Natascha. Nadja Christin

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Название Natascha
Автор произведения Nadja Christin
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738011333



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sie alle gaben Ansgar schon auf, sie dachten alle, dass er tot sei. Ich wollte es ihnen am liebsten entgegen schreien: Wie könnt ihr nur, wie könnt ihr ihn schon aufgeben, er ist doch einer von euch.

      Sie gedenken nur der vielen Toten, die Stimme in meinem Kopf war so leise, das ich sie mir genauso gut nur eingebildet haben konnte.

      Ich blickte schnell auf Ansgar, er lag noch genauso da, wie vorher, wirkte wie tot.

      Ansgar? Fragte ich in Gedanken, Ansgar, sag doch was, irgendwas, bitte sprich mit mir. Ich widerstand der Versuchung ihn an den Schultern zu rütteln.

      Non omnis moriar, da war sie wieder, die Stimme, so leise wie ein Windhauch. Ich werde nicht sterben.

      »Bitte«, flüsterte ich und legte meine Kopf auf seine Brust,

      »du darfst auch nicht sterben.«

      In meinen Gedanken schickte ich ihm: Ich liebe dich, bitte verlass mich nicht, wir gehören doch zusammen, In perpetuum. Mein Geliebter, bitte bleib bei mir.

       Meine süße mellila, wie könnte ich dich je verlassen.

      Du hast es fast getan, selbst in Gedanken klang meine Stimme verzweifelt.

       Ich weiß, das ist inexcusabilis, unentschuldbar, verzeih mir.

      Wie geht es dir? Er sah noch genauso tot aus, wie eben noch.

       Jetzt wieder besser. Du bist da, und wahrscheinlich riechst du wieder so teuflisch gut wie immer. Ich werde nur etwas länger brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Nur etwas Zeit.

      Du hast alle Zeit der Welt, mein Geliebter. Ich werde dir etwas zu trinken besorgen und dann gehen wir nach Hause.

       Ja, nach Hause, …das hört sich gut an.

      Ich stand auf und drehte mich um, die Gefangenen wurden gerade abgeführt, Justin lag bei Conrad auf dem Arm, er würde für seine Heilung auch einige Zeit benötigen. Dann wird er seiner gerechten Strafe zugeführt.

      Ich griff mir den nächstbesten Vampir, der neben mir stand und frage ihn: »Hat hier jemand eine Konserve dabei? Ansgar braucht dringend frisches Blut zu trinken.«

      Der junge Vampir sah mich verständnislos an »Frag Alarich.«, er drehte sich um und ging den Gefangenen hinterher.

      Alarich, dachte ich, ich kann doch nicht so einfach zu dem Obersten des hohen Rates gehen und nach ein bisschen Blut fragen.

      Ich drehte mich zu Ansgar um, er wirkte nach wie vor leblos. Ich suchte nach Alarich. Er stand mit Lea, Eleonore und Falk zusammen, sie unterhielten sich leise. Ich trat an die Gruppe heran und räusperte mich leise. Sie stoppten ihre Unterhaltung und wendeten sich mir zu.

      »Entschuldigt bitte, aber es ist von äußerster Wichtigkeit.«

      »Sprich, mein schönes Kind«, Alarichs Stimme war brüchig wie altes Papier, er lächelte mich an.

      »Ansgar braucht dringend frisches Blut, hat… hat jemand von euch zufällig etwas dabei?« Ich kam mir total dämlich vor, als würde ich um Drogen betteln.

      Alarich lächelte nur noch mehr, seine goldenen Augen glühten kurz auf, dann zog er eine Blutkonservendose aus seinem Umhang und reichte sie mir.

      »Mit den besten Wünschen für ihn, meine kleine Schönheit.«

      »Ich danke Euch«, damit nahm ich die Dose an mich und war schon wieder auf dem Weg zu Ansgar.

      Ich warf mich vor ihm auf die Knie und riss die Dose auf. »Ansgar, bist du wach?«

      Hm-m? Hörte ich in meinem Kopf.

      Ich hab hier etwas, damit bist du schnell wieder auf den Beinen. Ich hob seinen Kopf an und versuchte die Dose an seinem Mund anzusetzen, es lief daneben.

      So geht das nicht, dachte ich frustriert. Ich trank einen Schluck, behielt das Blut in meinem Mund, beugte mich zu Ansgar herunter und drückte mit einer Hand seinen Mund auf. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine und ließ das Blut in seinen Mund laufen. Nochmals nahm ich einen Schluck aus der Dose und küsste ihn.

      Ich sah ihn schlucken. Sehr gut.

      Beim vierten Mal legte er seinen Arm um meinen Nacken und erwiderte den Kuss. In meinem Kopf vernahm ich seine Stimme jetzt lauter, da mi basia mille, … gib mir tausend Küsse.

      »Später, komm erst mal wieder hoch, ich trage dich nicht.«

      Würdest du mich nicht tragen, wenn ich unfähig wäre zu gehen? Das glaube ich dir nicht.

      Er öffnete die Augen, die rote Lava war verschwunden, nur noch der feine Ring und die braune Farbe, die nun ganz langsam im Kreis dahin floss. Kein Feuer leuchtete in der Pupille, sie war mattschwarz, ohne jeglichen Glanz.

      Er blickte mich an. Du hast ihn erledigt. Das war sehr tapfer von dir, einfach hierher zu kommen, sehr tapfer … und überaus dämlich.

      Seine Stimme in meinem Kopf knurrte, wie kannst du dich nur in solch eine Gefahr begeben? Wie kannst du nur so … so dumm sein?

      Ich senkte den Blick, und schickte ihm meine Gedanken: Aber er wollte dich umbringen, dich und Josh. Ich … ich musste kommen, ich wollte wenigstens versuchen euch zu helfen. Ich habe die anderen informiert und dann bin ich los zu dir.

      Ich hob vorsichtig meinen Blick, noch grimmiger als zuvor starrte er mich an.

      Du hättest auch nicht anders gehandelt, schickte ich hinterher.

      Nein, aber hier geht es nicht um mich. Du hättest sterben können, er hätte dich erledigen können.

      Ansgars Augen wurden ein bisschen größer Du hättest tot sein können und ich wäre alleine.

      »Nein, du wärst gestorben, wenn…«

      Das ist das Gleiche, unterbrach er mich unwirsch. Versprich mir, dass du dich nie wieder in solch eine Gefahr begibst, nie wieder, hast du mich verstanden?

      Ja, antwortete ich kleinlaut. Ich versuchte krampfhaft an nichts zu denken, aber das ging einfach nicht. Du wärst jetzt tot, das ist das Gleiche, die Worte schwirrten mir durch den Kopf. Tot sein, dass Gleiche wie alleine sein?

      Für mich schon. Er schloss wieder seine Augen. Ich muss mich dringend ausruhen, gehen wir jetzt nach Hause, bitte.

      Ich half ihm auf, schwer lastete er auf meinen Schultern. Ich schleppte ihn zu seinem Wagen und ließ ihn einsteigen. Dann steuerte ich in Richtung unserer Wohnung.

      Unterwegs überlegte ich, dass ich eigentlich noch etwas Anständiges für Ansgar zu trinken besorgen musste, menschliches Blut.

      Da fuhr ich gerade an ihr vorbei, ich konnte mein Glück kaum fassen, mir wurde eine Beute auf dem Tablett serviert.

      »Ansgar?«, flüsterte ich ihm zu, »schaffst du es, sie durch das Fenster zu ziehen?«

      Er sah auf, ihm waren die Augen wieder zugefallen, ja, ich denke schon.

      Langsam fuhr ich an den Straßenrand heran, ließ die Scheibe an der Beifahrerseite herunter und hoffte inständig, dass Ansgars Anblick sie nicht verschreckte, jedenfalls nicht bevor …wir nahe genug dran waren

      »Entschuldigung, hallo, Entschuldigung, ich glaube ich habe mich verfahren, können Sie mir helfen?« Sie kam näher an den Wagen, näher zum Fenster. In einer schnellen Bewegung hatte Ansgar sie gepackt und in das Auto gezerrt.

      Unterwegs luden wir ihren toten Körper an der Mülldeponie ab, wie immer.

      Ansgar ging es nach seiner Mahlzeit bedeutend besser, er war noch nicht vollständig hergestellt, aber ich konnte wieder sein Blut durch seinen Körper rauschen hören.

      Ich parkte den Bentley und wir gingen in unsere Wohnung.

      Ansgar ließ sich schwer auf das Sofa fallen und schloss