Название | Taschengeld |
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Автор произведения | Frank Habbe |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847608882 |
noch 04 Tage, 11 Stunden, 44 Minuten
Konzentrier dich!
Mit starrem Blick fixierte Krauser die Hand, die das randvoll mit Wasser gefüllte Glas am ausgestreckten Arm fest umklammert hielt. Dabei zählte er leise vor sich hin - 26, 27, 28, 29, 30, 31. Ein erleichtertes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er das Glas behutsam auf den Rand des Waschbeckens zurückstellte. Eine halbe Minute und keinen Tropfen verschüttet!
Das war jetzt der dritte Tag in Folge, an dem ihm das Kunststück gelang. Morgen würde er versuchen, sich auf vierzig Sekunden zu steigern. Vor vier Monaten, zu Beginn der Therapie, war es ihm nicht einmal gelungen, das Glas vom Tisch anzuheben, ohne gleich etwas zu verschütten. Sicher, da war er auf Entzug gewesen und all das Zucken und Zittern seines Körpers war ihm über Wochen ein abstoßend treuer Begleiter gewesen. Viele Male hatte er aufgegeben und es nur dank des quälend guten Zuredens der Betreuer immer wieder erneut versucht.
Krauser konnte sich noch genau daran erinnern, als er das Glas das erste Mal unfallfrei am ausgestreckten Arm gehalten und sein Mantra aufsagen konnte, bevor ihn ein unkontrollierbares Zittern im Handgelenk zur Aufgabe gezwungen hatte. Das Mantra? Fuck! Streng dich an, du Penner! Der Spruch dauerte gerade mal drei Sekunden - während der Tests stets wie eine Ewigkeit. Aber jetzt? Wieder ein kleiner Schritt.
Krauser streckte sich, um Kälte und Müdigkeit aus seinem Körper zu vertreiben. Mit dem Handrücken fuhr er über den neben dem Waschbecken angebrachten Heizkörper. Lauwarm. Er regelte die Temperatur hoch und hoffte, noch etwas von der Wärme abzubekommen. Dann nahm er die Zahnbürste und putzte sich die Zähne. Er sah auf die Uhr. Kurz nach sechs. Wie viele Jahre war er um diese Zeit von seinen nächtlichen Einsätzen zurück und auf dem Weg ins Bett statt daraus heraus gewesen? Er zuckte mit den Schultern. Das war vorbei. Nachdem er die Zähne geputzt hatte, zog er sich aus, stieg fröstelnd unter die Dusche und dann: Heißwasser marsch!
04:09:44
Angestrengt visierte der Mann über den Lauf der Pistole hinweg die Zielscheibe. Er kniff die Augen zusammen und verharrte einen Moment regungslos. Dann schüttelte er den Kopf und ließ resigniert die Waffe sinken. Er schaute auf sie herab. Wie ein Fremdkörper lastete sie schwer in seiner Hand. Warum bloß lieh er sich immer eine Waffe von Schlosser und nahm nie seine eigene Glock? Er biss sich auf die Lippen und setzte erneut an. Reiß dich zusammen! Keine Dreißig Meter lagen zwischen ihm und dem Bogen Papier. Trotzdem konnte er die darauf gezeichnete Figur samt der sich zum Brustkorb verjüngenden konzentrischen Kreise nur schemenhaft erkennen. Er zielte einfach auf die Mitte. In schneller Folge verschoss er das Magazin, ließ die Pistole wieder sinken. Trotz der Ohropax dröhnte der Lärm der Schüsse in seinen Ohren nach. Der schmale, unverputzt gemauerte Stall hatte mit seiner niedrigen Decke den Schall vervielfacht. Beißender Pulvergeruch stieg dem Mann in die Nase, als er die Ceska sicherte und über den staubigen Boden zur Stirnseite schritt. Dort betrachtete