Luca - Zwischen Nichts und Allem. Billy Remie

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Название Luca - Zwischen Nichts und Allem
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742727954



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wie sie mich von Covern diverser Hochglanzmagazine ansprangen, oder einer dieser Hollywood-Filmschauspieler-Traumtypen. Aber für meinen Geschmack war er purer Sex.

      Seine Schultern waren breit, unter seinen immer locker sitzenden Hemden, die er nicht in seine Stoffhose stopfte, sondern flattern ließ, waren die Konturen zweier schöner Brustmuskelberge zu erkennen. Ob darunter ein malerisches Six-Pack verborgen lag, konnte ich nicht bestimmen, da sein Bauch unter dem weiten Stoff verborgen blieb. Ich war allerdings ohnehin noch nie der Typ gewesen, der nur auf Muskeln fixiert war.

      Mr. Olsson besaß Tattoos, gelegentlich konnte ich schwarze Ränder unter dem Stoff hervorblitzen sehen, seine Arme, Brust und der Hals waren damit übersäht, doch er wusste sie zu verbergen, sodass es ein Geheimnis für mich blieb, ob es sich um Rocker-Tattoos oder filigrane Schnörkel handelte. Er war groß, aber nicht wie ein Hüne, einfach nur groß. Gut zwei, drei Köpfe dürfte er mich überragen, doch es hatte sich noch keine Gelegenheit geboten, meine These zu überprüfen. Außerdem gehörte ich zu der Sorte: Winzling. Also war dieser Vergleich nicht unbedingt aussagekräftig für seine Größe. Trotzdem, er war groß, zumindest für mich. Sein Haar hatte die Farbe von Milchkaffee, er trug es hinten und an den Seiten recht kurz, fast undercut-like, wie ich einen trug, und vorne ergoss es sich in schicklicher Manier über seiner glatten Stirn. Er besaß einen Kinn- und Oberlippenbart, der wesentlich dunkler, ja fast braun, wirkte. Seine Gesichtszüge waren mit Abstand die markantesten, männlichsten, grimmigsten und ausgeprägtesten die ich jemals erblicken durfte. Und, bei Gott, ich schwöre, er hatte den geilsten, knackigsten Arsch der Welt! Keine Riesenkiste, sondern klein, rund und zum Hineinbeißen.

      Wenn er sich allerdingts umdrehte, wie in jenem Moment, als er der Tafel den Rücken zukehrte, war sein Paket vorne hinter seinem Hosenschlitz auch nicht zu verachten. Sofern er denn nicht mogelte und es mit einem verdammt dicken Sockenknäuel ausgestopft hatte.

      Ich schüttelte den Kopf und riss mich zusammen, als Mr. Olsson zu sprechen begann. Genug fantasiert, sagte ich mir, wusste aber sofort, dass sich meine Libido nur für eine kurze Weile daran halten würde, denn es kostete mich bereits nach wenigen Sekunden einiges an Willenskraft, nicht auf den Schritt meines Lehrers zu starren, in dem eine weiche Beule hin und her gewogen wurde, während Mr. Olsson vor der Klasse auf und ab ging und über die Hitlerjugend berichtete.

      Ich mochte die Geschichte über den zweiten Weltkrieg nicht sonderlich. Nicht, dass ich zimperlich gewesen wäre, eigentlich bezeichnete ich mich als ziemlich abgebrüht und kaltherzig, aber jenes Thema langweilte mich. Wir nahmen die Nazi-Zeit ohnehin nur durch, weil es zurzeit ein politisches, gesellschaftliches Thema war. Und als wäre das nicht genug, liefen darüber auch noch unzählige Dokumentationen im Fernseher. Mir kam es zu den Ohren raus.

      Hat unser Land wirklich nicht mehr an Geschichte zu bieten?

      Weshalb es mir schwerfiel, meine Konzentration auf Mr. Olssons Worte zu richten. Ich versuchte es, indem ich ihm auf den Mund starrte, aber das führte lediglich dazu, dass ich mir vorstellte, wie er den Kopf dreht, mich ansieht und sich lasziv für mich die Lippen leckt.

      »Komm her«, will mir sein Blick sagen, »ich will dich schmecken.«

      Meine Vernunft tippte mir auf die Schulter und fragte mich, ob es mir noch ganz gut ging.

      Nein, konnte ich nur antworten, denn ich war vollkommen verschossen in meinen Geschichtslehrer.

      Merkt man gar nicht, oder?

      Ich bin nicht dumm, mir war sehr wohl bewusst, dass die Chance auf ein Lehrer-Schüler-Techtelmechtel gerade mal bei ernüchternden nullkommanullnullnulleinem Prozent lag.

      Oder so ungefähr.

      Jedenfalls waren meine Aussichten sehr gering, überdies mochte er mich auch nicht sonderlich. Ich glaubte, er hielt mich für faul und unterbemittelt. Wenn ich ihm eine Frage zu einem Thema stellte, seufzte er immer, als hätte ich etwas sagenhaft Dummes von mir gegeben.

      Allerdingst war ich tatsächlich faul, jedoch hielt ich mich bisher eigentlich selbst für recht clever. Aber Mr. Olsson schien diesbezüglich nicht mit mir übereinzustimmen.

      Ich schweife ab.

      Jedenfalls stand ich auf meinen Lehrer. Und zwar so richtig. Aber auf die rein sexuelle Art! Ich verhielt mich nämlich nicht wie ein verliebtes, kleines Mädchen und malte Herzchen um seinen Namen. Nein! Ich konnte mir lediglich jedes Mal auf der Stelle ordentlich einen von der Palme wedeln, wenn ich ihn auch nur sah. Und ich war mir ziemlich sicher, dass meine Hose bereits von innen leicht feucht wurde, da mein Schwanz dank meiner kleinen perversen Fantasien wie ein undichter Wasserhahn leckte. In weiser Voraussicht hatte ich deshalb immer eine schwarze Hose an, wenn Geschichte auf dem Plan stand, damit man keine Flecke erkennen konnte.

      Mr. Olsson ging plötzlich dazu über, die Tische abzulaufen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, welche Aufgabe er uns aufgetragen hatte, und wartete verwundert auf die Blätter, die er austeilte. Er war der einzige Lehrer, der das selbst in die Hand nahm, die meisten anderen beauftragten einen Schüler für das Austeilen diverser Unterlagen, andere wiederrum ließen einen Stapel einfach herumreichen. Aber nicht mein Mr. Olsson – und ja, ich betitele ihn im Geheimen gerne als den meinen – nein, er setzte sich selbst in Bewegung, legte jedem seiner Schützlinge ein Blatt sorgfältig umgedreht vor die Nase, erzählte dabei weiter über die großen geschichtlichen Ereignisse der Menschheit, beantwortete Fragen und hörte sich Thesen an.

      Als er bei mir ankam und das Blatt auf den Tisch legte, konnte ich nur seine große Hand anstarren. Er drehte die aus einem Buch kopierte Seite herum, damit ich sie lesen konnte, doch seine langen Finger verharrten darauf, sodass ich an seinem gebräuntem Arm nach oben sehen musste.

      Er blickte mich an.

      Unergründlich trafen mich seine moosgrünen Augen und schienen mich aufspießen zu wollen. Ich starrte einfach nur zurück, konnte nicht einmal blinzeln, das Herz schlug mir bis zum Hals.

      »Wollen Sie meinem Unterricht weiterhin beiwohnen, Mr. Vogt?«, fragte er mich und zog eine dunkle Augenbraue nach oben, die unter seinen leicht wehenden Haarspitzen verschwand.

      Ich musste lachen, weil er mein übliches MR. nachgeahmt hatte. Er schien anzufangen, es zu mögen. »Ähm ... Ja?« Ich grinste breit und charmant mitten in sein Gesicht, doch er verlor seine eiserne Miene nicht.

      Sein scharfer Blick wurde noch eine Spur strenger, sodass ich beinahe lustvoll darunter erzitterte. »Ähm?«, wiederholte er meinen dämlichen Laut, und seine Stimme klang, als wollte er mir die Gelegenheit bieten, mich zu korrigieren.

      »Natürlich will ich das, Mr. Olsson«, verbesserte ich mich umgehend. Nicht, dass mir was an Geschichte oder Zeit im Unterricht überhaupt gelegen hätte, aber ich wollte nicht die wenigen Augenblicke, die mir mit ihm vergönnt waren, verschenken.

      Er beugte sich zu mir hinab, der Geruch von Kaffee und altem Leder schlug mir entgegen. »Dann hängen Sie gefälligst nicht so schlaff wie ein nasser Sack auf ihrem Platz! Und heucheln sie wenigstens Interesse, Mr. Vogt!«

      Ich richtete mich sofort gerade auf und rückte mit dem Stuhl an die Tischkante heran. »Ja, Mr. Olsson«, murmelte ich kleinlaut, mein Lächeln war verflogen.

      Er ging weiter, einige meiner Klassenkameraden kicherten über mich, aber er wusste dies mit einem einzigen, stummen Blick zu unterbinden.

      Herrgott, er ist so streng … Ich fand seine herrische Ader unglaublich anziehend. Und obwohl ich mich etwas gedemütigt fühlte, geilte mich seine ganze Art mal wieder derart auf, dass ich auf meinem Stuhl herumrutschte, um Platz in meiner Hose zu schaffen.

      Kaffee und Leder. Ich schloss für einen flüchtigen Augenblick genüsslich die Augen. Er roch nach Kaffee und Leder. In jenem Moment war es mir noch nicht bewusst, aber ich würde diesen Geruch niemals wieder vergessen.

      Nachdem er mir so nahe gekommen war, konnte ich seinem Unterricht nur noch körperlich beiwohnen. Meine Gedanken waren weit fort, gemeinsam mit ihm. Oder nein, eigentlich waren wir immer noch im selben Raum, allerdings allein, und statt der ganzen