Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein

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Название Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe
Автор произведения T.D. Amrein
Жанр Языкознание
Серия Krügers Fälle
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738044652



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      Er könnte heute Abend noch einen Blick auf die Firma von Dornbach werfen, fiel ihm ein. Solange es noch hell war.

      In den Unterlagen, die Anders und Schelp zusammengetragen hatten, war auch die Adresse von Dornbachs Lager enthalten. Merz ließ sich in der Nähe von einem Taxi absetzen. Nur einmal vorbeispazieren, um sich das Gelände anzusehen.

      Wie er gehofft hatte, handelte es sich um ein freistehendes Gebäude, nur mit einem einfachen Maschendrahtzaun umgeben. Über das Tor zu klettern würde keine Probleme bereiten. Merz rüttelte ein wenig daran, um festzustellen, ob er damit einen Alarm auslöste.

      Nichts geschah. Er schlenderte noch ein Stück weiter, und dann wieder zurück. Alles blieb ruhig. Auch kein stiller Alarm. Rundum zufrieden suchte er sich eine Telefonzelle, um ein Taxi zu rufen, das ihn zu seinem Hotel brachte.

      Am nächsten Abend erschien er pünktlich um die gleiche Zeit im Club. Der junge Mann von gestern scheuchte die Damen von ihm weg. „Der Herr kommt gleich, einen Moment bitte!“

      Kaum hatte er sich verzogen, setzte sich ein gutangezogener Herr zu ihm. Nur die schwere Goldkette am Handgelenk wollte nicht so recht passen. „Sie möchten etwas kaufen, habe ich gehört?“

      „Ja“, antwortete Merz. „Ein Kilogramm reines Kokain.“

      „Gut“, lautete die Antwort. „Aber eine Bedingung stelle ich. Die Ware kommt nicht in Frankfurt auf den Markt.“

      „Ganz bestimmt nicht“, wehrte Merz ab.

      „Gut. Kommen Sie in zwei Tagen wieder. Dieser Junge“, er zeigte auf den jungen Mann, „wird Ihnen einen Zettel mit der Adresse geben, wo wir das Geschäft abwickeln werden. Kommen Sie allein und bringen Sie hunderttausend Mark mit. Haben Sie gebrauchte Scheine?“

      Merz schüttelte den Kopf. „Ich muss das Geld von der Bank holen, da kann ich nichts machen.“

      „Na gut, dann bringen Sie, was Sie haben. Wir werden schon einen Weg finden. Alles klar?“

      Merz nickte. „Früher geht’s nicht?“, fragte er.

      „Keine Chance“, antwortete der Mann. „Ein Kilo reine Ware hab ich auch nicht im Schrank.“

      Der Mann schnippte mit den Fingern. „Etwas zu trinken bekommen Sie heute auf Kosten des Hauses.“

      Er verbeugte sich rückwärtsgehend und verschwand. Ein Kellner eilte heran und fragte nach seinen Wünschen. Merz bestellte sich einen Kognak.

      „Wünscht der Herr Gesellschaft?“

      Merz hob abwehrend die Hand, „nein danke, ich bleibe nicht lange.“

      Wieder in seinem Zimmer überlegte Merz, ob er sich nicht doch in Gefahr brachte. Diese Leute wussten, dass er hunderttausend Mark bei sich trug. Wird schon schief gehen, sprach er sich selbst Mut zu.

      Sie haben auch ein gewisses Risiko, überlegte er weiter. Sie müssen damit rechnen, dass ich ein Spitzel sein könnte, in diesem Geschäft ist das einfach so. Es ist zwar viel Geld, aber dafür ihr Verteilnetz zu riskieren, wäre auch dumm. Ich brauche es einfach, dachte er. Etwas muss ich dafür aufs Spiel setzen.

      Über das Geld machte er sich kaum Gedanken. Wenn ich das Ziel erreichen kann, ist es für mich gut angelegt, war seine Devise.

      Er ging bereits am nächsten Tag auf die Bank. Zum Glück unterhielt seine Hausbank auch eine Filiale in Frankfurt. Er und Cècile hatten getrennte Konten, so dass sie nicht sehen konnte, dass er auf einmal, hunderttausend Mark abhob.

      Der Kassierer machte zwar etwas große Augen, aber er zahlte ihm das Geld ohne Umstände aus.

      Merz besorgte sich noch ein Paar Handschuhe, eine Rolle breites Tesaband, eine Zange und ein Taschenmesser. Damit schien er gerüstet für seinen ersten Einbruch.

      Die übrige Zeit musste er mit Warten verbringen, was ihm immer schwerer fiel.

      Endlich war der Abend gekommen. Merz betrat erneut den Nachtclub, um sich die Adresse abzuholen.

      Er war wieder mit einem Taxi gekommen und fragte sich, wie er die Stelle finden sollte. Der junge Mann gab ihm den Zettel und erklärte: „Gehen Sie einfach zu Fuß. Die dritte Straße rechts, dann die Nummer vierzehn. Es ist eine kleine Bar. Drinnen fragen Sie nach Harry. Dann wird man Sie ins Hinterzimmer bringen, wo Sie bereits erwartet werden. Sie sind allein?“

      Merz nickte.

      „Dann machen Sie sich jetzt bitte auf den Weg!“

      Merz ging, wie gewünscht, in die dritte Straße. Ohne Schwierigkeiten fand er die Bar und fragte nach diesem Harry. Jemand zupfte ihn am Ärmel, und begleitete ihn ins Hinterzimmer, wie besprochen. Ein dunkler Raum, nur das Licht über einem Billardtisch brannte.

      Der gutangezogene Herr nickte zur Begrüßung mit dem Kopf und legte einen kleinen Koffer auf den Tisch ohne die Hand davon zu lassen.

      Merz tat das Gleiche mit seiner Mappe. Der Koffer wurde von dem Herrn geöffnet. Zum Vorschein kamen zwei durchsichtige Plastiktüten mit schneeweißem Inhalt.

      Merz wusste für einen Moment nicht, was er jetzt tun sollte. Bis der Gutangezogene ihn bat, seine Ware auch zu zeigen.

      Merz schüttete das Geld einfach auf den Tisch. Einhundert Stück Tausendmarkscheine.

      Er bekam ein winziges Messer gereicht. Wie er das schon im Film gesehen hatte, stach er ein kleines Loch in eine der Tüten und probierte den Inhalt vom Zeigefinger. Natürlich hatte Merz keine Ahnung, wie Kokain schmeckt. Aber dass es sich nicht um Zucker handelte, konnte er immerhin feststellen.

      Der Gutangezogene sah ihn fragend an. „Beste Ware, nicht wahr?“

      Merz nickte zustimmend, obwohl er keinen Schimmer hatte, was er da kaufte. Er bekam einen Klebestreifen gereicht. Einem Moment zögerte er, bis er begriff, dass er damit das Loch in der Tüte wieder zuzukleben sollte.

      „Machen Sie das sonst nicht selbst?“, fragte sein Gegenüber.

      „Doch, doch“, beeilte sich Merz, zu sagen. „Ich will nur nichts falsch machen, weil ich keine Handschuhe trage“.

      „Kein Problem“, antwortete der Herr, der inzwischen das Geld durchblätterte. „Wenn Sie neue Ware brauchen, Sie wissen, wo Sie mich finden können. Bis zehn Kilo kann ich liefern. Nehmen Sie den Koffer ruhig mit, ich zeige Ihnen den Ausgang.“

      Er brachte Merz zu einer Türe, die direkt nach draußen in einen Hof führte. Wieder deutete der Herr zum Abschied nur eine Verbeugung an. Merz passte sich an, und nickte auch nur mit dem Kopf.

      Jetzt stand er draußen, mit dem Koffer in der Hand, und plötzlich wurde ihm etwas mulmig. Bloß schnell weg, dachte er. Aber alles blieb ruhig. Ohne Schwierigkeiten erreichte er eine Telefonzelle, bestellte ein Taxi, das ihn ganz normal ins Hotel brachte.

      Zur Sicherheit ließ er den Fahrer etwas früher halten und ging ein paar Meter zu Fuß. Erst nachdem er sicher war, dass ihn niemand verfolgte, betrat er das Hotel und schlich auf sein Zimmer. Als Erstes musste er tief durchatmen, aber er war sehr stolz auf sich.

      Er hatte das viel besser bewältigt, als befürchtet.

      „Ich mache Fortschritte. Schon bald kann ich etwas tatsächlich Gefährliches machen“, sagte er mehr im Spaß zu sich selbst. Er genehmigte sich noch einen Schnaps aus der Zimmerbar, was sonst nicht seiner Art entsprach. Aber diesen hatte er sich redlich verdient.

      ***

      Bereits am nächsten Abend fuhr er mit seinem eigenen Wagen in die Nähe des Lagers, in das er einbrechen wollte.

      Er hatte die Tüten sorgfältig gereinigt und nicht mehr ohne Handschuhe angefasst.

      Der Koffer blieb vorerst auf seinem Zimmer, er wollte ihn später loswerden.

      Das Kokain trug er in einem unauffälligen Beutel mit sich. Sein Werkzeug hatte er in der Jacke verstaut, als er sich langsam dem Gebäude näherte.

      Zuerst