Beispielhaft. Claus Karst

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Название Beispielhaft
Автор произведения Claus Karst
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738073881



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      Claus Karst

      Beispielhaft

      Geschichten zum Nachdenken und zum Schmunzeln

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Der Autor

       Nackt

       Abgesang

       Ouvertüre

       1. Akt (Der Anruf)

       2. Akt (Blue Notes)

       3. Akt (Rigoletto)

       4. Akt (Finale)

       Erinnerungen an Tadek

       Frühlingserwachen

       Das verwunschene Sonnenblumenfeld

       L’Inconnue mysterieuse

       Die Farben des Hasses

       Die Alten von Navarra

       Die Urteilsvollstreckung der Ahnen

       Geheimnisvolle Beuteltaschen

       Schwiegersohns 60.

       SALE

       Im Banne des Fra Litterarum

       Schwein gehabt

       Der Junge, der nicht sprach

       Ein ganz gewöhnliches Vorspiel

       Goran, der Geiger

       Fremd

       Lache Bajazzo

       Septemberliebe

       Der Ruf der Meerjungfrau

       Im Wartesaal zum großen Glück

       Impressum neobooks

      Der Autor

       Claus Karst, 1940 in Essen geboren, lebt seit Jahren mit seiner Familie am Rande des Sauerlands. Das Schreiben gehört von Jugend an zu seinen Hobbys. Seit seinem vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand widmet er sich verstärkt seiner Liebhaberei. Er nennt sich selbst Geschichtenerzähler, bevorzugt beim Schreiben vornehmlich das kürzere Format, weil er selbst vor dem Schlafengehen noch eine Geschichte liest. Er schreibt vor allem satirische, fantastische, mystische, zeitkritische Kurzgeschichten und Glossen. Nach zahlreichen Veröffentlichungen in Anthologien und drei Romanen ist „Beispielhaft“ ein Sammelband mit beispielhaften Geschichten aus seinem umfangreichen Repertoire.

      In diesem Buch finden Leser und Leserinnen Geschichten zu unterschiedlichen Themen, wobei Musik, Liebe und Toleranz eine besondere Rolle spielen. Eine bunte Mischung, für jeden etwas.

      Nackt

      Verdrossen betrachtet sich das blütenweiße Blatt Papier in einem Spiegel, wird noch fahler, als es geschaffen wurde, und schmollt: Warum nur wurde ein Baum für mich geopfert, wurden seine Fasern zerstampft, gekocht, gewässert, wurde ich aus der Brühe geschöpft, getrocknet, gepresst und geglättet, schließlich noch veredelt, damit meine Oberfläche ein ebenmäßiges, dezent glänzendes Aussehen erhielt?

      Was könnte alles mit mir geschehen, damit ich meiner Bestimmung gerecht werde?

      Wie wäre es, meine Nacktheit mit einem lieben Gruß an einen teueren Menschen zu bekleiden oder in schönster Schrift und wohl geformten Worten, vielleicht gar in Reimen, einer Angebeteten seine Liebe zu erklären? Ein Vertrag könnte ebenfalls Platz auf mir finden, vielleicht ein Vertrag, der den Menschen auf unserem Planeten endlich Frieden schenkt. Auch ein Bild in schillernden Farben könnte meine Blöße zieren oder ein paar Noten mit einer lieblichen Melodie.

      Vielleicht aber findet mich ein Schriftsteller und schreibt auf mir und meinen Geschwistern Geschichten, damit der Baum nicht ohne Grund geopfert wurde.

      „So sei es!“, sagt der Autor und beginnt, die blanken Seiten mit Buchstaben zu füllen …

      Abgesang

      (Hommage für einen unvergessenen Sänger)

      Ouvertüre

      Seine Zeit galt als abgelaufen, so vermeinte jedenfalls die Fachwelt urteilen zu müssen. In den vergangenen Jahren war es still um ihn geworden, die Anzahl der Angebote deutlich rückläufig. Wotan van Geel hatte sich nicht erst seit heute mit der Situation abgefunden. An allen Bühnen war das Geld knapp, bei den Etats musste mangels öffentlicher Zuschüsse in jedem Jahr mehr eingespart werden. Ein Engagement anzunehmen, das nicht seinen Vorstellungen entsprach, hatte er nicht nötig. Mit sich selbst im Reinen, fand er sich nach und nach mit dem Ende seiner bemerkenswerten Karriere ab, auch weil seine Stimme sich weigerte, seinen gestrengen Selbstansprüchen noch zu genügen. Doch das Schicksal hielt für ihn noch einen Auftritt bereit, der ihn für alle Zeiten unvergessen machen sollte.

       Jahrelang hatte die Musikwelt den Bariton gefeiert. Viele Häuser, selbst die großen, hatten sich um ihn bemüht. Seit Beginn seiner Karriere hatte er es abgelehnt, ein festes Engagement in einem Opernhaus einzugehen, hatte seine Verpflichtungen stets wohl überlegt abgewogen. Er wollte vermeiden, seine Stimme zu überfordern, sie zu früh zu verbrauchen, wie es bei vielen seiner Kollegen immer wieder zu beobachten war. Für Operngänger kaum hörbar, ließ seine