Keine Sau liest meinen Blog. Katharina Rohlfing

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Название Keine Sau liest meinen Blog
Автор произведения Katharina Rohlfing
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847617426



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zu, was er da trieb. Auf meine Frage hin, warum er auf den armen Spiegel einträte, zeigte er auf ein Schild und sagte äußerst selbstsicher: "Was denn? Da steht es doch: „Tritt vor den Spiegel, und Du wirst ein Wunder erleben." Als er die letzten Worte vorlas, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. So unauffällig wie möglich versuchte er sich von der Menschentraube und seiner hemmungslos wiehernden Frau wegzuschleichen. Zum Glück ist ihm das in Ruhpolding passiert, wo ihn niemand kennt. Wie wahrscheinlich ist es schon, dass diese Geschichte bis nach Bergisch Gladbach dringt?

      Held ohne Strumpfhose

      Vor einiger Zeit stand mein sehr bewegungsaffiner Jüngster vor mir und fragte, ob er noch eine Zeit lang auf das Trampolin dürfe. Das war zu einer Zeit - irgendwann Ende Oktober -, in der wir versuchten, ihn trocken zu bekommen und er jedes Mal, wenn er einen Tag lang die "Windel trocken" hatte, er über den grünen Klee gelobt wurde. Da es schon nach dem Abendessen war, sagte ich zu ihm: "Du bist doch schon im Schlafanzug. Da kannst Du nicht mehr auf's Trampolin." Er sah mich sehr verständig an und nickte ernst. Kurze Zeit später kam ich in die Küche und fand vor der offenen Gartentür einen klitzekleinen Schlafanzug. Ich ging raus in den Garten und sah den Filius fröhlich hüpfend, splitterfasernackt auf dem ziemlich nassen Springding. Davor lag die Windel. Ich holte Luft und dem - meiner Meinung nach ungehorsamen - Nackedei die Leviten zu lesen, als mir aufging, dass er nur das gemacht hatte, was ich ihm gesagt hatte: Er hat den Schlafanzug ausgezogen, weil er ja nach meiner Aussage im Schlafanzug nicht mehr raus durfte. Dann hat er gemerkt, dass das Trampolin vom Regen noch feucht war. Also hat er die Windel ausgezogen, damit diese auch ja trocken bliebe. Was soll ich sagen, wären meine Kinder immer so folgsam, hätte ich sicher weniger Arbeit und Ärger. Oder nicht?

      Obwohl früher alles besser war,...

      Ja, wie ist denn das mit unserer Akzeptanz dem "Anderssein" gegenüber. Wir sind natürlich alle sehr aufgeschlossen, modern und so. Und auch in der reiferen Generation ist angekommen, dass in Deutschland gleichgeschlechtliche Ehen nun irgendwie vom Gesetzgeber legalisiert worden sind. Und der muss ja schließlich wissen, was normal ist. In meiner Studienzeit habe ich mit einem mir sehr lieben Freund in einer WG zusammen gewohnt. Er entdeckte nun vor einiger Zeit für sich, dass Männer auch eine ganz großartige Erfindung der Natur sind. Wo ich ihm nur zustimmen kann (viele Grüße nach Berlin!). So kam es nun zu Weihnachten von einem nahen Bekannten der Ü60-Generation zu folgender Frage an mich: "Aber damals, als B.... noch normal war, warum ist denn da nichts aus Euch geworden?" Das lassen wir jetzt erst mal sacken. Tja, lieber B..., wenn Du das liest: Sag uns doch mal, wann Du in die "Anormalität" abgerutscht bist? Erst, als ich erklärte, dass es wohl keinen bodenständigeren, normaleren und manchmal sogar spießigeren Menschen auf dieser Welt gibt, kam ein Stück der Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass man sich noch so modern geben kann, die Empfindung für das, was normal ist, aber sehr lange braucht, um sich zu ändern. Ein anderer Kommentar zu einer ganz anderen Gelegenheit aus einer ganz anderen Ecke aber aus der selben Altersgruppe war: "Guck mal, der da drüben ist schwul. Der ist aber trotzdem ganz nett." Da fragt man sich doch: "Sondern?" Und obwohl sie lange Zeit was anderes geglaubt, gelebt und beigebracht bekommen haben; was diese beiden wirklich tun, ist: sich ganz, ganz viel Mühe zu geben, die sich ändernden Wertvorstellungen zu akzeptieren. Ich hoffe, dass ich das auch tun werde, wenn vielleicht irgendwann mal normal ist, was heute undenkbar scheint. Man stelle sich vor, in 40 Jahren wäre es normal, wenn ... oh, Gott... nee, damit käme ich sicher nicht klar.

      Meine Agentur

      Jetzt sind sie mir doch zuvorgekommen. Seit Jahren hab ich diese Idee. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, wollte ich eine Agentur eröffnen. Eine Agentur, die rummelmüden, paparazzi-gejagten Berühmt- und Reichheiten den Rückzug aus dem öffentlichen ermöglicht. Ohne Aufsehen, ohne Rückkehr. Eine Anzeige meiner Agentur könnte folgendermaßen aussehen: Sie haben den ewigen Trubel satt? Sie möchten mal eine Woche kein Interview geben? Sie haben so viel Geld und können es doch nicht ausgeben, da Sie nicht mehr vor die Tür gehen können? Wir ermöglichen Ihnen den Ausstieg. Wir fingieren Ihr Ableben. Möchten Sie bei einem Autounfall umkommen? Und dabei auch noch eine riesige Werbewirkung auf Ihren letzten Film oder Ihre letzte Platte erreichen? Prima! Dann sind Sie bei uns gut aufgehoben. Nach Ihrem Ableben fliegen wir Sie direkt auf eine für Sie gekaufte Privatinsel in der Karibik. Luxus pur! Einsamkeit! Ruhe! Und wer würde sich gemeldet haben? Paul Walker. Ohne Frage. Ein grandioser Schachzug. Für ihn hätte ich auch den Autounfall gewählt. Lady Di sitzt ja nun auch mit Dodi in irgend einem Südseeparadies. Die Queen hat Ruhe, keine Skandale mehr und endlich die große Liebe. Falko hat ja alles übertroffen. Da hat er in seinem letzten Hit vor seinem Tod ja schon angekündigt, dass er erst sterben muss, um zu leben! Die Tantiemen laufen natürlich weiter in die Kassen der Abgelebten. Hätte ich früher meine Idee in die Tat umgesetzt, hätte ich vielleicht auch noch Amy Winehouse als Kundin begrüßen dürfen. Aber nun sind sie ja schon alle versorgt. Elvis und James Dean sausen mit dem Porsche durch die Gegend, Marilyn und Romy proben gemeinsam für ein Theaterstück, dass sie dann Jacko, Jimmy und Curt vorspielen.

       Z.

       Ist Schumi auch bei Dir in der Kundenkartei?

       Tinkd

       Boh, wie bist Du denn drauf? Nicht lustig!

       Z.

       Ist der Flug MH370 auch Dein Werk? Bist Du jetzt ins Massengeschäft eingestiegen? Ich finde, dass das ehrlich gesagt an Stil nachgelassen hat.

      Die „Mantel-Frage“

      Da war ich doch vor einiger Zeit mit einem Kunden essen. Und plötzlich war es wieder soweit. Wir standen vor der Tür des Restaurants und das Getanze ging los. Er geht vor, wartet, lässt mich vorbei, hält die Tür auf, geht einen Schritt zurück, mit dem Erfolg, dass ich mir beinahe den Kopf an der Tür einschlage… Kann ich mich drauf verlassen, dass er die Grundregeln des guten Benimms kennt? Wird er vor mir durch die Restauranttür gehen? Oder ist er ein "Halbwisser", der immer nach dem Allgemeinplatz "Ladies first" agiert? Kann er sich darauf verlassen, dass ich die Regeln kenne und auch „mitspiele“? Vielleicht bin ich ja eine von den Frauen, die selber bezahlen, selber fahren, selber denken, selber die Tür aufhalten! Ja, zugegeben, so eine Frau bin ich. Ich kann das alles alleine. Wie die meisten von uns. Ich kann Auto fahren, das Portemonnaie öffnen, verdiene mein eigenes Geld und bin meist ziemlich klar im Kopf. Aber wie schön ist es doch, wenn man ab und an auf einen Mann trifft, der höflich und gut erzogen ist! Wenn man sich einen Abend nicht darum kümmern muss, dass der Kellner an den Tisch kommt, sich keine Gedanken darum machen muss, wer nach Hause fährt und wer ein Gläschen Wein trinken darf oder wie man ein Taxi bekommt. Und dann wird man von seinem charmanten Begleiter behutsam in den Mantel gehüllt und respektvoll in den Wagen durch die bereits von ihm geöffnete Tür bugsiert. Also, Jungs, traut Euch ruhig mal, ein Bisschen Alte Schule an den Tag zu legen. Die Mädels, die das nicht wollen, müssen dann eben ein Bisschen schneller zum Taxi laufen, um vor Euch an der Tür zu sein, etwas schneller das Portemonnaie ziehen, etwas schneller den Mantel greifen. Selber Schuld.

      Mein Mann der Tarnkoch

      Als meine Kinder anfingen, feste Nahrung zu sich zu nehmen, waren sie jedes Mal froh, wenn mein Mann sie bekochte. Aussagen wie: "Papa kann viel besser kochen als Du", oder "Wann kocht Papa denn endlich wieder?", sobald ich das Essen auf den Tisch stellte, waren an der Tagesordnung. Mein Mann war ohne Frage der beste Koch von allen! Dieses Wissen hatte sich über die Jahre fest in das Gehirn meiner Kinder eingebrannt, selbst über eine längere Zeit hinweg, in der mein Mann keine Zeit fand, die Kinder zu bekochen. Dann, im Urlaub in Italien, kam der Moment der Wahrheit. Mein Mann hatte nun endlich mal Zeit, für die hungrigen Kinder zu kochen. Die Freude der Kinder war schier unermesslich. Als er das Essen auf den Tisch stellte, stutzte mein Großer, guckte erst nachdenklich, dann erschüttert und dann machte sich die blanke