Sein letztes Spiel. Simone Lilly

Читать онлайн.
Название Sein letztes Spiel
Автор произведения Simone Lilly
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738099003



Скачать книгу

griff nach seiner Unterhose. „Skye? Ich war noch nie dort. Wie ist es so?“

       Cameron lachte. Ihm schien es gefallen zu haben. „Ich bin dort geboren. Es ist herrlich. Hat mir leid getan, fort zu müssen.“

       Nachdem Jamie sich fertig angezogen hatte, nahm er zwei seiner Trikots zur Hand. Das eine war rot, an den Seiten mit weißen Streifen durchzogen. „Das ist für ein Heimspiel.“, erklärte er ihm und ließ Cameron den leichten Stoff zwischen den Fingern fühlen. „Das hier“, jetzt war es ein schwarzes, mit roten und weißen Strichen geschmückt. „Das ist für ein Auswärtsspiel.“

       „Sie sind schön.“ In Gedanken versunken sah er auf sie herab, dann gab er Jamie die Kleidungsstücke zurück.

       Sorfältig hing dieser sie über zwei Kleiderbügel und packte seinerseits seine kleine Sporttasche. „Morgen wirst du auch welche bekommen.“

       Als er sich von den anderen verabschiedete und die Umkleide verließ, wurde er von Cameron begleitet. „Also, Rodgers ist also der Trainer.“

       „Brendan Rodgers“, berichtigte er ihn und erklomm die Stufen der Tribünen. Jamie liebte es, diesen Weg zu gehen. Durch die gigantische Halle. „Wie findest du ihn?“

       „Nett.“

       Er lachte auf. „Nett ist ja eine tolles Aussage.“ Amüsiert passierte er eine Flügeltür, die er für Cameron offenhielt. Erst dann, trat er hinaus auf den Parkplatz und zu seinem Auto. Es war ein kleiner Mini. Für seinen Verdienst zu billig, doch reichte der Wagen vollkommen aus, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Außerdem liebte er gelb, die farbe gelb. Ausgepowert warf er seine braunen Haare zurück, holte seine Sonnebrille aus dem Handschuhfach und warf seine Tasche auf den Beifahrersitz. Cameron war in einiger Entfernung stehen geblieben.

       „Wo wohnst du?“, erkundigte er sich, als er sich wieder zu ihm wandte. Der Junge war alles andere als schmächtig, doch wirkte er eingefallen, schüchtern und beinahe unterdrückt. Müttersöhnchen. Schoss es ihm in den Kopf und er musste verhalten Grinsen.

       „Ich wohne in Kensington.“, gab Cameron knapp zurück und blinzelte gegen die plötzlich durch die dicke Wolkenwand schimmernde Sonne.

       Das Licht stach selbst Jamie in die Augen und zwang ihn dazu, sich die Sonnebrille noch enger an die Augen zu ziehen. „Dann komm mit, ich wohne auch in der Nähe. Ich kann dich fahren, wenn du willst.“

       Unsicher sah er sich um. „Mein Vater?“

       „Das war dein Vater?“

       Cameron nickte.

       So viel zum Thema unterdrückt. Er hat doch ein Auto. Also komm schon.

       3.

      Er war doch ein berühmter Fußballspieler, warum also, fuhr er ein so kleines Auto? Camerons Füße schmerzten, da er sie mit seinen ein Meter achzig umständlich einziehen musste, um neben Jamie Platz nehmen zu können. dessen Tasche hatte er behutsam auf seinen Schoß genommen und beäugte seinen neuen Kollegen skeptisch. Er verkörperte so ziemlich alles, was man sich von einem Jugendlichen vorstellte. Er war groß gewachsen, dünn, hatte ein schmales Gesicht und ein strahlend weißes Lächeln. „Wie alt bist du?“, fragte er und verzog sein Gesicht, als er mit seinen Zehen gegen die Tür stieß.

       „19.“, antwortete Jamie konzentriert und lenkte geschickt aus der Parklücke, wechselte in einen anderen Gang und trat aufs Gaspedal. Nicht lange danach waren sie auf der Autobahn.

       Waghalsig löste er seine Hand vom Lenkrad und fingerte etwas aus seiner Hosentasche. Es war eine Zigarette. Immernoch mit nur einer Hand lenkend, zündete er sie an und warf das Feuerzeug von sich fort auf den Rücksitz. „Sag das bloß niemandem, ok?“

       Cameron nickte verständnisvoll. Man durfte als Sportler nicht rauchen.

       „Wie lange spielst du schon?“, fragte Jamie und stieß eine lang gezogene Rauchwolke aus.

       Der Duft kratze ihn in seiner Lunge und Cameron musste peinlich berührt husten.

       „Stört es dich?“

       Höflich winkte er ab und hielt sich die Hand vor den Mund. „Seit ich denken kann. Mein Vater war mein Trainer. Er hat sehr viel Wert auf meine Ausbildung gelegt.“

       „Warst du auf Fußballschulen?“

       „Ja.“

       Jamie lächelte und betätigte den Blinker. „Ich auch. Aber nicht lange. Dann wurde ich entdeckt und seitdem, ja, seitdem spiele ich hier.“

       „Das ist doch eine Ehre in einer solchen Mannschaft sein zu dürfen.“

       Mit hochgezogenen Augenbrauen, warf er den abgebrannten Zigarettenstümmel frech auf die Straße und schloss das Fenster. Ohne den schneidenden Fahrtwind wurde es wieder angenehm still. „Findest du? Es ist schon toll, und man verdient nicht schlecht. Aber als Ehre würde ich es nicht bezeichnen.“ Stille war eingekehrt. Der Wagen fuhr auf eine weniger befahrene Straße. „Sag‘ mir welche Hausnummer.“, wies Jamie ihn an und hielt knapp an einer Ampel. „Ich wette dein Vater hat dir das Ehrgefühl eingetrichtert, was?“

       Gekonnt ignorierte er Jamies Frage und blickte stur auf das rot leuchtende Licht über ihnen. „Nummer 25. Baker Street.“

       Stumm nickte Jamie und startete den Motor, sobald es grün wurde.

       „Ist es diese Einfahrt?“

       Müde und von der schweren Last, einen guten Eindruck machen zu müssen befreit, folgte er Jamies ausgestrecktem Finger. „Ja, genau. Du kannst mich hier rauslassen“

       „Wie du meinst.“ Wider seiner Worte parkte er direkt vor der Nummer 25, beugte sich dicht zu ihm und öffnete die Tür. „Dann sehen wir uns morgen, Cameron.“

       „Ja, vielen Dank, dass du mich nachhause gefahren hast.“

       „Keine große Sache.“

       Zum Abschied winkte er ihm nich einmal, ehe er die Tür hinter sich zuknallte, die Auffahrt erklomm, den Schlüssel aus seiner Tasche fummelte und ihn in das Schloss steckte. Noch einmal sah er zurück, doch Jamie war schon mit quietschenden Reifen verschwunden.

       4.

      „Wann geht das Training los?“

       Lustlos stocherte er in seinem Essen herum. Seltsam vermischt schwamm das Rührei im Bratfett des Specks herum, drehte sich und ließ sich mit der Gabel leicht verteilen. Cameron wurde beinahe übel. „In einer Stunde.“

       Sein Vater saß wie immer am Ende des Tisches, las seine Zeitung und vergaß dabei, seinen Kaffee zu trinken, sodass er, sobald Frank sich daran erinnerte, schon längst kalt geworden war. Sein Dad war Anwalt. An manchen Tagen blieb er einfach zu hause. Ob er von da aus arbeitete, wusste Cameron nicht, vermutete es aber.

       Kurzzeitig warf Frank einen fragenden Blick über den Rand der Newspaper. „Ein Probespiel?“

       „Genau“, hungrig kniff er die Augen zusammen und stopfte sich das Gemisch aus Ei und Speck in den Mund. „Damit ich mich eingewöhne und Rodgers sieht, was ich kann.“

       Frank lachte auf, ignorierte seinen Kaffee aber schon wieder. „Gut, dann zeig ihm, was in dir steckt.“

       Wieder nickte er, stand auf, trug den Teller zurück in die Küche und holte sich seine Jacke. Nachdem er sie sich unter den Arm geklemmt hatte, ergriff Cameron seine Tasche und wollte zur Tür hinaus, als es unerwartet schellte.

       Überrascht zuckte Frank zusammen und sah auf die Uhr. „Halb neun, wer kann das sein?“

       Mit den Achseln zuckend ging Cameron zur Tür und öffnete sie mit einem gewaltigen Ruck. Umso erstaunter war er darüber zu sehen, wer vor ihr stand.

       „Hallo, kommst du mit?“

       Stammelnd suchte er nach Worten. „Jamie? Ja natürlich. Sofort.“ Noch bevor er sich umdrehen konnte, wurde er von Jamie stürmisch aufgehalten. „Aber du hast doch schon alles bei dir, wie ich sehe.“, cool wies er mit einer kurzen Kopfbewegung zu seinem Mini. „Komm schon.“