Ein Hauch Zufriedenheit. Heidi Dahlsen

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Название Ein Hauch Zufriedenheit
Автор произведения Heidi Dahlsen
Жанр Языкознание
Серия Alles wird gut ...
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742747631



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      Sie stößt ihm den Ellenbogen in die Seite und wischt sich über die Augen.

      „Wir können uns auch nichts Schöneres vorstellen“, sagt sein Vater, und seine Mutter strahlt übers ganze Gesicht.

      „Aber … aber …“, stottert Jutta.

      „Schatz, nun lass endlich deine ständigen Aber. Ich dachte, die hätten wir alle schon längst aus der Welt geschafft.“

      Markus´ Mutter steht auf und geht zu Jutta.

      Sie reicht ihr die Hand und bietet ihr an: „Dann nennst du mich ab sofort Mutti oder von mir aus gleich Oma Anni.“

      Jutta lächelt sie an. „Aber … aber …“

      Markus räuspert sich.

      „Und mich nennst du einfach Vati oder Wolfgang oder Opa“, sagt sein Vater. „Ich finde eine steife Begrüßung und ein zähes Kennenlernprogramm sowieso blöd. Wo ist der Schampus? Äh, oder lieber Orangensaft? Ab und zu sollen ein paar Vitamine ja nicht schaden. Siehst du, Anni“, sagt er zu seiner Frau, „und du hattest Bedenken, dass wir hier nicht herzlich empfangen werden und ewig steif rumsitzen müssen. Nun bekommen wir nicht nur Jenny als Enkelkind dazu, sondern gleich noch ein Baby.“

      Jutta hat mit dieser positiven Reaktion nicht gerechnet und schluckt die nächsten aufsteigenden Tränen schnell hinunter.

      „Sie sind wirklich nicht entsetzt?“, fragt sie. „Sie müssen wissen, meine Mutti war vorhin hier und hat …“

      „Schatz“, sagt Markus, „die Meinung deiner Mutter will wirklich niemand wissen. Die ist vorhin mit ihr im Sturmschritt zur Tür hinausgegangen.“

      Markus´ Mutter sieht mitleidig auf Jutta und sagt tröstend zu ihr: „Sie wird sich schon noch an den Gedanken gewöhnen und sich dann auch freuen.“

      Jutta schüttelt den Kopf. „Da kennen Sie meine Mutti aber schlecht.“

      „Die kennen wir leider noch gar nicht“, sagt Markus´ Vater. „Die wurde uns aber schon angekündigt.“

      Janek kichert und sagt: „Besser gesagt, ihr wurdet vor ihr gewarnt.“

      Markus sieht Jutta schuldbewusst an. „Ich dachte, ich sage ihnen lieber vorher, was sie erwartet.“

      „Das geht schon in Ordnung“, sagt Jutta. „Ich hole mal den Orangensaft, wenn Sie wirklich mit uns anstoßen wollen.“

      „Das wollen wir sehr gern tun“, sagt Markus´ Mutter.

      „Können wir dann endlich essen?“, fragt Janek und schaut flehend in die Runde. „Bitte. Mein Magen gibt schon ein Konzert nach dem anderen.“

      „Dann essen wir gleich alle gemeinsam“, sagt Markus.

      „Dürfte ich Jenny holen?“, fragt Markus´ Mutter. „Ich habe mich nämlich auch auf sie gefreut.“

      „Ich weiß nicht“, sagt Jutta. „In ihrer Stimmung wirft sie vielleicht mit Gegenständen nach Ihnen.“

      „Nun sag endlich Du zu mir und lass alles andere ruhig meine Sorge sein. Ich kann ganz gut fangen.“

      Sie lächelt Jutta an und macht sich auf den Weg, um den Kampf mit einem wütenden Teenager aufzunehmen. Sie klopft an. Da sie keine Antwort erhält, öffnet sie einfach die Tür.

      „Was ist?“, fragt Jenny unfreundlich und erschrickt, da sie ihre Mutter erwartet hat.

      „Hallo, Jenny. Ich bin Oma Anni. Sicher hast du von Janek schon einiges über mich erfahren. Ich habe mich sehr darauf gefreut, dich endlich kennenzulernen.“

      „Wieso sollten Sie?“, fragt Jenny und wippt mit ihrem Stuhl ungehalten hin und her.

      „Weil ich mir schon lange eine Enkelin wünsche.“

      „Man bekommt nie, was man sich wünscht. Mein Opa wollte einen Erben und wurde mit mir enttäuscht. Das schmiert er mir bei jeder Gelegenheit aufs Butterbrot. Und meine Omas halten mich beide auch nur für eine Versagerin.“

      „Das ist nicht schön. Vielleicht könntest du mir wenigstens eine kleine Chance geben?“

      „Warum sollte ich? Auf die nächste Enttäuschung kann ich gern verzichten.“

      Oma Anni ist über Jennys Verbitterung entsetzt und weiß nicht, was sie erwidern soll. Also schaut sie sich im Zimmer um.

      „Ist sonst noch was?“, fragt Jenny genervt.

      „Ich wollte dich eigentlich zum Essen holen.“

      „Ich habe keinen Hunger. Außerdem habe ich überhaupt keine Lust auf dieses verlogene Spiel `Happy-Family´. Die ganze Heuchelei steht mir bis hier.“

      Sie hält ihre Hand an die Stirn.

      Oma Anni schaut sie traurig an und ist etwas ratlos.

      „Na gut, dann lass ich dich mal wieder allein“, sagt sie und schließt die Tür.

      Jutta schaut ihr erwartungsvoll entgegen.

      „Jenny hat keinen Hunger“, sagt Oma Anni und setzt sich neben Janek. „Was hältst du davon, wenn du einfach ein paar Tage mit bei uns in der Pension wohnst? Dann hat Jenny ihr Zimmer für sich allein und etwas Ruhe.“

      „Das wäre prima“, sagt Janek. „Aber nur bis übermorgen. Danach bin ich bei Mama. Wir wollen unser Weihnachtsfest vorverlegen. Sie fährt Heiligabend in Urlaub.“

      „Gut“, sagt Oma Anni.

      Janek kaut gierig an seinem Steak und sagt entschuldigend: „Ich hatte vielleicht Hunger.“

      „Schön, dass es dir schmeckt“, sagt Jutta. „Dein Papa hat sich viel Arbeit mit dem Essen gemacht.“

      „Das glaube ich nicht“, erwidert Markus´ Vater. „Er hat schon immer gern gekocht.“

      Als Janek aufgegessen hat, steht er auf. „Ich gehe mal zu Jenny und sage ihr, dass sie mich in den nächsten Tagen nicht ertragen muss.“

      „Warte mal“, sagt Oma Anni und nimmt sich einen Teller. Sie legt eine reichliche Portion darauf. „Hier, nimm den Jenny mit und stell ihn einfach auf ihren Tisch.“ Sie drückt ihm den Teller in die Hand.

      „Die beiden sind so verschieden“, sagt Jutta. „Janek und Markus tun mir oft leid, weil Jenny mit ihrem unmöglichen Verhalten so viel kaputt macht.“

      „Sie ist doch schon etwas umgänglicher geworden“, sagt Markus. „Sobald sie einen Freund hat, wird sie lammfromm. Du wirst sehen.“

      Jutta verdreht die Augen.

      „Hoffentlich. Seid ihr alle satt?“

      Markus´ Eltern nicken. Markus öffnet eine Flasche Sekt und füllt die Gläser. Jutta nimmt sich Orangensaft. Sie stoßen auf ihr Kennenlernen und das zu erwartende Baby an.

      „Herzlich willkommen in unserer Familie“, sagt Markus´ Vater und lächelt Jutta an.

      „Endlich bekommen wir eine freundliche Schwiegertochter, wie wir sie uns schon immer gewünscht haben“, sagt Oma Anni.

      „Das wird bestimmt noch bis zum Sommer dauern“, sagt Jutta. „Markus hat euch sicher erzählt, dass wir noch auf die Scheidungstermine warten müssen.“

      „Ja, aber das ist nur eine Formsache. Lass uns positiv in die Zukunft sehen“, erwidert Oma Anni. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir Janek jetzt wieder sehen dürfen.“

      „Ich dachte, dass Markus´ Schwiegervater einen Scherz macht“, sagt Jutta kopfschüttelnd, „als er mir erzählte, dass seine Tochter allen den Kontakt mit Janek verboten hat.“ Markus´ Eltern sehen Jutta fragend an, sodass sie weiter berichtet. „Das war eine aufregende Zeit. Ich war voll im Umzugsstress und wollte eigentlich erst mal zur Ruhe kommen. Eines Tages stand Herr Winkler vor meiner Tür und bat mich um die Erlaubnis, meine Mutter