Название | Nach Höherem streben |
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Автор произведения | Orison Swett Marden |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742734020 |
VIII. Selbstbildung und Erfolg
49. Tägliche Selbstvervollkommnung
50. Selbstbildung durch Bücher
54. Furcht, der größte Menschenfeind
57. Freunde und Feinde unsres Geistes
1. Das Erwachen des Geistes
„Wie macht sich der Junge, Davis?“ fragte der Landwirt John Field, während er seinen Sohn Marshall bei der Bedienung eines Kunden beobachtete. „Nun, John, wir zwei sind ja alte Freunde“, antwortete Deacon Davis, nahm einen Apfel aus einem Fass und reichte ihn Marshalls Vater als eine Art Friedensbürgschaft. „Wir sind alte Freunde, und ich möchte dich nicht kränken: aber ich bin ein offenherziger Mann und will dir die Wahrheit sagen. Marshall ist ein guter und zuverlässiger Junge, das muss man ihm lassen; aber ein rechter Kaufmann wird er niemals, und wenn er tausend Jahre bei mir im Laden bleibt. Er ist nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem Kaufleute gemacht werden. Nimm ihn auf dein Gut zurück, John, und lass ihn die Kühe melken!“
Wenn Marshall Field als Lehrling in dem Laden von Deacon Davis in Pittsfield, Massachusetts, geblieben wäre, wo er seine erste Stelle angetreten hatte, da wäre er allerdings nicht der „königliche Kaufmann“ geworden, der er wurde. Als er aber nach Chicago ging und die fabelhaften Beispiele von armen Jungen sah, die die größten Erfolge erreichten, da wurde sein Ehrgeiz aufgeweckt und der Entschluss in ihm entzündet, selber ein Großkaufmann ersten Ranges zu werden. Er sagte zu sich selbst: „Wenn andre so wunderbare Erfolge haben, warum sollte ich das nicht auch können?“
Natürlich waren in Field die Anlagen zu einem großen Kaufmann von Anfang an vorhanden. Aber die äußeren Umstände und eine den Ehrgeiz und das Streben erweckende Umgebung trugen doch sehr viel dazu bei, dass die in ihm noch ohne Wirkung ruhende Energie ausgelöst wurde und seine verborgenen Kräfte zum Vorschein kamen.
Viele glauben, der Ehrgeiz sei eine Eigenschaft, die mit uns geboren sei, und könne eigentlich nicht gepflegt oder vergrößert werden; er sei uns gleichsam in die Wiege gelegt und entwickle sich ganz von selber. Aber das ist nicht richtig: gerade die Pflege macht beim Ehrgeiz sehr viel aus und ist unbedingt nötig bei ihm, etwa wie bei der musikalischen Begabung, die ungepflegt bald verkümmert.
Wenn wir gar nichts dazu tun, unsern Ehrgeiz in Taten umzusetzen, so bleibt er nicht, wie er war: seine Kraft verliert sich, und er wird stumpf, unser ganzes Streben wird matt und schwach. Wie können wir auch erwarten, dass er frisch und kräftig bleibt, wenn wir jahrelang in Untätigkeit, Trägheit und Gleichgültigkeit dahinleben? Wenn wir fortwährend die Gelegenheiten verpassen, ohne auch nur den Versuch zu machen, sie zu benutzen, so wird unser ganzes Streben stumpf und schwach.
Emerson sagt: „Was ich am nötigsten brauche, das ist ein Mensch, der mich veranlasst, alles zu leisten, was ich leisten kann.“ Meine Aufgabe ist, alles zu leisten, was ich kann, nicht was Männer wie Napoleon oder Lincoln leisten konnten, sondern was ich leisten kann. Alles kommt darauf an, dass ich das Beste aus mir heraushole: und es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ich zehn, fünfzehn, fünfundzwanzig oder neunzig Prozent meiner Fähigkeiten nutzbar mache.
Es gibt unzählige Menschen, die die Mitte des Lebens erreicht haben, ohne richtig aufgewacht zu sein. Sie haben nur einen kleinen Teil ihrer Erfolgsmöglichkeiten entwickelt und nutzbar gemacht. Sie leben sozusagen noch im Schlaf. Das Beste in ihnen liegt so tief verdeckt, dass es noch gar nicht erwacht ist. Wenn wir solche Menschen treffen, so fühlen wir deutlich, dass sie einen verborgenen Vorrat von Kräften haben, die noch gar nicht in Wirksamkeit getreten sind. Weitaussehende Möglichkeiten schlummern unbewusst und ungenutzt in ihnen und gehen auf diese Weise ihrem allmählichen Untergang entgegen.
Der oberste Richter einer blühenden Stadt im Westen, heute einer der angesehensten Rechtsgelehrten des Landes, war bis zur Mitte seines Lebens, bis zum Erwachen seiner schlummernden Kräfte, ein unwissender Schmied. Jetzt ist er sechzig Jahre alt, hat die beste Büchersammlung der ganzen Stadt, gilt für ihren gebildetsten Einwohner und genießt den Ruf, dass sein höchster Ehrgeiz darin bestehe, andern Menschen zu helfen. Was hat diese Umwälzung in seinem Leben hervorgebracht? Es war das Hören eines einzigen Vortrags über den Wert der Bildung. Das erweckte die schlummernden Kräfte in ihm, entzündete seinen Ehrgeiz und stellte seine Füße auf den Weg der Selbstentwicklung.
Ich bin verschiedenen Menschen begegnet, die erst um die Mitte des Lebens erkannten, was für Möglichkeiten in ihnen schliefen. Dann aber wachten sie ganz plötzlich auf, und zwar war der Anlass das Lesen eines anregenden oder begeisternden Buches, das Hören eines Vortrags oder einer Predigt, das Zusammentreffen mit einem Menschen, der sie verstand, Vertrauen zu ihnen hatte und ihnen Mut einflößte.
Es hängt für dich ungeheuer viel davon ab, ob du mit Menschen zusammen bist, die an dich glauben, die ermutigen und loben, oder mit solchen, die alle deine Ideale herabziehen, deine Hoffnungen verspotten und kaltes Wasser auf das Feuer deines Ehrgeizes schütten.
Bei den meisten von uns braucht es gar keine so energischen Einflüsse, um sie zu verändern. Wir folgen ganz von selbst dem Beispiel, das unsre Umgebung uns gibt, und steigen und fallen mit den Wellen, auf denen wir schwimmen. Das Wort des Dichters:
Von allem, das ich seh‘, bin ich ein Teil
ist nicht bloß ein müßiges Spiel der Einbildungskraft, sondern es spricht die volle Wahrheit aus. Alles, was du erlebt hast, jede Predigt, jedes Buch, jedes Gespräch, jeder Mensch, mit dem du zusammen warst – alles hat auch in deinem Wesen einen Eindruck hinterlassen und du bist, nachdem du eine Erfahrung gemacht hast, nicht mehr ganz derselbe wie vorher, sondern etwas hat sich in dir und an dir verändert – wie Beecher sagte, er sei niemals mehr derselbe Mensch wie vorher, wenn er in Ruskin gelesen habe.
Wenn wir die Tausenden von Menschen ausfragen könnten, die es nie zu etwas Rechtem gebracht haben, so würden wir sicher als Hauptursache den Umstand finden, dass sie nie in die