Название | Das Grab in der Ville-Close |
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Автор произведения | Jean-Pierre Kermanchec |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742707727 |
„Bonjour Anaïk“, grüßte Dustin, „schönes Wochenende gehabt?“
„Danke der Nachfrage, ich kann nicht klagen. Ich würde mich ja gerne noch mit euch über mein Wochenende unterhalten, aber wir müssen aufbrechen. Es gibt einen Fall.“
Monique sah Anaïk verblüfft an.
„Ich sage dir doch, es vergeht kein Monat und wir haben wieder zu tun.“
„Hast du Yannick schon Bescheid gegeben?“, fragte Dustin. Yannick Detru, der Pathologe der police judiciaire von Quimper gehörte zum festen Bestandteil der Mannschaft, die bei einem Mord zum Tatort fuhr.
„Nein, ich glaube, dass er nicht sofort dabei sein muss“, antwortete Anaïk und drehte sich zum Gehen.
„Nicht sofort dabeisein? Aber Yannick ist doch immer dabei?“
„Diesmal gibt es aber keine Leiche, nur eine Sammlung von Knochen.“
„Nur Knochen?“ Dustin schien noch mehr verwirrt.
„Ich habe gerade einen Anruf erhalten, in der Ville Close von Concarneau hat ein Arbeitstrupp ein Skelett gefunden, das unmittelbar neben der Stadtmauer vergraben gewesen ist. Die Leute haben mir nicht viel gesagt. Ich weiß nur, dass es sich um ein Skelett handelt. Ich gehe davon aus, dass Yannick das Gerippe untersuchen kann.“
Anaïk ging in ihr Büro zurück und rief Yannick an, der sofort zusagte nach Concarneau zu kommen. Dann machten sie sich auf den Weg in die Ville Close.
Von Quimper aus war die Altstadt von Concarneau schnell zu erreichen, zehn Minuten über die Voie Express Richtung Lorient bis zur Ausfahrt Concarneau, dem drittgrößten Fischereihafen der Bretagne. Von der Ausfahrt bis zur Altstadt brauchten sie dann noch einmal so viel. Sie fuhren mit dem Wagen in die Altstadt hinein, bogen gleich hinter dem zweiten Torbogen in die Rue Théophile Louarn ein und parkten ihren Dienstwagen am Ende der Straße. Die Information über die genaue Lage des Fundes hatte Anaïk von dem Polizisten Romain Bozec erhalten, der hatte sie angerufen. Die weiträumige Absperrung war sofort zu sehen. Anaïk und Monique, gefolgt von Dustin, gingen auf den Bagger und den davor wartenden Arbeiter zu.
„Anaïk Bruel, police judiciaire“, stellte sie sich vor. „Meine Kollegen, Monique Dupont und Dustin Goarant, wo finden wir das Skelett?“
Francis Merer begrüßte die Beamten und zeigte auf das vor einer Stunde ausgehobene Grab.
„Gleich unter der Baggerschaufel. Ich habe gerade die nächste Bodenschicht abheben wollen, da habe ich die Knochen entdeckt.“
Anaïk und Monique zogen sich Plastikhauben über ihre Schuhe und traten näher an den Fundort. Das Skelett war deutlich zu sehen. Kein Zweifel, es sah nach einem Verbrechen aus, schon von oben konnte Anaïk den eingeschlagenen Schädel erkennen. Dustin trat mit seinem Alukoffer an den Graben.
„Na, das sieht ja mal ganz anders aus als die üblichen Tatorte“, meinte er und wollte in den Graben steigen.
„Kannst du bitte warten bis ich mir das Opfer angesehen habe?“, hörten die drei jetzt eine Stimme hinter sich. Yannick Detru war eingetroffen und kam rasch auf sie zu.
„Selbstverständlich Monsieur Detru“, scherzte Dustin und winkte Yannick an sich vorbei.
Yannick stieg in den Graben. Nach ein paar Minuten wandte er sich seinen Kollegen zu.
„So wie es aussieht, haben wir es mit einem Verbrechen zu tun!“
„So weit war ich auch schon“, meinte Anaïk und sah gespannt auf Yannick.
„Das Opfer ist erschlagen worden. Dem Loch im Schädel nach zu urteilen vermutlich mit einem scharfkantigen Gegenstand. An den Knochen finden sich noch kleine Reste von organischem Material. Vielleicht reicht es aus um eine DNA zu erhalten. Sicher bin ich nicht. Ich schätze, dass der Leichnam höchstens 17 bis 19 Monate hier liegt. Die Haare und Nägel sind noch nicht völlig zersetzt.“
„Das bedeutet, dass unsere Leiche vor höchstens zwei Jahren ermordet worden ist?“
„Wie ich schon gesagt habe, Anaïk, eher zwischen einem und eineinhalb Jahren. Genaueres kann ich euch erst sagen wenn ich mit meinen Untersuchungen fertig bin, das kann aber diesmal deutlich länger dauern.“
„Es ist doch schon einmal ein Anhaltspunkt. Wir suchen nach einem Menschen, der inzwischen seit über einem Jahr vermisst wird. Vielleicht findet Dustin ja noch weitere Hinweise in dem Grab oder in dem Aushubmaterial auf der Plane.“ Er zeigte auf das Erdreich, das der Arbeiter auf eine ausgebreitete Plastikplane geworfen hatte.
„Es ist doch möglich, dass darin noch Reste von seiner Kleidung oder anderen Gegenständen verborgen sind.“
„Lass dich nicht von der Arbeit abhalten, Dustin“, meinte Anaïk und wandte sich dem Baggerfahrer zu.
„Sie haben das Skelett freigelegt?“
„Ja! Ich sagte Ihnen bereits, ich war dabei den Graben auszuheben, damit wir an die tiefergelegenen Mauerschichten kommen können. Von der Hafenseite kann man nämlich deutlich sehen, dass die Mauer im unteren Bereich stark beschädigt ist. Wir gehen deswegen von der Innenseite in die Tiefe, die Mauer ist hier mit Erde stabilisiert worden. In den letzten zwei- oder dreihundert Jahren sind in diesem Bereich Bäume gewachsen, das Wurzelwerk hat sich bis zur Mauer ausgebreitet und sie beschädigt.“
„Haben Sie zu Beginn der Arbeiten den Eindruck gehabt, dass der Boden hier aufgegraben worden ist?“
„Aufgegraben? Nein! Wie auch! Wenn man mit einem Bagger in den Boden geht kann man nicht feststellen, ob die Erde weicher oder fester ist. Da müssten Sie besser meine Schaufel fragen.“ Francis Merer grinste über seinen Witz.
„Danke, das wars fürs Erste“, antwortete Anaïk und sah Monique an.
„Hier können wir im Moment nichts mehr machen, lass uns nach Quimper zurückfahren.“
Die beiden Kommissarinnen wandten sich um und gingen zur Absperrung zurück. Ein etwa 50-jähriger und 100 kg schwerer Mann mit dunkelgrauem Schnurrbart, rundlichem Gesicht und einer halben Glatze kam auf die beiden Kommissarinnen zu.
„Bonjour Mesdames, Yann Goarec mein Name. Ich bin der Unternehmer, der die Arbeiten hier an der Mauer ausführt. Ich habe von meinem Arbeiter Francis gehört, dass ein Skelett gefunden worden ist. Ich möchte Sie in ihrer Arbeit unterstützen aber unsere Arbeiten dürfen keine langen Unterbrechungen haben, meine Termine mit der Stadt müssen eingehalten werden. Wir müssen vor der neuen Saison fertig sein. Daher meine Frage, wie lange werden wir die Arbeiten hier unterbrechen müssen?“
„Bonjour Monsieur Goarec, ich kann das Anliegen sehr gut verstehen, im Augenblick können wir diese Frage aber nicht beantworten. Wir haben erst vor wenigen Minuten mit unserer Arbeit begonnen. Bevor die sterblichen Überreste geborgen sind und das gesamte Umfeld durchsucht worden ist können wir die Baustelle nicht freigeben. Ich gehe schon davon aus, dass wir hier ein oder zwei Tage benötigen um alles zu sichern.“
„Zwei Tage? Geht es nicht etwas schneller?“
„Wie ich schon gesagt habe, wir müssen alles genau durchsuchen. Vielleicht geht es ja auch schneller, versprechen kann ich Ihnen aber nichts.“
„Nun ja, dann hoffe ich, dass Sie es schneller schaffen. Au revoir.“ Damit verließ Yann Goarec die beiden Kommissarinnen und ging zu seinem Vorarbeiter.
„Tanguy, die beiden Kommissarinnen haben mir gesagt, dass die Arbeiten an dieser Stelle für vielleicht zwei Tage ruhen müssen. Können wir solange an einer anderen Stelle weiterarbeiten?“
„Wir können die Ausbesserungen an der Mauer an der Porte aux Vins beginnen. Die Arbeiten haben wir uns zwar für den Schluss aufgehoben, weil sie zeitlich besser zu kalkulieren sind, aber es wird kein Problem sein sie vorzuziehen.“
„Gut