Название | Das Grab in der Ville-Close |
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Автор произведения | Jean-Pierre Kermanchec |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742707727 |
Mit ihnen fuhren sechs Millionen Euro, die Ungewissheit über den Zustand des Wachmanns und die Angst gefasst zu werden.
Kapitel 1
Die Entscheidung, die alte Stadtbefestigung zu reparieren und das Begehen der Mauerkrone an der seit Jahren fürs Publikum geschlossenen Stelle wieder zu ermöglichen, fiel im Stadtrat von Concarneau einstimmig. Die ehrwürdige Ville Close war die Hauptattraktion der Stadt und der Publikumsmagnet. Mehr als 1,5 Millionen Besucher kamen pro Jahr, um die von Vauban befestigte kleine Insel im Hafenbecken der Stadt kennenzulernen. Die Entscheidung, Geld in die Restaurierung zu investieren, war in den letzten Jahren immer wieder hinausgezögert geworden. Mal brauchte man das Geld für die Schule beim Sables Blancs, mal musste ein neuer Eisturm für die Fischer gebaut werden, ein anderes Mal brauchten die Straßen einen neuen Belag. Gründe für eine Verzögerung oder ein Hinausschieben der notwendigen Arbeiten in der Ville Close hatte es auch diesmal gegeben. Dennoch hatten sich jetzt diejenigen Vertreter durchgesetzt, die der Geschäftswelt der Stadt und dem Office de Tourisme nahestanden. Die Arbeiten sollten sofort beginnen und möglichst noch vor dem Start in die neue Saison beendet sein.
Der logistische Aufwand war enorm, und vielen Vertretern der Stadtverwaltung waren die angesetzten Kosten für die Instandsetzung anfangs nicht verständlich gewesen. Ebbe und Flut brachten es mit sich, dass auch der Wasserstand erheblichen Einfluss auf die Kosten hatte. Man musste den Arbeitern entsprechenden Zuschlag zahlen, wenn sie nachts arbeiten sollten, um das Material mit dem Schiff auf die Insel zu bringen. Dennoch starteten die Arbeiten pünktlich und die Fortschritte waren bald sichtbar.
Die letzten Besucher der Saison schlenderten noch durch die engen Gassen als die ersten Arbeiten bereits einsetzten. Die Gerüste wurden aufgebaut, die beschädigten Steine aus der Mauer entfernt und durch neue ersetzt. Die Fundamente an der Stadtmauer, die unmittelbar an den Yachthafen grenzt, sollten überprüft und die Spazierwege erneuert werden. Der dazu benötigte Maschinenpark musste in die Stadt gebracht werden. Die schmale Zufahrt ließ das Befahren mit großem Gerät nicht zu, so war klar, dass nur kleine Bagger oder Fahrzeuge zum Einsatz kommen konnten. Soweit es möglich war, wurde ein Teil des Materials auf dem Wasserweg zur Baustelle transportiert.
Dem Ouest France waren die Arbeiten eine halbe Seite Berichterstattung wert. Es gab auch Gegner in der Bevölkerung, die die Arbeiten als Geldverschwendung bezeichneten. Geld, das man besser in den Aufbau von bretonischen Schulen hätte stecken sollen und nicht in altes Gemäuer.
Aber im großen Ganzen war man zufrieden, dass die Ville Close einer Instandsetzung und der Wiederherstellung des früheren Zustandes unterzogen wurde. Viele Bewohner der Stadt und der näheren Umgebung waren von der Tourismusindustrie abhängig. Angefangen von den zahlreichen Verkäuferinnen in den kleinen Boutiquen der Altstadt, über die Köche und das Bedienungspersonal der Restaurants, bis hin zu den Angestellten und Arbeitern in den Fabriken, die die hier verkauften Waren herstellten. Die Nachfrage nach den Ohrenbols mit dem Namenszug, den Tellern und Schüsseln aus den Faïencerien, den Fischkonserven, den Galettes bretonnes, den Keksen und den Produkten der Chocolaterie, den gestreiften T-Shirts, Pullovern von Saint-James oder Armor-lux und den in Deutschland unter dem Namen Friesennerz bekannten Segeljacken aus dem Hause Guy Cotten, der seine Fabrikation nur wenige Kilometer von der Ville Close entfernt hatte, riss nicht ab. Alle Beteiligten in und um die Stadt herum profitierten von dem Touristenstrom, der sich jährlich über die Ville Close ergoss.
„Wie weit sind wir mit den Grabungen am Fundament?“, fragte Yann Goarec seinen Vorarbeiter.
„Gestern haben wir begonnen, es zieht sich etwas, wir haben nur einen kleinen Bagger zur Verfügung.“
„Ich habe für die Arbeiten eine Woche eingeplant, schaffen wir es in der Zeit?“
„Das wird schwierig, aber ich versuche es. Vielleicht müssen wir Überstunden einplanen.“
„Aber nicht zu viele, sonst laufen uns die Kosten aus dem Ruder. Du weißt, dass wir der Stadt ein Festangebot unterbreitet haben?“
„Ja Chef, ich versuche mit meinen Leuten den Zeitplan einzuhalten.“
Yann Goarec wusste, dass er sich auf seinen Vorarbeiter verlassen konnte. Tanguy Trébaul arbeitete schon seit mehr als zwanzig Jahren für ihn. Manchmal konnte man den Eindruck haben, dass er der Chef war, wenn zum Beispiel die Gewerkschaft zu einem Streik aufgerufen hatte, und er die Arbeiter dazu ermutigte weiterzuarbeiten, um einen wichtigen Auftrag zum Abschluss zu bringen. Er kam dann zu ihm und verhandelte die Gehaltssteigerungen anstelle der Gewerkschaft aus. Und dabei hatte er sowohl seine Kollegen als auch die Firma im Auge. Bei manchen Verhandlungen holte er mehr für die Leute raus als die Gewerkschaft ursprünglich gefordert hatte, bei anderen gaben sich die Arbeiter mit einem geringeren Zuschlag zufrieden. Für dieses Entgegenkommen hatte Yann Goarec sich erkenntlich gezeigt und noch nie einen Arbeiter entlassen. Yann gehörte zu den wenigen Unternehmern, dem das Wohl der Mitarbeiter und der Firma gleichermaßen am Herzen lagen. Seine Baufirma gehörte nicht zu den großen der Branche, aber sie war solide. Sein Vater hatte die Firma vor über sechzig Jahren in Trégunc gegründet. Er hatte sie nach dem Tod des Vaters übernommen und weitergeführt. Seine Auftraggeber wussten, dass sie sich auf seine Angebote verlassen konnten. Bei Ausschreibungen erhielt Yann Goarec selten einen Zuschlag. Er war nicht billig. Aber er hielt sich an seine Kostenvoranschläge. Es kam bei ihm nur ausnahmsweise vor, dass er während der Arbeiten von unerwarteten Kosten sprechen musste, die sein Angebot nicht berücksichtigt hatte.
Yann verließ die Baustelle und machte sich auf den Weg zur nächsten. Er durchschritt die fast menschenleere Rue Vauban zum Ausgang der Ville Close. Er hatte seinen Wagen außerhalb der Altstadt stehen gelassen, obwohl es eine Kleinigkeit gewesen wäre eine Zufahrtserlaubnis zu erhalten. Etwas Bewegung konnte ihm nicht schaden, zumal sein Blutzucker seit geraumer Zeit nicht mehr im Normbereich lag. Sein Arzt erinnerte ihn bei jedem Besuch daran, dass er sein Körpergewicht verringern und seine körperliche Aktivität erhöhen sollte. Aber seine Arbeit war nun einmal hauptsächlich eine sitzende Tätigkeit. Sitzen im Wagen, Sitzen am Schreibtisch, Sitzen bei Verhandlungen. Seit einigen Wochen versuchte er die Anzahl seiner Schritte zu erhöhen. Seine Frau hatte ihm einen Schrittzähler geschenkt, den er seither am Gürtel trug. Der erinnerte ihn jedes Mal, dass er weit von den empfohlenen zwanzigtausend Schritten pro Tag entfernt lag.
Er durchschritt den Torbogen am Ende der Rue Vauban, überquerte den kleinen Platz vor dem zweiten Torbogen, ging über die alte Brücke und kam an dem großen Anker vorbei, der vor einigen Jahren ins Hafenbecken geworfen worden war. Obwohl der Anker an die zwei Tonnen wog, hatten Jugendliche es geschafft ihn über die Mauer zu hieven.
Der Anker, einst von einem Fischkutter aus dem Meer vor der irischen Küste gefischt, hatte zu dem Schiff SS Great Eastern gehört, ein englischer Kabelleger, der im 19. Jahrhundert ein transatlantisches Kabel verlegt hatte. Der Anker bewachte seit über 50 Jahren den Eingang zur Ville Close und gehörte zu den meist fotografierten Motiven der Altstadt.
Yann mochte den Anker, den er seit seiner Kindheit kannte, ein Fixpunkt in seinem Leben. Die Zeit nagte ständig an diesem braunroten, schweren, verrosteten Stück Metall. Wie mochte er wohl ausgesehen haben als er noch an der Ankerkette an der Außenwand des Kabellegers gehangen hatte? War er schwarz? War er auch damals schon von Rost überzogen gewesen? Wie oft hatte er auf dem Grund des Meeres gelegen um das Schiff zu fixieren? Yann hätte zu gerne Antworten auf diese Fragen gehabt.
Er überquerte den Quai Peneroff und ging zu seinem Auto.
Kapitel 2
Anaïk Bruel hatte ein herrliches Wochenende verbracht. An das Kommissariat in Quimper und seinen sparsamen Polizeichef hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Die Arbeit mit ihrer jungen Kollegin, Monique Dupont, machte Spaß. Auch ihr Kampfsporttraining war nicht zu kurz gekommen. Seitdem Monique ihr eröffnet hatte, dass auch sie diese Sportart betrieb, hatte sie eine Partnerin gefunden, mit der sie regelmäßig trainieren konnte. Im Kommissariat hatten die beiden Frauen inzwischen den Spitznamen