Ein Hauch Zufriedenheit. Heidi Dahlsen

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Название Ein Hauch Zufriedenheit
Автор произведения Heidi Dahlsen
Жанр Языкознание
Серия Alles wird gut ...
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742747631



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Richard und Daniel auch etwas Süßes mit“, ruft ihm Christine hinterher.

      „Wird demacht“, antwortet er.

      „Ich gehe mit hoch und passe auf, dass wir heute nicht noch zur Notoperation müssen“, sagt Olli.

      „Male den Teufel nicht an die Wand“, sagt Christine.

      Unterdessen kommt Tilly von der Generalprobe nach Hause. Sie ist sehr erfreut, Lydia zu sehen, und fällt ihr zur Begrüßung um den Hals.

      „Willst du uns nicht wenigstens etwas verraten?“, fragt Lydia.

      Tilly schüttelt lächelnd den Kopf und gießt sich Tee ein. „Es ist sehr kalt draußen“, sagt sie. „Nur gut, dass die Scheune beheizt ist. In der Reithalle würden wir erfrieren.“

      „Olli hat die Bauarbeiter ganz schön angetrieben, damit alles rechtzeitig fertig wird“, sagt Christine. „Der Einbau der Heizung war vorrangig. Der riesige Raum wird wirklich warm. Der Kamin in dem offenen Nebenraum ist ja mehr Zierde, schafft aber eine tolle Atmosphäre. Und ab Januar wird noch eine umlaufende Galerie eingebaut, damit wir später viele Zuschauer unterbringen können.“

      „Ich beneide euch um das alles“, sagt Lydia.

      „Mach mir kein schlechtes Gewissen“, sagt Christine.

      „Nein, das will ich nicht. Ich gönne euch wirklich alles. Ich bin nur traurig, dass es bei mir nicht so recht vorwärts geht. Ich muss schon sehr verzweifelt sein, weil ich öfter von Richard Dean Anderson träume.“

      „Oh“, sagt Christine.

      „Wer ist das denn?“, fragt Tilly.

      „Als ich so jung war wie du, lief im Fernsehen die Serie MacGyver“, erzählt Lydia. „Er war der Hauptdarsteller und ein toller Mann. Ich weiß auch nicht, wie ich auf den komme, aber die Träume sind ganz schön real. Das macht mir langsam Sorgen.“

      Christine grinst.

      „War der so ein Soap-Star wie heute Matt aus der Himmlischen Familie?“, fragt Tilly. „Für den schwärmen auch viele Mädchen.“

      Lydia nickt und sagt: „Wahrscheinlich hat jede Generation ihre Serienhelden zum Träumen.“

      „Jutta hat am Vormittag angerufen“, sagt Christine. „Sie hat ein ganz anderes Problem. Ich würde eher sagen, eine schöne Überraschung, aber sie sieht es noch etwas anders. Wahrscheinlich wäre sie erleichtert, wenn sie zurzeit bloß von MacGyver träumen würde.“

      „Oh“, sagt Tilly. „Sowie Jenny nach Hause kommt, steht Jutta vor einem weiteren Problem. Jenny ist ganz schön sauer. Andy spielt doch den Prinzen, und sie hat insgeheim gehofft, dass sie die Prinzessin sein kann. Wir haben abgestimmt und uns für Annika entschieden. Jenny hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber es war nicht zu übersehen, dass in ihr ein Sturm tobt. Sie ist noch während der Probe einfach abgehauen. Hoffentlich schmeißt sie nicht alles hin, denn dann weiß ich nicht, wo ich so kurzfristig Ersatz für sie herbekommen soll.“

      „Arme Jutta“, sagt Christine. „Markus müsste unterdessen zu Hause sein und kann ihr beistehen. Er hat seine Eltern übers Weihnachtsfest eingeladen, damit sie endlich Jutta und Jenny kennenlernen können. Das freut mich für die beiden. Bisher hatten sie wenig Glück mit ihren Familien.“

      „Ach, wie schön. Die feiern auch ganz im Kreise ihrer Lieben“, sagt Lydia wehmütig und geht zum Fenster. „Ich soll bis über Silvester bei meinem Bruder bleiben.“

      „Das ist doch toll“, sagt Christine. „Dann lernst du seine Frau und Kinder endlich etwas besser kennen.“

      „Ja“, antwortet Lydia. „Wenn das so weiterschneit, komme ich heute gar nicht mehr nach Hause. Ich werde mich mal lieber auf den Weg machen. Über mein Buch guckst du bitte noch mal. Ich bin dir für jeden Fehler, den du findest, dankbar.“

      „Ich würde auch ein paar Kapitel lesen“, bietet sich Tilly an. „Warum bleibst du über Nacht nicht bei uns?“

      Lydia schüttelt den Kopf. „Ich bin zurzeit nicht in der Stimmung, um auswärts zu schlafen. Ansonsten hätte ich dein Angebot gern angenommen.“

      „Bist du krank?“, fragt Tilly.

      „Können wir dir irgendwie helfen?“, fragt Christine.

      „Nein. Da muss ich alleine durch.“

      „Musst du nicht“, sagt Christine, „das weißt du ganz genau. Setz dich wieder hin und erzähle endlich, was los ist. Sonst habe ich keine Ruhe.“

      „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wenn ich zu Hause bin, habe ich das Gefühl zu ersticken und will eigentlich nur zu euch, und wenn ich hier bin, möchte ich schnell wieder nach Hause.“

      „Vielleicht solltest du mal einen Arzt um Rat fragen“, schlägt Christine vor.

      Lydia winkt ab. „Ich fahre jetzt nach Hause.“

      Tilly ist traurig, weil sie nicht weiß, was sie tun kann, um ihre Patentante aufzumuntern.

      Christine schaut Lydia voller Sorge hinterher, und bleibt an der Haustür stehen, bis sie die Rücklichter des Autos nicht mehr erkennen kann.

      3

      Als Jutta hört, dass Markus endlich nach Hause kommt, atmet sie mehrmals tief durch und hofft, dass sich ihre Aufregung etwas legt. Ihr Herz klopft wie wild bis zum Hals. Sie geht lächelnd auf ihn zu.

      „Hallo, Schatz. Endlich bist du da. Ich muss unbedingt mit dir reden.“ Sie bemerkt, dass er allein im Treppenhaus steht und fragt: „Wo sind deine Eltern?“

      Er umarmt sie und gibt ihr zur Begrüßung einen liebevollen Kuss.

      „Schatz, du hast mir auch sehr gefehlt“, sagt er lächelnd. „Meine Eltern wollten unbedingt zuerst zu Janek. Das wirst du sicher verstehen.“

      „Natürlich. Sie durften ihn ja lange nicht sehen. Nur gut, dass deine zukünftige Exfrau das Kontaktverbot aufgehoben hat.“

      „Ich habe meine Eltern auf dem Reiterhof abgesetzt“, erzählt er weiter, „damit sie erst mal in Ruhe in der Pension ihre Ferienwohnung beziehen können. Sie nehmen sich nachher ein Taxi und bringen die Kinder gleich mit.“

      „Okay“, sagt Jutta. „Es ist mir aber schon etwas peinlich, dass sie in der Pension wohnen wollen und nicht bei uns. Ich komme mir so ungastlich vor.“

      „Diese Lösung ist für alle die beste“, beruhigt Markus sie. „In deiner Wohnung hier ist doch kaum Platz für uns. So hat jeder seinen Freiraum, und wir gehen uns nicht gegenseitig auf die Nerven. Und die Zeit, die wir alle zusammen verbringen, können wir genießen.“

      Jutta erinnert sich, dass sie unbedingt mit Markus sprechen wollte.

      „Vielleicht ist es auch besser, wenn wir vorerst allein sind“, sagt sie und beginnt wieder zu grübeln.

      „Was gibt es?“, fragt Markus erstaunt. „Hat Jenny schon wieder etwas ausgefressen? Oder hat dich dein Noch-Gatte Rüdiger belästigt?“

      „Nein. Die beiden waren es dieses Mal nicht, leider. Es betrifft eigentlich erst einmal nur dich und mich.“

      Markus setzt sich erwartungsvoll auf die Couch. Jutta lässt sich ihm gegenüber in einen Sessel rutschen und knetet ihre Hände, um das Zittern zu verbergen. Sie sucht nach den passenden Worten. Seit Stunden hat sie diese Szene in Gedanken immer wieder durchgespielt und konnte sich nicht entscheiden, welchen der vielen Sätze sie ihm sagen soll.

      Er macht sich langsam Sorgen darüber, was vorgefallen sein könnte.

      „Was ist los? Nun sag es endlich. Egal, was passiert ist, wir werden das Kind schon schaukeln.“ Sie bricht in Tränen aus, worauf Markus erschrickt. „So schlimm ist es?“

      Sie schluchzt und nickt.

      In