Das ungeteilte Vertrauen. Norbert Johannes Prenner

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Название Das ungeteilte Vertrauen
Автор произведения Norbert Johannes Prenner
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738082258



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daraus gemacht, die Kindsköpfe! Autos umschmeißen, darin sind sie wahre Meister! Wenn das meines gewesen wäre, du, ich glaub´, ich hätte einen von ihnen höchst persönlich erwürgt, das sag´ ich dir!“ „Ja“, seufzte Willi. „Was sagst du zu unserem Gewerkschaftshelden, Willi?“ „Allerhand! Der hat sich was getraut. War´s Heldenmut oder Dummheit? Die Russen haben bei uns noch ein paar Panzer stehen. Ob er das gewusst hat?“ „Weiß nicht“, sagte Erich, „aber wenn dich der Zorn packt, da – ich mein´, da wird man zum Tier. Da setzt der Verstand völlig aus. Ich war an der Westfront ...“, Hier brach Erich jäh ab.

      Wieder lag für kurze Zeit das Schweigen zwischen ihnen. Endlich sagte er: Es war ganz richtig, dass der Polizeichef gegen die eigenen Leute vorgegangen ist. Der hat wenigstens die Stirn, sich nicht von den Kommunisten über den Tisch ziehen zu lassen.“ „Immerhin, 0:1 gegen Schottland“, warf Willi ein, „vielleicht geht´s langsam bergauf mit uns?“ „Worum ich dich schon lange beneide, Willi, ist dein Ressort, ehrlich“, grinst Erich, und zündete sich eine Zigarette an. „Bis jetzt ist uns doch ohnehin Un-menschliches gelungen. Was ist seit damals nicht alles wieder aufgebaut, neu gemacht und unternommen worden, überleg´ einmal. Und jetzt so etwas ...“. Erich rieb seine brennenden Augen und fuhr fort: „Wenn du nur einmal die letzten Jahre her nimmst. Wir haben die Produktion steigern und mehr Leute beschäftigen können. Ja, gut, man muss sagen, mit amerikanischer Hilfe. Vielleicht war dieses patscherte Lohn-Preisabkommen nur der Auslöser für das ganze Theater. Hätten sie es eben transparenter machen sollen. Nachher sind immer alle g´scheiter, das kennen wir ja zur Genüge.“ „Da hat man Milliarden an Subventionen ausgegeben und plötzlich wirft man der Regierung vor, dass diese in Zukunft aufgehoben würden“, meinte der Sportredakteur. „Eben. Und die Amerikanerhilfe geht nur bis 52, und sie soll nicht die Konsumgüter verbilligen, sondern der Wirtschaft auf die Beine helfen“, meinte Erich. „Dann hätten uns die Herrschaften besser informieren sollen, oder? Mangelhafte Strategie das, oder was sagst du?“ „Kann schon sein. Den Kommunisten war´s Recht so. Die haben die ´Russische Stunde´ schon gefeiert.“ „Immerhin, zur Revolution hat´s nicht ganz gereicht“, sagte Willi, „wie sie in Floridsdorf gestartet sind, waren sie beinahe eine Armee. Bis zum Schottentor sind es leider nur mehr 1500 gewesen.“ „Aber genug zum Radau machen“, sagte Erich, „nachdem sie alles sorgfältigst vorbereitet haben. Ich ärgere mich heute noch über den Stromausfall am 26. September, du ja auch, wie gehört habe. Alles ist gestanden, keine Post ist durchgekommen, telefonieren hat man nicht können ...“. „Ja, das werde ich ihnen nicht vergessen. Meine Schwiegermutter hätte mit dem Zug aus St. Pölten kommen sollen. Es ist keiner gefahren.“ Willi schmunzelte. Erich sah ihm tief in die Augen, dann lachten sie beide. “Aber dass sie Meldungen unterschlagen haben, dafür gehört ihnen der Strick. Die Redelsführer sitzen heute ungestraft im Nationalrat. Wenn du sowas anzettelst, bist du in Sibirien.“, ärgerte sich Erich, und zog sich einen zweiten Stuhl näher, um seine Beine darauf zu legen. Auch Willi machte es sich so gemütlich, wie es eben in einer Tee-küche möglich war. „Willi, du sitzt so nahe beim Fenster, sei so lieb und lass ein bisserl frische Luft herein.“ Willi hob seinen Arm und öffnete im Sitzen das Fenster. Die kühle Abendluft, die zu ihnen in die Küche drang, roch nach Erde und frischem Grün aus den Gartenan-lagen der Innenhöfe. Das Krächzen der Raben übertönte den Straßen-lärm, den die Fuhrwerke, Autos und die Straßenbahnen verursachten. „Machen wir uns noch einen Kaffee, in Ordnung?“ Erich willigte ein, dann sagte er: „Zuerst haben sie einen Antrag zur Schaffung eines modernen Presserechtes gestellt.“ „Wer?“ „Die KPÖ-Journalisten, der Reiter, allen voran der Binder. Der hat verlangt, dass man die Eindämmung des Einflusses der Nazi – und SS-Publizistik vorantreiben soll. „Aha!“ „ Und dann, ich weiß, du warst nicht dabei, dann haben sie einen Antrag auf Ächtung der Atombombe und eine verstärkte Friedenspolitik der Gewerkschaft gestellt.” „Na und?“ fragte Willi. „Naja, der Herr Vorsitzende hat alle Hände voll zu tun gehabt, dass er die Versammlung heil über die Runden hat bringen können. Der „Abend“ hat dann geschrieben, dass dieser Landestag die bedenklichsten Hass-ausbrüche der sozialistischen Journalisten zum Ausdruck gebracht hätte. Sogar von der Phalanx der Kriegstreiber war die Rede.“ „Interessant! Davon weiß ich ja gar nichts“. „Das ist ja auch kein Wunder. Du läufst ja andauernd nur hinter irgendwelchen Bällen her“, meinte Erich und zwinkerte mit einem Auge. Willi schmunzelte. „Ach was, eine rauch´ ich noch“ beschloss Erich. Willi reichte ihm Feuer. „Danke, Herr Kollege! Weißt du“, fuhr er nach einer kleinen Weile fort, „was die Sache so ekelhaft macht ist, dass die Kommunisten überhaupt nicht kapieren, welche Bedeutung der Presse für die Sicher-heit unseres Landes zukommt, und schon gar nicht, welche Bedeutung die Gewerkschaft für die Entwicklung der Gesellschaft einnimmt und welche Verantwortung ihre Funktionäre haben.“ „Dessen sind sich jedoch nicht alle bewusst!“, wandte Willi ein. „Das mag in Ein-zelfällen schon stimmen. Alles in Allem – was haben sie also wirklich mit ihren Agitationen erreicht, frag´ ich mich? Bevor das Lohn-Preisabkommen ausgehandelt und beschlossen worden ist, haben sie begonnen, die Leute in den Betrieben verrückt zu machen. Dann ha-ben sie die Bundesregierung erpressen wollen, in gepflegter Straßen-manier versteht sich, und schließlich haben sie endlich einmal zeigen dürfen, wer sie sind, indem sie alles lahmgelegt haben. Das find´ ich hervorragend! Du nicht?“ „Weiß nicht“, antwortete Willi. „Und? Was ist jetzt? Jetzt sind sie am Widerstand ihrer eigenen Landsleute jämmerlich gescheitert. Mit dem Erfolg, dass sich die beiden Großparteien gegen den Einwand der vom Zentralkomitee der KPÖ gesteuerten Journalisten durchgesetzt haben, ihnen eine Loyalitätserklärung abzuringen, damit so eine Schweinerei nicht ungestraft noch einmal stattfinden kann.“ „Dann war´s ja doch für was gut“, meinte der Sport-chef. „Vielleicht. Immerhin sind die Chefredakteure der Kommunistenblätter von der Gewerkschaft ausgeschlossen worden“, fügte Erich hinzu. „Genau! Die kommunistischen Sektionsfunktionäre aber nicht, wie ich gehört habe. So schaut die Wirklichkeit aus“, meinte Willi achselzuckend.

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