Mitschüler schoben die zwei leeren Tische zusammen und holten die acht Stühle. Dann setzten sich alle um den Tisch. Mia war das Medium, Mia erklärte die Vorgehensweise:

       Ich habe natürlich etwas Ritualzauber mitgebracht. Verteilt mal die getrockneten Rosenblätter um die Kerze. Wir glauben ja nicht wirklich, dass uns Whopper aus dem Jenseits antwortet, also keine Panik. Bisschen Spaß und bisschen Grusel. Josi, entzünde mal das Weihrauch-Stäbchen.

       Aber ich will unbedingt mit Whopper sprechen, Mia.

       OK. Ich versuche mein Bestes. Legt jetzt alle eure Hände auf den Tisch. Ein geschlossener Kreis. Kai, Daumen an Daumen, kleiner Finger an kleinen Finger. Ja, genau so.

       In der nächsten Stunde darf KEINER den Kreis unterbrechen. Die Kerze darf NICHT erlöschen. Egal was ihr hört oder seht, niemand darf den Kreis unterbrechen, sonst droht höchste Gefahr. Für mich und für euch.

      Alle nickten Mia zu.

       Ich kann nicht versprechen, dass Whopper uns antwortet, aber die Bedingungen sind gut. Vollmond, Leichenhalle, gute Aura, Kerze, Ritualzauber.

       Josi, wen soll ich rufen?

       Whopper, meinen Golden Retriever. Er ist vor drei Wochen gestorben.

       Gut, Josi, keine Informationen, die kennt Whopper selbst. Nur noch seinen ganzen Namen und sein Todesdatum.

       Whopper vom Dünensand. Todesdatum 21. April.

       Gut. Denkt immer daran, den Kreis nicht zu unterbrechen, auf keinen Fall. Ich werde jetzt meine nekromantische Macht verwenden, um Whopper zu rufen:

       Whopper vom Dünensand, hörst du mich? Hört mich, Ihr Geister, ich rufe Euch. Whopper vom Dünensand, heimgegangen am Sonntag, dem 21. April.

      Plötzlich fing die Kerze an zu flackern, der Tisch bewegte sich wie ein leichtes Schwanken und ein leises Stöhnen rauschte durch den Raum. Draußen grummelte es. Ein Gewitter zog auf.

       Whopper, ich spüre deine Nähe.

      „Josi, ich bin dir nahe. Josi, ich vermisse dich. Die Spaziergänge. Josi, aber sei nicht traurig. Es ist schön hier. Es gibt viele Schafe, die uns leiten“.

       Whopper, warum bist du von uns gegangen?

      „Ich hatte das biologische Alter erreicht. Meine Gelenke waren verbraucht, mein Fell wärmte nicht mehr“.

       Whopper, wie lebst du jetzt?

      „Als ich in den Hunde-Himmel kam, wurde ich von einer weißen Dogge mit Flügeln empfangen und zu meinem Körbchen geführt. Mein Wohnbett. Ich bekam ein Halsband mit meinem Namen: Amalyndor III“

       Whopper, wie....

      Ein Blitz tauchte die Leichenhalle für den Bruchteil einer Sekunde in grelles Licht und erschreckte die Schüler zu Tode. Wenig später folgte der Donner, fast direkt über ihnen.

      Danach verkündete ein Rauschen, ein Windhauch, eine Zugluft allen, dass Whopper gegangen war. Mit seinem Abgang setzte ein prasselnder Regen ein.

      Es war fast halb zwei, und jede Gruppe erzählte den anderen, was sie Gruseliges erlebt hatte. In Peers Gruppe hatten sich Imko und Dieke abgesprochen, in Hypnose zu fallen und nicht wieder aufzuwachen. Das hielten die beiden Zwillinge auch fast sieben Minuten durch, aber dann konnten sie nicht mehr vor Lachen. Peer fiel ein Stein vom Herzen.

      Gesas Wahrsage-Künste fanden großen Zuspruch. Sie hatte allen in ihrer Gruppe eine Versetzung in die 9L vorausgesagt. Und eine Woche Klassenfahrt auf Norderney voll Spaß. Aber das war nun nicht so wahrsagerisch, denn diese Fahrt war seit Monaten geplant. Am Gruseligsten war freilich Whoppers Auftritt.

      Plötzlich erinnerte sich Mia an die beiden Trauerklöße, Emma und Timm. Sie saßen noch immer in der Ecke. Emma hatte ihren Kopf an Timms Schulter gekuschelt. Es sah aus, als ob beide schliefen.

       Timm?

       Lass doch, Mia, die beiden haben sich lieb. Das sieht man doch.

       OK, Monja. Lassen wir sie.

      Als gegen halb drei alle Chips und auch die Getränke verputzt waren, ging es ans Aufräumen.

      „Jetzt müsst Ihr aber mal aufstehen, Emma und Timm“, sagte Mia, als sie mit ihrer Gruppe die Stühle und