Zwerge der Meere. Michael Schenk

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Название Zwerge der Meere
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742749567



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erreicht, begleitet von einer Gruppe Jungen. Henafraw würde wissen, was zu tun war und sie würde sich beeilen.

      Von Losterman und seinem Sohn war Nichts zu sehen, aber das war auch kein Wunder. Was in Benderskart vor sich ging war unübersichtlich. Soweit Fennegman sehen konnte, bewegten sich nur noch die Bestien in den Straßen. Lediglich auf dem Marktplatz schien es noch schwachen Widerstand um Schloochman und den Ältesten zu geben. Leblose Menschen lagen in den Straßen und viele von ihnen waren grausam verstümmelt. Der Tod machte keinen Unterschied in Geschlecht und Alter.

      Zwei Frauen und zwei Kinder rannten auf Fennegman zu, herbeigerufen durch Maltemans Geschrei. Fennegman winkte. „Zum Strand! Hinunter zu den Booten!“

      Er glaubte nicht, dass sie ihn überhaupt hörten. Die weit aufgerissenen Augen schienen fern jeden Verstehens. Eine der Frauen presste einen Säugling an ihre Brust, stolperte und fing sich gerade noch. Fennegman seufzte schwer und sah erneut nach Benderskart hinüber.

      Er glaubte für einen Augenblick, Losterman erkennen zu können, war sich aber nicht sicher. Fennegman ballte die Hände hilflos zu Fäusten. Hätte er eine wirkliche Waffe besessen, so hätte er kaum gezögert, sich in den Kampf zu stürzen. Vielleicht war es daher gut, dass er keine besaß. Er wäre, wie die anderen, einen sinnlosen Tod gestorben.

      Am Ortsrand von Benderskart tauchte nun tatsächlich Losterman auf und Fennegman winkte ihm hastig zu. Der Fischer zerrte seine Frau und seine Töchter mit sich, von seinem Sohn war nichts zu sehen. Eines der Mädchen knickte ein und ihr Vater zog es rücksichtslos mit sich, ihre Beine schleiften strampelnd über den Sand. Fennegman begriff, welches Grauen die Familie erlebt haben musste und es war noch nicht vorbei.

      Hinter den Fliehenden erschien der chitingepanzerte Leib eines Angreifers und er zögerte nicht, die Verfolgung aufzunehmen.

      „Beeilt euch!“, schrie Fennegman und eilte der Familie entgegen. Er hatte keine Vorstellung, was er gegen die Bestie unternehmen könnte, aber er konnte auch nicht tatenlos zusehen, wie sich der Tod Losterman und den Seinen näherte.

      Diese Kreaturen bewegten sich unglaublich schnell. Dabei schienen sich ihre Leiber zwischen die sechs Gliedmaßen zu ducken und die Unterseiten der drei Körpersegmente berührten fast den Boden. Fennegman fiel auf, wie ruhig der Körper wirkte, während sich die Gliedmaßen hektisch bewegten. Die Kieferzangen waren leicht geöffnet und die Facettenaugen des Wesens wirkten matt und ohne Leben.

      Losterman befand sich zwischen Fennegman und dem Verfolger und der würde die Familie lange vor dem kleinen Mann erreichen. Fennegman beeilte sich, spürte schmerzhafte Stiche in der Seite und überlegte fieberhaft, welche Waffe ihm verfügbar war. Er hatte nur das Fischmesser, welches in seinem Gürtel steckte. Eine kümmerliche Waffe gegen die mächtigen Kieferzangen. Er tastete an die Scheide und berührte dabei auch den Gürtel. Der Gürtel…

      Immerhin, der Gürtel bestand aus breitem und dickem Leder und er hatte eine schwere Metallschließe. Wenn man mit Wucht zuschlug, konnte diese Schnalle üble Verletzungen hervorrufen, vielleicht sogar bei dieser Kreatur. Jedenfalls würde sie Fennegmans Reichweite vergrößern. Während des Laufes löste er die Schnalle, nahm das Fischmesser in die eine und den kräftigen Lederriemen in die andere Hand.

      Das Wesen hatte die Lostermans fast eingeholt und machte im vollen Lauf einen Satz nach vorne. Die Frau war ein Stück hinter ihrem Mann, die Bestie sprang auf ihren Rücken und die Zangen schlossen sich. Losterman schien das nicht bemerkt zu haben, aber das kleine Mädchen, das er mit sich zerrte, sah die Bestie und schrie gellend. Ihre Schwester, durch die Hand der toten Mutter festgehalten, hatte keine Chance. Schon setzte der Angreifer zum nächsten Sprung an. In diesem Moment wandte sich der fliehende Fischer um und sah das springende Rieseninsekt.

      Er hob abwehrend einen Arm und Fennegman schrie wütend auf, als er den Freund zu Boden stürzen sah, unter dem Leib des Angreifers begraben. Aber Losterman lebte noch, strampelte mit den Beinen und versuchte, den Kopf des Insekts von sich fort zu drücken. Wieder schlossen sich die Kiefer und der abwehrend erhobene Arm fiel abgetrennt zu Boden.

      „Verfluchte Bestie!“ Fennegman war heran und instinktiv schlug er mit der schweren Metallschnalle nach dem schwarzen Facettenauge. Die Kreatur stieß ein Pfeifen aus, sprang instinktiv von Losterman fort, der sich schreiend aufrichtete und taumelnd auf die Füße kam.

      Der schwer verletzte Fischer ließ seine kleine Tochter los, umklammerte den Armstumpf und torkelte weiter zum Strand, angetrieben vom Instinkt. Das Mädchen stand da, schrie in wahnsinnigem Schreck und war zu keiner Bewegung fähig.

      Fennegman versuchte abermals, das Auge des Wesens zu treffen, doch es wich aus, die Zangen packten das Kind und töteten es. In ohnmächtigem Zorn schleuderte der kleine Mann sein Messer und es drang in das verletzte Auge. Es drang bis über den Griff ein, doch die Kreatur schien es nicht sonderlich zu behindern. Zwischen ihre Gliedmaßen geduckt, schien sie Fennegman zu belauern und ihre blutigen Zangen schlossen und öffneten sich langsam.

      Dann sprang die Kreatur.

      Fennegman ließ sich auf den Rücken fallen und schlug mit dem Gürtel zu.

      Irgendwo verhakte sich die Schnalle zwischen den gespreizten Zangen, als die Kreatur über den Fischer hinweg flog. Fennegman hielt sich krampfhaft an seiner kümmerlichen Waffe fest und spürte, wie er von einer unwiderstehlichen Gewalt mitgezogen wurde, als das Wesen über ihn hinweg setzte.

      Fennegman war klein, aber er war außerordentlich kompakt und schwer. Er wirkte wie ein Anker, und die Kreatur wurde im Sprung herumgerissen. Fennegman glaubte, sein Arm werde aus der Schulter getrennt, spürte harten Chitin an seinem Leib, als der Angreifer einen regelrechten Überschlag machte und krachend auf dem Rücken landete. Pfeifend blieb das Wesen liegen und strampelte schwach mit seinen Gliedmaßen.

      Der kleine Mann spürte den zuckenden Unterleib des Wesens an seinem eigenen Körper, riss den Gürtel instinktiv frei und nutzte die Gunst des Augenblicks. So schnell ihn seine Beine trugen, hastete er zum Strand hinunter.

      Links von sich sah er eine Gruppe Menschen, die aus der Richtung seines Hauses kamen und gerade die Boote erreichten. Er sah Henafraw und wusste, sie würde in Sicherheit gelangen.

      Sein Boot war das einzige, was schon tief genug im seichten Wasser lag, um schnell abgestoßen zu werden. Die anderen lagen noch halb auf dem Strand und die Fischer und ihre Söhne, wenigstens jene, die dort zu sehen waren, halfen einem halben Dutzend Dorfbewohnern, die es irgendwie zum Strand hinunter geschafft hatten.

      Fennegman erreichte Losterman, der durch den Blutverlust geschwächt war und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. So gut es ging, stützte er den Freund.

      Torbjong eilte seinem Vater entgegen und gemeinsam gelang es ihnen, den Schwerverletzten ins Boot zu heben.

      „Sie kommen!“

      Köpfe ruckten herum, Augen weiteten sich erschrocken, als dunkle Schatten auf dem Kamm der Düne erschienen.

      „Stoßt ab, wir müssen ins tiefe Wasser“, keuchte Fennegman und griff nach einem der Paddel.

      Torbjong griff sich das andere und Henafraw knotete notdürftig einen Tuchstreifen um Lostermans Armstumpf, damit er nicht verblutete. Auch Wandeman war im Boot und griff nach der Ruderpinne. Sie ruderten verzweifelt und das Boot begann sich langsam, aber stetig, ins tiefere Wasser zu bewegen.

      An den anderen Booten schrien Menschen. Während die Einen entsetzt auf die Kreaturen starrten, die nun über die Düne strömten, schoben die Anderen die Fischerboote vom Sand ins Wasser.

      Die Kreaturen kamen ihnen zuvor.

      Hilflos mussten Fennegman und die anderen zusehen, was am Strand geschah.

      Sie waren in Sicherheit, sie wussten es, denn die Kreaturen schienen davor zurückzuschrecken, ins Wasser zu springen. Hätten sich die anderen Boote nur wenige Meter weiter im Wasser befunden, ihre Insassen wären wohl gerettet gewesen.

      „Lasst uns rudern“, murmelte Fennegman.

      Henafraw und Wandeman schluchzten leise. Torbjong starrte benommen zum Ufer zurück und Losterman