Название | Muttidoof |
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Автор произведения | Bianca Wörter |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847679325 |
„Naja, dann bringen sie Mutterpass beim nächsten Termin mit. Und wann ist der Entbindungstermin?“
AAAARRRGL!
„Weiß ich noch nicht. Ich weiß es selbst erst seit Samstag.“
„Na, das müssen sie im Mutterpass nachlesen!“
WIMMER!
Soll ich dann beim nächsten Termin auch schon den Eintrittstermin in den Kindergarten, Schule, Klavierstunden, Abiturtermin und Beginn des Studiums parat halten?
Weiterhin erfahre ich, dass eine Vermittlung „in meinem Zustand“ ziemlich schwierig wird und eher ungewiss ist.
Ähm, WIE war das noch mal mit der Gleichstellung? Also schwangere Frauen sind „wegen ihres Zustands“ schwer vermittelbar. Aha. Nun, der „Zustand“ dauert ja nicht ewig...
Des Weiteren erfahre ich, dass die ganzen Gehaltszettel, die ich Monat für Monat aufbewahre, für die Bundesagentur für Arbeit wertlos sind. Ich muss nun bei meinen ehemaligen Arbeitgebern der letzten vierundzwanzig Monate eine Arbeitsbescheinigung beantragen – sonst gibt es kein Arbeitslosengeld. Aha!? Also nur auf dem vom Bund vorgefertigten Formular sind die Daten etwas wert, obwohl sie genau dasselbe aussagen. Seufzend nehme ich den Berg an Formularen entgegen, registriere den Termin zur Arbeitssuchend-Beratung mit einem persönlichen Ansprechpartner.
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28.09.2009 nachmittags
Zuhause angekommen suche ich eine Frauenarztpraxis, da ich zu meinem vorherigen nicht mit dem Würschtle im Bauch gehen möchte. Dieser war grob und hatte einen angsteinflößenden Humor:
Arzt: „Sie haben da eine Zyste.“
Ich: „Aha, was heißt das?“
Arzt: „Das müssen wir beobachten. Wenn sie größer wird, ist das nicht gut.“
Ich: „Und was heißt das jetzt?“
Arzt: „Wenn sie größer wird, haben sie Krebs und müssen sterben.“
Öhm...
Die Praxis ist eine Gemeinschaftspraxis mit zwei weiblichen und einem männlichen Gynäkologen. Nächste Woche Montag ist ein Termin frei. Ich werde gefragt, ob ich lieber eine Frau oder einen Mann als Arzt hätte.
„Sind doch bestimmt alle nett und kompetent“, witzle ich, „der, der einen Termin frei hat soll mich übernehmen.“
Mal abwarten, ich hab da so eine Vermutung...
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29.09.2009
Bin neugierig. Ich surfe durchs Internet und stelle fest, dass ich schon in der 6. Woche schwanger bin – juhu! Nur noch 34 Wochen! Nach längerem Suchen bei Amazon habe ich zwei Bücher gefunden und bestelle diese – man will ja wissen, was in seinem Körper vorgeht, vor allem, weil mein Bauch weiterhin so komisch rummacht, als ob ich jeden Moment meine Tage bekommen würde. Es zoppelt, sticht, drückt wie wahnsinnig. Die Nächte sind eine Qual. Ich schlafe unruhig, träume bekloppte Dinge, wenn ich mich umdrehe, schmerzen meine Brüste so sehr, dass ich am liebsten wie ein kleines Kind heulen würde. Die sind aber auch riesig und fest geworden! Ach ja, und dann noch der Kampf mit dem Rauchen aufhören...
Habe gestern meine vermeintlich letzte Zigarette geraucht. Habe mir heute Vormittag doch wieder ein Päckchen geholt, drei geraucht, den Rest im Müll zerbröselt, damit ich nicht wieder in Versuchung komme. Habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, dass ich damit meinem Baby schade.
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30.09.2009
Ach du Scheiße, ist mir schlecht! SO also fühlt sich die morgendliche Übelkeit an. Oh man, und ich dachte schon, ich würde davor verschont werden, weil es mir bisher so gut ging.
Habe mir wieder ein Päckchen Zigaretten geholt, eineinhalb geraucht, den Rest wieder zerbröselt und weggeworfen. Schlechtes Gewissen!!
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Mir ist total langweilig. Ich putze die ganzen Spiegel im Haus. Muss aufhören, mir ist immer noch so schlecht. Hört bis zum Abend nicht auf. Schlecht, übel, würg. Habe mich aber noch nicht erbrochen.
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Mein Mann trinkt zum Abendessen Wein. Gemein! Ich nippe mal an seinem Glas – bäh! Schmeckt der auf einmal eklig. Weil ich schwanger bin oder weil ich mit dem Rauchen (fast) aufgehört habe?
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Um acht Uhr abends halte ich es nicht mehr aus. Ich hole mir wieder ein Päckchen Zigaretten. Kurz vor dem Schlafengehen rauche ich noch eine dritte, damit ich spüre, wie eklig das Rauchen ist. Der Rest landet wieder zerbröselt im Müll.
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01.10.2009
Ich hole mir wieder eine Schachtel Zigaretten. Nachdem ich eine geraucht habe, bekomme ich die Mutter aller Übelkeit. Ich schwöre mir, nachdem ich würgend vom Balkon schwanke, dass ich nie wieder eine anzünde! Rest als Brösel im Müll.
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Mir ist so langweilig. Vor allem, weil mir dauerschlecht ist, sodass ich meine freie Zeit gar nicht sinnvoll verbringen kann...
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Ich rufe bei einer Zeitarbeitsfirma an und mache gleich einen Vorstellungstermin für die nächste Woche aus.
Wenigstens kann ich meinen Mann nun abends kulinarisch verwöhnen. Bin den ganzen Tag so müde, schlafe mittags fast zwei Stunden und bin abends um sieben, acht Uhr schon wieder müde. Auweia.
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02.10.2009
Meine zwei Bücher sind heute mit der Post gekommen! Vieles, was da drin steht, beruhigt mich. Es ist also völlig normal, dass ich Schmerzen in der Brust und dem Bauch habe, dass ich den ganzen Tag müde bin und mir schlecht ist. Bis ich lese, dass es auch eine Eileiterschwangerschaft gibt, bei der das Embryo entfernt werden muss – sonst sterben Mutter und Kind! Jetzt wird mir noch schlechter als bisher schon! Ich trau mich plötzlich gar nicht mehr, mich auf das Baby zu freuen, vor lauter Angst, dass bei mir was schief gegangen ist. Ich habe plötzlich Angst vor dem Frauenarzttermin. Als ich mit meinem Mann darüber geredet hab, bekomme ich den nächsten Dämpfer: Er meinte, ich soll doch nicht immer alles so negativ sehen, soll doch positiv denken. Na toll! Männer! ER geht nicht am Montag zum Arzt und ER muss nicht mit der Angst leben!
Ich hab heute noch keine geraucht! SIEG!!
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04.10.2009
Habe heute erfahren, dass mein Mann und seine Exfrau nie über Schwangerschaften gesprochen haben. Sie hat zwei Kinder von ihm und war anscheinend eine von den Wunderfrauen, denen nie übel war, die gar nicht gespürt haben, dass sie schwanger sind, die noch im 8. Monat Tennis gespielt haben und dann die Kinder ohne Wehen wie der Esel im Galopp verloren haben.
Hab heute immer noch keine geraucht!!
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05.10.2009
Puh – Entwarnung! Baby hat es sich in der Gebärmutter bequem gemacht. Der Frauenarzt ist ein ganz netter. War irgendwie klar, dass ein Mann in diesem speziellen Beruf noch mehr Termine frei hat als eine Frau. Auf jeden Fall war er beim Abtasten total vorsichtig. Bei der Ultraschallaufnahme durfte ich auf dem Bildschirm mitgucken und sah begeistert, dass das Herz vom Würschtle wie verrückt schlug! Mir kamen die Tränen vor Freude, obwohl ich das schon durch die Bücher wusste, wie es aussieht. Aber dieser kleine, 5,5 mm große Wurm da auf dem Bild mit seinem klopfenden Herzen, das war MEINER!! Ein Bild durfte ich mitnehmen, nur leider sieht es viel unlebendiger als auf dem Bildschirm aus. Schön ist, dass die Praxis direkt am Klinikum liegt. Dort werde ich das Würschtle auch entbinden. Blöd ist, dass vor der Praxis