Название | Blutige Fäden |
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Автор произведения | Fabian Holting |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738039313 |
Detektei Sven Terhagen
Private Ermittlungen für Wirtschaftskriminalität,
Privat- und Zivilangelegenheiten
www.detektei-terhagen.de
Es folgten die Anschrift sowie die Fax- und Telefonnummer. Ich war mit dem Eintrag immer noch zufrieden und nahm mir vor, meine Website weiter mit Inhalt zu füllen. Zuvor kontrollierte ich noch einmal das E-Mail-Postfach, welches bis auf die Begrüßungsnachricht des Diensteanbieters leer war. Mit einer ersten Kundenanfrage hatte ich nicht ernsthaft gerechnet. Die Konkurrenz in Hamburg war groß und so hatte ich mich auf eine Durststrecke eingestellt.
2
Als ich gerade dabei war, meine Berufserfahrung als Detektiv zu beschreiben, schrillte die Türglocke. Ein fürchterlicher Ton, den ich mir allerdings nicht ausgesucht hatte, weil die elektronische Glocke zur Mietsache gehörte. Verwundert blickte ich von meinem Ultrabook auf. Meine Mutter konnte es nicht sein, sie war mit meinem Vater zu meiner jüngeren Schwester gefahren. An Kundschaft glaubte ich ebenso wenig, wie an den Heizungsableser. Vermutlich ein Vertreter, dachte ich und erhob mich von meinem Schreibtischstuhl TORKEL. Ich ging zur Tür und betätigte die Gegensprechanlage. »Ja bitte.« Keine Antwort. Dann klopfte es an der Tür. Das hätte ich mir denken können, schließlich war die Haustür unten noch nie verschlossen gewesen, auch nachts nicht. Mein Besuch, wer es auch immer sein mochte, war die drei Stockwerke hinaufgefahren und hatte direkt an der Bürotür geklingelt. Ich öffnete umgehend. Vor mir stand eine Frau mit gepflegtem Äußeren und nicht unattraktiv, obwohl sie ihre besten Jahre wohl hinter sich hatte. Über ihrer Schulter hing am langen Riemen eine hübsch gemusterte Tasche. Sie war sehr modisch gekleidet, soweit ich das beurteilen konnte. Ihr durchaus noch hübsches Gesicht war dezent geschminkt. Das Make-up kaschierte manche Unebenheiten darin, die das Leben dort in all den Jahren hinterlassen hatte. Sie sah mich einen kurzen Augenblick mit sorgenvoller Miene an. Dann streckte sie mir die Hand entgegen und rang sich ein Lächeln ab. Sie stellte sich mit Marion Kessler vor. »Terhagen«, erwiderte ich ernst. Ihr Händedruck war fester als ich erwartet hatte. Noch immer hielt ich es für ausgeschlossen, dass ich eine Kundin vor mir hatte. Ich dachte eher an eine andere Mieterin des Hauses, die neugierig darauf war, einen Privatdetektiv kennenzulernen. Solche Leute kannte man sonst nur aus dem Fernsehen oder dem Kino und nicht jeder glaubte wirklich an ihre Existenz. Sie bemerkte meinen überraschten Gesichtsausdruck und ihre Stirn legte sich in Falten. Etwas irritiert sah sie mich an. Ich reagierte umgehend. »Aber bitte kommen Sie doch herein.« Ich trat einen Schritt zur Seite und ließ sie durchgehen. Sie sah sich um und schien über mein übersichtliches Büro überrascht zu sein. Vermutlich hatte sie eine Detektei mit mehreren Mitarbeitern und Vorzimmerdame erwartet. Um ihrer Verwunderung ein Ende zu setzen, ergriff ich das Wort:
»Bitte nehmen Sie doch Platz.« Ich zeigte auf den Besucherstuhl SÄRNA, von dem ich gleich zwei vor meinem Schreibtisch stehen hatte. Einen kleinen Konferenztisch und vier weitere Besucherstühle wollte ich erst anschaffen, wenn die ersten Aufträge etwas Geld ins Unternehmen gespült hatten. »Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«
»Sehr gerne«, antwortete sie und betrachtete kurz meine Narbe über dem Auge, die sofort zu pochen anfing. Während Frau Kessler es sich im Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch bequem machte, ging ich rasch nach nebenan, wo sich eine kleine Küche befand. Ich hatte tatsächlich vor einer halben Stunde eine Kanne Kaffee aufgesetzt, den ich nur noch in die Thermoskanne gießen musste. Selbstverständlich war ich auf alles vorbereitet, denn das erste Gespräch mit einem möglichen Kunden war sehr wichtig, zumindest hatte dies mein ehemaliger Chef immer behauptet. Ich hatte mir also ein vernünftiges Kaffeeservice für sechs Personen mit den entsprechenden Accessoires zugelegt. Stumm, aber mit einem sanften Lächeln sah sie mir dabei zu, wie ich die Unterteller, die Tassen, den Zucker und das Milchkännchen auf den Schreibtisch stellte. Ihr Blick folgte mir, als ich noch einmal in die kleine Küche lief und mit der Thermoskanne und zwei Teelöffeln zurückkehrte. Vielleicht war sie doch meine erste Kundin, überlegte ich. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Sie musterte wieder mein bescheidenes Büro und ich hatte die Befürchtung, ihr würden Zweifel kommen, ob sie die richtige Detektei für ihr Anliegen ausgewählt hatte. Ich schenkte ein und begann vom schlechten Wetter zu reden. »Sind Sie gar nicht nass geworden?«
»Nein, ich hatte das Glück, direkt vor dem Eingang parken zu können.«
Ich setzte mich ihr gegenüber. Sie goss sich etwas Milch ein, nahm zwei Löffel Zucker und rührte um. Ich trank den Kaffee immer schwarz. Erst jetzt bemerkte ich die Schatten unter ihren Augen und mir fiel auf, wie müde ihr Gesicht trotz des Make-ups aussah. Sie schien einige schlaflose Nächte hinter sich zu haben.
»Was führt Sie zu mir?«, fragte ich und mittlerweile war ich mir ganz sicher, meine erste Klientin vor mir zu haben. Bevor sie antwortete, prüfte sie den Sitz ihrer brünett gefärbten Haare, als hätte sie eine Mütze getragen, was aber nicht der Fall war. Sie war anscheinend genauso nervös, wie ich selbst.
»Mein Sohn ist verschwunden.« Sie kämpfte gegen einen Gefühlsausbruch an und nippte rasch an dem noch heißen Kaffee. Ich hatte mir als ersten Fall etwas Leichteres gewünscht, als eine Vermisstensuche und hoffte, dass sie mir diesen Gedanken nicht ansah. Viel lieber hätte ich eine Vertragsverletzung im Krankenstand oder einen einfachen Versicherungsbetrug bearbeitet, aber das Leben war nun einmal kein Wunschkonzert. »Wie alt ist Ihr Sohn?«
Sie zögerte einen kurzen Moment und ich befürchtete, sie könnte antworten, etwa in Ihrem Alter.
»Er ist am 1. April dreiundzwanzig Jahre alt geworden.«
»Wie lange vermissen Sie ihn schon?«
»Ich habe seit drei Wochen nichts mehr von ihm gehört.«
Ich überlegte kurz. »Ihr Sohn ist erwachsen, das muss nicht unbedingt etwas bedeuten.«
»Das Gleiche hat mir die Hamburger Polizei auch erzählt«, entgegnete sie mit einem resignierten Lächeln.
»Dann sind Sie davon überzeugt, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte.«
»Ja, weil es nicht seine Art ist, so lange nichts von sich hören zu lassen.«
»Ist er Ihr einziges Kind?«
»Ja.«
»Und sein Vater?«
»Ich